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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.

Der Wind ist die Lebensluft des Hochofens und seine Zuführung,
Menge, Pressung und Erhitzung von grösster Wichtigkeit.

Für die Bestimmung der Windmenge wurden zahlreiche
Tabellen nicht nur in Zahlen, sondern auch graphische, wie z. B. von
Bornemann 1860 veröffentlicht. In Rittingers Erfahrungen für
1860 ist eine Kritik der verschiedenen Windtabellen und eine An-
leitung zur Anfertigung graphischer Tabellen von Schmidt enthalten.
P. Tunner, Rittinger und v. Hauer haben zuerst den Widerstand
des Druckes im Ofengestell berücksichtigt, während man bis dahin
den Wind berechnete, als wie wenn er frei ausströmte. Tunner mass
diesen Gegendruck, indem er eine schmiedeeiserne Röhre in dem Ofen
niedergehen liess und diese mit einem Manometer verband. Schmid-
hammer
bestimmte den Druck im Hochofengestell auf Rittingers
Veranlassung dadurch, dass er die Arbeit der Dampfmaschine
ermittelte, welche nötig war, um dieselbe Windmenge bei geschlossener
und bei zurückgezogener Düse auszupressen, wobei er etwas andere Werte
ermittelte als Tunner. Er fand bei einem Hochofen zu Neuberg die
Pressung bei vorgeschobenen Düsen 22,5 Linien, bei zurückgeschobenen
14,5 Linien, die Differenz von 8 Linien drückt also die Pressung im
Gestell aus. Das Manometer zeigte dagegen bei direkter Messung
11 Linien Pressung.

Hauer legte Schmidhammers Beobachtungen seinen Wind-
berechnungen zu Grunde, die ergaben, dass ohne Berücksichtigung
dieses Widerstandes die Zahlen etwa 40 Prozent zu hoch ausfielen.

Cages rechnet (1860) auf 1 cbm festen Kohlenstoff eine Maximal-
menge von 4440 cbm Wind.

H. Buschbeck in Lauchhammer hat 1861 Zahlen für den Wind-
bedarf im Hochofen bei verschiedenen Brennstoffen und Eisensorten
mitgeteilt 1).

In England ermittelte man folgende Werte des Windverbrauchs
für die Produktion von einer Tonne Roheisen:

[Tabelle]

v. Mayrhofer lieferte 1866 neue Tabellen über die Geschwindig-
keit und Menge des Windes und den entsprechenden Kraftbedarf 2).


1) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1861, S. 16.
2) Siehe Leobener Jahrbuch 1867, S. 240.
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.

Der Wind ist die Lebensluft des Hochofens und seine Zuführung,
Menge, Pressung und Erhitzung von gröſster Wichtigkeit.

Für die Bestimmung der Windmenge wurden zahlreiche
Tabellen nicht nur in Zahlen, sondern auch graphische, wie z. B. von
Bornemann 1860 veröffentlicht. In Rittingers Erfahrungen für
1860 ist eine Kritik der verschiedenen Windtabellen und eine An-
leitung zur Anfertigung graphischer Tabellen von Schmidt enthalten.
P. Tunner, Rittinger und v. Hauer haben zuerst den Widerstand
des Druckes im Ofengestell berücksichtigt, während man bis dahin
den Wind berechnete, als wie wenn er frei ausströmte. Tunner maſs
diesen Gegendruck, indem er eine schmiedeeiserne Röhre in dem Ofen
niedergehen lieſs und diese mit einem Manometer verband. Schmid-
hammer
bestimmte den Druck im Hochofengestell auf Rittingers
Veranlassung dadurch, daſs er die Arbeit der Dampfmaschine
ermittelte, welche nötig war, um dieselbe Windmenge bei geschlossener
und bei zurückgezogener Düse auszupressen, wobei er etwas andere Werte
ermittelte als Tunner. Er fand bei einem Hochofen zu Neuberg die
Pressung bei vorgeschobenen Düsen 22,5 Linien, bei zurückgeschobenen
14,5 Linien, die Differenz von 8 Linien drückt also die Pressung im
Gestell aus. Das Manometer zeigte dagegen bei direkter Messung
11 Linien Pressung.

Hauer legte Schmidhammers Beobachtungen seinen Wind-
berechnungen zu Grunde, die ergaben, daſs ohne Berücksichtigung
dieses Widerstandes die Zahlen etwa 40 Prozent zu hoch ausfielen.

Cages rechnet (1860) auf 1 cbm festen Kohlenstoff eine Maximal-
menge von 4440 cbm Wind.

H. Buschbeck in Lauchhammer hat 1861 Zahlen für den Wind-
bedarf im Hochofen bei verschiedenen Brennstoffen und Eisensorten
mitgeteilt 1).

In England ermittelte man folgende Werte des Windverbrauchs
für die Produktion von einer Tonne Roheisen:

[Tabelle]

v. Mayrhofer lieferte 1866 neue Tabellen über die Geschwindig-
keit und Menge des Windes und den entsprechenden Kraftbedarf 2).


1) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1861, S. 16.
2) Siehe Leobener Jahrbuch 1867, S. 240.
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[38/0052] Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb. Der Wind ist die Lebensluft des Hochofens und seine Zuführung, Menge, Pressung und Erhitzung von gröſster Wichtigkeit. Für die Bestimmung der Windmenge wurden zahlreiche Tabellen nicht nur in Zahlen, sondern auch graphische, wie z. B. von Bornemann 1860 veröffentlicht. In Rittingers Erfahrungen für 1860 ist eine Kritik der verschiedenen Windtabellen und eine An- leitung zur Anfertigung graphischer Tabellen von Schmidt enthalten. P. Tunner, Rittinger und v. Hauer haben zuerst den Widerstand des Druckes im Ofengestell berücksichtigt, während man bis dahin den Wind berechnete, als wie wenn er frei ausströmte. Tunner maſs diesen Gegendruck, indem er eine schmiedeeiserne Röhre in dem Ofen niedergehen lieſs und diese mit einem Manometer verband. Schmid- hammer bestimmte den Druck im Hochofengestell auf Rittingers Veranlassung dadurch, daſs er die Arbeit der Dampfmaschine ermittelte, welche nötig war, um dieselbe Windmenge bei geschlossener und bei zurückgezogener Düse auszupressen, wobei er etwas andere Werte ermittelte als Tunner. Er fand bei einem Hochofen zu Neuberg die Pressung bei vorgeschobenen Düsen 22,5 Linien, bei zurückgeschobenen 14,5 Linien, die Differenz von 8 Linien drückt also die Pressung im Gestell aus. Das Manometer zeigte dagegen bei direkter Messung 11 Linien Pressung. Hauer legte Schmidhammers Beobachtungen seinen Wind- berechnungen zu Grunde, die ergaben, daſs ohne Berücksichtigung dieses Widerstandes die Zahlen etwa 40 Prozent zu hoch ausfielen. Cages rechnet (1860) auf 1 cbm festen Kohlenstoff eine Maximal- menge von 4440 cbm Wind. H. Buschbeck in Lauchhammer hat 1861 Zahlen für den Wind- bedarf im Hochofen bei verschiedenen Brennstoffen und Eisensorten mitgeteilt 1). In England ermittelte man folgende Werte des Windverbrauchs für die Produktion von einer Tonne Roheisen: v. Mayrhofer lieferte 1866 neue Tabellen über die Geschwindig- keit und Menge des Windes und den entsprechenden Kraftbedarf 2). 1) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1861, S. 16. 2) Siehe Leobener Jahrbuch 1867, S. 240.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/52>, abgerufen am 24.04.2024.