Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
bleche walzte, von denen 1500 auf einen Zoll gingen, während man Eisenblech nur 1000 bis 1200 Stück auf den Zoll walzen konnte.
Gute Bessemerstahlschienen übertreffen nach neueren Erfahrungen Eisenbahnschienen an Dauer um das Zehnfache; bei Kettenbrücken war die Tragfähigkeit die doppelte. Für Kanonen und im Schiffsbau wurde Bessemerstahl in immer ausgedehnterem Masse verwendet. So machte man auch die Masten bereits vielfach aus Bessemerstahl- blech. Die Festigkeit des Bessemerstahls von Hörde betrug 87 kg pro Quadratmillimeter, die Festigkeit mittlerer Gussstahlsorten zwischen 75 und 100 kg. Das specifische Gewicht des Bessemerstahls war 7,865, während man sonst für Stahl 7,70 bis 7,85 annahm.
Tunner schlug, indem er die Wichtigkeit guter Sortierung betonte, in diesem Jahre die Einteilung des Bessemermetalls nach seinem Kohlengehalt in 7 Nummern vor, wovon Nr. 1 1,50, Nr. 2 1,25, Nr. 3 1,0, Nr. 4 0,75, Nr. 5 0,5, Nr. 6 0,25, Nr. 7 0,05 Prozent Kohlen- stoff enthalten sollte. Er will aber die Sortierung nicht nur nach der Eggertzschen Probe, wie dies in Schweden geschah, vor- genommen haben, sondern auch nach dem Bruchansehen und den Härteproben. In Schweden unterschied man neun Sorten des Bessemer- metalls nach dem Kohlenstoffgehalt.
Zum Schluss erwähnen wir noch einige Erfindungen und Patente aus dem Jahre 1865.
Christian P. Thal in Petersburg schlug einen abgeänderten Bessemerapparat vor, der billigeren Betrieb und gleichförmigeres Produkt ergeben sollte, durch seine Kompliziertheit aber unpraktisch war 1).
Nyström in Gloucester bei Philadelphia (V. St.) änderte das Bessemerverfahren in der Weise ab, dass er den Wind unmittelbar unter der Oberfläche des Metallbades eintreten liess. Dadurch wurde der Prozess zwar sehr verlangsamt, aber angeblich ein reineres Produkt erzeugt. Es sollte jede Art von Stahl oder Eisen wie beim Puddelofen erzeugt werden können. Ein Erfolg ist nicht zu verzeichnen.
W. Baker nahm am 7. Januar 1865 in England ein Patent, in dem er metallisches Zink zur Reinigung des Eisens von Schwefel und Phosphor vorschlug und zwar einen Zusatz von 10 bis 20 Pfund auf die Tonne Eisen.
1) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1865, S. 351, Taf. XII, Fig. 13.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
bleche walzte, von denen 1500 auf einen Zoll gingen, während man Eisenblech nur 1000 bis 1200 Stück auf den Zoll walzen konnte.
Gute Bessemerstahlschienen übertreffen nach neueren Erfahrungen Eisenbahnschienen an Dauer um das Zehnfache; bei Kettenbrücken war die Tragfähigkeit die doppelte. Für Kanonen und im Schiffsbau wurde Bessemerstahl in immer ausgedehnterem Maſse verwendet. So machte man auch die Masten bereits vielfach aus Bessemerstahl- blech. Die Festigkeit des Bessemerstahls von Hörde betrug 87 kg pro Quadratmillimeter, die Festigkeit mittlerer Guſsstahlsorten zwischen 75 und 100 kg. Das specifische Gewicht des Bessemerstahls war 7,865, während man sonst für Stahl 7,70 bis 7,85 annahm.
Tunner schlug, indem er die Wichtigkeit guter Sortierung betonte, in diesem Jahre die Einteilung des Bessemermetalls nach seinem Kohlengehalt in 7 Nummern vor, wovon Nr. 1 1,50, Nr. 2 1,25, Nr. 3 1,0, Nr. 4 0,75, Nr. 5 0,5, Nr. 6 0,25, Nr. 7 0,05 Prozent Kohlen- stoff enthalten sollte. Er will aber die Sortierung nicht nur nach der Eggertzschen Probe, wie dies in Schweden geschah, vor- genommen haben, sondern auch nach dem Bruchansehen und den Härteproben. In Schweden unterschied man neun Sorten des Bessemer- metalls nach dem Kohlenstoffgehalt.
