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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Physik des Eisens seit 1871.
im Eisenbahnbau, besonders für Schienen. Kirkaldy (1862) in Eng-
land, Wöhler (1870) in Deutschland und Knut Styffe (1870) in
Schweden waren es vornehmlich, die auf die Wichtigkeit der Festig-
keitsproben hinwiesen und solche systematisch ausführten. Wöhlers
Versuche, die im Auftrage der preussischen Staatsregierung ausgeführt
worden waren, erlangten besondere Wichtigkeit. Auf Grund derselben
schrieben sowohl die preussische Staatsregierung wie der Verein
deutscher Eisenbahnverwaltungen Festigkeitsbedingungen bei Lieferun-
gen vor. Am 14. Oktober 1871 regte der preussische Handelsminister
Graf von Itzenplitz die Feststellung von Normalien für die Eisen-
bahnwagen an, wodurch eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der
Fabriken und eine Herabminderung der Erzeugungskosten erzielt
werden sollten.

Wöhler, der nach dem Kriege von 1870 Direktor der Reichs-
eisenbahnen in Strassburg wurde, hatte sich für seine Versuche einer
von ihm selbst erdachten, vortrefflichen Prüfungsmaschine 1) bedient.
Solcher Festigkeitsmaschinen wurde dann in den darauffolgenden
25 Jahren eine grosse Zahl erfunden. Wir erwähnen solche von
Fairbanks, Richle Brothers in Philadelphia (1872), Tangye
Brothers
in Birmingham (1875), H. Gollner, Werder, Pfaff,
A. Martens, Adamson, Wickstead, Delaloe, Pohlmeyer
(1881),
Whitworth, L. Weber und Bauschinger (1882), Stummer,
Maillard, Chauvin
und Maria Daubel, Föppl, Emery, Mohr,
Federhaff
und M. Rudeloff (1891). Von diesen sind die von
Werder und Emery wohl die verbreitetsten. Die von Werder
hat ein Hebeldruckwerk und ist einfacher und bequemer, die von
Emery arbeitet mit hydraulischem Druck und ist genauer 2). Ebenso
sind die dazu gehörigen Feinmessinstrumente sehr vervollkommnet
worden. Hier sind zu nennen: das Thermometer von Jenny, der
Messapparat von Henning, die Spiegelapparate von Bauschinger
und A. Martens und die selbstaufzeichnenden Dehnungsmesser von
Mohr (Mohr und Federhaff) und Wickstead.

Wöhler hatte auch auf das Bedürfnis nach Errichtung von
Prüfungsstationen hingewiesen. Diesen Gedanken hatte H. Wedding
schon 1867 angeregt und seitdem weiter verfolgt. Seine Anregung
trug wesentlich dazu bei, dass staatliche Prüfungsstationen für Preussen,
und zwar eine chemisch-technische in Verbindung mit der Berg-
akademie unter seiner Leitung und eine mechanisch-technische im

1) Siehe Erbkann, Zeitschrift für Bauwesen 1870, S. 87.
2) Näheres siehe Wedding, Handbuch etc. I, S. 493.

Physik des Eisens seit 1871.
im Eisenbahnbau, besonders für Schienen. Kirkaldy (1862) in Eng-
land, Wöhler (1870) in Deutschland und Knut Styffe (1870) in
Schweden waren es vornehmlich, die auf die Wichtigkeit der Festig-
keitsproben hinwiesen und solche systematisch ausführten. Wöhlers
Versuche, die im Auftrage der preuſsischen Staatsregierung ausgeführt
worden waren, erlangten besondere Wichtigkeit. Auf Grund derselben
schrieben sowohl die preuſsische Staatsregierung wie der Verein
deutscher Eisenbahnverwaltungen Festigkeitsbedingungen bei Lieferun-
gen vor. Am 14. Oktober 1871 regte der preuſsische Handelsminister
Graf von Itzenplitz die Feststellung von Normalien für die Eisen-
bahnwagen an, wodurch eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der
Fabriken und eine Herabminderung der Erzeugungskosten erzielt
werden sollten.

