Die Eisenindustrie der übrigen Länder Amerikas ist im Vergleich mit den Vereinigten Staaten noch wenig entwickelt. Dies hat zum Teil seinen Grund in der grossen Leistungsfähigkeit letzterer, die ihre Erzeugnisse billig anbieten können, hauptsächlich aber darin, dass diese Länder noch von dem Überschuss ihrer Naturprodukte leben und diese exportieren, weshalb eine Notwendigkeit, Werte durch Arbeit zu erzeugen, also für eine industrielle Thätigkeit, kaum vorliegt. An den Vorbedingungen für die Eisenindustrie, besonders an Eisenerzen, fehlt es diesen Ländern durchaus nicht.
Kanada (richtiger the Dominion of Canada) besitzt reiche Ablagerungen von Eisen und Steinkohlen, letztere in Neu Schottland, erstere in den St. Lorenzbergen. Im Gneis der St. Lorenzschichten finden sich mächtige Lager von Magneteisenstein, während entlang dem St. Lorenzstrom in den St. Lorenzbergen Raseneisensteine in Menge gefunden werden.
Die Ausbeutung dieser Erzlager ist noch nicht bedeutend. Zwei Holzkohlenhochöfen, die 1828 zu Stellarton und 1831 zu Clemensport errichtet worden waren, konnten sich nicht halten. 1892 gab es nur ein grösseres Bergwerk auf Magneteisenstein zu Bristol bei Quebeck. Dasselbe hatte einen einzigen Schacht von 200 Fuss, aus dem es 150 Tonnen den Tag fördern konnte; ferner besass es zwei grosse Gasröstöfen. Das Erz enthielt über 63 Prozent Eisen.
Bei weitem der grösste Teil des Eisenbedarfs wurde damals noch eingeführt. Roheisen kam zumeist aus den Vereinigten Staaten und wurde in inländischen Giessereien zu Gusswaren verschmolzen. Eisen- bahnschienen bezog man aus Grossbritannien; Deutschland lieferte Radreifen, eiserne Röhren, Draht, emaillierte Waren, Kleineisenzeug und Messerwaren.
1893 betrug der Roheisenverbrauch von Britisch-Amerika 116541 Tonnen, wovon 46,2 Prozent im Lande erzeugt wurden, während 53,8 Prozent eingeführt wurden. Von dem einheimischen Roheisen waren 7920 Tonnen von der Canada Iron Furnace Company in Radnor Forge bei Quebeck mit Holzkohlen erblasen. Koksroheisen wurde von der Londonderry Iron Company und der New Glasgow Iron Coal and Railway Company, beide in Neu Schottland, hergestellt.
Kanada.
Die übrigen Staaten Amerikas.
Die Eisenindustrie der übrigen Länder Amerikas ist im Vergleich mit den Vereinigten Staaten noch wenig entwickelt. Dies hat zum Teil seinen Grund in der groſsen Leistungsfähigkeit letzterer, die ihre Erzeugnisse billig anbieten können, hauptsächlich aber darin, daſs diese Länder noch von dem Überschuſs ihrer Naturprodukte leben und diese exportieren, weshalb eine Notwendigkeit, Werte durch Arbeit zu erzeugen, also für eine industrielle Thätigkeit, kaum vorliegt. An den Vorbedingungen für die Eisenindustrie, besonders an Eisenerzen, fehlt es diesen Ländern durchaus nicht.
Kanada (richtiger the Dominion of Canada) besitzt reiche Ablagerungen von Eisen und Steinkohlen, letztere in Neu Schottland, erstere in den St. Lorenzbergen. Im Gneis der St. Lorenzschichten finden sich mächtige Lager von Magneteisenstein, während entlang dem St. Lorenzstrom in den St. Lorenzbergen Raseneisensteine in Menge gefunden werden.
Die Ausbeutung dieser Erzlager ist noch nicht bedeutend. Zwei Holzkohlenhochöfen, die 1828 zu Stellarton und 1831 zu Clemensport errichtet worden waren, konnten sich nicht halten. 1892 gab es nur ein gröſseres Bergwerk auf Magneteisenstein zu Bristol bei Quebeck. Dasselbe hatte einen einzigen Schacht von 200 Fuſs, aus dem es 150 Tonnen den Tag fördern konnte; ferner besaſs es zwei groſse Gasröstöfen. Das Erz enthielt über 63 Prozent Eisen.
