getragenen gusseisernen Röstcylinder mit getrennter Verbrennungs- kammer 1).
William Siemens baute rotierende Röstöfen. Geneigte Eisen- blechcylinder waren mit einem Futter von feuerfesten Steinen, mit spiralförmig angeordneten Vorsprüngen ausgekleidet. Durch diese wurden die am oberen Ende eingeschütteten Erze gleichsam fort- geschraubt und fielen am anderen Ende heraus. Die Erhitzung geschah durch Gas und vorgewärmte Verbrennungsluft 2).
Aitken schlug die Röstung englischer Kohleneisensteine in ge- schlossenen Retorten vor 3). Diese Öfen kamen auf der Almondhütte bei Falkirk in Schottland in Anwendung.
Die hüttenmännische Praxis der sechziger Jahre ist charakterisiert durch die Anwendung weit stärkerer Maschinenkräfte und infolge- dessen durch grössere Produktion. Massenerzeugung wurde in allen Zweigen der Eisenindustrie erstrebt. Bei dem Hochofenbetriebe wurde sie befördert durch die Erschliessung ausgedehnter fast un- erschöpflicher Lager von Eisenerzen, in deren Nachbarschaft zahlreiche und riesige Hochöfen entstanden. In erster Linie gilt dies von dem Clevelanddistrikt in Nordengland, sodann auf dem Kontinent von den ausgedehnten Minetteablagerungen in Luxemburg, Lothringen und Nordfrankreich, in Nordamerika für die Lake-Superior-Erze. Ausser- dem gewann die Einfuhr überseeischer Eisenerze in dieser Periode immer grössere Bedeutung. Es waren dies für Frankreich die Erze von Mokta-el-Hadid bei Bona in Algier, kurzweg Moktaerze genannt, ferner die Erze von Elba und von St. Leon auf Sardinien; für Eng- land besonders die Erze von Sommorostro bei Bilbao in Nordspanien.
Bei der Aufbereitung der Erze zeigt sich eine vermehrte Anwendung von Maschinen gegen früher. Das Zerkleinern geschah in ausgedehnter Weise durch Brechmaschinen, die eine sehr rasche Verbreitung fanden. Die Steinbrecher wurden von dem Amerikaner Black in Newhaven im Jahre 1858 erfunden. In Europa wurden sie durch die Londoner Ausstellung 1862 bekannt. Mit ihrer zu- nehmenden Verbreitung erfuhren sie zahllose Änderungen und Ver- besserungen, so zuerst von Whitney, von Smith & Roberts, von Avery, von Dyckhoff, von der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück 1864, von Schwartzkopff in Berlin 1865, von Thomas 1866.
Um diese Zeit wurde von Gardiner in den Vereinigten Staaten
1) S. Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1863, S. 61; H. Weddings Handbuch 1898 II, Fig. 133.
2)Charles William Siemens' Engl. Pat. v. 21. Mai 1869, Nr. 1575.
3) Practical Mechanic's Journ. 1869, p. 201.
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
getragenen guſseisernen Röstcylinder mit getrennter Verbrennungs- kammer 1).
William Siemens baute rotierende Röstöfen. Geneigte Eisen- blechcylinder waren mit einem Futter von feuerfesten Steinen, mit spiralförmig angeordneten Vorsprüngen ausgekleidet. Durch diese wurden die am oberen Ende eingeschütteten Erze gleichsam fort- geschraubt und fielen am anderen Ende heraus. Die Erhitzung geschah durch Gas und vorgewärmte Verbrennungsluft 2).
Aitken schlug die Röstung englischer Kohleneisensteine in ge- schlossenen Retorten vor 3). Diese Öfen kamen auf der Almondhütte bei Falkirk in Schottland in Anwendung.
Die hüttenmännische Praxis der sechziger Jahre ist charakterisiert durch die Anwendung weit stärkerer Maschinenkräfte und infolge- dessen durch gröſsere Produktion. Massenerzeugung wurde in allen Zweigen der Eisenindustrie erstrebt. Bei dem Hochofenbetriebe wurde sie befördert durch die Erschlieſsung ausgedehnter fast un- erschöpflicher Lager von Eisenerzen, in deren Nachbarschaft zahlreiche und riesige Hochöfen entstanden. In erster Linie gilt dies von dem Clevelanddistrikt in Nordengland, sodann auf dem Kontinent von den ausgedehnten Minetteablagerungen in Luxemburg, Lothringen und Nordfrankreich, in Nordamerika für die Lake-Superior-Erze. Auſser- dem gewann die Einfuhr überseeischer Eisenerze in dieser Periode immer gröſsere Bedeutung. Es waren dies für Frankreich die Erze von Mokta-el-Hadid bei Bona in Algier, kurzweg Moktaerze genannt, ferner die Erze von Elba und von St. Leon auf Sardinien; für Eng- land besonders die Erze von Sommorostro bei Bilbao in Nordspanien.
