mehr als an den dickeren; 3. die Widerstandsfähigkeit des Gusseisens gegen Belastung und Stoss wird vermehrt; 4. der Verlust der Elasticität wird vermindert; 5. die Schwindung wird fast ganz auf- gehoben; 6. die Flüssigkeit des Eisens wird erhöht. Man kann also auch durch Zusatz von Aluminium weisses Eisen in graues überführen und zwar wird das hierbei erhaltene Endprodukt für die meisten Zwecke besser sein als das durch Zusatz von Silicium erhaltene. Ein Aluminiumzusatz von 2 Prozent soll die Bruchfestigkeit um das Dreifache vermehren. Dennoch ist die Verwendung des Aluminiums zu diesem Zweck in der Eisengiesserei der Kosten wegen bis jetzt nur eine beschränkte geblieben. Für Qualitätsguss wird es zuweilen in der Giesspfanne zugesetzt. Früher musste man sich des Aluminium- metalls bedienen, jetzt bedient man sich vorteilhafter des im grossen bereiteten Ferroaluminiums, und zwar am besten in der Weise, dass man ein entsprechendes Stück davon in die leere Giesspfanne legt und dann das geschmolzene Gusseisen darüber giesst. Auf den "Mitisguss", welcher mit Hülfe von Aluminium erzielt wird, kommen wir später zurück.
Auch ein Phosphorgehalt ist innerhalb gewisser Grenzen von Nutzen. Er macht das Eisen nicht nur flüssiger, was schon früher bekannt war, sondern er erhöht auch die Festigkeit, und zwar liegt nach R. Akerman1) die grösste Festigkeit bei einem Phosphor- gehalt von 0,25 Prozent, wenn gleichzeitig der gebundene Kohlenstoff 0,8 bis 1,4 Prozent beträgt.
W. J. Keep2), der ebenfalls 1889 die Wirkung des Phosphors auf das Gusseisen untersucht hat, kommt zu dem Schluss, dass ein mässiger Phosphorgehalt von etwa 1/2 bis 1 Prozent noch günstig auf das Verhalten des Giessereiroheisens einwirke, ein höherer Gehalt aber die Festigkeit beeinträchtige.
Im allgemeinen macht Phosphor das Gusseisen spröde. Ledebur hält deshalb für stark beanspruchten Bauguss 1/2 Prozent schon für zu viel. Th. D. West giebt 0,7 Prozent als obere Grenze an.
Über den Einfluss des Mangans auf die Eigenschaften des Guss- eisens haben namentlich Scheffer und Ledebur Untersuchungen veröffentlicht 3). Dr. Wüst hält einen Mangangehalt von 0,8 Prozent für zulässig, während der Amerikaner Th. D. West 0,35 Prozent als
1) Die Bedingungen für zweckentsprechende Erzeugung von Eisenguss. Jernkontoret An. 1889; Stahl und Eisen 1889, S. 863.
2) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 604.
3) Siehe Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen 1880, S. 5.
Die Eisengieſserei seit 1870.
mehr als an den dickeren; 3. die Widerstandsfähigkeit des Guſseisens gegen Belastung und Stoſs wird vermehrt; 4. der Verlust der Elasticität wird vermindert; 5. die Schwindung wird fast ganz auf- gehoben; 6. die Flüssigkeit des Eisens wird erhöht. Man kann also auch durch Zusatz von Aluminium weiſses Eisen in graues überführen und zwar wird das hierbei erhaltene Endprodukt für die meisten Zwecke besser sein als das durch Zusatz von Silicium erhaltene. Ein Aluminiumzusatz von 2 Prozent soll die Bruchfestigkeit um das Dreifache vermehren. Dennoch ist die Verwendung des Aluminiums zu diesem Zweck in der Eisengieſserei der Kosten wegen bis jetzt nur eine beschränkte geblieben. Für Qualitätsguſs wird es zuweilen in der Gieſspfanne zugesetzt. Früher muſste man sich des Aluminium- metalls bedienen, jetzt bedient man sich vorteilhafter des im groſsen bereiteten Ferroaluminiums, und zwar am besten in der Weise, daſs man ein entsprechendes Stück davon in die leere Gieſspfanne legt und dann das geschmolzene Guſseisen darüber gieſst. Auf den „Mitisguſs“, welcher mit Hülfe von Aluminium erzielt wird, kommen wir später zurück.
