ihrer Schlacken in der Landwirtschaft als Düngemittel. Anfangs wurden die Schlacken durch Salzsäure aufgeschlossen und die Phos- phorsäure nach einem Verfahren von Scheibler löslich gemacht. 1884 gründete hierauf die Gesellschaft Fertilitas zwei grosse Werke, eins zu Stollberg bei Aachen und eins zu Schalke in Westfalen. 1885 begann G. Hoyermann zu Hoheneggelsen, die Thomasschlacke des Peiner Walzwerks in feingemahlenem Zustande zu verwenden und in den Handel zu bringen. Sie bewährte sich als gutes Düngemittel zunächst für den Moorboden der norddeutschen Tiefebene, fand aber bald allgemeine Anwendung in der Landwirtschaft.
1884 wurde ein basisches Bessemerwerk mit drei Birnen von der Gesellschaft Phönix zu Laar bei Ruhrort erbaut. In demselben Jahre führte das Eisenwerk Rasselstein das Thomasieren im Clapp-Griffith- Konverter für seine Weissblechfabrikation ein. Die Birne hatte sechs horizontale Winddüsen von 3 cm Weite 16 cm über dem Boden. Die Düsen waren durch Klappen verschliessbar. Der Einsatz betrug 1,8 Tonnen, das Gebläse blieb bis nach dem Abstich in Thätigkeit.
1885 erfand Bruno Versen in Dortmund einen mechanischen Stampfer für die Herstellung der Birnenfutter, den er 1891 noch ver- besserte. -- Die aus Thomaseisen von Peine hergestellten Bleche wurden an Güte dem Lowmoorblech gleichgeschätzt.
1886 veröffentlichte Hilgenstock in Hörde wichtige Unter- suchungen über den Verlauf des Thomasprozesses.
Thomasflusseisen fand auch im Brückenbau immer mehr Ver- wendung; G. Mertens baute die Fortonbrücke aus diesem Material.
1887 hatte die Erzeugung von Thomasflusseisen besonders in Rheinland und Westfalen einen grossen Umfang angenommen: Rote Erde erzeugte in drei 10- bis 12-Tonnen-Konvertern 100000 Tonnen, Hösch in Dortmund 80000 Tonnen, Hörde und Dortmunder Union je 85000 Tonnen. Die Rheinischen Stahlwerke arbeiteten mit zwei Thomas-, zwei Bessemerbirnen und vier Siemens-Martinöfen; Phönix mit drei Thomas-, zwei Bessemerbirnen und zwei Siemens-Martinöfen. Peine hatte eine Jahreserzeugung von 70000 Tonnen Thomas- flusseisen.
1888 wurde die Rückkohlung des Eisens mittels Filtrieren durch eine Schicht Kohlen nach Darbys Erfindung von der Gesellschaft Phönix, deren Direktor Thielen am 28. September das Patent für Deutschland (D. R. P. Nr. 47215) erwirkt hatte, eingeführt. Thielen verbesserte das Verfahren in den folgenden Jahren noch weiter (D. R. P. Nr. 51353, 51963, 53784).
Deutschland (mit Luxemburg).
ihrer Schlacken in der Landwirtschaft als Düngemittel. Anfangs wurden die Schlacken durch Salzsäure aufgeschlossen und die Phos- phorsäure nach einem Verfahren von Scheibler löslich gemacht. 1884 gründete hierauf die Gesellschaft Fertilitas zwei groſse Werke, eins zu Stollberg bei Aachen und eins zu Schalke in Westfalen. 1885 begann G. Hoyermann zu Hoheneggelsen, die Thomasschlacke des Peiner Walzwerks in feingemahlenem Zustande zu verwenden und in den Handel zu bringen. Sie bewährte sich als gutes Düngemittel zunächst für den Moorboden der norddeutschen Tiefebene, fand aber bald allgemeine Anwendung in der Landwirtschaft.
1884 wurde ein basisches Bessemerwerk mit drei Birnen von der Gesellschaft Phönix zu Laar bei Ruhrort erbaut. In demselben Jahre führte das Eisenwerk Rasselstein das Thomasieren im Clapp-Griffith- Konverter für seine Weiſsblechfabrikation ein. Die Birne hatte sechs horizontale Winddüsen von 3 cm Weite 16 cm über dem Boden. Die Düsen waren durch Klappen verschlieſsbar. Der Einsatz betrug 1,8 Tonnen, das Gebläse blieb bis nach dem Abstich in Thätigkeit.
