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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
eingeschmolzen, dann die vorgewärmte andere Hälfte nachgetragen.
Die Gussstahlhütte (Crescent Steel Works) von Miller, Metcalf &
Parkin
zu Pittsburgh war durch Anlage neuer Siemens-Tiegelschmelz-
öfen sehr vergrössert worden. Hier war auch Swindells Gas-Cementier-
ofen eingeführt worden. Zu Worcester standen in der Stahldrahtfabrik
der Washburn & Moen Manufacturing Company zwei Walzwerke in
Betrieb, von denen sich das eine von Johnson erbaute durch grosse
Leistungsfähigkeit auszeichnete. Das Kaltwalzwerk der American
Works von Jones und Laughlins zu Pittsburgh erzeugte 1876 be-
reits 120000 Centner blanke Wellen. -- Carnegie, Phipps & Co.
bauten den Lucy-Hochofen.

Die Weltausstellung zu Philadelphia gab vielfach zur persönlichen
Annäherung europäischer und amerikanischer Eisenhüttenleute und
technischer Verbände Veranlassung, deren nützliche Folgen in den
folgenden Jahren sich bemerkbar machten. Auch war gelegentlich
der Ausstellung eine internationale Konferenz zur Festsetzung einheit-
licher Benennung der Eisen- und Stahlsorten abgehalten worden
(siehe S. 320).

1877 begann die Roheisenerzeugung sich wieder etwas zu heben.
Ein phosphorarmes Siliciumeisen mit 8 bis 10 Prozent Silicium
stellte der Gore-Hochofen in Hocking County, Ohio, her. Die
Danksöfen der Millvale-Hütte bei Pittsburgh wurden von deren
Direktor John A. Williams durch Wasserkühlungen verbessert.
Chromstahl stellte die Chromstahl-Aktiengesellschaft zu Brooklyn dar.
Die grösste Produktion an Bessemerstahl und Stahlschienen erzielte
die Pennsylvanian Steel Company, die in einem Tage in zwei 5-Tonnen-
Konvertern 359 Tonnen Stahl erzeugte und 354 Tonnen Schienen walzte.
Im Monat November betrug die Produktion 7196 Tonnen Stahl und
6915 Tonnen Schienen. 1877 erfand McCallip in Columbus seine
mechanische Umführung für Drahtwalzwerke. Das Technikum zu
Hoboken eröffnete in diesem Jahre eine Versuchsanstalt.

1878 wurde immer noch ein Drittel der Hochöfen mit Holz-
kohlen betrieben, die etwa ein Sechstel der Roheisenproduktion lieferten.
Birkinbine erzielte grosse Ersparnis durch Einführung der Ofen-
verkohlung an Stelle der Meilerverkohlung. Es gab ferner noch
122 Frischfeuer, die 130000 Tonnen Frischeisen lieferten. Siemens-
Regenerativöfen zählte man 168, nämlich 101 so eingerichtete Puddel-
und Schweissöfen, 27 Martin- und 40 Gussstahlöfen. Seit 1877 hatte
das Verfahren der direkten Eisendarstellungen von du Puy in
Amerika Eingang gefunden. Auf der Readinghütte (Pa.) wurde durch

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
eingeschmolzen, dann die vorgewärmte andere Hälfte nachgetragen.
Die Guſsstahlhütte (Crescent Steel Works) von Miller, Metcalf &
Parkin
zu Pittsburgh war durch Anlage neuer Siemens-Tiegelschmelz-
öfen sehr vergröſsert worden. Hier war auch Swindells Gas-Cementier-
ofen eingeführt worden. Zu Worcester standen in der Stahldrahtfabrik
der Washburn & Moen Manufacturing Company zwei Walzwerke in
Betrieb, von denen sich das eine von Johnson erbaute durch groſse
Leistungsfähigkeit auszeichnete. Das Kaltwalzwerk der American
Works von Jones und Laughlins zu Pittsburgh erzeugte 1876 be-
reits 120000 Centner blanke Wellen. — Carnegie, Phipps & Co.
bauten den Lucy-Hochofen.

Die Weltausstellung zu Philadelphia gab vielfach zur persönlichen
Annäherung europäischer und amerikanischer Eisenhüttenleute und
technischer Verbände Veranlassung, deren nützliche Folgen in den
folgenden Jahren sich bemerkbar machten. Auch war gelegentlich
der Ausstellung eine internationale Konferenz zur Festsetzung einheit-
licher Benennung der Eisen- und Stahlsorten abgehalten worden
(siehe S. 320).

