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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.
Ferrosilicium ein gutes Material für Gusszwecke erzielen kann, aus-
gezeichnet durch hohe Festigkeit, geringe Schwindung und geringe
Neigung zum Abschrecken. Während Jüngst diese Wirkung dem
Silicium zuschrieb, war A. Ledebur der Ansicht, dass dieses nur
mittelbar gewirkt habe, indem das weisse Roheisen reiner war, weniger
fremde Stoffe enthielt, als es heisserblasenes Graueisen zu haben
pflegt; dagegen hob er hervor, dass ein Siliciumgehalt den Graphit
im Roheisen schütze, so dass es öfter umgeschmolzen werden könne,
ohne weiss zu werden.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren nicht nur von
theoretischer, sondern auch von praktischer Bedeutung. Man konnte
durch Zusatz von Ferrosilicium geringes Brucheisen und sogar ver-
branntes Eisen mit Vorteil verschmelzen. Besonders hat dieser
Betrieb in Frankreich eine grosse Bedeutung erlangt, während sich in
Deutschland, wo gute Giessereiroheisensorten erzeugt werden, die
Verwendung von Ferrosilicium im Allgemeinen als zu teuer erwiesen
hat. Dagegen stellten die Hochofenwerke alsbald siliciumreiche
Giessereiroheisensorten zur Gattierung dar; so machte z. B. Gjers zu
Ayrsome bei Middlesborough schon 1887 in einem Hochofen aus-
schliesslich ein solches Eisen mit 9 bis 13 Prozent Silicium für den
Gebrauch der Giessereien. Gutes Giessereiroheisen pflegt 2,5 bis
3,5 Prozent Silicium zu enthalten.

In ähnlicher Weise wurde auch der Einfluss des Phosphors,
des Aluminiums und anderer Stoffe auf das Gusseisen genauer
untersucht. Letzteres hat dadurch, dass es ausserordentlich viel
billiger geworden ist, seit 1890 Bedeutung für die Eisengiesserei
erlangt. Dass ein Zusatz von Aluminium zum Roheisen reinigend
wirkt und es dünnflüssiger macht, war schon länger bekannt.
Ledebur erklärte 1887 diese Wirkung aus der durch das Alu-
minium bewirkten Reduktion im Roheisen enthaltener oxydischer
Verbindungen. J. Keep 1), der über diese Frage zahlreiche Versuche
angestellt hat, schrieb (1888) dem Aluminium folgende gute Ein-
wirkungen auf das Giessereiroheisen zu : 1. es erhöht die Dichtigkeit
der Güsse; 2. es hält Kohlenstoff gebunden bis zum Moment des Er-
starrens, wobei dieser plötzlich als grossblättriger Graphit ausgeschieden
wird. Je rascher die Abkühlung eintritt, je mehr Kohlenstoff wird
ausgeschieden, deshalb an den dünneren Stellen eines Gussstücks

1) Siehe Iron, Bd. XXXV, S. 444; Ironmonger 1890, N. 860, S. 148; Stahl u.
Eisen 1890, S. 696.
Beck, Geschichte des Eisens. 34

Die Eisengieſserei seit 1870.
Ferrosilicium ein gutes Material für Guſszwecke erzielen kann, aus-
gezeichnet durch hohe Festigkeit, geringe Schwindung und geringe
Neigung zum Abschrecken. Während Jüngst diese Wirkung dem
Silicium zuschrieb, war A. Ledebur der Ansicht, daſs dieses nur
mittelbar gewirkt habe, indem das weiſse Roheisen reiner war, weniger
fremde Stoffe enthielt, als es heiſserblasenes Graueisen zu haben
pflegt; dagegen hob er hervor, daſs ein Siliciumgehalt den Graphit
im Roheisen schütze, so daſs es öfter umgeschmolzen werden könne,
ohne weiſs zu werden.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren nicht nur von
theoretischer, sondern auch von praktischer Bedeutung. Man konnte
durch Zusatz von Ferrosilicium geringes Brucheisen und sogar ver-
branntes Eisen mit Vorteil verschmelzen. Besonders hat dieser
Betrieb in Frankreich eine groſse Bedeutung erlangt, während sich in
Deutschland, wo gute Gieſsereiroheisensorten erzeugt werden, die
Verwendung von Ferrosilicium im Allgemeinen als zu teuer erwiesen
hat. Dagegen stellten die Hochofenwerke alsbald siliciumreiche
Gieſsereiroheisensorten zur Gattierung dar; so machte z. B. Gjers zu
Ayrsome bei Middlesborough schon 1887 in einem Hochofen aus-
schlieſslich ein solches Eisen mit 9 bis 13 Prozent Silicium für den
Gebrauch der Gieſsereien. Gutes Gieſsereiroheisen pflegt 2,5 bis
3,5 Prozent Silicium zu enthalten.