Bei weitem der gröſste Teil des Eisenbedarfs wurde damals noch eingeführt. Roheisen kam zumeist aus den Vereinigten Staaten und wurde in inländischen Gieſsereien zu Guſswaren verschmolzen. Eisen- bahnschienen bezog man aus Groſsbritannien; Deutschland lieferte Radreifen, eiserne Röhren, Draht, emaillierte Waren, Kleineisenzeug und Messerwaren.
1893 betrug der Roheisenverbrauch von Britisch-Amerika 116541 Tonnen, wovon 46,2 Prozent im Lande erzeugt wurden, während 53,8 Prozent eingeführt wurden. Von dem einheimischen Roheisen waren 7920 Tonnen von der Canada Iron Furnace Company in Radnor Forge bei Quebeck mit Holzkohlen erblasen. Koksroheisen wurde von der Londonderry Iron Company und der New Glasgow Iron Coal and Railway Company, beide in Neu Schottland, hergestellt.
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Kanada.
Die übrigen Staaten Amerikas.
Die Eisenindustrie der übrigen Länder Amerikas ist im Vergleich
mit den Vereinigten Staaten noch wenig entwickelt. Dies hat zum
Teil seinen Grund in der groſsen Leistungsfähigkeit letzterer, die ihre
Erzeugnisse billig anbieten können, hauptsächlich aber darin, daſs
diese Länder noch von dem Überschuſs ihrer Naturprodukte leben
und diese exportieren, weshalb eine Notwendigkeit, Werte durch Arbeit
zu erzeugen, also für eine industrielle Thätigkeit, kaum vorliegt. An
den Vorbedingungen für die Eisenindustrie, besonders an Eisenerzen,
fehlt es diesen Ländern durchaus nicht.
Kanada (richtiger the Dominion of Canada) besitzt reiche
Ablagerungen von Eisen und Steinkohlen, letztere in Neu Schottland,
erstere in den St. Lorenzbergen. Im Gneis der St. Lorenzschichten
finden sich mächtige Lager von Magneteisenstein, während entlang dem
St. Lorenzstrom in den St. Lorenzbergen Raseneisensteine in Menge
gefunden werden.
Die Ausbeutung dieser Erzlager ist noch nicht bedeutend. Zwei
Holzkohlenhochöfen, die 1828 zu Stellarton und 1831 zu Clemensport
errichtet worden waren, konnten sich nicht halten. 1892 gab es nur
ein gröſseres Bergwerk auf Magneteisenstein zu Bristol bei Quebeck.
Dasselbe hatte einen einzigen Schacht von 200 Fuſs, aus dem es
150 Tonnen den Tag fördern konnte; ferner besaſs es zwei groſse
Gasröstöfen. Das Erz enthielt über 63 Prozent Eisen.
Bei weitem der gröſste Teil des Eisenbedarfs wurde damals noch
eingeführt. Roheisen kam zumeist aus den Vereinigten Staaten und
wurde in inländischen Gieſsereien zu Guſswaren verschmolzen. Eisen-
bahnschienen bezog man aus Groſsbritannien; Deutschland lieferte
Radreifen, eiserne Röhren, Draht, emaillierte Waren, Kleineisenzeug
und Messerwaren.
1893 betrug der Roheisenverbrauch von Britisch-Amerika 116541
Tonnen, wovon 46,2 Prozent im Lande erzeugt wurden, während
53,8 Prozent eingeführt wurden. Von dem einheimischen Roheisen
waren 7920 Tonnen von der Canada Iron Furnace Company in
Radnor Forge bei Quebeck mit Holzkohlen erblasen. Koksroheisen
wurde von der Londonderry Iron Company und der New Glasgow
Iron Coal and Railway Company, beide in Neu Schottland, hergestellt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1359>, abgerufen am 23.11.2024.
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