Auch ein Phosphorgehalt ist innerhalb gewisser Grenzen von Nutzen. Er macht das Eisen nicht nur flüssiger, was schon früher bekannt war, sondern er erhöht auch die Festigkeit, und zwar liegt nach R. Åkerman1) die gröſste Festigkeit bei einem Phosphor- gehalt von 0,25 Prozent, wenn gleichzeitig der gebundene Kohlenstoff 0,8 bis 1,4 Prozent beträgt.
W. J. Keep2), der ebenfalls 1889 die Wirkung des Phosphors auf das Guſseisen untersucht hat, kommt zu dem Schluſs, daſs ein mäſsiger Phosphorgehalt von etwa ½ bis 1 Prozent noch günstig auf das Verhalten des Gieſsereiroheisens einwirke, ein höherer Gehalt aber die Festigkeit beeinträchtige.
Im allgemeinen macht Phosphor das Guſseisen spröde. Ledebur hält deshalb für stark beanspruchten Bauguſs ½ Prozent schon für zu viel. Th. D. West giebt 0,7 Prozent als obere Grenze an.
Über den Einfluſs des Mangans auf die Eigenschaften des Guſs- eisens haben namentlich Scheffer und Ledebur Untersuchungen veröffentlicht 3). Dr. Wüst hält einen Mangangehalt von 0,8 Prozent für zulässig, während der Amerikaner Th. D. West 0,35 Prozent als
1) Die Bedingungen für zweckentsprechende Erzeugung von Eisenguſs. Jernkontoret An. 1889; Stahl und Eisen 1889, S. 863.
2) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 604.
3) Siehe Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen 1880, S. 5.
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Die Eisengieſserei seit 1870.
mehr als an den dickeren; 3. die Widerstandsfähigkeit des Guſseisens
gegen Belastung und Stoſs wird vermehrt; 4. der Verlust der
Elasticität wird vermindert; 5. die Schwindung wird fast ganz auf-
gehoben; 6. die Flüssigkeit des Eisens wird erhöht. Man kann also
auch durch Zusatz von Aluminium weiſses Eisen in graues überführen
und zwar wird das hierbei erhaltene Endprodukt für die meisten
Zwecke besser sein als das durch Zusatz von Silicium erhaltene.
Ein Aluminiumzusatz von 2 Prozent soll die Bruchfestigkeit um das
Dreifache vermehren. Dennoch ist die Verwendung des Aluminiums
zu diesem Zweck in der Eisengieſserei der Kosten wegen bis jetzt nur
eine beschränkte geblieben. Für Qualitätsguſs wird es zuweilen in
der Gieſspfanne zugesetzt. Früher muſste man sich des Aluminium-
metalls bedienen, jetzt bedient man sich vorteilhafter des im groſsen
bereiteten Ferroaluminiums, und zwar am besten in der Weise, daſs
man ein entsprechendes Stück davon in die leere Gieſspfanne legt
und dann das geschmolzene Guſseisen darüber gieſst. Auf den
„Mitisguſs“, welcher mit Hülfe von Aluminium erzielt wird, kommen
wir später zurück.
Auch ein Phosphorgehalt ist innerhalb gewisser Grenzen von
Nutzen. Er macht das Eisen nicht nur flüssiger, was schon früher
bekannt war, sondern er erhöht auch die Festigkeit, und zwar liegt
nach R. Åkerman 1) die gröſste Festigkeit bei einem Phosphor-
gehalt von 0,25 Prozent, wenn gleichzeitig der gebundene Kohlenstoff
0,8 bis 1,4 Prozent beträgt.
W. J. Keep 2), der ebenfalls 1889 die Wirkung des Phosphors
auf das Guſseisen untersucht hat, kommt zu dem Schluſs, daſs ein
mäſsiger Phosphorgehalt von etwa ½ bis 1 Prozent noch günstig auf
das Verhalten des Gieſsereiroheisens einwirke, ein höherer Gehalt
aber die Festigkeit beeinträchtige.
Im allgemeinen macht Phosphor das Guſseisen spröde. Ledebur
hält deshalb für stark beanspruchten Bauguſs ½ Prozent schon für
zu viel. Th. D. West giebt 0,7 Prozent als obere Grenze an.
Über den Einfluſs des Mangans auf die Eigenschaften des Guſs-
eisens haben namentlich Scheffer und Ledebur Untersuchungen
veröffentlicht 3). Dr. Wüst hält einen Mangangehalt von 0,8 Prozent
für zulässig, während der Amerikaner Th. D. West 0,35 Prozent als
1) Die Bedingungen für zweckentsprechende Erzeugung von Eisenguſs.
Jernkontoret An. 1889; Stahl und Eisen 1889, S. 863.
2) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 604.
3) Siehe Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen
1880, S. 5.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/546>, abgerufen am 22.11.2024.
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