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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Österreich-Ungarn 1861 bis 1870.
legte dann das Bessemerwerk bei Witkowitz an, welches graues Eisen
aus Ungarn verarbeitete.

Tunner empfahl 1865 für die österreichischen Alpenländer die
Verwendung von Fünfkirchener Koks, sobald die Eisenbahn dahin
fertiggestellt sein würde.

1866 gab es bereits folgende Bessemerwerke in Österreich:

[Tabelle]
also eine jährliche Leistungsfähigkeit von 32000 Tonnen. 1866 waren
aber nicht ganz 10000 Tonnen Bessemerstahl erzeugt worden.

1866 kam der Krieg mit Preussen, der für Österreich einen
ungünstigen Ausgang hatte und ebenfalls die Eisenindustrie schwer
schädigte. Erst im Jahre 1868 begann auch in Österreich wieder
eine regere Thätigkeit in den Eisenwerken, besonders in denjenigen
mit Steinkohlenbetrieb, wie z. B. Kladno in Böhmen.

Auch die österreichische Staatsregierung entäusserte sich, wie
Preussen, grossenteils ihres ärarischen Bergwerks- und Hüttenbesitzes.
Die Staatswerke zu Hiflan und Eisenerz wurden 1868 verkauft und
kamen in den Besitz der als Aktiengesellschaft konstituierten Inner-
berger Hauptgewerkschaft.

Am 3. Juli 1869 ging auch das dem Staat gehörige Musterwerk
zu Neuberg an die Neuberg-Mariazeller Gewerkschaft über. Ebenso
verwandelten die vier Besitzer des Hüttenberger Erzberges in
Kärnthen ihre Werke in eine Aktiengesellschaft und vereinigten sich
mit Prävali als Hüttenberger Hauptgewerkschaft. In Krain entstand
die Krainsche Eisenindustriegesellschaft.

Durch diese kapitalkräftigen Gesellschaften wurde eine Anzahl
neuer Hochofen- und Walzwerke ins Leben gerufen, so die Hochofen-
anlage und Raffinierwerk zu Schwechat bei Wien, die Johann-Adolfs-
hütte zu Judenburg in Steiermark, die Walzwerke in Köflach, Wasen-
dorf, Unzmark und St. Michael in Steiermark, das Stahlwerk und

Österreich-Ungarn 1861 bis 1870.
legte dann das Bessemerwerk bei Witkowitz an, welches graues Eisen
aus Ungarn verarbeitete.

Tunner empfahl 1865 für die österreichischen Alpenländer die
Verwendung von Fünfkirchener Koks, sobald die Eisenbahn dahin
fertiggestellt sein würde.

1866 gab es bereits folgende Bessemerwerke in Österreich:

[Tabelle]
also eine jährliche Leistungsfähigkeit von 32000 Tonnen. 1866 waren
aber nicht ganz 10000 Tonnen Bessemerstahl erzeugt worden.

1866 kam der Krieg mit Preuſsen, der für Österreich einen
ungünstigen Ausgang hatte und ebenfalls die Eisenindustrie schwer
schädigte. Erst im Jahre 1868 begann auch in Österreich wieder
eine regere Thätigkeit in den Eisenwerken, besonders in denjenigen
mit Steinkohlenbetrieb, wie z. B. Kladno in Böhmen.

Auch die österreichische Staatsregierung entäuſserte sich, wie
Preuſsen, groſsenteils ihres ärarischen Bergwerks- und Hüttenbesitzes.
Die Staatswerke zu Hiflan und Eisenerz wurden 1868 verkauft und
kamen in den Besitz der als Aktiengesellschaft konstituierten Inner-
berger Hauptgewerkschaft.

Am 3. Juli 1869 ging auch das dem Staat gehörige Musterwerk
zu Neuberg an die Neuberg-Mariazeller Gewerkschaft über. Ebenso
verwandelten die vier Besitzer des Hüttenberger Erzberges in
Kärnthen ihre Werke in eine Aktiengesellschaft und vereinigten sich
mit Prävali als Hüttenberger Hauptgewerkschaft. In Krain entstand
die Krainsche Eisenindustriegesellschaft.

Durch diese kapitalkräftigen Gesellschaften wurde eine Anzahl
neuer Hochofen- und Walzwerke ins Leben gerufen, so die Hochofen-
anlage und Raffinierwerk zu Schwechat bei Wien, die Johann-Adolfs-
hütte zu Judenburg in Steiermark, die Walzwerke in Köflach, Wasen-
dorf, Unzmark und St. Michael in Steiermark, das Stahlwerk und

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[271/0287] Österreich-Ungarn 1861 bis 1870. legte dann das Bessemerwerk bei Witkowitz an, welches graues Eisen aus Ungarn verarbeitete. Tunner empfahl 1865 für die österreichischen Alpenländer die Verwendung von Fünfkirchener Koks, sobald die Eisenbahn dahin fertiggestellt sein würde. 1866 gab es bereits folgende Bessemerwerke in Österreich: also eine jährliche Leistungsfähigkeit von 32000 Tonnen. 1866 waren aber nicht ganz 10000 Tonnen Bessemerstahl erzeugt worden. 1866 kam der Krieg mit Preuſsen, der für Österreich einen ungünstigen Ausgang hatte und ebenfalls die Eisenindustrie schwer schädigte. Erst im Jahre 1868 begann auch in Österreich wieder eine regere Thätigkeit in den Eisenwerken, besonders in denjenigen mit Steinkohlenbetrieb, wie z. B. Kladno in Böhmen. Auch die österreichische Staatsregierung entäuſserte sich, wie Preuſsen, groſsenteils ihres ärarischen Bergwerks- und Hüttenbesitzes. Die Staatswerke zu Hiflan und Eisenerz wurden 1868 verkauft und kamen in den Besitz der als Aktiengesellschaft konstituierten Inner- berger Hauptgewerkschaft. Am 3. Juli 1869 ging auch das dem Staat gehörige Musterwerk zu Neuberg an die Neuberg-Mariazeller Gewerkschaft über. Ebenso verwandelten die vier Besitzer des Hüttenberger Erzberges in Kärnthen ihre Werke in eine Aktiengesellschaft und vereinigten sich mit Prävali als Hüttenberger Hauptgewerkschaft. In Krain entstand die Krainsche Eisenindustriegesellschaft. Durch diese kapitalkräftigen Gesellschaften wurde eine Anzahl neuer Hochofen- und Walzwerke ins Leben gerufen, so die Hochofen- anlage und Raffinierwerk zu Schwechat bei Wien, die Johann-Adolfs- hütte zu Judenburg in Steiermark, die Walzwerke in Köflach, Wasen- dorf, Unzmark und St. Michael in Steiermark, das Stahlwerk und

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/287>, abgerufen am 30.04.2024.