System (verbesserte Knab-Öfen) eingeführt. Lencauchez liess sich einen Gebläseofen mit rotierendem Herd patentieren.
Nach Delafond verlief der Thomasprozess zu Creusot anfangs ungünstig, weil das Roheisen nur 0,9 Prozent Phosphor enthielt, er besserte sich, als man den Phosphorgehalt bis zu 2,5 Prozent erhöhte.
Pourcel trat besonders warm für das basische Verfahren ein, und bis 1881 wurde das Thomaspatent ausser von Creusot und Angleur von Longwy, Montataire, Chatillon et Commentry, Denain, St.-Chammond, de Wendel und der Societe du Nord et de l'Est erworben.
Pourcels Eisenmangansilicid-Verfahren wurde in England, Russ- land, Schweden und Amerika eingeführt. Das Eisenmangansilicid von Terre-Noire enthielt 13,5 Prozent Silicium und 18 Prozent Mangan. Es wurde in ähnlicher Weise zugesetzt wie Ferromangan.
Das von de Wendel & Co. zu Joeuf an der lothringisch-deutschen Grenze neuerbaute Werk mit zwei Hochöfen wurde mit sechs Thomas- konvertern von 7 bis 8 Tonnen ausgerüstet. -- Ebenso wurde 1880 die Hütte St.-Martin, westlich von Longwy, in ein grosses Stahlwerk um- gebaut, nachdem die Gesellschaft die Konzession für das Thomas- verfahren von Angleur zu hohem Preise -- gegen eine Prämie von 5 Francs für die Tonne -- erworben hatte. Die Anlage umfasste sechs Hochöfen und drei um einen Mittelkran gruppierte Thomas- konverter zu 10 Tonnen.
1881 wurde ein Thomaswerk von der Societe du Nord zu Valen- ciennes nach amerikanischem Muster erbaut, während ein anderes zu Thy nach englischem Plan errichtet wurde.
Creusot baute 1880/81 den ersten basischen Flammofen, und die Ent- phosphorung gelang damit vollständig1). Nach Analysen vom September 1881 war der basische Flussstahl reiner und gleichförmiger als saurer und trotz seiner geringeren Zugfestigkeit waren die daraus gewalzten Schienen statisch und dynamisch den Bessemerschienen gleich. Creusot machte Panzerplatten aus Flussstahl. Nach einer Berechnung von Ch. Walrand2) stellten sich die Erzeugungskosten einer Tonne Bessemerstahl aus Roheisen aus Mokta- und Bilbaoerzen, das 100 Frcs. pro Tonne kostete, auf 126,86 Frcs., die einer Tonne Thomasstahl aus Roheisen, das aus inländischen, oolithischen Erzen erblasen war und nur 60 Frcs. die Tonne kostete, auf 94,49 Frcs.
1) Siehe Delafond in Annales des Mines 1882, 2. livr.
2) Revue universelle 1881, September und Oktober.
Frankreich.
System (verbesserte Knab-Öfen) eingeführt. Lencauchez lieſs sich einen Gebläseofen mit rotierendem Herd patentieren.
Nach Delafond verlief der Thomasprozeſs zu Creusot anfangs ungünstig, weil das Roheisen nur 0,9 Prozent Phosphor enthielt, er besserte sich, als man den Phosphorgehalt bis zu 2,5 Prozent erhöhte.
Pourcel trat besonders warm für das basische Verfahren ein, und bis 1881 wurde das Thomaspatent auſser von Creusot und Angleur von Longwy, Montataire, Chatillon et Commentry, Denain, St.-Chammond, de Wendel und der Société du Nord et de l’Est erworben.
Pourcels Eisenmangansilicid-Verfahren wurde in England, Ruſs- land, Schweden und Amerika eingeführt. Das Eisenmangansilicid von Terre-Noire enthielt 13,5 Prozent Silicium und 18 Prozent Mangan. Es wurde in ähnlicher Weise zugesetzt wie Ferromangan.
Das von de Wendel & Co. zu Joeuf an der lothringisch-deutschen Grenze neuerbaute Werk mit zwei Hochöfen wurde mit sechs Thomas- konvertern von 7 bis 8 Tonnen ausgerüstet. — Ebenso wurde 1880 die Hütte St.-Martin, westlich von Longwy, in ein groſses Stahlwerk um- gebaut, nachdem die Gesellschaft die Konzession für das Thomas- verfahren von Angleur zu hohem Preise — gegen eine Prämie von 5 Francs für die Tonne — erworben hatte. Die Anlage umfaſste sechs Hochöfen und drei um einen Mittelkran gruppierte Thomas- konverter zu 10 Tonnen.
