Was die ausgestellten Fabrikate betrifft, so waren die für Kriegs- zwecke am bemerkenswertesten. Panzerplatten lieferten hauptsächlich Chatillon-Commentry und Creusot. Beide Werke sowie St.-Chamond beschäftigten sich auch mit der Herstellung von Panzertürmen. Geschosse lieferten besonders Marrel freres, Firminy, St.-Etienne, Jacob Holtzer & Co. (acieries d'Unieux, Loire), die Gesellschaft von Ariege.
Von Neuerungen, die bei der Pariser Weltausstellung von 1889 zur Vorführung kamen, ist noch der Rollet-Prozess, ein Reinigungs- prozess, um aus geringem Roheisen Qualitätseisen zu erzeugen, der 1886 in Firminy unter der Leitung des Erfinders eingeführt worden war, zu erwähnen. Das Roheisen wurde in einem Kupolofen mit basischem Futter unter Zuschlag von Flussspat und Kalk mit heissem Wind umgeschmolzen und dadurch Schwefel, Silicium und Phosphor zum grössten Teil entfernt. Firminy und die Gesellschaft de l'Horme hatten die Erzeugnisse dieses Verfahrens ausgestellt.
Die Werke von Chatillon und Commentry wendeten die Härtung des Stahls in flüssigem Blei mit Erfolg im grossen an und hatten derart gehärtete Panzerplatten ausgestellt.
Osmond hatte zu Creusot wichtige Versuche über Stahlhärtung gemacht und 1888 seine geistreiche Theorie über die Doppelnatur des Stahls, die er aus zwei verschiedenen Allotropieen des Eisens, die bei verschiedenen Temperaturen bestehen und die er als a- und b-Eisen bezeichnete, aufgestellt.
Ende 1889 machte Creusot Panzerplatten aus Nickelstahl.
1891 stellte die neugebildete Gesellschaft "Ferro-Nickel" in Paris ihren Nickelo-Spiegel mit 6 bis 20 Prozent Nickel im Hoch- ofen dar. -- Charles Walrand und Eugene Legenisel liessen sich ihr Verfahren, den in einer kleinen Birne erblasenen Stahl durch nachträglichen Zusatz von Silicium zu überhitzen und flüssiger zu machen, patentieren (D. R. P. Nr. 64950 vom 24. September 1891). Im Dezember desselben Jahres erliess die französische Regierung neue Vorschriften für die Prüfung eiserner Brücken. Delafol liess sich eine Formmaschine patentieren (D. R. P. Nr. 64628), die Ver- breitung fand.
1892 gelang es Henri Moissan, Diamanten im Stahl nach- zuweisen. 1892 entstanden die auf den Bezug ausländischer Erze begründeten Hauts fourneaux de Chasse zwischen Lyon und Marseille. Die Acieries de St.-Etienne machten im basischen Martinofen als Spezialität Chromstahlbleche von 80 bis 90 kg Zugfestigkeit und 9
Frankreich.
Was die ausgestellten Fabrikate betrifft, so waren die für Kriegs- zwecke am bemerkenswertesten. Panzerplatten lieferten hauptsächlich Chatillon-Commentry und Creusot. Beide Werke sowie St.-Chamond beschäftigten sich auch mit der Herstellung von Panzertürmen. Geschosse lieferten besonders Marrel frères, Firminy, St.-Etienne, Jacob Holtzer & Co. (aciéries d’Unieux, Loire), die Gesellschaft von Ariège.
Von Neuerungen, die bei der Pariser Weltausstellung von 1889 zur Vorführung kamen, ist noch der Rollet-Prozeſs, ein Reinigungs- prozeſs, um aus geringem Roheisen Qualitätseisen zu erzeugen, der 1886 in Firminy unter der Leitung des Erfinders eingeführt worden war, zu erwähnen. Das Roheisen wurde in einem Kupolofen mit basischem Futter unter Zuschlag von Fluſsspat und Kalk mit heiſsem Wind umgeschmolzen und dadurch Schwefel, Silicium und Phosphor zum gröſsten Teil entfernt. Firminy und die Gesellschaft de l’Horme hatten die Erzeugnisse dieses Verfahrens ausgestellt.
Die Werke von Chatillon und Commentry wendeten die Härtung des Stahls in flüssigem Blei mit Erfolg im groſsen an und hatten derart gehärtete Panzerplatten ausgestellt.
