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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Hochöfen und Hochofenbetrieb.
kalt werden lassen und ausbrechen. Cowper versuchte durch Schiessen
mit Böllern in den Hauptkanal die Reinigung von Flugstaub zu be-
wirken; andere zündeten Schiesspulver darin an. Alle diese Versuche
hatten aber nur geringen Erfolg. Mehr erreichte man durch eine
sorgfältigere Reinigung der Verbrennungsgase vor dem Eintritt,
besonders aber dadurch, dass man die Öffnungen in dem Steingitter-
werk weiter machte und sie genau aufeinander passte, so dass sie
senkrechte Kanälchen bildeten, die durch Kugel und Besen, ähnlich
wie russische Kamine, oder durch Stahldrahtbürsten (nach Fehland)
zu reinigen waren. Seitdem diese Verbesserungen eingeführt sind
und man die Apparate 22, 24 und mehr Meter hoch baut, hat man
mit Leichtigkeit eine dauernde Erhitzung des Windes auf 800° erzielt
und haben sich diese neuen Cowper-Apparate allen anderen Wind-
erhitzern überlegen gezeigt.

Nur ganz kurz wollen wir noch einige Verbesserungen und Ver-
besserungsvorschläge für die Cowper-Apparate erwähnen 1).

Von den steinernen Winderhitzern, sowohl Cowper als Whitwell,
müssen immer mindestens zwei für einen Hochofen im Betriebe stehen,
der eine, der durch die Hochofengase angeheizt wird, und der andere,
durch den der zu erwärmende Wind streicht. Die Erfahrung hat
gelehrt, dass man bei den gesteigerten Anforderungen an Windmenge
und Temperatur sogar drei Cowper-Apparate für einen Hochofen
braucht, wovon zweckmässig immer zwei im Feuer stehen und durch
einen der Wind geht. Muss ein Ofen repariert werden, so genügt es,
dass nur einer im Feuer steht. Während man anfänglich 5000 qm
für einen Hochofen für hinreichend hielt, rechnet man jetzt mindestens
35000 qm. Für zwei Hochöfen pflegte man sechs Cowper-, aber nur
fünf Whitwell-Apparate zu rechnen.

In neuerer Zeit wendet man nicht selten vier Cowper-Apparate
für einen Ofen an, wie z. B. zu Micheville im Minettegebiete Ost-
frankreichs, Elizawerke bei Pittsburgh 1889, Duquesne 1896.

Natürlich werden hierdurch die Anlagen für die Winderhitzung
sehr teuer. Benj. Ford und John Moncur 2) suchten um 1879 diese
dadurch zu vereinfachen und zu verbilligen, dass sie das Anheizen
und die Winderwärmung gleichzeitig in demselben Apparat ausführten.
Sie teilten einen grossen Cowper-Apparat durch radiale Wände in
vier gleiche Abteilungen, welche so betrieben wurden, dass immer je

1) Vergl. Stahl und Eisen 1883, S. 611.
2) Siehe Stahl und Eisen 1883, S. 462.

Hochöfen und Hochofenbetrieb.
kalt werden lassen und ausbrechen. Cowper versuchte durch Schieſsen
mit Böllern in den Hauptkanal die Reinigung von Flugstaub zu be-
wirken; andere zündeten Schieſspulver darin an. Alle diese Versuche
hatten aber nur geringen Erfolg. Mehr erreichte man durch eine
sorgfältigere Reinigung der Verbrennungsgase vor dem Eintritt,
besonders aber dadurch, daſs man die Öffnungen in dem Steingitter-
werk weiter machte und sie genau aufeinander paſste, so daſs sie
senkrechte Kanälchen bildeten, die durch Kugel und Besen, ähnlich
wie russische Kamine, oder durch Stahldrahtbürsten (nach Fehland)
zu reinigen waren. Seitdem diese Verbesserungen eingeführt sind
und man die Apparate 22, 24 und mehr Meter hoch baut, hat man
mit Leichtigkeit eine dauernde Erhitzung des Windes auf 800° erzielt
und haben sich diese neuen Cowper-Apparate allen anderen Wind-
erhitzern überlegen gezeigt.

Nur ganz kurz wollen wir noch einige Verbesserungen und Ver-
besserungsvorschläge für die Cowper-Apparate erwähnen 1).