1881 wurde ein Thomaswerk von der Société du Nord zu Valen- ciennes nach amerikanischem Muster erbaut, während ein anderes zu Thy nach englischem Plan errichtet wurde.
Creusot baute 1880/81 den ersten basischen Flammofen, und die Ent- phosphorung gelang damit vollständig1). Nach Analysen vom September 1881 war der basische Fluſsstahl reiner und gleichförmiger als saurer und trotz seiner geringeren Zugfestigkeit waren die daraus gewalzten Schienen statisch und dynamisch den Bessemerschienen gleich. Creusot machte Panzerplatten aus Fluſsstahl. Nach einer Berechnung von Ch. Walrand2) stellten sich die Erzeugungskosten einer Tonne Bessemerstahl aus Roheisen aus Mokta- und Bilbaoerzen, das 100 Frcs. pro Tonne kostete, auf 126,86 Frcs., die einer Tonne Thomasstahl aus Roheisen, das aus inländischen, oolithischen Erzen erblasen war und nur 60 Frcs. die Tonne kostete, auf 94,49 Frcs.
1) Siehe Delafond in Annales des Mines 1882, 2. livr.
2) Revue universelle 1881, September und Oktober.
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System (verbesserte Knab-Öfen) eingeführt. Lencauchez lieſs sich
einen Gebläseofen mit rotierendem Herd patentieren.
Nach Delafond verlief der Thomasprozeſs zu Creusot anfangs
ungünstig, weil das Roheisen nur 0,9 Prozent Phosphor enthielt, er
besserte sich, als man den Phosphorgehalt bis zu 2,5 Prozent erhöhte.
Pourcel trat besonders warm für das basische Verfahren ein,
und bis 1881 wurde das Thomaspatent auſser von Creusot und
Angleur von Longwy, Montataire, Chatillon et Commentry, Denain,
St.-Chammond, de Wendel und der Société du Nord et de l’Est
erworben.
Pourcels Eisenmangansilicid-Verfahren wurde in England, Ruſs-
land, Schweden und Amerika eingeführt. Das Eisenmangansilicid von
Terre-Noire enthielt 13,5 Prozent Silicium und 18 Prozent Mangan.
Es wurde in ähnlicher Weise zugesetzt wie Ferromangan.
Das von de Wendel & Co. zu Joeuf an der lothringisch-deutschen
Grenze neuerbaute Werk mit zwei Hochöfen wurde mit sechs Thomas-
konvertern von 7 bis 8 Tonnen ausgerüstet. — Ebenso wurde 1880 die
Hütte St.-Martin, westlich von Longwy, in ein groſses Stahlwerk um-
gebaut, nachdem die Gesellschaft die Konzession für das Thomas-
verfahren von Angleur zu hohem Preise — gegen eine Prämie von
5 Francs für die Tonne — erworben hatte. Die Anlage umfaſste
sechs Hochöfen und drei um einen Mittelkran gruppierte Thomas-
konverter zu 10 Tonnen.
1881 wurde ein Thomaswerk von der Société du Nord zu Valen-
ciennes nach amerikanischem Muster erbaut, während ein anderes zu
Thy nach englischem Plan errichtet wurde.
Creusot baute 1880/81 den ersten basischen Flammofen, und die Ent-
phosphorung gelang damit vollständig 1). Nach Analysen vom September
1881 war der basische Fluſsstahl reiner und gleichförmiger als saurer
und trotz seiner geringeren Zugfestigkeit waren die daraus gewalzten
Schienen statisch und dynamisch den Bessemerschienen gleich. Creusot
machte Panzerplatten aus Fluſsstahl. Nach einer Berechnung von
Ch. Walrand 2) stellten sich die Erzeugungskosten einer Tonne
Bessemerstahl aus Roheisen aus Mokta- und Bilbaoerzen, das
100 Frcs. pro Tonne kostete, auf 126,86 Frcs., die einer Tonne
Thomasstahl aus Roheisen, das aus inländischen, oolithischen Erzen
erblasen war und nur 60 Frcs. die Tonne kostete, auf 94,49 Frcs.
1) Siehe Delafond in Annales des Mines 1882, 2. livr.
2) Revue universelle 1881, September und Oktober.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1090. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1106>, abgerufen am 23.11.2024.
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