Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Kanada.

Dass die Regierung der Industrie immer mehr Beachtung schenkte,
geht unter anderem auch daraus hervor, dass sie Anfang 1894 ein
verbessertes Patentgesetz erliess.

Die Roheisenerzeugung betrug 1894 45508 Tonnen, 1895 38434
Tonnen, 1896 60990 Tonnen. Etwa ein Zehntel der Produktion von
1896 war mit Holzkohlen, neun Zehntel mit Koks erblasen. Es gab
damals acht Hochöfen, wovon aber nur zwei in regelmässigem Betriebe
waren. Ein Teil des Roheisens wurde in Siemens-Martin-Öfen in Fluss-
stahl umgewandelt. 1895 wurden 17000 Tonnen Blöcke in Öfen mit
saurem Herdfutter erzeugt, 1896 16000 Tonnen teils mit saurem, teils
mit basischem Futter. Es wurden 6100 Tonnen Eisenbahnschienen
und 4612 Tonnen Konstruktionsteile aus Martinstahl gewalzt. Die
Walzwerke verarbeiteten ausserdem noch importiertes Eisen, was
daraus hervorgeht, dass ihre Produktion 1896 76244 Tonnen betrug.
Ende 1896 gab es bereits 16 Stahl- und Walzwerke. Ein neues Werk
war zu Bridgeville projektiert. Die Steinkohlenförderung stieg von
1895 bis 1898 von 3513500 Tonnen auf 4172655 Tonnen. Eisenerze
wurden 1899 69982 Tonnen gefördert. 1898 gab es in Kanada acht
Hochöfen, ein neunter war im Bau, die Produktion blieb aber noch
unter 100000 Tonnen.

Die Zunahme der Roheisenerzeugung von 1880 bis 1901 betrug
in Kilotonnen:


[Spaltenumbruch]
1880     23100
1890     25800
1895     32000
1896     60990
1897     54657

[Spaltenumbruch]
1898     76400
1899     101200
1900     87467
1901     248896 1)

Der Roheisenverbrauch pro Kopf betrug 1900 42 kg.

Die Einfuhr von Eisen und Eisenwaren war sehr bedeutend. Die
Nova Scotia-Stahlgesellschaft erzeugte 1899 in drei grossen Herdöfen
20680 Tonnen Flussstahl 2).

Am 1. Juni 1900 hat die Hamilton Steel and Iron Company bei
Ontario ein Stahlwerk 3) neuester Konstruktion in Betrieb gesetzt.
Die kippbaren Martinöfen sind mit Vorherd und elektrisch betriebener
Chargiermaschine versehen. Ein elektrischer Laufkran bewegt Giess-
pfanne, Blöcke und Coquillen.

Eine grossartige Anlage hatte die Dominion-Eisen- und Stahl-

1) Hiervon 232555 Tonnen mit Koks, 16341 Tonnen mit Holzkohle.
2) Siehe Stahl und Eisen 1901, S. 387.
3) Daselbst S. 881.
Kanada.

Daſs die Regierung der Industrie immer mehr Beachtung schenkte,
geht unter anderem auch daraus hervor, daſs sie Anfang 1894 ein
verbessertes Patentgesetz erlieſs.

Die Roheisenerzeugung betrug 1894 45508 Tonnen, 1895 38434
Tonnen, 1896 60990 Tonnen. Etwa ein Zehntel der Produktion von
1896 war mit Holzkohlen, neun Zehntel mit Koks erblasen. Es gab
damals acht Hochöfen, wovon aber nur zwei in regelmäſsigem Betriebe
waren. Ein Teil des Roheisens wurde in Siemens-Martin-Öfen in Fluſs-
stahl umgewandelt. 1895 wurden 17000 Tonnen Blöcke in Öfen mit
saurem Herdfutter erzeugt, 1896 16000 Tonnen teils mit saurem, teils
mit basischem Futter. Es wurden 6100 Tonnen Eisenbahnschienen
und 4612 Tonnen Konstruktionsteile aus Martinstahl gewalzt. Die
Walzwerke verarbeiteten auſserdem noch importiertes Eisen, was
daraus hervorgeht, daſs ihre Produktion 1896 76244 Tonnen betrug.
Ende 1896 gab es bereits 16 Stahl- und Walzwerke. Ein neues Werk
war zu Bridgeville projektiert. Die Steinkohlenförderung stieg von
1895 bis 1898 von 3513500 Tonnen auf 4172655 Tonnen. Eisenerze
wurden 1899 69982 Tonnen gefördert. 1898 gab es in Kanada acht
Hochöfen, ein neunter war im Bau, die Produktion blieb aber noch
unter 100000 Tonnen.

