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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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und Flusseisens 1861 bis 1870.
gleichliche Leitung bei der Londoner Ausstellung nur mit zwei
bronzenen Medaillen abspeiste. Die englische Regierung machte in
den Jahren 1862 und 1863 Versuche mit Kruppschen Rohren von
20, 40 und 110 Pfund Kaliber (nach englischer Bezeichnung), welche
die vorzüglichsten Resultate ergaben; dennoch hielt man, weil man
im eigenen Lande keine Gussstahlrohre von gleicher Grösse und Güte
hatte, an dem System von Armstrong fest. Nur ging man dazu
über, das Seelenrohr aus Gussstahl zu machen, über das man dann
[Abbildung] Fig. 119.
die schmiedeeisernen Cylinder, die man nun "Jacke und Hose" nannte,
zog. Schwere Rohre bekamen eine grössere Anzahl Bekleidungs-
cylinder ("Jacke, Weste und Hose"). Derartige Konstruktionen
wurden von Armstrong, Whitworth, Blakely und Fraser
angegeben. Fig. 119 zeigt eine schwere englische Vorderladungs-
kanone nach Frasers System, welches seit 1865 von der Regierung
bevorzugt wurde. Die englischen Fabri-
kanten Blakely, Whitworth und
Armstrong bezogen längere Zeit die
Seelenrohre für ihre schmiedeeisernen
Kanonen von Krupp. Im Arsenal zu
Woolwich waren jetzt die grossartigen
Werkstätten, wo Armstrong seine
riesigen Geschütze schmiedete, deren
grösstes der "Woolwich-Baby", ein Zwölf-
zöller von 35 Tonnen Rohrgewicht, war.
Ausser einem Condiehammer waren dort
[Abbildung] Fig. 120.
fünf schwere Nasmythhämmer von 20, 12, 12, 10 und 10 Tonnen Bär-
gewicht im Betrieb. Jeder der grossen Hämmer hatte vier Dreh-
krahnen zu seiner Bedienung (Fig. 120, wobei a den Dampfhammer,
bb die Drehkrähne, cccc die Schweiss- und Glühöfen vorstellen).

Eine abweichende, der obigen entgegengesetzte Konstruktion
erfand Kapitän Palliser 1867. Er machte die Seele aus Schmiede-
eisen und darüber einen gegossenen Mantel aus Gusseisen. Diese
Geschütze waren beträchtlich billiger. Sie wurden in England geprüft

und Fluſseisens 1861 bis 1870.
gleichliche Leitung bei der Londoner Ausstellung nur mit zwei
bronzenen Medaillen abspeiste. Die englische Regierung machte in
den Jahren 1862 und 1863 Versuche mit Kruppschen Rohren von
20, 40 und 110 Pfund Kaliber (nach englischer Bezeichnung), welche
die vorzüglichsten Resultate ergaben; dennoch hielt man, weil man
im eigenen Lande keine Guſsstahlrohre von gleicher Gröſse und Güte
hatte, an dem System von Armstrong fest. Nur ging man dazu
über, das Seelenrohr aus Guſsstahl zu machen, über das man dann
[Abbildung] Fig. 119.
die schmiedeeisernen Cylinder, die man nun „Jacke und Hose“ nannte,
zog. Schwere Rohre bekamen eine gröſsere Anzahl Bekleidungs-
cylinder („Jacke, Weste und Hose“). Derartige Konstruktionen
wurden von Armstrong, Whitworth, Blakely und Fraser
angegeben. Fig. 119 zeigt eine schwere englische Vorderladungs-
kanone nach Frasers System, welches seit 1865 von der Regierung
bevorzugt wurde. Die englischen Fabri-
kanten Blakely, Whitworth und
Armstrong bezogen längere Zeit die
Seelenrohre für ihre schmiedeeisernen
Kanonen von Krupp. Im Arsenal zu
Woolwich waren jetzt die groſsartigen
Werkstätten, wo Armstrong seine
riesigen Geschütze schmiedete, deren
gröſstes der „Woolwich-Baby“, ein Zwölf-
zöller von 35 Tonnen Rohrgewicht, war.
Auſser einem Condiehammer waren dort
[Abbildung] Fig. 120.
fünf schwere Nasmythhämmer von 20, 12, 12, 10 und 10 Tonnen Bär-
gewicht im Betrieb. Jeder der groſsen Hämmer hatte vier Dreh-
krahnen zu seiner Bedienung (Fig. 120, wobei a den Dampfhammer,
bb die Drehkrähne, cccc die Schweiſs- und Glühöfen vorstellen).

Eine abweichende, der obigen entgegengesetzte Konstruktion
erfand Kapitän Palliser 1867. Er machte die Seele aus Schmiede-
eisen und darüber einen gegossenen Mantel aus Guſseisen. Diese
Geschütze waren beträchtlich billiger. Sie wurden in England geprüft

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[223/0239] und Fluſseisens 1861 bis 1870. gleichliche Leitung bei der Londoner Ausstellung nur mit zwei bronzenen Medaillen abspeiste. Die englische Regierung machte in den Jahren 1862 und 1863 Versuche mit Kruppschen Rohren von 20, 40 und 110 Pfund Kaliber (nach englischer Bezeichnung), welche die vorzüglichsten Resultate ergaben; dennoch hielt man, weil man im eigenen Lande keine Guſsstahlrohre von gleicher Gröſse und Güte hatte, an dem System von Armstrong fest. Nur ging man dazu über, das Seelenrohr aus Guſsstahl zu machen, über das man dann [Abbildung Fig. 119.] die schmiedeeisernen Cylinder, die man nun „Jacke und Hose“ nannte, zog. Schwere Rohre bekamen eine gröſsere Anzahl Bekleidungs- cylinder („Jacke, Weste und Hose“). Derartige Konstruktionen wurden von Armstrong, Whitworth, Blakely und Fraser angegeben. Fig. 119 zeigt eine schwere englische Vorderladungs- kanone nach Frasers System, welches seit 1865 von der Regierung bevorzugt wurde. Die englischen Fabri- kanten Blakely, Whitworth und Armstrong bezogen längere Zeit die Seelenrohre für ihre schmiedeeisernen Kanonen von Krupp. Im Arsenal zu Woolwich waren jetzt die groſsartigen Werkstätten, wo Armstrong seine riesigen Geschütze schmiedete, deren gröſstes der „Woolwich-Baby“, ein Zwölf- zöller von 35 Tonnen Rohrgewicht, war. Auſser einem Condiehammer waren dort [Abbildung Fig. 120.] fünf schwere Nasmythhämmer von 20, 12, 12, 10 und 10 Tonnen Bär- gewicht im Betrieb. Jeder der groſsen Hämmer hatte vier Dreh- krahnen zu seiner Bedienung (Fig. 120, wobei a den Dampfhammer, bb die Drehkrähne, cccc die Schweiſs- und Glühöfen vorstellen). Eine abweichende, der obigen entgegengesetzte Konstruktion erfand Kapitän Palliser 1867. Er machte die Seele aus Schmiede- eisen und darüber einen gegossenen Mantel aus Guſseisen. Diese Geschütze waren beträchtlich billiger. Sie wurden in England geprüft

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/239>, abgerufen am 25.11.2024.