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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Hochöfen.
durch Luftüberdruck und Luftverdünnung auf- und abbewegenden
Plunger-Kolben erfolgt, hat auf mehreren Hütten Anwendung ge-
funden. In den meisten Fällen geschieht aber die Förderung mit
unmittelbarer Seilbewegung mit Hülfe einer Dampfmaschine, die man
aber bei den hohen Öfen nicht mehr, wie
früher vielfach, auf die Gicht, sondern auf
die Hüttensohle stellt. Es sind meist
liegende Zwillingsmaschinen ohne Schwung-
rad, welche eine Seiltrommel bewegen, auf
der sich die beiden über Seilscheiben laufen-
den Drahtseile in entgegensetzter Richtung
auf- und abwickeln.

In den Vereinigten Staaten bediente
man sich in den siebziger Jahren ebenfalls
noch vielfach pneumatischer Aufzüge, neuer-
dings ist man infolge der Einführung der
mechanischen Beschickung der Hochöfen
wieder zu den schiefen Ebenen zurück-
gekehrt.

Der Niedergang der Gichten im Hoch-
ofen und das Zeichen zur Aufgabe einer
neuen Gicht wird schon seit langer Zeit
durch selbstthätige Signal- und Registrier-
apparate bewirkt.

Zum Aufgeben der Schmelzmaterialien
hat man verschiedene mehr oder weniger
selbstthätige Apparate konstruiert. Die

[Abbildung] Fig. 194.
Crane-Elevator-Company baute solche 1872 für die Joliet- und Vulcan-
werke. Wrightson erfand Anfang der siebziger Jahre einen hydrau-
lischen Chargierapparat für Hochöfen mit Parryschem Trichter. Gicht-
aufzüge mit selbstthätiger Begichtung wurden in den Vereinigten Staaten
seit Ende der siebziger Jahre immer mehr eingeführt, unter anderen
hatte Weimer einen solchen Apparat für die Lebanonöfen konstruiert.
Die österreichisch-ungarische Staatseisenbahngesellschaft hatte auf
ihrem Hüttenwerk Anina die Einrichtung getroffen, die ganze Gicht
durch einen einzigen Wagen in den Fülltrichter des Hochofens zu
stürzen 1).

Der von Fayette-Brown erfundene, um 1887 auf dem Riverside-

1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 992.

Hochöfen.
durch Luftüberdruck und Luftverdünnung auf- und abbewegenden
Plunger-Kolben erfolgt, hat auf mehreren Hütten Anwendung ge-
funden. In den meisten Fällen geschieht aber die Förderung mit
unmittelbarer Seilbewegung mit Hülfe einer Dampfmaschine, die man
aber bei den hohen Öfen nicht mehr, wie
früher vielfach, auf die Gicht, sondern auf
die Hüttensohle stellt. Es sind meist
liegende Zwillingsmaschinen ohne Schwung-
rad, welche eine Seiltrommel bewegen, auf
der sich die beiden über Seilscheiben laufen-
den Drahtseile in entgegensetzter Richtung
auf- und abwickeln.

In den Vereinigten Staaten bediente
man sich in den siebziger Jahren ebenfalls
noch vielfach pneumatischer Aufzüge, neuer-
dings ist man infolge der Einführung der
mechanischen Beschickung der Hochöfen
wieder zu den schiefen Ebenen zurück-
gekehrt.

Der Niedergang der Gichten im Hoch-
ofen und das Zeichen zur Aufgabe einer
neuen Gicht wird schon seit langer Zeit
durch selbstthätige Signal- und Registrier-
apparate bewirkt.

Zum Aufgeben der Schmelzmaterialien
hat man verschiedene mehr oder weniger
selbstthätige Apparate konstruiert. Die

[Abbildung] Fig. 194.
Crane-Elevator-Company baute solche 1872 für die Joliet- und Vulcan-
werke. Wrightson erfand Anfang der siebziger Jahre einen hydrau-
lischen Chargierapparat für Hochöfen mit Parryschem Trichter. Gicht-
aufzüge mit selbstthätiger Begichtung wurden in den Vereinigten Staaten
seit Ende der siebziger Jahre immer mehr eingeführt, unter anderen
hatte Weimer einen solchen Apparat für die Lebanonöfen konstruiert.
Die österreichisch-ungarische Staatseisenbahngesellschaft hatte auf
ihrem Hüttenwerk Anina die Einrichtung getroffen, die ganze Gicht
durch einen einzigen Wagen in den Fülltrichter des Hochofens zu
stürzen 1).

Der von Fayette-Brown erfundene, um 1887 auf dem Riverside-

1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 992.
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[479/0495] Hochöfen. durch Luftüberdruck und Luftverdünnung auf- und abbewegenden Plunger-Kolben erfolgt, hat auf mehreren Hütten Anwendung ge- funden. In den meisten Fällen geschieht aber die Förderung mit unmittelbarer Seilbewegung mit Hülfe einer Dampfmaschine, die man aber bei den hohen Öfen nicht mehr, wie früher vielfach, auf die Gicht, sondern auf die Hüttensohle stellt. Es sind meist liegende Zwillingsmaschinen ohne Schwung- rad, welche eine Seiltrommel bewegen, auf der sich die beiden über Seilscheiben laufen- den Drahtseile in entgegensetzter Richtung auf- und abwickeln. In den Vereinigten Staaten bediente man sich in den siebziger Jahren ebenfalls noch vielfach pneumatischer Aufzüge, neuer- dings ist man infolge der Einführung der mechanischen Beschickung der Hochöfen wieder zu den schiefen Ebenen zurück- gekehrt. Der Niedergang der Gichten im Hoch- ofen und das Zeichen zur Aufgabe einer neuen Gicht wird schon seit langer Zeit durch selbstthätige Signal- und Registrier- apparate bewirkt. Zum Aufgeben der Schmelzmaterialien hat man verschiedene mehr oder weniger selbstthätige Apparate konstruiert. Die [Abbildung Fig. 194.] Crane-Elevator-Company baute solche 1872 für die Joliet- und Vulcan- werke. Wrightson erfand Anfang der siebziger Jahre einen hydrau- lischen Chargierapparat für Hochöfen mit Parryschem Trichter. Gicht- aufzüge mit selbstthätiger Begichtung wurden in den Vereinigten Staaten seit Ende der siebziger Jahre immer mehr eingeführt, unter anderen hatte Weimer einen solchen Apparat für die Lebanonöfen konstruiert. Die österreichisch-ungarische Staatseisenbahngesellschaft hatte auf ihrem Hüttenwerk Anina die Einrichtung getroffen, die ganze Gicht durch einen einzigen Wagen in den Fülltrichter des Hochofens zu stürzen 1). Der von Fayette-Brown erfundene, um 1887 auf dem Riverside- 1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 992.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/495>, abgerufen am 22.05.2024.