In ähnlicher Weise wurde auch der Einfluſs des Phosphors,
des Aluminiums und anderer Stoffe auf das Guſseisen genauer
untersucht. Letzteres hat dadurch, daſs es auſserordentlich viel
billiger geworden ist, seit 1890 Bedeutung für die Eisengieſserei
erlangt. Daſs ein Zusatz von Aluminium zum Roheisen reinigend
wirkt und es dünnflüssiger macht, war schon länger bekannt.
Ledebur erklärte 1887 diese Wirkung aus der durch das Alu-
minium bewirkten Reduktion im Roheisen enthaltener oxydischer
Verbindungen. J. Keep 1), der über diese Frage zahlreiche Versuche
angestellt hat, schrieb (1888) dem Aluminium folgende gute Ein-
wirkungen auf das Gieſsereiroheisen zu : 1. es erhöht die Dichtigkeit
der Güsse; 2. es hält Kohlenstoff gebunden bis zum Moment des Er-
starrens, wobei dieser plötzlich als groſsblättriger Graphit ausgeschieden
wird. Je rascher die Abkühlung eintritt, je mehr Kohlenstoff wird
ausgeschieden, deshalb an den dünneren Stellen eines Guſsstücks

1) Siehe Iron, Bd. XXXV, S. 444; Ironmonger 1890, N. 860, S. 148; Stahl u.
Eisen 1890, S. 696.
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[529/0545] Die Eisengieſserei seit 1870. Ferrosilicium ein gutes Material für Guſszwecke erzielen kann, aus- gezeichnet durch hohe Festigkeit, geringe Schwindung und geringe Neigung zum Abschrecken. Während Jüngst diese Wirkung dem Silicium zuschrieb, war A. Ledebur der Ansicht, daſs dieses nur mittelbar gewirkt habe, indem das weiſse Roheisen reiner war, weniger fremde Stoffe enthielt, als es heiſserblasenes Graueisen zu haben pflegt; dagegen hob er hervor, daſs ein Siliciumgehalt den Graphit im Roheisen schütze, so daſs es öfter umgeschmolzen werden könne, ohne weiſs zu werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren nicht nur von theoretischer, sondern auch von praktischer Bedeutung. Man konnte durch Zusatz von Ferrosilicium geringes Brucheisen und sogar ver- branntes Eisen mit Vorteil verschmelzen. Besonders hat dieser Betrieb in Frankreich eine groſse Bedeutung erlangt, während sich in Deutschland, wo gute Gieſsereiroheisensorten erzeugt werden, die Verwendung von Ferrosilicium im Allgemeinen als zu teuer erwiesen hat. Dagegen stellten die Hochofenwerke alsbald siliciumreiche Gieſsereiroheisensorten zur Gattierung dar; so machte z. B. Gjers zu Ayrsome bei Middlesborough schon 1887 in einem Hochofen aus- schlieſslich ein solches Eisen mit 9 bis 13 Prozent Silicium für den Gebrauch der Gieſsereien. Gutes Gieſsereiroheisen pflegt 2,5 bis 3,5 Prozent Silicium zu enthalten. In ähnlicher Weise wurde auch der Einfluſs des Phosphors, des Aluminiums und anderer Stoffe auf das Guſseisen genauer untersucht. Letzteres hat dadurch, daſs es auſserordentlich viel billiger geworden ist, seit 1890 Bedeutung für die Eisengieſserei erlangt. Daſs ein Zusatz von Aluminium zum Roheisen reinigend wirkt und es dünnflüssiger macht, war schon länger bekannt. Ledebur erklärte 1887 diese Wirkung aus der durch das Alu- minium bewirkten Reduktion im Roheisen enthaltener oxydischer Verbindungen. J. Keep 1), der über diese Frage zahlreiche Versuche angestellt hat, schrieb (1888) dem Aluminium folgende gute Ein- wirkungen auf das Gieſsereiroheisen zu : 1. es erhöht die Dichtigkeit der Güsse; 2. es hält Kohlenstoff gebunden bis zum Moment des Er- starrens, wobei dieser plötzlich als groſsblättriger Graphit ausgeschieden wird. Je rascher die Abkühlung eintritt, je mehr Kohlenstoff wird ausgeschieden, deshalb an den dünneren Stellen eines Guſsstücks 1) Siehe Iron, Bd. XXXV, S. 444; Ironmonger 1890, N. 860, S. 148; Stahl u. Eisen 1890, S. 696. Beck, Geschichte des Eisens. 34

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/545>, abgerufen am 22.11.2024.