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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Physik des Eisens seit 1871.

Nach den Ermittelungen des Amerikaners M. R. Webster 1) soll,
unter Zugrundelegung einer Zugfestigkeit von 24,43 kg pro Quadrat-
millimeter für reines Eisen, für je 0,01 Prozent Kohlenstoff eine
Festigkeitszunahme um 0,56 kg pro Quadratmillimeter sich ergeben.

Über den Einfluss des Siliciumgehaltes auf die Festigkeit des
Eisens, welcher dem des Kohlenstoffes ähnlich, aber schwächer ist, hat
namentlich Hadfield 1889 Ermittelungen angestellt 2). Er fand das
Maximum der Festigkeit bei einem Siliciumgehalte von 4,3 Prozent.

Mangan, Chrom, Wolfram und Nickel erhöhen die Festigkeit des
kohlenstoffhaltigen Eisens. Hierfür haben A. von Kerpely, Had-
field, Wedding, Howe, Riley, Gautier
Beispiele unter Wert-
angaben veröffentlicht. Ebenso hat A. von Kerpely Zahlen für die
nachteilige Beeinflussung der Festigkeit des Eisens durch Phosphor
mitgeteilt. Eine eigentümliche Veränderung der Festigkeit, ins-
besondere der Zähigkeit, ist die "Beizbrüchigkeit", welche sich beim
Beizen des Drahtes mit verdünnten Säuren zeigt. Sie soll nach
Ledebur 3), der hierüber 1887 zuerst genaue Versuche angestellt hat,
auf einer Wasserstoffaufnahme des Eisens beruhen.

Mit der Festigkeit hängt die Härte auf das engste zusammen.
Auch für die Härtebestimmung hat man besondere Apparate kon-
struiert, von denen wir die von Middelberg und von C. Martens
(1889) nennen. Martens' Härteprüfer ist ein Taster mit rundlicher
Diamantspitze, welcher durch Hebeldruck auf die zu prüfende ebene
und polierte Fläche wirkt. Die Tiefe des Eindruckes bezogen auf die
Einheitsbelastung giebt das Mass der Härte 4).

Der Druck des Wassers und der Luft hat seit 1870 eine immer
steigende Bedeutung für die Kraftübertragung von dem Motor auf das
Werkzeug, sowie für die Kraftkonzentration erlangt. Die Hydraulik
hat in der Eisenindustrie die mannigfaltigste Verwendung gefunden, da
sie besonders für schwere Arbeitsleistungen geeignet ist. Von den
zahlreichen Verwendungen, wovon viele noch gelegentlich zur Sprache
kommen werden, seien nur die hydraulischen Schmiedepressen, die
Hebevorrichtungen zur Bewegung der Konverter, der grossen Giess-
pfannen, der Martinöfen, der Formmaschinen u. s. w. hier erwähnt.


1) Vortrag auf dem internationalen Ingenieur-Kongress bei der Weltausstellung
zu Chicago im August 1893.
2) Journal of the Iron and Steel Institute 1889, II, p. 222.
3) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 1681; 1888, S. 745, und A. Ledebur,
Handbuch der Eisenhüttenkunde, S. 311.
4) Mitteilungen der Kgl. technischen Versuchsanstalt in Berlin 1890, Heft 5,
S. 215.
Beck, Geschichte des Eisens. 26
Physik des Eisens seit 1871.

Nach den Ermittelungen des Amerikaners M. R. Webster 1) soll,
unter Zugrundelegung einer Zugfestigkeit von 24,43 kg pro Quadrat-
millimeter für reines Eisen, für je 0,01 Prozent Kohlenstoff eine
Festigkeitszunahme um 0,56 kg pro Quadratmillimeter sich ergeben.

Über den Einfluſs des Siliciumgehaltes auf die Festigkeit des
Eisens, welcher dem des Kohlenstoffes ähnlich, aber schwächer ist, hat
namentlich Hadfield 1889 Ermittelungen angestellt 2). Er fand das
Maximum der Festigkeit bei einem Siliciumgehalte von 4,3 Prozent.

Mangan, Chrom, Wolfram und Nickel erhöhen die Festigkeit des
kohlenstoffhaltigen Eisens. Hierfür haben A. von Kerpely, Had-
field, Wedding, Howe, Riley, Gautier
Beispiele unter Wert-
angaben veröffentlicht. Ebenso hat A. von Kerpely Zahlen für die
nachteilige Beeinflussung der Festigkeit des Eisens durch Phosphor
mitgeteilt. Eine eigentümliche Veränderung der Festigkeit, ins-
besondere der Zähigkeit, ist die „Beizbrüchigkeit“, welche sich beim
Beizen des Drahtes mit verdünnten Säuren zeigt. Sie soll nach
Ledebur 3), der hierüber 1887 zuerst genaue Versuche angestellt hat,
auf einer Wasserstoffaufnahme des Eisens beruhen.

