Deutschland nur 11 arbeitende Siemens-Martin-Öfen. In Rheinland und Westfalen hatte man 1873 auch zu Steele und Ruhrort gute Erfolge mit dem Martinverfahren erzielt. In Oberschlesien verpuddelte man auf Borsigwerk manganhaltiges Neubeuthener Roheisen und verschmolz die Rohschienen im Martinofen zu Stahlblecheisen. 1873 wurde die Bismarckhütte als Martinwerk gegründet. In Bochum machte man 1873 Stahlfaconguss in der Weise, dass man den flüssigen überhitzten Stahl aus Tiegeln oder einer Bessemerbirne in einen heissen Siemensofen einführte, ihn hier längere Zeit ruhig stehen liess und dann in Formen goss.
Der Martinprozess diente in den siebziger Jahren nur als ein geeignetes Mittel, die Eisen- und Stahlabfälle der Walzwerke zu ver- arbeiten, war also nur ein Nebenbetrieb. Für dieses Verfahren war die Verbesserung der Gasgeneratoren von Wichtigkeit; 1878 kamen die von Gröbe-Lürmann auf. Das theoretische Verständnis der Vorgänge wurde gefördert durch die analytischen Untersuchungen des Martinprozesses auf der Gutehoffnungshütte von Kollmann. Friedrich Krupp verband sein Entphosphorungsverfahren mit dem Martinprozess und erzeugte ein weiches Flusseisen mit 0,15 bis 0,20 Prozent Kohlenstoff, das als Homogeneisen in den Handel kam. Die Erzeugung von Martinstahl belief sich 1879 auf nur 35820 Tonnen.
Von viel grösserer Bedeutung war der pneumatische oder Kon- verterprozess, der bis zum Herbst 1879 nur in seiner ursprüng- lichen Form als Bessemerprozess mit kieselsaurem Birnenfutter be- kannt war. In dem Zeitraume von 1871 bis 1879 stieg die Erzeugung von Bessemerstahl von 139 auf 465 Kilotonnen, obgleich die Vor- bedingungen für den Bessemerprozess in Deutschland ungünstig waren, weil es an phosphorfreien Erzen mangelte. Bis 1873 blieb man von der Einfuhr englischen Bessemerroheisens, des Cumberland-Hämatit- eisens, abhängig, seitdem gelang es mehreren Hochofenhütten, teils aus einheimischen Erzen, teils aus spanischen Erzen Bessemerroheisen in Hochöfen zu erzeugen; zu ersteren gehörten Georg-Marien-Hütte bei Osnabrück, Königin-Marien-Hütte bei Zwickau und die bayerische Maxhütte, zu letzteren Hörde, Dortmunder Union, Gutehoffnungshütte, Phönix und Johannishütte bei Duisburg.
Das Bessemerroheisen, welches Hörde 1871 zum eigenen Gebrauch darstellte, war arm an Graphit und reich an Silicium und Mangan und verblies sich in der Birne rasch und heiss. Anfang der siebziger Jahre entstanden verschiedene neue Stahlwerke, so Stahlwerk Hösch bei Dortmund 1871/72, Hagener Gussstahlwerke 1872, die aus der
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Deutschland (mit Luxemburg).
Deutschland nur 11 arbeitende Siemens-Martin-Öfen. In Rheinland und Westfalen hatte man 1873 auch zu Steele und Ruhrort gute Erfolge mit dem Martinverfahren erzielt. In Oberschlesien verpuddelte man auf Borsigwerk manganhaltiges Neubeuthener Roheisen und verschmolz die Rohschienen im Martinofen zu Stahlblecheisen. 1873 wurde die Bismarckhütte als Martinwerk gegründet. In Bochum machte man 1873 Stahlfaçonguſs in der Weise, daſs man den flüssigen überhitzten Stahl aus Tiegeln oder einer Bessemerbirne in einen heiſsen Siemensofen einführte, ihn hier längere Zeit ruhig stehen lieſs und dann in Formen goſs.
Der Martinprozeſs diente in den siebziger Jahren nur als ein geeignetes Mittel, die Eisen- und Stahlabfälle der Walzwerke zu ver- arbeiten, war also nur ein Nebenbetrieb. Für dieses Verfahren war die Verbesserung der Gasgeneratoren von Wichtigkeit; 1878 kamen die von Gröbe-Lürmann auf. Das theoretische Verständnis der Vorgänge wurde gefördert durch die analytischen Untersuchungen des Martinprozesses auf der Gutehoffnungshütte von Kollmann. Friedrich Krupp verband sein Entphosphorungsverfahren mit dem Martinprozeſs und erzeugte ein weiches Fluſseisen mit 0,15 bis 0,20 Prozent Kohlenstoff, das als Homogeneisen in den Handel kam. Die Erzeugung von Martinstahl belief sich 1879 auf nur 35820 Tonnen.
