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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Der saure oder Bessemerprozess bis 1880.
ein Patent (D. R. P. Nr. 9701) auf Ausfütterung der Birnen mit
Bauxit.

A. Holley konstruierte eine verbesserte Aufhängung der Birne
in einem Tragring mit Schildzapfen (Fig. 259 a. v. S.), wodurch es
möglich wurde, bei Reparaturen die ganze Birne auszuwechseln.
R. M. Daelen machte (1880) ausser Boden und Unterteil auch den
cylindrischen Mantel auswechselbar.

Die Gebläsemaschinen der Bessemerhütten waren meistens zwei-
cylindrig und öfter liegend als stehend. In Amerika wendete man
entsprechend dem intensiveren Betriebe stärkere Gebläse mit rascherem
Gange, die mit Klappenventilen für Ein- und Auslass versehen waren,
an. Wie viel kräftiger die amerikanischen Gebläsemaschinen schon
Anfang der siebziger Jahre waren, ergiebt sich aus nachstehenden
Zahlen:

[Tabelle]

Die hydraulische Bewegung der Birne und der Giesspfanne hatte
bereits Bessemer eingeführt. In Amerika, wo man bestrebt war, den
Betrieb zu einem durchaus mechanischen zu machen, dehnte man den
hydraulischen Druck auch auf die Drehkräne aus, von denen mehrere
so verbunden waren, dass vom Eintragen des flüssigen Eisens in den
Konverter bis zum Absetzen der erstarrten Blöcke (Ingots) alles
durch Kranbewegung geschah. Hierzu wendete man die starken
gekuppelten Worthington-Pumpen an. Der Wasserdruck wurde an-
gesammelt und reguliert durch Akkumulatoren. Von solchen hatten
sich 1878 die Differentialakkumulatoren mit durchgehender verjüngter
Kolbenstange nach Twedells Erfindung bewährt. Der Schnellbetrieb
wurde ausserdem dadurch wesentlich gefördert, dass alle Hauptapparate
doppelt vorhanden waren, so dass immer abwechselnd die einen und
die anderen verwendet werden konnten. Eine amerikanische Bessemer-
anlage zu Anfang der siebziger Jahre bestand nach der Beschreibung
von Lenok Smith aus 2 Birnen von 5 bis 7 Tonnen, 1 Gusspfanne

Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
ein Patent (D. R. P. Nr. 9701) auf Ausfütterung der Birnen mit
Bauxit.

A. Holley konstruierte eine verbesserte Aufhängung der Birne
in einem Tragring mit Schildzapfen (Fig. 259 a. v. S.), wodurch es
möglich wurde, bei Reparaturen die ganze Birne auszuwechseln.
R. M. Daelen machte (1880) auſser Boden und Unterteil auch den
cylindrischen Mantel auswechselbar.

Die Gebläsemaschinen der Bessemerhütten waren meistens zwei-
cylindrig und öfter liegend als stehend. In Amerika wendete man
entsprechend dem intensiveren Betriebe stärkere Gebläse mit rascherem
Gange, die mit Klappenventilen für Ein- und Auslaſs versehen waren,
an. Wie viel kräftiger die amerikanischen Gebläsemaschinen schon
Anfang der siebziger Jahre waren, ergiebt sich aus nachstehenden
Zahlen:

[Tabelle]

Die hydraulische Bewegung der Birne und der Gieſspfanne hatte
bereits Bessemer eingeführt. In Amerika, wo man bestrebt war, den
Betrieb zu einem durchaus mechanischen zu machen, dehnte man den
hydraulischen Druck auch auf die Drehkräne aus, von denen mehrere
so verbunden waren, daſs vom Eintragen des flüssigen Eisens in den
Konverter bis zum Absetzen der erstarrten Blöcke (Ingots) alles
durch Kranbewegung geschah. Hierzu wendete man die starken
gekuppelten Worthington-Pumpen an. Der Wasserdruck wurde an-
gesammelt und reguliert durch Akkumulatoren. Von solchen hatten
sich 1878 die Differentialakkumulatoren mit durchgehender verjüngter
Kolbenstange nach Twedells Erfindung bewährt. Der Schnellbetrieb
wurde auſserdem dadurch wesentlich gefördert, daſs alle Hauptapparate
doppelt vorhanden waren, so daſs immer abwechselnd die einen und
die anderen verwendet werden konnten. Eine amerikanische Bessemer-
anlage zu Anfang der siebziger Jahre bestand nach der Beschreibung
von Lenok Smith aus 2 Birnen von 5 bis 7 Tonnen, 1 Guſspfanne

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[620/0636] Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880. ein Patent (D. R. P. Nr. 9701) auf Ausfütterung der Birnen mit Bauxit. A. Holley konstruierte eine verbesserte Aufhängung der Birne in einem Tragring mit Schildzapfen (Fig. 259 a. v. S.), wodurch es möglich wurde, bei Reparaturen die ganze Birne auszuwechseln. R. M. Daelen machte (1880) auſser Boden und Unterteil auch den cylindrischen Mantel auswechselbar. Die Gebläsemaschinen der Bessemerhütten waren meistens zwei- cylindrig und öfter liegend als stehend. In Amerika wendete man entsprechend dem intensiveren Betriebe stärkere Gebläse mit rascherem Gange, die mit Klappenventilen für Ein- und Auslaſs versehen waren, an. Wie viel kräftiger die amerikanischen Gebläsemaschinen schon Anfang der siebziger Jahre waren, ergiebt sich aus nachstehenden Zahlen: Die hydraulische Bewegung der Birne und der Gieſspfanne hatte bereits Bessemer eingeführt. In Amerika, wo man bestrebt war, den Betrieb zu einem durchaus mechanischen zu machen, dehnte man den hydraulischen Druck auch auf die Drehkräne aus, von denen mehrere so verbunden waren, daſs vom Eintragen des flüssigen Eisens in den Konverter bis zum Absetzen der erstarrten Blöcke (Ingots) alles durch Kranbewegung geschah. Hierzu wendete man die starken gekuppelten Worthington-Pumpen an. Der Wasserdruck wurde an- gesammelt und reguliert durch Akkumulatoren. Von solchen hatten sich 1878 die Differentialakkumulatoren mit durchgehender verjüngter Kolbenstange nach Twedells Erfindung bewährt. Der Schnellbetrieb wurde auſserdem dadurch wesentlich gefördert, daſs alle Hauptapparate doppelt vorhanden waren, so daſs immer abwechselnd die einen und die anderen verwendet werden konnten. Eine amerikanische Bessemer- anlage zu Anfang der siebziger Jahre bestand nach der Beschreibung von Lenok Smith aus 2 Birnen von 5 bis 7 Tonnen, 1 Guſspfanne

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/636>, abgerufen am 22.11.2024.