1885 erfand Bruno Versen in Dortmund einen mechanischen Stampfer für die Herstellung der Birnenfutter, den er 1891 noch ver- besserte. — Die aus Thomaseisen von Peine hergestellten Bleche wurden an Güte dem Lowmoorblech gleichgeschätzt.
1886 veröffentlichte Hilgenstock in Hörde wichtige Unter- suchungen über den Verlauf des Thomasprozesses.
Thomasfluſseisen fand auch im Brückenbau immer mehr Ver- wendung; G. Mertens baute die Fortonbrücke aus diesem Material.
1887 hatte die Erzeugung von Thomasfluſseisen besonders in Rheinland und Westfalen einen groſsen Umfang angenommen: Rote Erde erzeugte in drei 10- bis 12-Tonnen-Konvertern 100000 Tonnen, Hösch in Dortmund 80000 Tonnen, Hörde und Dortmunder Union je 85000 Tonnen. Die Rheinischen Stahlwerke arbeiteten mit zwei Thomas-, zwei Bessemerbirnen und vier Siemens-Martinöfen; Phönix mit drei Thomas-, zwei Bessemerbirnen und zwei Siemens-Martinöfen. Peine hatte eine Jahreserzeugung von 70000 Tonnen Thomas- fluſseisen.
1888 wurde die Rückkohlung des Eisens mittels Filtrieren durch eine Schicht Kohlen nach Darbys Erfindung von der Gesellschaft Phönix, deren Direktor Thielen am 28. September das Patent für Deutschland (D. R. P. Nr. 47215) erwirkt hatte, eingeführt. Thielen verbesserte das Verfahren in den folgenden Jahren noch weiter (D. R. P. Nr. 51353, 51963, 53784).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1024"n="1008"/><fwplace="top"type="header">Deutschland (mit Luxemburg).</fw><lb/>
ihrer Schlacken in der Landwirtschaft als Düngemittel. Anfangs<lb/>
wurden die Schlacken durch Salzsäure aufgeschlossen und die Phos-<lb/>
phorsäure nach einem Verfahren von <hirendition="#g">Scheibler</hi> löslich gemacht.<lb/>
1884 gründete hierauf die Gesellschaft Fertilitas zwei groſse Werke,<lb/>
eins zu Stollberg bei Aachen und eins zu Schalke in Westfalen. 1885<lb/>
begann G. <hirendition="#g">Hoyermann</hi> zu Hoheneggelsen, die Thomasschlacke des<lb/>
Peiner Walzwerks in feingemahlenem Zustande zu verwenden und in<lb/>
den Handel zu bringen. Sie bewährte sich als gutes Düngemittel<lb/>
zunächst für den Moorboden der norddeutschen Tiefebene, fand aber<lb/>
bald allgemeine Anwendung in der Landwirtschaft.</p><lb/><p>1884 wurde ein basisches Bessemerwerk mit drei Birnen von der<lb/>
Gesellschaft Phönix zu Laar bei Ruhrort erbaut. In demselben Jahre<lb/>
führte das Eisenwerk Rasselstein das Thomasieren im Clapp-Griffith-<lb/>
Konverter für seine Weiſsblechfabrikation ein. Die Birne hatte sechs<lb/>
horizontale Winddüsen von 3 cm Weite 16 cm über dem Boden. Die<lb/>
Düsen waren durch Klappen verschlieſsbar. Der Einsatz betrug<lb/>
1,8 Tonnen, das Gebläse blieb bis nach dem Abstich in Thätigkeit.</p><lb/><p>1885 erfand <hirendition="#g">Bruno Versen</hi> in Dortmund einen mechanischen<lb/>
Stampfer für die Herstellung der Birnenfutter, den er 1891 noch ver-<lb/>
besserte. — Die aus Thomaseisen von Peine hergestellten Bleche<lb/>
wurden an Güte dem Lowmoorblech gleichgeschätzt.</p><lb/><p>1886 veröffentlichte <hirendition="#g">Hilgenstock</hi> in Hörde wichtige Unter-<lb/>
suchungen über den Verlauf des Thomasprozesses.</p><lb/><p>Thomasfluſseisen fand auch im Brückenbau immer mehr Ver-<lb/>
wendung; G. <hirendition="#g">Mertens</hi> baute die Fortonbrücke aus diesem Material.</p><lb/><p>1887 hatte die Erzeugung von Thomasfluſseisen besonders in<lb/>
Rheinland und Westfalen einen groſsen Umfang angenommen: Rote<lb/>
Erde erzeugte in drei 10- bis 12-Tonnen-Konvertern 100000 Tonnen,<lb/>
Hösch in Dortmund 80000 Tonnen, Hörde und Dortmunder Union je<lb/>
85000 Tonnen. Die Rheinischen Stahlwerke arbeiteten mit zwei<lb/>
Thomas-, zwei Bessemerbirnen und vier Siemens-Martinöfen; Phönix<lb/>
mit drei Thomas-, zwei Bessemerbirnen und zwei Siemens-Martinöfen.<lb/>
Peine hatte eine Jahreserzeugung von 70000 Tonnen Thomas-<lb/>
fluſseisen.</p><lb/><p>1888 wurde die Rückkohlung des Eisens mittels Filtrieren durch<lb/>
eine Schicht Kohlen nach <hirendition="#g">Darbys</hi> Erfindung von der Gesellschaft<lb/>
Phönix, deren Direktor <hirendition="#g">Thielen</hi> am 28. September das Patent für<lb/>
Deutschland (D. R. P. Nr. 47215) erwirkt hatte, eingeführt. <hirendition="#g">Thielen</hi><lb/>
verbesserte das Verfahren in den folgenden Jahren noch weiter<lb/>
(D. R. P. Nr. 51353, 51963, 53784).</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[1008/1024]
Deutschland (mit Luxemburg).
