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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Einleitung 1870 bis 1900.
kann doch das Vorhandensein dieses Gefüges auch auf andere
Weise gedeutet und sonach die alte Bezeichnung "Stahl" den-
jenigen Eisenverbindungen belassen werden, welche man härten
und tempern kann; --

deshalb beschliesst die Kommission, folgende Nomenklatur zur Annahme
zu empfehlen:

1. Alle geschmiedeten Eisenverbindungen von gewöhnlicher Zu-
sammensetzung, welche entweder aus teigigen Massen der durch
Paketierung oder auf irgend eine andere Weise, Schmelzung
ausgenommen, hergestellt sind und welche sich nicht merkbar
härten und tempern lassen, und welche überhaupt denjenigen
Stoffen gleichen, die jetzt als "Schmiedeeisen" bezeichnet
werden, sollen Schweisseisen (engl.: weld iron, franz.: fer
soude, schwed.: vällmetall) genannt werden.
2. Wenn so dargestellte Verbindungen sich aus irgend einer
Ursache härten und tempern lassen und demselben Stoffe
gleichen, welcher jetzt "Puddelstahl" genannt wird, so sollen
dieselben als Schweissstahl (engl.: weld steel, franz.: acier
soude, schwed.: vällstal) bezeichnet werden.
3. Alle schmiedbaren Eisenverbindungen von gewöhnlicher Zu-
sammensetzung, welche durch Giessen aus einem flüssigen
Zustande erhalten worden sind und welche dadurch, dass man
sie zur Rotglut erhitzt und in Wasser abkühlt, sich nicht
merklich härten, sollen Flusseisen (engl.: ingot iron, franz.:
fer fondu, schwed.: gotmetall) genannt werden.
4. Alle solche Eisenverbindungen, wie unter 3. beschrieben, welche
aber aus irgend einer Ursache sich auf dem angegebenen Wege
härten lassen, sollen Flussstahl (engl.: ingot steel, franz.:
acier fondu, schwed.: gotstal) heissen."

Die von der Kommission vorgeschlagene Nomenklatur fand An-
nahme und ist heute ziemlich allgemein in Anwendung. Anders
verhielt es sich mit der obigen, von Dr. H. Wedding zuerst mit-
geteilten Einteilung. Dieselbe stiess auf zahlreichen Widerspruch, weil
das, was man seither als Stahl unter einer einfachen Bezeichnung
zusammengefasst hatte, durch dieses Schema ganz auseinandergerissen
wurde. Puddelstahl, Cementstahl und Raffinierstahl gehörten zum
Schweisseisen, Gussstahl dagegen zum Flusseisen. Die Erörterung
dieser Frage rief eine weitläufige Litteratur hervor. Das Ergebnis
des Kampfes war, dass man in Deutschland, Österreich und Schweden
an obiger Einteilung festhielt, während man in England, Frankreich

Einleitung 1870 bis 1900.
kann doch das Vorhandensein dieses Gefüges auch auf andere
Weise gedeutet und sonach die alte Bezeichnung „Stahl“ den-
jenigen Eisenverbindungen belassen werden, welche man härten
und tempern kann; —

deshalb beschlieſst die Kommission, folgende Nomenklatur zur Annahme
zu empfehlen:

1. Alle geschmiedeten Eisenverbindungen von gewöhnlicher Zu-
sammensetzung, welche entweder aus teigigen Massen der durch
Paketierung oder auf irgend eine andere Weise, Schmelzung
ausgenommen, hergestellt sind und welche sich nicht merkbar
härten und tempern lassen, und welche überhaupt denjenigen
Stoffen gleichen, die jetzt als „Schmiedeeisen“ bezeichnet
werden, sollen Schweiſseisen (engl.: weld iron, franz.: fer
soudé, schwed.: vällmetall) genannt werden.
2. Wenn so dargestellte Verbindungen sich aus irgend einer
Ursache härten und tempern lassen und demselben Stoffe
gleichen, welcher jetzt „Puddelstahl“ genannt wird, so sollen
dieselben als Schweiſsstahl (engl.: weld steel, franz.: acier
soudé, schwed.: vällstål) bezeichnet werden.
3. Alle schmiedbaren Eisenverbindungen von gewöhnlicher Zu-
sammensetzung, welche durch Gieſsen aus einem flüssigen
Zustande erhalten worden sind und welche dadurch, daſs man
sie zur Rotglut erhitzt und in Wasser abkühlt, sich nicht
merklich härten, sollen Fluſseisen (engl.: ingot iron, franz.:
fer fondu, schwed.: gotmetall) genannt werden.
4. Alle solche Eisenverbindungen, wie unter 3. beschrieben, welche
aber aus irgend einer Ursache sich auf dem angegebenen Wege
härten lassen, sollen Fluſsstahl (engl.: ingot steel, franz.:
acier fondu, schwed.: gotstål) heiſsen.“