Die Zunahme der Roheisenerzeugung von 1880 bis 1901 betrug
in Kilotonnen:


[Spaltenumbruch]
1880     23100
1890     25800
1895     32000
1896     60990
1897     54657

[Spaltenumbruch]
1898     76400
1899     101200
1900     87467
1901     248896 1)

Der Roheisenverbrauch pro Kopf betrug 1900 42 kg.

Die Einfuhr von Eisen und Eisenwaren war sehr bedeutend. Die
Nova Scotia-Stahlgesellschaft erzeugte 1899 in drei groſsen Herdöfen
20680 Tonnen Fluſsstahl 2).

Am 1. Juni 1900 hat die Hamilton Steel and Iron Company bei
Ontario ein Stahlwerk 3) neuester Konstruktion in Betrieb gesetzt.
Die kippbaren Martinöfen sind mit Vorherd und elektrisch betriebener
Chargiermaschine versehen. Ein elektrischer Laufkran bewegt Gieſs-
pfanne, Blöcke und Coquillen.

Eine groſsartige Anlage hatte die Dominion-Eisen- und Stahl-

1) Hiervon 232555 Tonnen mit Koks, 16341 Tonnen mit Holzkohle.
2) Siehe Stahl und Eisen 1901, S. 387.
3) Daselbst S. 881.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1360" n="1344"/>
          <fw place="top" type="header">Kanada.</fw><lb/>
          <p>Da&#x017F;s die Regierung der Industrie immer mehr Beachtung schenkte,<lb/>
geht unter anderem auch daraus hervor, da&#x017F;s sie Anfang 1894 ein<lb/>
verbessertes Patentgesetz erlie&#x017F;s.</p><lb/>
          <p>Die Roheisenerzeugung betrug 1894 45508 Tonnen, 1895 38434<lb/>
Tonnen, 1896 60990 Tonnen. Etwa ein Zehntel der Produktion von<lb/>
1896 war mit Holzkohlen, neun Zehntel mit Koks erblasen. Es gab<lb/>
damals acht Hochöfen, wovon aber nur zwei in regelmä&#x017F;sigem Betriebe<lb/>
waren. Ein Teil des Roheisens wurde in Siemens-Martin-Öfen in Flu&#x017F;s-<lb/>
stahl umgewandelt. 1895 wurden 17000 Tonnen Blöcke in Öfen mit<lb/>
saurem Herdfutter erzeugt, 1896 16000 Tonnen teils mit saurem, teils<lb/>
mit basischem Futter. Es wurden 6100 Tonnen Eisenbahnschienen<lb/>
und 4612 Tonnen Konstruktionsteile aus Martinstahl gewalzt. Die<lb/>
Walzwerke verarbeiteten au&#x017F;serdem noch importiertes Eisen, was<lb/>
daraus hervorgeht, da&#x017F;s ihre Produktion 1896 76244 Tonnen betrug.<lb/>
Ende 1896 gab es bereits 16 Stahl- und Walzwerke. Ein neues Werk<lb/>
war zu Bridgeville projektiert. Die Steinkohlenförderung stieg von<lb/>
1895 bis 1898 von 3513500 Tonnen auf 4172655 Tonnen. Eisenerze<lb/>
wurden 1899 69982 Tonnen gefördert. 1898 gab es in Kanada acht<lb/>
Hochöfen, ein neunter war im Bau, die Produktion blieb aber noch<lb/>
unter 100000 Tonnen.</p><lb/>
          <p>Die Zunahme der Roheisenerzeugung von 1880 bis 1901 betrug<lb/>
in Kilotonnen:</p><lb/>
          <cb/>
          <list>
            <item>1880 <space dim="horizontal"/> 23100</item><lb/>
            <item>1890 <space dim="horizontal"/> 25800</item><lb/>
            <item>1895 <space dim="horizontal"/> 32000</item><lb/>
            <item>1896 <space dim="horizontal"/> 60990</item><lb/>
            <item>1897 <space dim="horizontal"/> 54657</item>
          </list><lb/>
          <cb/>
          <list>
            <item>1898 <space dim="horizontal"/> 76400</item><lb/>
            <item>1899 <space dim="horizontal"/> 101200</item><lb/>
            <item>1900 <space dim="horizontal"/> 87467</item><lb/>
