Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite
Deutschland (mit Luxemburg).

1896 wurde bereits mehr als die siebenfache Menge auf basischen
Herden erzeugt. Von Formguss wurden 1894 47800 Tonnen, 1896
bereits 65300 Tonnen in 32 Werken hergestellt. Es betrug 1896 die
Zahl der Herdöfen:


[Spaltenumbruch]
[Tabelle]
[Spaltenumbruch]
[Tabelle]

Bei dem Herdprozess sind Fortschritte bei den Öfen und dem
Betriebe zu verzeichnen. F. Schönwalders verbesserter Martinofen
(D. R. P. Nr. 55707 und 64235) wurde 1891 patentiert und be-
währte sich gut auf der Friedenshütte in Schlesien. Ebenso wurde
das Kohlungsverfahren von J. Meier in Düdelingen mit Erfolg an-
gewendet.

Am 20. Juli 1897 starb Alexander Thielen, der um die deutsche
Eisenindustrie hochverdiente Direktor der Phönixwerke.

1897 war in Westfalen der saure Prozess nur noch bei Krupp
in Essen in Ausübung, doch hatte man auch hier bereits Siemens-
Martin-Öfen mit basischen Herden. Das basische Verfahren erlaubte
einen noch höheren Zusatz von Eisenabfällen bis zu 90 gegen 85 Pro-
zent. Die Gutehoffnungshütte bei Oberhausen erzielte eine Be-
schleunigung, sechs Chargen gegen fünf im Tage, durch den
Zusatz heisser Abfälle. Die 20-Tonnen-Öfen von Hösch in Dortmund
waren nur 7,5 m lang und 3,23 m breit, während die 15-Tonnen-Öfen
der Rheinischen Stahlwerke 11 m lang und 4,5 m breit waren.

1897 zog der Bertrand-Thiel-Prozess, wobei Vorfrischen und
Garen in zwei oder selbst drei Flammöfen in getrennten Operationen
vorgenommen wurden, die Aufmerksamkeit auf sich. In der Her-
stellung von Nickelstahl zeichnete sich besonders die Gussstahlfabrik
von Friedrich Krupp in Essen aus.

Die Fortschritte der Bearbeitung von Eisen und Stahl waren in
den neunziger Jahren sehr bedeutend. Zunächst verdient die zu-
nehmende Verwendung des Wasserdruckes hervorgehoben zu werden.
Hydraulische Schmiedepressen ersetzten vielfach die Dampfhämmer.
Diese wurden seit Anfang der neunziger Jahre in Deutschland gebaut
und zwar in vorzüglicher Weise. Hierum machten sich verdient die
Märkische Maschinenbau-Gesellschaft in Wetter (Direktor Trappen)

Beck, Geschichte des Eisens. 65
Deutschland (mit Luxemburg).

1896 wurde bereits mehr als die siebenfache Menge auf basischen
Herden erzeugt. Von Formguſs wurden 1894 47800 Tonnen, 1896
bereits 65300 Tonnen in 32 Werken hergestellt. Es betrug 1896 die
Zahl der Herdöfen:


[Spaltenumbruch]
[Tabelle]
[Spaltenumbruch]
[Tabelle]

Bei dem Herdprozeſs sind Fortschritte bei den Öfen und dem
Betriebe zu verzeichnen. F. Schönwalders verbesserter Martinofen
(D. R. P. Nr. 55707 und 64235) wurde 1891 patentiert und be-
währte sich gut auf der Friedenshütte in Schlesien. Ebenso wurde
das Kohlungsverfahren von J. Meier in Düdelingen mit Erfolg an-
gewendet.

Am 20. Juli 1897 starb Alexander Thielen, der um die deutsche
Eisenindustrie hochverdiente Direktor der Phönixwerke.

