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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Belgien.

Die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft John Cockerill zu
Seraing war 1885 sehr bedeutend. Ihr Werk umfasste 7 Hochöfen,
66 Puddel- und Schweissöfen, 5 Konverter und 2 Siemens-Martin-Öfen.
Die Maschinenbauanstalt hatte eine Leistungsfähigkeit von 100 Loko-
motiven, 70 Dampfmaschinen, 1500 Arbeits- und Werkzeugmaschinen,
von 10000 Tonnen Brücken- und Kesselbau sowie 14 eisernen Fluss-
und Seeschiffen. Die Gesamtproduktion hatte einen Wert von 30 bis
40 Mill. Francs. Die Gesellschaft hatte einen bedeutenden Anteil an
der Societe Franco-Belge in Somorostro. 1885 baute Seraing den
mächtigen 100-Tonnen-Dampfhammer für Terni; 1888 setzte Seraing
auch den ersten basischen Martinofen Belgiens in Betrieb und er-
zielte damit die besten Resultate bei der Schienenfabrikation.

Brachot freres et soeurs zu Montigny war 1885 das älteste be-
stehende Tiegelgussstahlwerk in Belgien.

Ende der achtziger Jahre begann man die älteren Eisenwerke,
die bis dahin noch vielfach in Privatbesitz waren, in grössere Aktien-
gesellschaften zu vereinigen. Eine solche Gründung war 1888 die der
Aktiengesellschaft von Marcinelle und Couillet, welche ausser den in
der Firma genannten Werken noch die Hütte von Chatelineau um-
fasste. Couillet hatte damals 5000 Arbeiter; ein Hochofen produzierte
105 bis 110 Tonnen Puddelroheisen in 24 Stunden; die Gebläse-
maschine reichte für eine Tagesproduktion von 120 Tonnen aus.

1889 glänzte Seraing auf der Pariser Ausstellung durch eine
riesige stehende Gebläsemaschine für Russland. Nach diesem bekannten
Type waren bereits 123 Maschinen gebaut.

Im Juni 1890 waren in Belgien nachverzeichnete Hochöfen in
Betrieb: im Bezirk von Charleroi zu Acoz 2, zu Thy-le-Chateau 3,
Couillet 3, Canbier 1, Benehill 2, Monceau 1, La Providence 2; --
im Bezirk von Lüttich zu Seraing (Cockerill) 5, zu Ougree 2, Sclessin 1,
Esperance 2, Grivegnee 1; -- in Belgisch Luxemburg zu Athus 2,
Halancy 2, Muscon 1; ausser Betrieb waren 19, die Zahl der Hochöfen
Belgiens betrug demnach im ganzen 48. Von den 29 Hochöfen in
Betrieb gingen 18 auf Puddelroheisen mit 1515 Tonnen Erzeugung in
24 Stunden, 2 auf Giessereiroheisen mit 135 Tonnen, 9 auf Flussstahl-
roheisen mit 705 Tonnen Tageserzeugung. Die Eisenindustrie ver-
brauchte damals etwa 30 Prozent der Steinkohlenförderung.

Infolge der zunehmenden Bedeutung des Thomasprozesses begann
eine Verschiebung der Hochofenwerke nach dem Minettegebiet an der
Grenze einzutreten, ja es begannen belgische Industrielle ihre alten
Werke kalt zu stellen und neue Werke in Luxemburg und Nord-

Beck, Geschichte des Eisens. 71
Belgien.

Die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft John Cockerill zu
Seraing war 1885 sehr bedeutend. Ihr Werk umfaſste 7 Hochöfen,
66 Puddel- und Schweiſsöfen, 5 Konverter und 2 Siemens-Martin-Öfen.
Die Maschinenbauanstalt hatte eine Leistungsfähigkeit von 100 Loko-
motiven, 70 Dampfmaschinen, 1500 Arbeits- und Werkzeugmaschinen,
von 10000 Tonnen Brücken- und Kesselbau sowie 14 eisernen Fluſs-
und Seeschiffen. Die Gesamtproduktion hatte einen Wert von 30 bis
40 Mill. Francs. Die Gesellschaft hatte einen bedeutenden Anteil an
der Société Franco-Belge in Somorostro. 1885 baute Seraing den
mächtigen 100-Tonnen-Dampfhammer für Terni; 1888 setzte Seraing
auch den ersten basischen Martinofen Belgiens in Betrieb und er-
zielte damit die besten Resultate bei der Schienenfabrikation.

Brachot frères et sœurs zu Montigny war 1885 das älteste be-
stehende Tiegelguſsstahlwerk in Belgien.

Ende der achtziger Jahre begann man die älteren Eisenwerke,
die bis dahin noch vielfach in Privatbesitz waren, in gröſsere Aktien-
gesellschaften zu vereinigen. Eine solche Gründung war 1888 die der
Aktiengesellschaft von Marcinelle und Couillet, welche auſser den in
der Firma genannten Werken noch die Hütte von Chatelineau um-
faſste. Couillet hatte damals 5000 Arbeiter; ein Hochofen produzierte
105 bis 110 Tonnen Puddelroheisen in 24 Stunden; die Gebläse-
maschine reichte für eine Tagesproduktion von 120 Tonnen aus.