            <item>1901 <space dim="horizontal"/> 248896 <note place="foot" n="1)">Hiervon 232555 Tonnen mit Koks, 16341 Tonnen mit Holzkohle.</note></item>
          </list><lb/>
          <p>Der Roheisenverbrauch pro Kopf betrug 1900 42 kg.</p><lb/>
          <p>Die Einfuhr von Eisen und Eisenwaren war sehr bedeutend. Die<lb/>
Nova Scotia-Stahlgesellschaft erzeugte 1899 in drei gro&#x017F;sen Herdöfen<lb/>
20680 Tonnen Flu&#x017F;sstahl <note place="foot" n="2)">Siehe Stahl und Eisen 1901, S. 387.</note>.</p><lb/>
          <p>Am 1. Juni 1900 hat die Hamilton Steel and Iron Company bei<lb/>
Ontario ein Stahlwerk <note place="foot" n="3)">Daselbst S. 881.</note> neuester Konstruktion in Betrieb gesetzt.<lb/>
Die kippbaren Martinöfen sind mit Vorherd und elektrisch betriebener<lb/>
Chargiermaschine versehen. Ein elektrischer Laufkran bewegt Gie&#x017F;s-<lb/>
pfanne, Blöcke und Coquillen.</p><lb/>
          <p>Eine gro&#x017F;sartige Anlage hatte die Dominion-Eisen- und Stahl-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1344/1360] Kanada. Daſs die Regierung der Industrie immer mehr Beachtung schenkte, geht unter anderem auch daraus hervor, daſs sie Anfang 1894 ein verbessertes Patentgesetz erlieſs. Die Roheisenerzeugung betrug 1894 45508 Tonnen, 1895 38434 Tonnen, 1896 60990 Tonnen. Etwa ein Zehntel der Produktion von 1896 war mit Holzkohlen, neun Zehntel mit Koks erblasen. Es gab damals acht Hochöfen, wovon aber nur zwei in regelmäſsigem Betriebe waren. Ein Teil des Roheisens wurde in Siemens-Martin-Öfen in Fluſs- stahl umgewandelt. 1895 wurden 17000 Tonnen Blöcke in Öfen mit saurem Herdfutter erzeugt, 1896 16000 Tonnen teils mit saurem, teils mit basischem Futter. Es wurden 6100 Tonnen Eisenbahnschienen und 4612 Tonnen Konstruktionsteile aus Martinstahl gewalzt. Die Walzwerke verarbeiteten auſserdem noch importiertes Eisen, was daraus hervorgeht, daſs ihre Produktion 1896 76244 Tonnen betrug. Ende 1896 gab es bereits 16 Stahl- und Walzwerke. Ein neues Werk war zu Bridgeville projektiert. Die Steinkohlenförderung stieg von 1895 bis 1898 von 3513500 Tonnen auf 4172655 Tonnen. Eisenerze wurden 1899 69982 Tonnen gefördert. 1898 gab es in Kanada acht Hochöfen, ein neunter war im Bau, die Produktion blieb aber noch unter 100000 Tonnen. Die Zunahme der Roheisenerzeugung von 1880 bis 1901 betrug in Kilotonnen: 1880 23100 1890 25800 1895 32000 1896 60990 1897 54657 1898 76400 1899 101200 1900 87467 1901 248896 1) Der Roheisenverbrauch pro Kopf betrug 1900 42 kg. Die Einfuhr von Eisen und Eisenwaren war sehr bedeutend. Die Nova Scotia-Stahlgesellschaft erzeugte 1899 in drei groſsen Herdöfen 20680 Tonnen Fluſsstahl 2). Am 1. Juni 1900 hat die Hamilton Steel and Iron Company bei Ontario ein Stahlwerk 3) neuester Konstruktion in Betrieb gesetzt. Die kippbaren Martinöfen sind mit Vorherd und elektrisch betriebener Chargiermaschine versehen. Ein elektrischer Laufkran bewegt Gieſs- pfanne, Blöcke und Coquillen. Eine groſsartige Anlage hatte die Dominion-Eisen- und Stahl- 1) Hiervon 232555 Tonnen mit Koks, 16341 Tonnen mit Holzkohle. 2) Siehe Stahl und Eisen 1901, S. 387. 3) Daselbst S. 881.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1360
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1360>, abgerufen am 23.11.2024.