1897 war in Westfalen der saure Prozeſs nur noch bei Krupp
in Essen in Ausübung, doch hatte man auch hier bereits Siemens-
Martin-Öfen mit basischen Herden. Das basische Verfahren erlaubte
einen noch höheren Zusatz von Eisenabfällen bis zu 90 gegen 85 Pro-
zent. Die Gutehoffnungshütte bei Oberhausen erzielte eine Be-
schleunigung, sechs Chargen gegen fünf im Tage, durch den
Zusatz heiſser Abfälle. Die 20-Tonnen-Öfen von Hösch in Dortmund
waren nur 7,5 m lang und 3,23 m breit, während die 15-Tonnen-Öfen
der Rheinischen Stahlwerke 11 m lang und 4,5 m breit waren.

1897 zog der Bertrand-Thiel-Prozeſs, wobei Vorfrischen und
Garen in zwei oder selbst drei Flammöfen in getrennten Operationen
vorgenommen wurden, die Aufmerksamkeit auf sich. In der Her-
stellung von Nickelstahl zeichnete sich besonders die Guſsstahlfabrik
von Friedrich Krupp in Essen aus.

Die Fortschritte der Bearbeitung von Eisen und Stahl waren in
den neunziger Jahren sehr bedeutend. Zunächst verdient die zu-
nehmende Verwendung des Wasserdruckes hervorgehoben zu werden.
Hydraulische Schmiedepressen ersetzten vielfach die Dampfhämmer.
Diese wurden seit Anfang der neunziger Jahre in Deutschland gebaut
und zwar in vorzüglicher Weise. Hierum machten sich verdient die
Märkische Maschinenbau-Gesellschaft in Wetter (Direktor Trappen)