Wöhler, der nach dem Kriege von 1870 Direktor der Reichs-
eisenbahnen in Straſsburg wurde, hatte sich für seine Versuche einer
von ihm selbst erdachten, vortrefflichen Prüfungsmaschine 1) bedient.
Solcher Festigkeitsmaschinen wurde dann in den darauffolgenden
25 Jahren eine groſse Zahl erfunden. Wir erwähnen solche von
Fairbanks, Richle Brothers in Philadelphia (1872), Tangye
Brothers
in Birmingham (1875), H. Gollner, Werder, Pfaff,
A. Martens, Adamson, Wickstead, Delaloë, Pohlmeyer
(1881),
Whitworth, L. Weber und Bauschinger (1882), Stummer,
Maillard, Chauvin
und Maria Daubel, Föppl, Emery, Mohr,
Federhaff
und M. Rudeloff (1891). Von diesen sind die von
Werder und Emery wohl die verbreitetsten. Die von Werder
hat ein Hebeldruckwerk und ist einfacher und bequemer, die von
Emery arbeitet mit hydraulischem Druck und ist genauer 2). Ebenso
sind die dazu gehörigen Feinmeſsinstrumente sehr vervollkommnet
worden. Hier sind zu nennen: das Thermometer von Jenny, der
Meſsapparat von Henning, die Spiegelapparate von Bauschinger
und A. Martens und die selbstaufzeichnenden Dehnungsmesser von
Mohr (Mohr und Federhaff) und Wickstead.

Wöhler hatte auch auf das Bedürfnis nach Errichtung von
Prüfungsstationen hingewiesen. Diesen Gedanken hatte H. Wedding
schon 1867 angeregt und seitdem weiter verfolgt. Seine Anregung
trug wesentlich dazu bei, daſs staatliche Prüfungsstationen für Preuſsen,
und zwar eine chemisch-technische in Verbindung mit der Berg-
akademie unter seiner Leitung und eine mechanisch-technische im

1) Siehe Erbkann, Zeitschrift für Bauwesen 1870, S. 87.
2) Näheres siehe Wedding, Handbuch etc. I, S. 493.
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[390/0406] Physik des Eisens seit 1871. im Eisenbahnbau, besonders für Schienen. Kirkaldy (1862) in Eng- land, Wöhler (1870) in Deutschland und Knut Styffe (1870) in Schweden waren es vornehmlich, die auf die Wichtigkeit der Festig- keitsproben hinwiesen und solche systematisch ausführten. Wöhlers Versuche, die im Auftrage der preuſsischen Staatsregierung ausgeführt worden waren, erlangten besondere Wichtigkeit. Auf Grund derselben schrieben sowohl die preuſsische Staatsregierung wie der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen Festigkeitsbedingungen bei Lieferun- gen vor. Am 14. Oktober 1871 regte der preuſsische Handelsminister Graf von Itzenplitz die Feststellung von Normalien für die Eisen- bahnwagen an, wodurch eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Fabriken und eine Herabminderung der Erzeugungskosten erzielt werden sollten. Wöhler, der nach dem Kriege von 1870 Direktor der Reichs- eisenbahnen in Straſsburg wurde, hatte sich für seine Versuche einer von ihm selbst erdachten, vortrefflichen Prüfungsmaschine 1) bedient. Solcher Festigkeitsmaschinen wurde dann in den darauffolgenden 25 Jahren eine groſse Zahl erfunden. Wir erwähnen solche von Fairbanks, Richle Brothers in Philadelphia (1872), Tangye Brothers in Birmingham (1875), H. Gollner, Werder, Pfaff, A. Martens, Adamson, Wickstead, Delaloë, Pohlmeyer (1881), Whitworth, L. Weber und Bauschinger (1882), Stummer, Maillard, Chauvin und Maria Daubel, Föppl, Emery, Mohr, Federhaff und M. Rudeloff (1891). Von diesen sind die von Werder und Emery wohl die verbreitetsten. Die von Werder hat ein Hebeldruckwerk und ist einfacher und bequemer, die von Emery arbeitet mit hydraulischem Druck und ist genauer 2). Ebenso sind die dazu gehörigen Feinmeſsinstrumente sehr vervollkommnet worden. Hier sind zu nennen: das Thermometer von Jenny, der Meſsapparat von Henning, die Spiegelapparate von Bauschinger und A. Martens und die selbstaufzeichnenden Dehnungsmesser von Mohr (Mohr und Federhaff) und Wickstead. Wöhler hatte auch auf das Bedürfnis nach Errichtung von Prüfungsstationen hingewiesen. Diesen Gedanken hatte H. Wedding schon 1867 angeregt und seitdem weiter verfolgt. Seine Anregung trug wesentlich dazu bei, daſs staatliche Prüfungsstationen für Preuſsen, und zwar eine chemisch-technische in Verbindung mit der Berg- akademie unter seiner Leitung und eine mechanisch-technische im 1) Siehe Erbkann, Zeitschrift für Bauwesen 1870, S. 87. 2) Näheres siehe Wedding, Handbuch etc. I, S. 493.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/406>, abgerufen am 25.11.2024.