Von den steinernen Winderhitzern, sowohl Cowper als Whitwell,
müssen immer mindestens zwei für einen Hochofen im Betriebe stehen,
der eine, der durch die Hochofengase angeheizt wird, und der andere,
durch den der zu erwärmende Wind streicht. Die Erfahrung hat
gelehrt, daſs man bei den gesteigerten Anforderungen an Windmenge
und Temperatur sogar drei Cowper-Apparate für einen Hochofen
braucht, wovon zweckmäſsig immer zwei im Feuer stehen und durch
einen der Wind geht. Muſs ein Ofen repariert werden, so genügt es,
daſs nur einer im Feuer steht. Während man anfänglich 5000 qm
für einen Hochofen für hinreichend hielt, rechnet man jetzt mindestens
35000 qm. Für zwei Hochöfen pflegte man sechs Cowper-, aber nur
fünf Whitwell-Apparate zu rechnen.

In neuerer Zeit wendet man nicht selten vier Cowper-Apparate
für einen Ofen an, wie z. B. zu Micheville im Minettegebiete Ost-
frankreichs, Elizawerke bei Pittsburgh 1889, Duquesne 1896.

Natürlich werden hierdurch die Anlagen für die Winderhitzung
sehr teuer. Benj. Ford und John Moncur 2) suchten um 1879 diese
dadurch zu vereinfachen und zu verbilligen, daſs sie das Anheizen
und die Winderwärmung gleichzeitig in demselben Apparat ausführten.
Sie teilten einen groſsen Cowper-Apparat durch radiale Wände in
vier gleiche Abteilungen, welche so betrieben wurden, daſs immer je

1) Vergl. Stahl und Eisen 1883, S. 611.
2) Siehe Stahl und Eisen 1883, S. 462.
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[441/0457] Hochöfen und Hochofenbetrieb. kalt werden lassen und ausbrechen. Cowper versuchte durch Schieſsen mit Böllern in den Hauptkanal die Reinigung von Flugstaub zu be- wirken; andere zündeten Schieſspulver darin an. Alle diese Versuche hatten aber nur geringen Erfolg. Mehr erreichte man durch eine sorgfältigere Reinigung der Verbrennungsgase vor dem Eintritt, besonders aber dadurch, daſs man die Öffnungen in dem Steingitter- werk weiter machte und sie genau aufeinander paſste, so daſs sie senkrechte Kanälchen bildeten, die durch Kugel und Besen, ähnlich wie russische Kamine, oder durch Stahldrahtbürsten (nach Fehland) zu reinigen waren. Seitdem diese Verbesserungen eingeführt sind und man die Apparate 22, 24 und mehr Meter hoch baut, hat man mit Leichtigkeit eine dauernde Erhitzung des Windes auf 800° erzielt und haben sich diese neuen Cowper-Apparate allen anderen Wind- erhitzern überlegen gezeigt. Nur ganz kurz wollen wir noch einige Verbesserungen und Ver- besserungsvorschläge für die Cowper-Apparate erwähnen 1). Von den steinernen Winderhitzern, sowohl Cowper als Whitwell, müssen immer mindestens zwei für einen Hochofen im Betriebe stehen, der eine, der durch die Hochofengase angeheizt wird, und der andere, durch den der zu erwärmende Wind streicht. Die Erfahrung hat gelehrt, daſs man bei den gesteigerten Anforderungen an Windmenge und Temperatur sogar drei Cowper-Apparate für einen Hochofen braucht, wovon zweckmäſsig immer zwei im Feuer stehen und durch einen der Wind geht. Muſs ein Ofen repariert werden, so genügt es, daſs nur einer im Feuer steht. Während man anfänglich 5000 qm für einen Hochofen für hinreichend hielt, rechnet man jetzt mindestens 35000 qm. Für zwei Hochöfen pflegte man sechs Cowper-, aber nur fünf Whitwell-Apparate zu rechnen. In neuerer Zeit wendet man nicht selten vier Cowper-Apparate für einen Ofen an, wie z. B. zu Micheville im Minettegebiete Ost- frankreichs, Elizawerke bei Pittsburgh 1889, Duquesne 1896. Natürlich werden hierdurch die Anlagen für die Winderhitzung sehr teuer. Benj. Ford und John Moncur 2) suchten um 1879 diese dadurch zu vereinfachen und zu verbilligen, daſs sie das Anheizen und die Winderwärmung gleichzeitig in demselben Apparat ausführten. Sie teilten einen groſsen Cowper-Apparat durch radiale Wände in vier gleiche Abteilungen, welche so betrieben wurden, daſs immer je 1) Vergl. Stahl und Eisen 1883, S. 611. 2) Siehe Stahl und Eisen 1883, S. 462.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/457>, abgerufen am 21.05.2024.