Beck, Geschichte des Eisens. 65
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1041" n="1025"/>
          <fw place="top" type="header">Deutschland (mit Luxemburg).</fw><lb/>
          <p>1896 wurde bereits mehr als die siebenfache Menge auf basischen<lb/>
Herden erzeugt. Von Formgu&#x017F;s wurden 1894 47800 Tonnen, 1896<lb/>
bereits 65300 Tonnen in 32 Werken hergestellt. Es betrug 1896 die<lb/>
Zahl der Herdöfen:</p><lb/>
          <cb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <cb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Bei dem Herdproze&#x017F;s sind Fortschritte bei den Öfen und dem<lb/>
Betriebe zu verzeichnen. F. <hi rendition="#g">Schönwalders</hi> verbesserter Martinofen<lb/>
(D. R. P. Nr. 55707 und 64235) wurde 1891 patentiert und be-<lb/>
währte sich gut auf der Friedenshütte in Schlesien. Ebenso wurde<lb/>
das Kohlungsverfahren von J. <hi rendition="#g">Meier</hi> in Düdelingen mit Erfolg an-<lb/>
gewendet.</p><lb/>
          <p>Am 20. Juli 1897 starb <hi rendition="#g">Alexander Thielen</hi>, der um die deutsche<lb/>
Eisenindustrie hochverdiente Direktor der Phönixwerke.</p><lb/>
          <p>1897 war in Westfalen der saure Proze&#x017F;s nur noch bei <hi rendition="#g">Krupp</hi><lb/>
in Essen in Ausübung, doch hatte man auch hier bereits Siemens-<lb/>
Martin-Öfen mit basischen Herden. Das basische Verfahren erlaubte<lb/>
einen noch höheren Zusatz von Eisenabfällen bis zu 90 gegen 85 Pro-<lb/>
zent. Die Gutehoffnungshütte bei Oberhausen erzielte eine Be-<lb/>
schleunigung, sechs Chargen gegen fünf im Tage, durch den<lb/>
Zusatz hei&#x017F;ser Abfälle. Die 20-Tonnen-Öfen von <hi rendition="#g">Hösch</hi> in Dortmund<lb/>
waren nur 7,5 m lang und 3,23 m breit, während die 15-Tonnen-Öfen<lb/>
der Rheinischen Stahlwerke 11 m lang und 4,5 m breit waren.</p><lb/>
          <p>1897 zog der Bertrand-Thiel-Proze&#x017F;s, wobei Vorfrischen und<lb/>
Garen in zwei oder selbst drei Flammöfen in getrennten Operationen<lb/>
vorgenommen wurden, die Aufmerksamkeit auf sich. In der Her-<lb/>
stellung von Nickelstahl zeichnete sich besonders die Gu&#x017F;sstahlfabrik<lb/>
von <hi rendition="#g">Friedrich Krupp</hi> in Essen aus.</p><lb/>
          <p>Die Fortschritte der Bearbeitung von Eisen und Stahl waren in<lb/>
den neunziger Jahren sehr bedeutend. Zunächst verdient die zu-<lb/>
nehmende Verwendung des Wasserdruckes hervorgehoben zu werden.<lb/>
Hydraulische Schmiedepressen ersetzten vielfach die Dampfhämmer.<lb/>
Diese wurden seit Anfang der neunziger Jahre in Deutschland gebaut<lb/>
und zwar in vorzüglicher Weise. Hierum machten sich verdient die<lb/>
Märkische Maschinenbau-Gesellschaft in Wetter (Direktor <hi rendition="#g">Trappen</hi>)<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck,</hi> Geschichte des Eisens. 65</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1025/1041] Deutschland (mit Luxemburg). 1896 wurde bereits mehr als die siebenfache Menge auf basischen Herden erzeugt. Von Formguſs wurden 1894 47800 Tonnen, 1896 bereits 65300 Tonnen in 32 Werken hergestellt. Es betrug 1896 die Zahl der Herdöfen: Bei dem Herdprozeſs sind Fortschritte bei den Öfen und dem Betriebe zu verzeichnen. F. Schönwalders verbesserter Martinofen (D. R. P. Nr. 55707 und 64235) wurde 1891 patentiert und be- währte sich gut auf der Friedenshütte in Schlesien. Ebenso wurde das Kohlungsverfahren von J. Meier in Düdelingen mit Erfolg an- gewendet. Am 20. Juli 1897 starb Alexander Thielen, der um die deutsche Eisenindustrie hochverdiente Direktor der Phönixwerke. 1897 war in Westfalen der saure Prozeſs nur noch bei Krupp in Essen in Ausübung, doch hatte man auch hier bereits Siemens- Martin-Öfen mit basischen Herden. Das basische Verfahren erlaubte einen noch höheren Zusatz von Eisenabfällen bis zu 90 gegen 85 Pro- zent. Die Gutehoffnungshütte bei Oberhausen erzielte eine Be- schleunigung, sechs Chargen gegen fünf im Tage, durch den Zusatz heiſser Abfälle. Die 20-Tonnen-Öfen von Hösch in Dortmund waren nur 7,5 m lang und 3,23 m breit, während die 15-Tonnen-Öfen der Rheinischen Stahlwerke 11 m lang und 4,5 m breit waren. 1897 zog der Bertrand-Thiel-Prozeſs, wobei Vorfrischen und Garen in zwei oder selbst drei Flammöfen in getrennten Operationen vorgenommen wurden, die Aufmerksamkeit auf sich. In der Her- stellung von Nickelstahl zeichnete sich besonders die Guſsstahlfabrik von Friedrich Krupp in Essen aus. Die Fortschritte der Bearbeitung von Eisen und Stahl waren in den neunziger Jahren sehr bedeutend. Zunächst verdient die zu- nehmende Verwendung des Wasserdruckes hervorgehoben zu werden. Hydraulische Schmiedepressen ersetzten vielfach die Dampfhämmer. Diese wurden seit Anfang der neunziger Jahre in Deutschland gebaut und zwar in vorzüglicher Weise. Hierum machten sich verdient die Märkische Maschinenbau-Gesellschaft in Wetter (Direktor Trappen) Beck, Geschichte des Eisens. 65

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1041
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1025. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1041>, abgerufen am 23.11.2024.