weise, wichtige und dankenswerte Massregel, dass rheinisch-west- fälische Eisenindustrielle, zuerst die niederrheinischen Stahlwerke zu Meiderich-Ruhrort und der Hörder Bergbau- und Hüttenverein, alsbald nachdem die günstigen Erfolge der Estonwerke in Cleveland bekannt geworden waren, mit dem Erfinder Gilchrist Thomas in Verbindung traten und das Recht der Anwendung des Verfahrens erwarben. Es geschah dies in der Weise, dass diese beiden Werke gemeinschaftlich gewissermassen die Vertreter des Erfinders für Deutschland wurden, indem sie für ihn das deutsche Patent (am 10. April 1879, D. R. P. Nr. 12700) erwarben und die Benutzung desselben gegen bestimmte Abgaben anderen deutschen Hütten- werken gestatteten. Diese bestanden in einmaliger Zahlung von 90000 Mark, wovon Thomas 60000, die Vertreter 30000 Mark erhielten; ausserdem in einer Abgabe von 21/2 Mark pro Tonne fertigen Stahls, wovon aber 11/2 Mark so lange nicht gezahlt wurden, bis der angesammelte Betrag die Anzahlungssumme erreicht hatte. Von dieser laufenden Abgabe erhielt Thomas 11/2 Mark, die Agenten 1 Mark pro Tonne. In einem Jahre nach Erwerbung der Licenz musste das unternehmende Werk gebaut und betriebsfähig sein. Die erste Thomas-Charge wurde auf den Rheinischen Stahlwerken am 22. September 1879 erblasen. Um die Einführung des Thomas- prozesses und die Erwerbung des Patentes für die Rheinischen Stahl- werke gebührt Gustav Pastor das Hauptverdienst. -- An demselben Tage wurde auch zu Hörde die erste Thomascharge erblasen.
Professor Finkener unternahm bald danach seine analytische Untersuchung über den Verlauf des Thomasprozesses. In Hörde machte man die ersten Versuche mit Lothringer Roheisen mit 2,59 Prozent Phosphor. Man erhielt einen weichen Stahl mit 0,3 Prozent Phosphor. Zur Herstellung des Konverterfutters verwendete man einen Dolomit mit 2 Prozent Kieselsäure und 11/2 Prozent Thonerde- gehalt. Der Zuschlagskalk wurde vorgewärmt. Ein Mangangehalt des Roheisens erwies sich als vorteilhafter. Die Dauer einer Charge betrug im Anfang 20 bis 45 Minuten. Um die Durchführung der Versuche und die Einführung des Verfahrens zu Hörde machten sich Massenez, Pink und Hilgenstock besonders verdient.
Dr. Otto in Dahlhausen gelang es, gute basische Ziegel für den Thomasprozess aus deutschem Material herzustellen.
Zu Anfang des Jahres 1880 arbeiteten zu Hörde vier, zu Ruhrort- Meiderich zwei und zu Kaiserslautern ein Konverter auf Thomas- stahl. Das Hörder Flusseisen enthielt 0,15 bis 0,05 Prozent Kohlen-
Deutschland (mit Luxemburg).
weise, wichtige und dankenswerte Maſsregel, daſs rheinisch-west- fälische Eisenindustrielle, zuerst die niederrheinischen Stahlwerke zu Meiderich-Ruhrort und der Hörder Bergbau- und Hüttenverein, alsbald nachdem die günstigen Erfolge der Estonwerke in Cleveland bekannt geworden waren, mit dem Erfinder Gilchrist Thomas in Verbindung traten und das Recht der Anwendung des Verfahrens erwarben. Es geschah dies in der Weise, daſs diese beiden Werke gemeinschaftlich gewissermaſsen die Vertreter des Erfinders für Deutschland wurden, indem sie für ihn das deutsche Patent (am 10. April 1879, D. R. P. Nr. 12700) erwarben und die Benutzung desselben gegen bestimmte Abgaben anderen deutschen Hütten- werken gestatteten. Diese bestanden in einmaliger Zahlung von 90000 Mark, wovon Thomas 60000, die Vertreter 30000 Mark erhielten; auſserdem in einer Abgabe von 2½ Mark pro Tonne fertigen Stahls, wovon aber 1½ Mark so lange nicht gezahlt wurden, bis der angesammelte Betrag die Anzahlungssumme erreicht hatte. Von dieser laufenden Abgabe erhielt Thomas 1½ Mark, die Agenten 1 Mark pro Tonne. In einem Jahre nach Erwerbung der Licenz muſste das unternehmende Werk gebaut und betriebsfähig sein. Die erste Thomas-Charge wurde auf den Rheinischen Stahlwerken am 22. September 1879 erblasen. Um die Einführung des Thomas- prozesses und die Erwerbung des Patentes für die Rheinischen Stahl- werke gebührt Gustav Pastor das Hauptverdienst. — An demselben Tage wurde auch zu Hörde die erste Thomascharge erblasen.