1889 glänzte Seraing auf der Pariser Ausstellung durch eine
riesige stehende Gebläsemaschine für Ruſsland. Nach diesem bekannten
Type waren bereits 123 Maschinen gebaut.

Im Juni 1890 waren in Belgien nachverzeichnete Hochöfen in
Betrieb: im Bezirk von Charleroi zu Acoz 2, zu Thy-le-Château 3,
Couillet 3, Canbier 1, Benehill 2, Monceau 1, La Providence 2; —
im Bezirk von Lüttich zu Seraing (Cockerill) 5, zu Ougrée 2, Sclessin 1,
Espérance 2, Grivegnée 1; — in Belgisch Luxemburg zu Athus 2,
Halancy 2, Muscon 1; auſser Betrieb waren 19, die Zahl der Hochöfen
Belgiens betrug demnach im ganzen 48. Von den 29 Hochöfen in
Betrieb gingen 18 auf Puddelroheisen mit 1515 Tonnen Erzeugung in
24 Stunden, 2 auf Gieſsereiroheisen mit 135 Tonnen, 9 auf Fluſsstahl-
roheisen mit 705 Tonnen Tageserzeugung. Die Eisenindustrie ver-
brauchte damals etwa 30 Prozent der Steinkohlenförderung.

Infolge der zunehmenden Bedeutung des Thomasprozesses begann
eine Verschiebung der Hochofenwerke nach dem Minettegebiet an der
Grenze einzutreten, ja es begannen belgische Industrielle ihre alten
Werke kalt zu stellen und neue Werke in Luxemburg und Nord-

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[1121/1137] Belgien. Die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft John Cockerill zu Seraing war 1885 sehr bedeutend. Ihr Werk umfaſste 7 Hochöfen, 66 Puddel- und Schweiſsöfen, 5 Konverter und 2 Siemens-Martin-Öfen. Die Maschinenbauanstalt hatte eine Leistungsfähigkeit von 100 Loko- motiven, 70 Dampfmaschinen, 1500 Arbeits- und Werkzeugmaschinen, von 10000 Tonnen Brücken- und Kesselbau sowie 14 eisernen Fluſs- und Seeschiffen. Die Gesamtproduktion hatte einen Wert von 30 bis 40 Mill. Francs. Die Gesellschaft hatte einen bedeutenden Anteil an der Société Franco-Belge in Somorostro. 1885 baute Seraing den mächtigen 100-Tonnen-Dampfhammer für Terni; 1888 setzte Seraing auch den ersten basischen Martinofen Belgiens in Betrieb und er- zielte damit die besten Resultate bei der Schienenfabrikation. Brachot frères et sœurs zu Montigny war 1885 das älteste be- stehende Tiegelguſsstahlwerk in Belgien. Ende der achtziger Jahre begann man die älteren Eisenwerke, die bis dahin noch vielfach in Privatbesitz waren, in gröſsere Aktien- gesellschaften zu vereinigen. Eine solche Gründung war 1888 die der Aktiengesellschaft von Marcinelle und Couillet, welche auſser den in der Firma genannten Werken noch die Hütte von Chatelineau um- faſste. Couillet hatte damals 5000 Arbeiter; ein Hochofen produzierte 105 bis 110 Tonnen Puddelroheisen in 24 Stunden; die Gebläse- maschine reichte für eine Tagesproduktion von 120 Tonnen aus. 1889 glänzte Seraing auf der Pariser Ausstellung durch eine riesige stehende Gebläsemaschine für Ruſsland. Nach diesem bekannten Type waren bereits 123 Maschinen gebaut. Im Juni 1890 waren in Belgien nachverzeichnete Hochöfen in Betrieb: im Bezirk von Charleroi zu Acoz 2, zu Thy-le-Château 3, Couillet 3, Canbier 1, Benehill 2, Monceau 1, La Providence 2; — im Bezirk von Lüttich zu Seraing (Cockerill) 5, zu Ougrée 2, Sclessin 1, Espérance 2, Grivegnée 1; — in Belgisch Luxemburg zu Athus 2, Halancy 2, Muscon 1; auſser Betrieb waren 19, die Zahl der Hochöfen Belgiens betrug demnach im ganzen 48. Von den 29 Hochöfen in Betrieb gingen 18 auf Puddelroheisen mit 1515 Tonnen Erzeugung in 24 Stunden, 2 auf Gieſsereiroheisen mit 135 Tonnen, 9 auf Fluſsstahl- roheisen mit 705 Tonnen Tageserzeugung. Die Eisenindustrie ver- brauchte damals etwa 30 Prozent der Steinkohlenförderung. Infolge der zunehmenden Bedeutung des Thomasprozesses begann eine Verschiebung der Hochofenwerke nach dem Minettegebiet an der Grenze einzutreten, ja es begannen belgische Industrielle ihre alten Werke kalt zu stellen und neue Werke in Luxemburg und Nord- Beck, Geschichte des Eisens. 71

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1137>, abgerufen am 23.11.2024.