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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Nachblasen notwendig war. In dem kleinen Konverter wurden über
50 Chargen verblasen. Als Zuschlag gab Thomas ein Gemisch von
1 Tl. Eisenoxyd (blue billy) und 2 Tln. Kalk. Die Haltbarkeit des
Futters ergab sich als die wichtigste Forderung für die Ausführung
des Verfahrens.

Im Winter 1878/79 folgten dann auf der Estonhütte die Versuche
im grossen, welche zur dauernden Einführung des Thomasprozesses
daselbst führten. Das graue
Roheisen, welches man hier
verwendete, hatte nur 1 bis
11/2 Prozent Phosphor und
Thomas war noch der irrigen
Ansicht, dass Roheisen mit ge-
ringerem Phosphorgehalt den
Vorzug verdiene, weil die Ab-
scheidung einer geringeren
Menge Phosphor weniger Ar-
beit und weniger Abbrand
erfordere. Bei 11/2 Prozent
Phosphor im Roheisen betrug
der Abbrand auf der Eston-
hütte 17 Prozent und dieser
höhere Abbrand gegenüber
dem Bessemerprozess bildete
anfangs den Haupteinwand
gegen das Verfahren.

Natürlich war ja die Zu-
kunft des Thomasprozesses in
erster Linie von der Kosten-
frage abhängig, und hierfür

[Abbildung] Fig. 265.
lagen die Verhältnisse in England weniger günstig als in Deutsch-
land, indem der Preisunterschied zwischen phosphorreichem und phos-
phorarmem Roheisen dort nicht so bedeutend war wie in Deutschland,
welches einen grossen Reichtum an phosphorreichen Eisenerzen, be-
sonders in Luxemburg und nördlich des Harzes (Ilsede), besass. Dies
war der Hauptgrund, warum in England die Fortschritte des Thomas-
prozesses nur gering waren, während sich derselbe in Deutschland
rasch und in grossartiger Weise ausbreitete. Hierzu kam die prak-
tische und theoretische Ausbildung des Prozesses durch deutsche
Eisenhüttenleute. Anfang des Jahres 1879 hatten, wie erwähnt, die

Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Nachblasen notwendig war. In dem kleinen Konverter wurden über
50 Chargen verblasen. Als Zuschlag gab Thomas ein Gemisch von
1 Tl. Eisenoxyd (blue billy) und 2 Tln. Kalk. Die Haltbarkeit des
Futters ergab sich als die wichtigste Forderung für die Ausführung
des Verfahrens.

Im Winter 1878/79 folgten dann auf der Estonhütte die Versuche
im groſsen, welche zur dauernden Einführung des Thomasprozesses
daselbst führten. Das graue
Roheisen, welches man hier
verwendete, hatte nur 1 bis
1½ Prozent Phosphor und
Thomas war noch der irrigen
Ansicht, daſs Roheisen mit ge-
ringerem Phosphorgehalt den
Vorzug verdiene, weil die Ab-
scheidung einer geringeren
Menge Phosphor weniger Ar-
beit und weniger Abbrand
erfordere. Bei 1½ Prozent
Phosphor im Roheisen betrug
der Abbrand auf der Eston-
hütte 17 Prozent und dieser
höhere Abbrand gegenüber
dem Bessemerprozeſs bildete
anfangs den Haupteinwand
gegen das Verfahren.

Natürlich war ja die Zu-
kunft des Thomasprozesses in
erster Linie von der Kosten-
frage abhängig, und hierfür

[Abbildung] Fig. 265.
lagen die Verhältnisse in England weniger günstig als in Deutsch-
land, indem der Preisunterschied zwischen phosphorreichem und phos-
phorarmem Roheisen dort nicht so bedeutend war wie in Deutschland,
welches einen groſsen Reichtum an phosphorreichen Eisenerzen, be-
sonders in Luxemburg und nördlich des Harzes (Ilsede), besaſs. Dies
war der Hauptgrund, warum in England die Fortschritte des Thomas-
prozesses nur gering waren, während sich derselbe in Deutschland
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tische und theoretische Ausbildung des Prozesses durch deutsche
Eisenhüttenleute. Anfang des Jahres 1879 hatten, wie erwähnt, die

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[649/0665] Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses. Nachblasen notwendig war. In dem kleinen Konverter wurden über 50 Chargen verblasen. Als Zuschlag gab Thomas ein Gemisch von 1 Tl. Eisenoxyd (blue billy) und 2 Tln. Kalk. Die Haltbarkeit des Futters ergab sich als die wichtigste Forderung für die Ausführung des Verfahrens. Im Winter 1878/79 folgten dann auf der Estonhütte die Versuche im groſsen, welche zur dauernden Einführung des Thomasprozesses daselbst führten. Das graue Roheisen, welches man hier verwendete, hatte nur 1 bis 1½ Prozent Phosphor und Thomas war noch der irrigen Ansicht, daſs Roheisen mit ge- ringerem Phosphorgehalt den Vorzug verdiene, weil die Ab- scheidung einer geringeren Menge Phosphor weniger Ar- beit und weniger Abbrand erfordere. Bei 1½ Prozent Phosphor im Roheisen betrug der Abbrand auf der Eston- hütte 17 Prozent und dieser höhere Abbrand gegenüber dem Bessemerprozeſs bildete anfangs den Haupteinwand gegen das Verfahren. Natürlich war ja die Zu- kunft des Thomasprozesses in erster Linie von der Kosten- frage abhängig, und hierfür [Abbildung Fig. 265.] lagen die Verhältnisse in England weniger günstig als in Deutsch- land, indem der Preisunterschied zwischen phosphorreichem und phos- phorarmem Roheisen dort nicht so bedeutend war wie in Deutschland, welches einen groſsen Reichtum an phosphorreichen Eisenerzen, be- sonders in Luxemburg und nördlich des Harzes (Ilsede), besaſs. Dies war der Hauptgrund, warum in England die Fortschritte des Thomas- prozesses nur gering waren, während sich derselbe in Deutschland rasch und in groſsartiger Weise ausbreitete. Hierzu kam die prak- tische und theoretische Ausbildung des Prozesses durch deutsche Eisenhüttenleute. Anfang des Jahres 1879 hatten, wie erwähnt, die

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/665>, abgerufen am 22.11.2024.