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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Schweisseisenbereitung 1861 bis 1870.
ergäben ungenügendes Durcharbeiten, Aufwachsen des Herdes, schlechtes
Ausbringen und schlechtes Produkt.

Gegenüber den mechanischen Puddlern traten die rotierenden
Puddelöfen
in dieser Periode noch in den Hintergrund. Doch wurde
am 11. Dezember 1861 W. H. Tooth und W. Yates ein rotierender
Puddelofen patentiert 1). Einen Ofen mit drehbarem Boden (Tellerofen)
liessen sich J. Williams und G. Bedson am 5. Januar 1864 patentieren.
1865 wurde in Dowlais bei Guest & Comp. der rotierende Puddler
von Warren und Walker eingeführt, der von Direktor Menelaus
verbessert war (Fig. 83), indem es diesem gelungen war, aus dem
Ganister, den die Stahlschmelzer gebrauchten, eine haltbare Masse
für das Ofenfutter herzustellen. Guest sprach sich sehr günstig

[Abbildung] Fig. 83.
über die Erfolge aus, namentlich dass die rotierenden Öfen keine
gelernten Arbeiter erforderten und grössere Chargen (von 300 bis
350 kg) verarbeiteten 2).

Bessemer liess sich 1865 einen schwingenden Gaspuddelofen
patentieren 3).

Zu dem mechanischen Puddeln gehört in gewissem Sinne auch
das Frischen durch Einblasen von Luft oder Dampf durch Röhren
oder durch hohle Krücken in das flüssige Metall, obgleich dieses
Verfahren meist gleichzeitig eine chemische Einwirkung bezweckte.
Hierzu wäre zunächst das Bessemerverfahren zu rechnen; da dasselbe
aber hauptsächlich für die Darstellung von Stahl benutzt wurde,
wollen wir nicht hier, sondern bei der Stahlbereitung näher darauf
eingehen.

In Österreich liessen sich 1864 Weniger und Rossiwall ein

1) Siehe Revue universelle 1861, p. 239.
2) Siehe Berggeist 1865, Nr. 94.
3) Dinglers Journ. 182, S. 218.

Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.
ergäben ungenügendes Durcharbeiten, Aufwachsen des Herdes, schlechtes
Ausbringen und schlechtes Produkt.

Gegenüber den mechanischen Puddlern traten die rotierenden
Puddelöfen
in dieser Periode noch in den Hintergrund. Doch wurde
am 11. Dezember 1861 W. H. Tooth und W. Yates ein rotierender
Puddelofen patentiert 1). Einen Ofen mit drehbarem Boden (Tellerofen)
lieſsen sich J. Williams und G. Bedson am 5. Januar 1864 patentieren.
1865 wurde in Dowlais bei Guest & Comp. der rotierende Puddler
von Warren und Walker eingeführt, der von Direktor Menelaus
verbessert war (Fig. 83), indem es diesem gelungen war, aus dem
Ganister, den die Stahlschmelzer gebrauchten, eine haltbare Masse
für das Ofenfutter herzustellen. Guest sprach sich sehr günstig

[Abbildung] Fig. 83.
über die Erfolge aus, namentlich daſs die rotierenden Öfen keine
gelernten Arbeiter erforderten und gröſsere Chargen (von 300 bis
350 kg) verarbeiteten 2).

Bessemer lieſs sich 1865 einen schwingenden Gaspuddelofen
patentieren 3).

Zu dem mechanischen Puddeln gehört in gewissem Sinne auch
das Frischen durch Einblasen von Luft oder Dampf durch Röhren
oder durch hohle Krücken in das flüssige Metall, obgleich dieses
Verfahren meist gleichzeitig eine chemische Einwirkung bezweckte.
Hierzu wäre zunächst das Bessemerverfahren zu rechnen; da dasselbe
aber hauptsächlich für die Darstellung von Stahl benutzt wurde,
wollen wir nicht hier, sondern bei der Stahlbereitung näher darauf
eingehen.

In Österreich lieſsen sich 1864 Weniger und Rossiwall ein

1) Siehe Revue universelle 1861, p. 239.
2) Siehe Berggeist 1865, Nr. 94.
3) Dinglers Journ. 182, S. 218.
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[114/0130] Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870. ergäben ungenügendes Durcharbeiten, Aufwachsen des Herdes, schlechtes Ausbringen und schlechtes Produkt. Gegenüber den mechanischen Puddlern traten die rotierenden Puddelöfen in dieser Periode noch in den Hintergrund. Doch wurde am 11. Dezember 1861 W. H. Tooth und W. Yates ein rotierender Puddelofen patentiert 1). Einen Ofen mit drehbarem Boden (Tellerofen) lieſsen sich J. Williams und G. Bedson am 5. Januar 1864 patentieren. 1865 wurde in Dowlais bei Guest & Comp. der rotierende Puddler von Warren und Walker eingeführt, der von Direktor Menelaus verbessert war (Fig. 83), indem es diesem gelungen war, aus dem Ganister, den die Stahlschmelzer gebrauchten, eine haltbare Masse für das Ofenfutter herzustellen. Guest sprach sich sehr günstig [Abbildung Fig. 83.] über die Erfolge aus, namentlich daſs die rotierenden Öfen keine gelernten Arbeiter erforderten und gröſsere Chargen (von 300 bis 350 kg) verarbeiteten 2). Bessemer lieſs sich 1865 einen schwingenden Gaspuddelofen patentieren 3). Zu dem mechanischen Puddeln gehört in gewissem Sinne auch das Frischen durch Einblasen von Luft oder Dampf durch Röhren oder durch hohle Krücken in das flüssige Metall, obgleich dieses Verfahren meist gleichzeitig eine chemische Einwirkung bezweckte. Hierzu wäre zunächst das Bessemerverfahren zu rechnen; da dasselbe aber hauptsächlich für die Darstellung von Stahl benutzt wurde, wollen wir nicht hier, sondern bei der Stahlbereitung näher darauf eingehen. In Österreich lieſsen sich 1864 Weniger und Rossiwall ein 1) Siehe Revue universelle 1861, p. 239. 2) Siehe Berggeist 1865, Nr. 94. 3) Dinglers Journ. 182, S. 218.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/130>, abgerufen am 29.03.2024.