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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Chemie.
1878 von H. Bunte sehr vereinfacht, der ihn durch eine graduierte
Gasbürette mit Hähnen oben und unten ersetzte. Alle Absorptionen
werden nacheinander in diesem einen Messrohre vorgenommen. Die
Buntesche Gasbürette hat ihrer Einfachheit und Handlichkeit wegen
eine sehr verbreitete Annahme für Gasuntersuchungen gewonnen.

Orsats Apparat wurde weiterhin verbessert von Coquillon
(1877), Schwachhöfer (1878), Wiborgh (1887), von Reis (1888),
Thörner (1889), Binder, F. Fischer sowie Lunge und March-
lewski
1) (1891).

Zu Buntes Gasbürette wurden Verbesserungen vorgeschlagen von
Raoult (1883), Ferd. Fischer (1886). Hempel bedient sich ebenfalls
einer einfachen Gasbürette, fängt aber jede Gasart in einer besonderen
Pipette auf 2). Dadurch gewährt dieses Verfahren grosse Genauigkeit.

Für die Praxis ist es wichtig, dass die analytischen Bestimmungen
der Begleitstoffe des Eisens nach den gleichen Methoden ausgeführt
werden; man ist deshalb seit mehreren Jahren bestrebt, eine inter-
nationale Vereinbarung hierüber herbeizuführen. Auf dem Kongress des
internationalen Verbandes für die Materialprüfung der Technik zu Zürich
im Jahre 1895 wurde diese Frage erörtert und eine Kommission unter
dem Vorsitz von Dr. H. Wedding, Berlin, und Freiherr Jüptner
von Jonsdorff
, Wien, als erster und zweiter Vorsitzender gewählt,
welche sich mit ausländischen Chemikern zu diesem Zweck in Ver-
bindung setzen sollten 3). Das Unternehmen fand allgemeinen Beifall
und Unterstützung aus allen wichtigeren eisenerzeugenden Ländern.
Es wurde 1897 die Gründung eines internationalen sidero-chemischen
Laboratoriums beschlossen, als dessen Leiter H. Jüptner von
Jonsdorff
in Aussicht genommen wurde 4).

Die Zahl der in diesem Zeitabschnitt veröffentlichten Analysen von
Eisenerzen, Roheisen, Flusseisen, Schlacken u. s. w. ist eine sehr grosse.
Sie finden sich zerstreut in den hüttenmännischen und chemischen Zeit-
schriften sowie in Ausstellungsberichten, zum Teil gesammelt in den
Handbüchern der Eisenhüttenkunde und in Monographieen 5).

Die chemische Analyse hat für alle Eisensorten, ganz besonders
für alle Flusseisensorten, eine eminente Bedeutung erlangt, selbst für

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 666.
2) Siehe Winkler, Gasanalyse, S. 101; Wedding, Handbuch der Eisen-
hüttenkunde, I, S. 844.
3) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 511; 1897, S. 514.
4) Daselbst 1897, S. 789.
5) Z. B. Wachler, Vergleichende Qualitätsuntersuchungen von Giessereiroheisen
1879; Kerpely, Ungarns Eisenstein- und Eisenhüttenerzeugnisse; Ledebur, Das
Roheisen etc., 3. Auflage, 1891; Dr. H. Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde.

Chemie.
1878 von H. Bunte sehr vereinfacht, der ihn durch eine graduierte
Gasbürette mit Hähnen oben und unten ersetzte. Alle Absorptionen
werden nacheinander in diesem einen Meſsrohre vorgenommen. Die
Buntesche Gasbürette hat ihrer Einfachheit und Handlichkeit wegen
eine sehr verbreitete Annahme für Gasuntersuchungen gewonnen.

Orsats Apparat wurde weiterhin verbessert von Coquillon
(1877), Schwachhöfer (1878), Wiborgh (1887), von Reis (1888),
Thörner (1889), Binder, F. Fischer sowie Lunge und March-
lewski
1) (1891).

Zu Buntes Gasbürette wurden Verbesserungen vorgeschlagen von
Raoult (1883), Ferd. Fischer (1886). Hempel bedient sich ebenfalls
einer einfachen Gasbürette, fängt aber jede Gasart in einer besonderen
Pipette auf 2). Dadurch gewährt dieses Verfahren groſse Genauigkeit.