Mit der Festigkeit hängt die Härte auf das engste zusammen.
Auch für die Härtebestimmung hat man besondere Apparate kon-
struiert, von denen wir die von Middelberg und von C. Martens
(1889) nennen. Martens’ Härteprüfer ist ein Taster mit rundlicher
Diamantspitze, welcher durch Hebeldruck auf die zu prüfende ebene
und polierte Fläche wirkt. Die Tiefe des Eindruckes bezogen auf die
Einheitsbelastung giebt das Maſs der Härte 4).

Der Druck des Wassers und der Luft hat seit 1870 eine immer
steigende Bedeutung für die Kraftübertragung von dem Motor auf das
Werkzeug, sowie für die Kraftkonzentration erlangt. Die Hydraulik
hat in der Eisenindustrie die mannigfaltigste Verwendung gefunden, da
sie besonders für schwere Arbeitsleistungen geeignet ist. Von den
zahlreichen Verwendungen, wovon viele noch gelegentlich zur Sprache
kommen werden, seien nur die hydraulischen Schmiedepressen, die
Hebevorrichtungen zur Bewegung der Konverter, der groſsen Gieſs-
pfannen, der Martinöfen, der Formmaschinen u. s. w. hier erwähnt.


1) Vortrag auf dem internationalen Ingenieur-Kongreſs bei der Weltausstellung
zu Chicago im August 1893.
2) Journal of the Iron and Steel Institute 1889, II, p. 222.
3) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 1681; 1888, S. 745, und A. Ledebur,
Handbuch der Eisenhüttenkunde, S. 311.
4) Mitteilungen der Kgl. technischen Versuchsanstalt in Berlin 1890, Heft 5,
S. 215.
Beck, Geschichte des Eisens. 26
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[401/0417] Physik des Eisens seit 1871. Nach den Ermittelungen des Amerikaners M. R. Webster 1) soll, unter Zugrundelegung einer Zugfestigkeit von 24,43 kg pro Quadrat- millimeter für reines Eisen, für je 0,01 Prozent Kohlenstoff eine Festigkeitszunahme um 0,56 kg pro Quadratmillimeter sich ergeben. Über den Einfluſs des Siliciumgehaltes auf die Festigkeit des Eisens, welcher dem des Kohlenstoffes ähnlich, aber schwächer ist, hat namentlich Hadfield 1889 Ermittelungen angestellt 2). Er fand das Maximum der Festigkeit bei einem Siliciumgehalte von 4,3 Prozent. Mangan, Chrom, Wolfram und Nickel erhöhen die Festigkeit des kohlenstoffhaltigen Eisens. Hierfür haben A. von Kerpely, Had- field, Wedding, Howe, Riley, Gautier Beispiele unter Wert- angaben veröffentlicht. Ebenso hat A. von Kerpely Zahlen für die nachteilige Beeinflussung der Festigkeit des Eisens durch Phosphor mitgeteilt. Eine eigentümliche Veränderung der Festigkeit, ins- besondere der Zähigkeit, ist die „Beizbrüchigkeit“, welche sich beim Beizen des Drahtes mit verdünnten Säuren zeigt. Sie soll nach Ledebur 3), der hierüber 1887 zuerst genaue Versuche angestellt hat, auf einer Wasserstoffaufnahme des Eisens beruhen. Mit der Festigkeit hängt die Härte auf das engste zusammen. Auch für die Härtebestimmung hat man besondere Apparate kon- struiert, von denen wir die von Middelberg und von C. Martens (1889) nennen. Martens’ Härteprüfer ist ein Taster mit rundlicher Diamantspitze, welcher durch Hebeldruck auf die zu prüfende ebene und polierte Fläche wirkt. Die Tiefe des Eindruckes bezogen auf die Einheitsbelastung giebt das Maſs der Härte 4). Der Druck des Wassers und der Luft hat seit 1870 eine immer steigende Bedeutung für die Kraftübertragung von dem Motor auf das Werkzeug, sowie für die Kraftkonzentration erlangt. Die Hydraulik hat in der Eisenindustrie die mannigfaltigste Verwendung gefunden, da sie besonders für schwere Arbeitsleistungen geeignet ist. Von den zahlreichen Verwendungen, wovon viele noch gelegentlich zur Sprache kommen werden, seien nur die hydraulischen Schmiedepressen, die Hebevorrichtungen zur Bewegung der Konverter, der groſsen Gieſs- pfannen, der Martinöfen, der Formmaschinen u. s. w. hier erwähnt. 1) Vortrag auf dem internationalen Ingenieur-Kongreſs bei der Weltausstellung zu Chicago im August 1893. 2) Journal of the Iron and Steel Institute 1889, II, p. 222. 3) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 1681; 1888, S. 745, und A. Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde, S. 311. 4) Mitteilungen der Kgl. technischen Versuchsanstalt in Berlin 1890, Heft 5, S. 215. Beck, Geschichte des Eisens. 26

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/417>, abgerufen am 22.11.2024.