Die von der Kommission vorgeschlagene Nomenklatur fand An-
nahme und ist heute ziemlich allgemein in Anwendung. Anders
verhielt es sich mit der obigen, von Dr. H. Wedding zuerst mit-
geteilten Einteilung. Dieselbe stieſs auf zahlreichen Widerspruch, weil
das, was man seither als Stahl unter einer einfachen Bezeichnung
zusammengefaſst hatte, durch dieses Schema ganz auseinandergerissen
wurde. Puddelstahl, Cementstahl und Raffinierstahl gehörten zum
Schweiſseisen, Guſsstahl dagegen zum Fluſseisen. Die Erörterung
dieser Frage rief eine weitläufige Litteratur hervor. Das Ergebnis
des Kampfes war, daſs man in Deutschland, Österreich und Schweden
an obiger Einteilung festhielt, während man in England, Frankreich

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[314/0330] Einleitung 1870 bis 1900. kann doch das Vorhandensein dieses Gefüges auch auf andere Weise gedeutet und sonach die alte Bezeichnung „Stahl“ den- jenigen Eisenverbindungen belassen werden, welche man härten und tempern kann; — deshalb beschlieſst die Kommission, folgende Nomenklatur zur Annahme zu empfehlen: 1. Alle geschmiedeten Eisenverbindungen von gewöhnlicher Zu- sammensetzung, welche entweder aus teigigen Massen der durch Paketierung oder auf irgend eine andere Weise, Schmelzung ausgenommen, hergestellt sind und welche sich nicht merkbar härten und tempern lassen, und welche überhaupt denjenigen Stoffen gleichen, die jetzt als „Schmiedeeisen“ bezeichnet werden, sollen Schweiſseisen (engl.: weld iron, franz.: fer soudé, schwed.: vällmetall) genannt werden. 2. Wenn so dargestellte Verbindungen sich aus irgend einer Ursache härten und tempern lassen und demselben Stoffe gleichen, welcher jetzt „Puddelstahl“ genannt wird, so sollen dieselben als Schweiſsstahl (engl.: weld steel, franz.: acier soudé, schwed.: vällstål) bezeichnet werden. 3. Alle schmiedbaren Eisenverbindungen von gewöhnlicher Zu- sammensetzung, welche durch Gieſsen aus einem flüssigen Zustande erhalten worden sind und welche dadurch, daſs man sie zur Rotglut erhitzt und in Wasser abkühlt, sich nicht merklich härten, sollen Fluſseisen (engl.: ingot iron, franz.: fer fondu, schwed.: gotmetall) genannt werden. 4. Alle solche Eisenverbindungen, wie unter 3. beschrieben, welche aber aus irgend einer Ursache sich auf dem angegebenen Wege härten lassen, sollen Fluſsstahl (engl.: ingot steel, franz.: acier fondu, schwed.: gotstål) heiſsen.“ Die von der Kommission vorgeschlagene Nomenklatur fand An- nahme und ist heute ziemlich allgemein in Anwendung. Anders verhielt es sich mit der obigen, von Dr. H. Wedding zuerst mit- geteilten Einteilung. Dieselbe stieſs auf zahlreichen Widerspruch, weil das, was man seither als Stahl unter einer einfachen Bezeichnung zusammengefaſst hatte, durch dieses Schema ganz auseinandergerissen wurde. Puddelstahl, Cementstahl und Raffinierstahl gehörten zum Schweiſseisen, Guſsstahl dagegen zum Fluſseisen. Die Erörterung dieser Frage rief eine weitläufige Litteratur hervor. Das Ergebnis des Kampfes war, daſs man in Deutschland, Österreich und Schweden an obiger Einteilung festhielt, während man in England, Frankreich

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/330>, abgerufen am 26.11.2024.