Für die Praxis ist es wichtig, daſs die analytischen Bestimmungen
der Begleitstoffe des Eisens nach den gleichen Methoden ausgeführt
werden; man ist deshalb seit mehreren Jahren bestrebt, eine inter-
nationale Vereinbarung hierüber herbeizuführen. Auf dem Kongreſs des
internationalen Verbandes für die Materialprüfung der Technik zu Zürich
im Jahre 1895 wurde diese Frage erörtert und eine Kommission unter
dem Vorsitz von Dr. H. Wedding, Berlin, und Freiherr Jüptner
von Jonsdorff
, Wien, als erster und zweiter Vorsitzender gewählt,
welche sich mit ausländischen Chemikern zu diesem Zweck in Ver-
bindung setzen sollten 3). Das Unternehmen fand allgemeinen Beifall
und Unterstützung aus allen wichtigeren eisenerzeugenden Ländern.
Es wurde 1897 die Gründung eines internationalen sidero-chemischen
Laboratoriums beschlossen, als dessen Leiter H. Jüptner von
Jonsdorff
in Aussicht genommen wurde 4).

Die Zahl der in diesem Zeitabschnitt veröffentlichten Analysen von
Eisenerzen, Roheisen, Fluſseisen, Schlacken u. s. w. ist eine sehr groſse.
Sie finden sich zerstreut in den hüttenmännischen und chemischen Zeit-
schriften sowie in Ausstellungsberichten, zum Teil gesammelt in den
Handbüchern der Eisenhüttenkunde und in Monographieen 5).

Die chemische Analyse hat für alle Eisensorten, ganz besonders
für alle Fluſseisensorten, eine eminente Bedeutung erlangt, selbst für

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 666.
2) Siehe Winkler, Gasanalyse, S. 101; Wedding, Handbuch der Eisen-
hüttenkunde, I, S. 844.
3) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 511; 1897, S. 514.
4) Daselbst 1897, S. 789.
5) Z. B. Wachler, Vergleichende Qualitätsuntersuchungen von Gieſsereiroheisen
1879; Kerpely, Ungarns Eisenstein- und Eisenhüttenerzeugnisse; Ledebur, Das
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[367/0383] Chemie. 1878 von H. Bunte sehr vereinfacht, der ihn durch eine graduierte Gasbürette mit Hähnen oben und unten ersetzte. Alle Absorptionen werden nacheinander in diesem einen Meſsrohre vorgenommen. Die Buntesche Gasbürette hat ihrer Einfachheit und Handlichkeit wegen eine sehr verbreitete Annahme für Gasuntersuchungen gewonnen. Orsats Apparat wurde weiterhin verbessert von Coquillon (1877), Schwachhöfer (1878), Wiborgh (1887), von Reis (1888), Thörner (1889), Binder, F. Fischer sowie Lunge und March- lewski 1) (1891). Zu Buntes Gasbürette wurden Verbesserungen vorgeschlagen von Raoult (1883), Ferd. Fischer (1886). Hempel bedient sich ebenfalls einer einfachen Gasbürette, fängt aber jede Gasart in einer besonderen Pipette auf 2). Dadurch gewährt dieses Verfahren groſse Genauigkeit. Für die Praxis ist es wichtig, daſs die analytischen Bestimmungen der Begleitstoffe des Eisens nach den gleichen Methoden ausgeführt werden; man ist deshalb seit mehreren Jahren bestrebt, eine inter- nationale Vereinbarung hierüber herbeizuführen. Auf dem Kongreſs des internationalen Verbandes für die Materialprüfung der Technik zu Zürich im Jahre 1895 wurde diese Frage erörtert und eine Kommission unter dem Vorsitz von Dr. H. Wedding, Berlin, und Freiherr Jüptner von Jonsdorff, Wien, als erster und zweiter Vorsitzender gewählt, welche sich mit ausländischen Chemikern zu diesem Zweck in Ver- bindung setzen sollten 3). Das Unternehmen fand allgemeinen Beifall und Unterstützung aus allen wichtigeren eisenerzeugenden Ländern. Es wurde 1897 die Gründung eines internationalen sidero-chemischen Laboratoriums beschlossen, als dessen Leiter H. Jüptner von Jonsdorff in Aussicht genommen wurde 4). Die Zahl der in diesem Zeitabschnitt veröffentlichten Analysen von Eisenerzen, Roheisen, Fluſseisen, Schlacken u. s. w. ist eine sehr groſse. Sie finden sich zerstreut in den hüttenmännischen und chemischen Zeit- schriften sowie in Ausstellungsberichten, zum Teil gesammelt in den Handbüchern der Eisenhüttenkunde und in Monographieen 5). Die chemische Analyse hat für alle Eisensorten, ganz besonders für alle Fluſseisensorten, eine eminente Bedeutung erlangt, selbst für 1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 666. 2) Siehe Winkler, Gasanalyse, S. 101; Wedding, Handbuch der Eisen- hüttenkunde, I, S. 844. 3) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 511; 1897, S. 514. 4) Daselbst 1897, S. 789. 5) Z. B. Wachler, Vergleichende Qualitätsuntersuchungen von Gieſsereiroheisen 1879; Kerpely, Ungarns Eisenstein- und Eisenhüttenerzeugnisse; Ledebur, Das Roheisen etc., 3. Auflage, 1891; Dr. H. Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/383>, abgerufen am 24.11.2024.