Professor Finkener unternahm bald danach seine analytische Untersuchung über den Verlauf des Thomasprozesses. In Hörde machte man die ersten Versuche mit Lothringer Roheisen mit 2,59 Prozent Phosphor. Man erhielt einen weichen Stahl mit 0,3 Prozent Phosphor. Zur Herstellung des Konverterfutters verwendete man einen Dolomit mit 2 Prozent Kieselsäure und 1½ Prozent Thonerde- gehalt. Der Zuschlagskalk wurde vorgewärmt. Ein Mangangehalt des Roheisens erwies sich als vorteilhafter. Die Dauer einer Charge betrug im Anfang 20 bis 45 Minuten. Um die Durchführung der Versuche und die Einführung des Verfahrens zu Hörde machten sich Massenez, Pink und Hilgenstock besonders verdient.
Dr. Otto in Dahlhausen gelang es, gute basische Ziegel für den Thomasprozeſs aus deutschem Material herzustellen.
Zu Anfang des Jahres 1880 arbeiteten zu Hörde vier, zu Ruhrort- Meiderich zwei und zu Kaiserslautern ein Konverter auf Thomas- stahl. Das Hörder Fluſseisen enthielt 0,15 bis 0,05 Prozent Kohlen-
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Deutschland (mit Luxemburg).
weise, wichtige und dankenswerte Maſsregel, daſs rheinisch-west-
fälische Eisenindustrielle, zuerst die niederrheinischen Stahlwerke
zu Meiderich-Ruhrort und der Hörder Bergbau- und Hüttenverein,
alsbald nachdem die günstigen Erfolge der Estonwerke in Cleveland
bekannt geworden waren, mit dem Erfinder Gilchrist Thomas in
Verbindung traten und das Recht der Anwendung des Verfahrens
erwarben. Es geschah dies in der Weise, daſs diese beiden Werke
gemeinschaftlich gewissermaſsen die Vertreter des Erfinders für
Deutschland wurden, indem sie für ihn das deutsche Patent (am
10. April 1879, D. R. P. Nr. 12700) erwarben und die Benutzung
desselben gegen bestimmte Abgaben anderen deutschen Hütten-
werken gestatteten. Diese bestanden in einmaliger Zahlung von
90000 Mark, wovon Thomas 60000, die Vertreter 30000 Mark
erhielten; auſserdem in einer Abgabe von 2½ Mark pro Tonne
fertigen Stahls, wovon aber 1½ Mark so lange nicht gezahlt wurden,
bis der angesammelte Betrag die Anzahlungssumme erreicht hatte.
Von dieser laufenden Abgabe erhielt Thomas 1½ Mark, die Agenten
1 Mark pro Tonne. In einem Jahre nach Erwerbung der Licenz
muſste das unternehmende Werk gebaut und betriebsfähig sein. Die
erste Thomas-Charge wurde auf den Rheinischen Stahlwerken am
22. September 1879 erblasen. Um die Einführung des Thomas-
prozesses und die Erwerbung des Patentes für die Rheinischen Stahl-
werke gebührt Gustav Pastor das Hauptverdienst. — An demselben
Tage wurde auch zu Hörde die erste Thomascharge erblasen.
Professor Finkener unternahm bald danach seine analytische
Untersuchung über den Verlauf des Thomasprozesses. In Hörde
machte man die ersten Versuche mit Lothringer Roheisen mit 2,59
Prozent Phosphor. Man erhielt einen weichen Stahl mit 0,3 Prozent
Phosphor. Zur Herstellung des Konverterfutters verwendete man
einen Dolomit mit 2 Prozent Kieselsäure und 1½ Prozent Thonerde-
gehalt. Der Zuschlagskalk wurde vorgewärmt. Ein Mangangehalt des
Roheisens erwies sich als vorteilhafter. Die Dauer einer Charge betrug
im Anfang 20 bis 45 Minuten. Um die Durchführung der Versuche
und die Einführung des Verfahrens zu Hörde machten sich Massenez,
Pink und Hilgenstock besonders verdient.
Dr. Otto in Dahlhausen gelang es, gute basische Ziegel für den
Thomasprozeſs aus deutschem Material herzustellen.
Zu Anfang des Jahres 1880 arbeiteten zu Hörde vier, zu Ruhrort-
Meiderich zwei und zu Kaiserslautern ein Konverter auf Thomas-
stahl. Das Hörder Fluſseisen enthielt 0,15 bis 0,05 Prozent Kohlen-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1013>, abgerufen am 23.11.2024.
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