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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
richtete ihn zum Schnellschmieden ein 1). Auf der Londoner Aus-
stellung hatte er für seinen Presshammer eine Medaille erhalten. Auf
den Kirkstall-Eisenwerken wurde eine Haswellsche Presse für einen
Druck von 1550800 kg erbaut 2). 1863 stellte Franz v. Mayr zu
Donawitz bei Leoben einen Haswell-Presshammer zum Drücken von
Schweisspaketen auf. Einen verbesserten Dampfhammer mit direktem
Hochdruck und Expansion konstruierte Farcot 1860 3). Krupps
Riesenhammer blieb lange ein Unicum. 1865 wurde in England von
Nasmyth & Co. auf dem Bolton-Eisenwerk zu Patricroft ein grosser
Dampfhammer von 72 Tonnen Gewicht und 200 Tonnen schwerem
Amboss mit Chabotte fertig gestellt. 1865 baute R. Morrison seinen
doppeltwirkenden Dampfhammer, bei dem das Gewicht der ganzen
Maschine mitwirkte 4). Um dieselbe Zeit erfand J. Ramsbottom
seinen bereits angeführten horizontalen, doppeltwirkenden Dampf-
hammer.

1866 konstruierte F. Fischer einen Dampfzuschlaghammer.
Charles Emmet in Dalton bei Huddersfield erfand einen selbst-
thätigen Dampfhammer mit besonderer Stellvorrichtung und federndem
Gegengewicht, der gewöhnliche Schmiedearbeiten mit beliebiger Ge-
schwindigkeit und Intensität ausführte. Nilus baute einen Dampf-
hammer mit reduzierter Bärhöhe und Luftkissen, J. Vaughan einen
mit Luft- und Dampfkissen. Denselben Zweck hatte Bakewells
beweglicher Cylinderdeckel. D. Grimshaw in Birmingham erfand
den atmosphärischen Fallhammer mit Luftpumpe und geringem Kraft-
bedarf. Aus demselben Jahre stammt die verbesserte Schmiede-
maschine (Gegenhammer) von J. Wright in Dudley 5). Holiday
erfand eine Schmiedemaschine für Eisenbahnräder 6).

H. Bessemer bediente sich sehr wirksamer Schmiedepressen zur
Bearbeitung grosser Gussstahlmassen 7). Bei denselben erfolgten die
Pressungen so rasch wie die Schläge des Hammers.

Newton erhielt im November 1866 ein Patent auf eine Gesenk-
presse für Scheibenräder nach dem System von J. Bl. Tarr. Nach
Fr. Kuppelwieser erwiesen sich, sobald Matrizen angewendet werden

1) Siehe Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1863, VII.
2) Siehe Kerpely a. a. O. I, S. 230, Tab. VIII, Fig. 10, 11, 12.
3) Siehe Armengaud, Gen. industr. 1860, Oktbr., p. 169.
4) Siehe Pract. Mech. Journ. 1865, p. 260; Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing.
1865, S. 632.
5) London Journ. of arts, April 1866, p. 216; Dinglers Journ. 181, S. 345.
6) Dinglers Journ. 182, S. 88.
7) Dinglers Journ. 182, S. 424

Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
richtete ihn zum Schnellschmieden ein 1). Auf der Londoner Aus-
stellung hatte er für seinen Preſshammer eine Medaille erhalten. Auf
den Kirkstall-Eisenwerken wurde eine Haswellsche Presse für einen
Druck von 1550800 kg erbaut 2). 1863 stellte Franz v. Mayr zu
Donawitz bei Leoben einen Haswell-Preſshammer zum Drücken von
Schweiſspaketen auf. Einen verbesserten Dampfhammer mit direktem
Hochdruck und Expansion konstruierte Farcot 1860 3). Krupps
Riesenhammer blieb lange ein Unicum. 1865 wurde in England von
Nasmyth & Co. auf dem Bolton-Eisenwerk zu Patricroft ein groſser
Dampfhammer von 72 Tonnen Gewicht und 200 Tonnen schwerem
Amboſs mit Chabotte fertig gestellt. 1865 baute R. Morrison seinen
doppeltwirkenden Dampfhammer, bei dem das Gewicht der ganzen
Maschine mitwirkte 4). Um dieselbe Zeit erfand J. Ramsbottom
seinen bereits angeführten horizontalen, doppeltwirkenden Dampf-
hammer.