1877 begann die Roheisenerzeugung sich wieder etwas zu heben.
Ein phosphorarmes Siliciumeisen mit 8 bis 10 Prozent Silicium
stellte der Gore-Hochofen in Hocking County, Ohio, her. Die
Danksöfen der Millvale-Hütte bei Pittsburgh wurden von deren
Direktor John A. Williams durch Wasserkühlungen verbessert.
Chromstahl stellte die Chromstahl-Aktiengesellschaft zu Brooklyn dar.
Die gröſste Produktion an Bessemerstahl und Stahlschienen erzielte
die Pennsylvanian Steel Company, die in einem Tage in zwei 5-Tonnen-
Konvertern 359 Tonnen Stahl erzeugte und 354 Tonnen Schienen walzte.
Im Monat November betrug die Produktion 7196 Tonnen Stahl und
6915 Tonnen Schienen. 1877 erfand McCallip in Columbus seine
mechanische Umführung für Drahtwalzwerke. Das Technikum zu
Hoboken eröffnete in diesem Jahre eine Versuchsanstalt.

1878 wurde immer noch ein Drittel der Hochöfen mit Holz-
kohlen betrieben, die etwa ein Sechstel der Roheisenproduktion lieferten.
Birkinbine erzielte groſse Ersparnis durch Einführung der Ofen-
verkohlung an Stelle der Meilerverkohlung. Es gab ferner noch
122 Frischfeuer, die 130000 Tonnen Frischeisen lieferten. Siemens-
Regenerativöfen zählte man 168, nämlich 101 so eingerichtete Puddel-
und Schweiſsöfen, 27 Martin- und 40 Guſsstahlöfen. Seit 1877 hatte
das Verfahren der direkten Eisendarstellungen von du Puy in
Amerika Eingang gefunden. Auf der Readinghütte (Pa.) wurde durch

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[1287/1303] Vereinigte Staaten von Nordamerika. eingeschmolzen, dann die vorgewärmte andere Hälfte nachgetragen. Die Guſsstahlhütte (Crescent Steel Works) von Miller, Metcalf & Parkin zu Pittsburgh war durch Anlage neuer Siemens-Tiegelschmelz- öfen sehr vergröſsert worden. Hier war auch Swindells Gas-Cementier- ofen eingeführt worden. Zu Worcester standen in der Stahldrahtfabrik der Washburn & Moen Manufacturing Company zwei Walzwerke in Betrieb, von denen sich das eine von Johnson erbaute durch groſse Leistungsfähigkeit auszeichnete. Das Kaltwalzwerk der American Works von Jones und Laughlins zu Pittsburgh erzeugte 1876 be- reits 120000 Centner blanke Wellen. — Carnegie, Phipps & Co. bauten den Lucy-Hochofen. Die Weltausstellung zu Philadelphia gab vielfach zur persönlichen Annäherung europäischer und amerikanischer Eisenhüttenleute und technischer Verbände Veranlassung, deren nützliche Folgen in den folgenden Jahren sich bemerkbar machten. Auch war gelegentlich der Ausstellung eine internationale Konferenz zur Festsetzung einheit- licher Benennung der Eisen- und Stahlsorten abgehalten worden (siehe S. 320). 1877 begann die Roheisenerzeugung sich wieder etwas zu heben. Ein phosphorarmes Siliciumeisen mit 8 bis 10 Prozent Silicium stellte der Gore-Hochofen in Hocking County, Ohio, her. Die Danksöfen der Millvale-Hütte bei Pittsburgh wurden von deren Direktor John A. Williams durch Wasserkühlungen verbessert. Chromstahl stellte die Chromstahl-Aktiengesellschaft zu Brooklyn dar. Die gröſste Produktion an Bessemerstahl und Stahlschienen erzielte die Pennsylvanian Steel Company, die in einem Tage in zwei 5-Tonnen- Konvertern 359 Tonnen Stahl erzeugte und 354 Tonnen Schienen walzte. Im Monat November betrug die Produktion 7196 Tonnen Stahl und 6915 Tonnen Schienen. 1877 erfand McCallip in Columbus seine mechanische Umführung für Drahtwalzwerke. Das Technikum zu Hoboken eröffnete in diesem Jahre eine Versuchsanstalt. 1878 wurde immer noch ein Drittel der Hochöfen mit Holz- kohlen betrieben, die etwa ein Sechstel der Roheisenproduktion lieferten. Birkinbine erzielte groſse Ersparnis durch Einführung der Ofen- verkohlung an Stelle der Meilerverkohlung. Es gab ferner noch 122 Frischfeuer, die 130000 Tonnen Frischeisen lieferten. Siemens- Regenerativöfen zählte man 168, nämlich 101 so eingerichtete Puddel- und Schweiſsöfen, 27 Martin- und 40 Guſsstahlöfen. Seit 1877 hatte das Verfahren der direkten Eisendarstellungen von du Puy in Amerika Eingang gefunden. Auf der Readinghütte (Pa.) wurde durch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1303>, abgerufen am 05.05.2024.