Osmond hatte zu Creusot wichtige Versuche über Stahlhärtung gemacht und 1888 seine geistreiche Theorie über die Doppelnatur des Stahls, die er aus zwei verschiedenen Allotropieen des Eisens, die bei verschiedenen Temperaturen bestehen und die er als α- und β-Eisen bezeichnete, aufgestellt.
Ende 1889 machte Creusot Panzerplatten aus Nickelstahl.
1891 stellte die neugebildete Gesellschaft „Ferro-Nickel“ in Paris ihren Nickelo-Spiegel mit 6 bis 20 Prozent Nickel im Hoch- ofen dar. — Charles Walrand und Eugène Legénisel lieſsen sich ihr Verfahren, den in einer kleinen Birne erblasenen Stahl durch nachträglichen Zusatz von Silicium zu überhitzen und flüssiger zu machen, patentieren (D. R. P. Nr. 64950 vom 24. September 1891). Im Dezember desselben Jahres erlieſs die französische Regierung neue Vorschriften für die Prüfung eiserner Brücken. Delafol lieſs sich eine Formmaschine patentieren (D. R. P. Nr. 64628), die Ver- breitung fand.
1892 gelang es Henri Moissan, Diamanten im Stahl nach- zuweisen. 1892 entstanden die auf den Bezug ausländischer Erze begründeten Hauts fourneaux de Chasse zwischen Lyon und Marseille. Die Aciéries de St.-Etienne machten im basischen Martinofen als Spezialität Chromstahlbleche von 80 bis 90 kg Zugfestigkeit und 9
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Was die ausgestellten Fabrikate betrifft, so waren die für Kriegs-
zwecke am bemerkenswertesten. Panzerplatten lieferten hauptsächlich
Chatillon-Commentry und Creusot. Beide Werke sowie St.-Chamond
beschäftigten sich auch mit der Herstellung von Panzertürmen.
Geschosse lieferten besonders Marrel frères, Firminy, St.-Etienne,
Jacob Holtzer & Co. (aciéries d’Unieux, Loire), die Gesellschaft
von Ariège.
Von Neuerungen, die bei der Pariser Weltausstellung von 1889
zur Vorführung kamen, ist noch der Rollet-Prozeſs, ein Reinigungs-
prozeſs, um aus geringem Roheisen Qualitätseisen zu erzeugen, der
1886 in Firminy unter der Leitung des Erfinders eingeführt worden
war, zu erwähnen. Das Roheisen wurde in einem Kupolofen mit
basischem Futter unter Zuschlag von Fluſsspat und Kalk mit heiſsem
Wind umgeschmolzen und dadurch Schwefel, Silicium und Phosphor
zum gröſsten Teil entfernt. Firminy und die Gesellschaft de l’Horme
hatten die Erzeugnisse dieses Verfahrens ausgestellt.
Die Werke von Chatillon und Commentry wendeten die Härtung
des Stahls in flüssigem Blei mit Erfolg im groſsen an und hatten
derart gehärtete Panzerplatten ausgestellt.
Osmond hatte zu Creusot wichtige Versuche über Stahlhärtung
gemacht und 1888 seine geistreiche Theorie über die Doppelnatur
des Stahls, die er aus zwei verschiedenen Allotropieen des Eisens, die
bei verschiedenen Temperaturen bestehen und die er als α- und
β-Eisen bezeichnete, aufgestellt.
Ende 1889 machte Creusot Panzerplatten aus Nickelstahl.
1891 stellte die neugebildete Gesellschaft „Ferro-Nickel“ in
Paris ihren Nickelo-Spiegel mit 6 bis 20 Prozent Nickel im Hoch-
ofen dar. — Charles Walrand und Eugène Legénisel lieſsen
sich ihr Verfahren, den in einer kleinen Birne erblasenen Stahl
durch nachträglichen Zusatz von Silicium zu überhitzen und flüssiger
zu machen, patentieren (D. R. P. Nr. 64950 vom 24. September 1891).
Im Dezember desselben Jahres erlieſs die französische Regierung
neue Vorschriften für die Prüfung eiserner Brücken. Delafol lieſs
sich eine Formmaschine patentieren (D. R. P. Nr. 64628), die Ver-
breitung fand.
1892 gelang es Henri Moissan, Diamanten im Stahl nach-
zuweisen. 1892 entstanden die auf den Bezug ausländischer Erze
begründeten Hauts fourneaux de Chasse zwischen Lyon und Marseille.
Die Aciéries de St.-Etienne machten im basischen Martinofen als
Spezialität Chromstahlbleche von 80 bis 90 kg Zugfestigkeit und 9
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1095. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1111>, abgerufen am 23.11.2024.
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