ihrer Schlacken in der Landwirtschaft als Düngemittel. Anfangs
wurden die Schlacken durch Salzsäure aufgeschlossen und die Phos-
phorsäure nach einem Verfahren von Scheibler löslich gemacht.
1884 gründete hierauf die Gesellschaft Fertilitas zwei groſse Werke,
eins zu Stollberg bei Aachen und eins zu Schalke in Westfalen. 1885
begann G. Hoyermann zu Hoheneggelsen, die Thomasschlacke des
Peiner Walzwerks in feingemahlenem Zustande zu verwenden und in
den Handel zu bringen. Sie bewährte sich als gutes Düngemittel
zunächst für den Moorboden der norddeutschen Tiefebene, fand aber
bald allgemeine Anwendung in der Landwirtschaft.
1884 wurde ein basisches Bessemerwerk mit drei Birnen von der
Gesellschaft Phönix zu Laar bei Ruhrort erbaut. In demselben Jahre
führte das Eisenwerk Rasselstein das Thomasieren im Clapp-Griffith-
Konverter für seine Weiſsblechfabrikation ein. Die Birne hatte sechs
horizontale Winddüsen von 3 cm Weite 16 cm über dem Boden. Die
Düsen waren durch Klappen verschlieſsbar. Der Einsatz betrug
1,8 Tonnen, das Gebläse blieb bis nach dem Abstich in Thätigkeit.
1885 erfand Bruno Versen in Dortmund einen mechanischen
Stampfer für die Herstellung der Birnenfutter, den er 1891 noch ver-
besserte. — Die aus Thomaseisen von Peine hergestellten Bleche
wurden an Güte dem Lowmoorblech gleichgeschätzt.
1886 veröffentlichte Hilgenstock in Hörde wichtige Unter-
suchungen über den Verlauf des Thomasprozesses.
Thomasfluſseisen fand auch im Brückenbau immer mehr Ver-
wendung; G. Mertens baute die Fortonbrücke aus diesem Material.
1887 hatte die Erzeugung von Thomasfluſseisen besonders in
Rheinland und Westfalen einen groſsen Umfang angenommen: Rote
Erde erzeugte in drei 10- bis 12-Tonnen-Konvertern 100000 Tonnen,
Hösch in Dortmund 80000 Tonnen, Hörde und Dortmunder Union je
85000 Tonnen. Die Rheinischen Stahlwerke arbeiteten mit zwei
Thomas-, zwei Bessemerbirnen und vier Siemens-Martinöfen; Phönix
mit drei Thomas-, zwei Bessemerbirnen und zwei Siemens-Martinöfen.
Peine hatte eine Jahreserzeugung von 70000 Tonnen Thomas-
fluſseisen.
1888 wurde die Rückkohlung des Eisens mittels Filtrieren durch
eine Schicht Kohlen nach Darbys Erfindung von der Gesellschaft
Phönix, deren Direktor Thielen am 28. September das Patent für
Deutschland (D. R. P. Nr. 47215) erwirkt hatte, eingeführt. Thielen
verbesserte das Verfahren in den folgenden Jahren noch weiter
(D. R. P. Nr. 51353, 51963, 53784).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1024>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.