1866 konstruierte F. Fischer einen Dampfzuschlaghammer.
Charles Emmet in Dalton bei Huddersfield erfand einen selbst-
thätigen Dampfhammer mit besonderer Stellvorrichtung und federndem
Gegengewicht, der gewöhnliche Schmiedearbeiten mit beliebiger Ge-
schwindigkeit und Intensität ausführte. Nilus baute einen Dampf-
hammer mit reduzierter Bärhöhe und Luftkissen, J. Vaughan einen
mit Luft- und Dampfkissen. Denselben Zweck hatte Bakewells
beweglicher Cylinderdeckel. D. Grimshaw in Birmingham erfand
den atmosphärischen Fallhammer mit Luftpumpe und geringem Kraft-
bedarf. Aus demselben Jahre stammt die verbesserte Schmiede-
maschine (Gegenhammer) von J. Wright in Dudley 5). Holiday
erfand eine Schmiedemaschine für Eisenbahnräder 6).

H. Bessemer bediente sich sehr wirksamer Schmiedepressen zur
Bearbeitung groſser Guſsstahlmassen 7). Bei denselben erfolgten die
Pressungen so rasch wie die Schläge des Hammers.

Newton erhielt im November 1866 ein Patent auf eine Gesenk-
presse für Scheibenräder nach dem System von J. Bl. Tarr. Nach
Fr. Kuppelwieser erwiesen sich, sobald Matrizen angewendet werden

1) Siehe Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1863, VII.
2) Siehe Kerpely a. a. O. I, S. 230, Tab. VIII, Fig. 10, 11, 12.
3) Siehe Armengaud, Gén. industr. 1860, Oktbr., p. 169.
4) Siehe Pract. Mech. Journ. 1865, p. 260; Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing.
1865, S. 632.
5) London Journ. of arts, April 1866, p. 216; Dinglers Journ. 181, S. 345.
6) Dinglers Journ. 182, S. 88.
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[196/0212] Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870. richtete ihn zum Schnellschmieden ein 1). Auf der Londoner Aus- stellung hatte er für seinen Preſshammer eine Medaille erhalten. Auf den Kirkstall-Eisenwerken wurde eine Haswellsche Presse für einen Druck von 1550800 kg erbaut 2). 1863 stellte Franz v. Mayr zu Donawitz bei Leoben einen Haswell-Preſshammer zum Drücken von Schweiſspaketen auf. Einen verbesserten Dampfhammer mit direktem Hochdruck und Expansion konstruierte Farcot 1860 3). Krupps Riesenhammer blieb lange ein Unicum. 1865 wurde in England von Nasmyth & Co. auf dem Bolton-Eisenwerk zu Patricroft ein groſser Dampfhammer von 72 Tonnen Gewicht und 200 Tonnen schwerem Amboſs mit Chabotte fertig gestellt. 1865 baute R. Morrison seinen doppeltwirkenden Dampfhammer, bei dem das Gewicht der ganzen Maschine mitwirkte 4). Um dieselbe Zeit erfand J. Ramsbottom seinen bereits angeführten horizontalen, doppeltwirkenden Dampf- hammer. 1866 konstruierte F. Fischer einen Dampfzuschlaghammer. Charles Emmet in Dalton bei Huddersfield erfand einen selbst- thätigen Dampfhammer mit besonderer Stellvorrichtung und federndem Gegengewicht, der gewöhnliche Schmiedearbeiten mit beliebiger Ge- schwindigkeit und Intensität ausführte. Nilus baute einen Dampf- hammer mit reduzierter Bärhöhe und Luftkissen, J. Vaughan einen mit Luft- und Dampfkissen. Denselben Zweck hatte Bakewells beweglicher Cylinderdeckel. D. Grimshaw in Birmingham erfand den atmosphärischen Fallhammer mit Luftpumpe und geringem Kraft- bedarf. Aus demselben Jahre stammt die verbesserte Schmiede- maschine (Gegenhammer) von J. Wright in Dudley 5). Holiday erfand eine Schmiedemaschine für Eisenbahnräder 6). H. Bessemer bediente sich sehr wirksamer Schmiedepressen zur Bearbeitung groſser Guſsstahlmassen 7). Bei denselben erfolgten die Pressungen so rasch wie die Schläge des Hammers. Newton erhielt im November 1866 ein Patent auf eine Gesenk- presse für Scheibenräder nach dem System von J. Bl. Tarr. Nach Fr. Kuppelwieser erwiesen sich, sobald Matrizen angewendet werden 1) Siehe Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1863, VII. 2) Siehe Kerpely a. a. O. I, S. 230, Tab. VIII, Fig. 10, 11, 12. 3) Siehe Armengaud, Gén. industr. 1860, Oktbr., p. 169. 4) Siehe Pract. Mech. Journ. 1865, p. 260; Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1865, S. 632. 5) London Journ. of arts, April 1866, p. 216; Dinglers Journ. 181, S. 345. 6) Dinglers Journ. 182, S. 88. 7) Dinglers Journ. 182, S. 424

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/212>, abgerufen am 24.04.2024.