Bei der Aufbereitung der Erze zeigt sich eine vermehrte Anwendung von Maschinen gegen früher. Das Zerkleinern geschah in ausgedehnter Weise durch Brechmaschinen, die eine sehr rasche Verbreitung fanden. Die Steinbrecher wurden von dem Amerikaner Black in Newhaven im Jahre 1858 erfunden. In Europa wurden sie durch die Londoner Ausstellung 1862 bekannt. Mit ihrer zu- nehmenden Verbreitung erfuhren sie zahllose Änderungen und Ver- besserungen, so zuerst von Whitney, von Smith & Roberts, von Avery, von Dyckhoff, von der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück 1864, von Schwartzkopff in Berlin 1865, von Thomas 1866.
Um diese Zeit wurde von Gardiner in den Vereinigten Staaten
1) S. Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1863, S. 61; H. Weddings Handbuch 1898 II, Fig. 133.
2)Charles William Siemens’ Engl. Pat. v. 21. Mai 1869, Nr. 1575.
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Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
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William Siemens baute rotierende Röstöfen. Geneigte Eisen-
blechcylinder waren mit einem Futter von feuerfesten Steinen, mit
spiralförmig angeordneten Vorsprüngen ausgekleidet. Durch diese
wurden die am oberen Ende eingeschütteten Erze gleichsam fort-
geschraubt und fielen am anderen Ende heraus. Die Erhitzung
geschah durch Gas und vorgewärmte Verbrennungsluft 2).
Aitken schlug die Röstung englischer Kohleneisensteine in ge-
schlossenen Retorten vor 3). Diese Öfen kamen auf der Almondhütte
bei Falkirk in Schottland in Anwendung.
Die hüttenmännische Praxis der sechziger Jahre ist charakterisiert
durch die Anwendung weit stärkerer Maschinenkräfte und infolge-
dessen durch gröſsere Produktion. Massenerzeugung wurde in allen
Zweigen der Eisenindustrie erstrebt. Bei dem Hochofenbetriebe
wurde sie befördert durch die Erschlieſsung ausgedehnter fast un-
erschöpflicher Lager von Eisenerzen, in deren Nachbarschaft zahlreiche
und riesige Hochöfen entstanden. In erster Linie gilt dies von dem
Clevelanddistrikt in Nordengland, sodann auf dem Kontinent von den
ausgedehnten Minetteablagerungen in Luxemburg, Lothringen und
Nordfrankreich, in Nordamerika für die Lake-Superior-Erze. Auſser-
dem gewann die Einfuhr überseeischer Eisenerze in dieser Periode
immer gröſsere Bedeutung. Es waren dies für Frankreich die Erze
von Mokta-el-Hadid bei Bona in Algier, kurzweg Moktaerze genannt,
ferner die Erze von Elba und von St. Leon auf Sardinien; für Eng-
land besonders die Erze von Sommorostro bei Bilbao in Nordspanien.
Bei der Aufbereitung der Erze zeigt sich eine vermehrte
Anwendung von Maschinen gegen früher. Das Zerkleinern geschah
in ausgedehnter Weise durch Brechmaschinen, die eine sehr rasche
Verbreitung fanden. Die Steinbrecher wurden von dem Amerikaner
Black in Newhaven im Jahre 1858 erfunden. In Europa wurden
sie durch die Londoner Ausstellung 1862 bekannt. Mit ihrer zu-
nehmenden Verbreitung erfuhren sie zahllose Änderungen und Ver-
besserungen, so zuerst von Whitney, von Smith & Roberts, von
Avery, von Dyckhoff, von der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück
1864, von Schwartzkopff in Berlin 1865, von Thomas 1866.
Um diese Zeit wurde von Gardiner in den Vereinigten Staaten
1) S. Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1863, S. 61; H. Weddings Handbuch 1898 II, Fig. 133.
2) Charles William Siemens’ Engl. Pat. v. 21. Mai 1869, Nr. 1575.
3) Practical Mechanic’s Journ. 1869, p. 201.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/48>, abgerufen am 27.11.2024.
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