Zum Schluſs erwähnen wir noch einige Erfindungen und Patente aus dem Jahre 1865.
Christian P. Thal in Petersburg schlug einen abgeänderten Bessemerapparat vor, der billigeren Betrieb und gleichförmigeres Produkt ergeben sollte, durch seine Kompliziertheit aber unpraktisch war 1).
Nyström in Gloucester bei Philadelphia (V. St.) änderte das Bessemerverfahren in der Weise ab, daſs er den Wind unmittelbar unter der Oberfläche des Metallbades eintreten lieſs. Dadurch wurde der Prozeſs zwar sehr verlangsamt, aber angeblich ein reineres Produkt erzeugt. Es sollte jede Art von Stahl oder Eisen wie beim Puddelofen erzeugt werden können. Ein Erfolg ist nicht zu verzeichnen.
W. Baker nahm am 7. Januar 1865 in England ein Patent, in dem er metallisches Zink zur Reinigung des Eisens von Schwefel und Phosphor vorschlug und zwar einen Zusatz von 10 bis 20 Pfund auf die Tonne Eisen.
1) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1865, S. 351, Taf. XII, Fig. 13.
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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
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Eisenblech nur 1000 bis 1200 Stück auf den Zoll walzen konnte.
Gute Bessemerstahlschienen übertreffen nach neueren Erfahrungen
Eisenbahnschienen an Dauer um das Zehnfache; bei Kettenbrücken
war die Tragfähigkeit die doppelte. Für Kanonen und im Schiffsbau
wurde Bessemerstahl in immer ausgedehnterem Maſse verwendet.
So machte man auch die Masten bereits vielfach aus Bessemerstahl-
blech. Die Festigkeit des Bessemerstahls von Hörde betrug 87 kg
pro Quadratmillimeter, die Festigkeit mittlerer Guſsstahlsorten zwischen
75 und 100 kg. Das specifische Gewicht des Bessemerstahls war 7,865,
während man sonst für Stahl 7,70 bis 7,85 annahm.
Tunner schlug, indem er die Wichtigkeit guter Sortierung
betonte, in diesem Jahre die Einteilung des Bessemermetalls nach
seinem Kohlengehalt in 7 Nummern vor, wovon Nr. 1 1,50, Nr. 2 1,25,
Nr. 3 1,0, Nr. 4 0,75, Nr. 5 0,5, Nr. 6 0,25, Nr. 7 0,05 Prozent Kohlen-
stoff enthalten sollte. Er will aber die Sortierung nicht nur nach
der Eggertzschen Probe, wie dies in Schweden geschah, vor-
genommen haben, sondern auch nach dem Bruchansehen und den
Härteproben. In Schweden unterschied man neun Sorten des Bessemer-
metalls nach dem Kohlenstoffgehalt.
Zum Schluſs erwähnen wir noch einige Erfindungen und Patente
aus dem Jahre 1865.
Christian P. Thal in Petersburg schlug einen abgeänderten
Bessemerapparat vor, der billigeren Betrieb und gleichförmigeres
Produkt ergeben sollte, durch seine Kompliziertheit aber unpraktisch
war 1).
Nyström in Gloucester bei Philadelphia (V. St.) änderte das
Bessemerverfahren in der Weise ab, daſs er den Wind unmittelbar
unter der Oberfläche des Metallbades eintreten lieſs. Dadurch wurde
der Prozeſs zwar sehr verlangsamt, aber angeblich ein reineres
Produkt erzeugt. Es sollte jede Art von Stahl oder Eisen wie
beim Puddelofen erzeugt werden können. Ein Erfolg ist nicht zu
verzeichnen.
W. Baker nahm am 7. Januar 1865 in England ein Patent, in
dem er metallisches Zink zur Reinigung des Eisens von Schwefel und
Phosphor vorschlug und zwar einen Zusatz von 10 bis 20 Pfund auf
die Tonne Eisen.
1) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1865, S. 351, Taf. XII, Fig. 13.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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