Von viel gröſserer Bedeutung war der pneumatische oder Kon- verterprozeſs, der bis zum Herbst 1879 nur in seiner ursprüng- lichen Form als Bessemerprozeſs mit kieselsaurem Birnenfutter be- kannt war. In dem Zeitraume von 1871 bis 1879 stieg die Erzeugung von Bessemerstahl von 139 auf 465 Kilotonnen, obgleich die Vor- bedingungen für den Bessemerprozeſs in Deutschland ungünstig waren, weil es an phosphorfreien Erzen mangelte. Bis 1873 blieb man von der Einfuhr englischen Bessemerroheisens, des Cumberland-Hämatit- eisens, abhängig, seitdem gelang es mehreren Hochofenhütten, teils aus einheimischen Erzen, teils aus spanischen Erzen Bessemerroheisen in Hochöfen zu erzeugen; zu ersteren gehörten Georg-Marien-Hütte bei Osnabrück, Königin-Marien-Hütte bei Zwickau und die bayerische Maxhütte, zu letzteren Hörde, Dortmunder Union, Gutehoffnungshütte, Phönix und Johannishütte bei Duisburg.
Das Bessemerroheisen, welches Hörde 1871 zum eigenen Gebrauch darstellte, war arm an Graphit und reich an Silicium und Mangan und verblies sich in der Birne rasch und heiſs. Anfang der siebziger Jahre entstanden verschiedene neue Stahlwerke, so Stahlwerk Hösch bei Dortmund 1871/72, Hagener Guſsstahlwerke 1872, die aus der
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Deutschland (mit Luxemburg).
Deutschland nur 11 arbeitende Siemens-Martin-Öfen. In Rheinland
und Westfalen hatte man 1873 auch zu Steele und Ruhrort gute
Erfolge mit dem Martinverfahren erzielt. In Oberschlesien verpuddelte
man auf Borsigwerk manganhaltiges Neubeuthener Roheisen und
verschmolz die Rohschienen im Martinofen zu Stahlblecheisen. 1873
wurde die Bismarckhütte als Martinwerk gegründet. In Bochum
machte man 1873 Stahlfaçonguſs in der Weise, daſs man den flüssigen
überhitzten Stahl aus Tiegeln oder einer Bessemerbirne in einen
heiſsen Siemensofen einführte, ihn hier längere Zeit ruhig stehen lieſs
und dann in Formen goſs.
Der Martinprozeſs diente in den siebziger Jahren nur als ein
geeignetes Mittel, die Eisen- und Stahlabfälle der Walzwerke zu ver-
arbeiten, war also nur ein Nebenbetrieb. Für dieses Verfahren war
die Verbesserung der Gasgeneratoren von Wichtigkeit; 1878 kamen
die von Gröbe-Lürmann auf. Das theoretische Verständnis der
Vorgänge wurde gefördert durch die analytischen Untersuchungen
des Martinprozesses auf der Gutehoffnungshütte von Kollmann.
Friedrich Krupp verband sein Entphosphorungsverfahren mit dem
Martinprozeſs und erzeugte ein weiches Fluſseisen mit 0,15 bis 0,20
Prozent Kohlenstoff, das als Homogeneisen in den Handel kam. Die
Erzeugung von Martinstahl belief sich 1879 auf nur 35820 Tonnen.
Von viel gröſserer Bedeutung war der pneumatische oder Kon-
verterprozeſs, der bis zum Herbst 1879 nur in seiner ursprüng-
lichen Form als Bessemerprozeſs mit kieselsaurem Birnenfutter be-
kannt war. In dem Zeitraume von 1871 bis 1879 stieg die Erzeugung
von Bessemerstahl von 139 auf 465 Kilotonnen, obgleich die Vor-
bedingungen für den Bessemerprozeſs in Deutschland ungünstig waren,
weil es an phosphorfreien Erzen mangelte. Bis 1873 blieb man von
der Einfuhr englischen Bessemerroheisens, des Cumberland-Hämatit-
eisens, abhängig, seitdem gelang es mehreren Hochofenhütten, teils
aus einheimischen Erzen, teils aus spanischen Erzen Bessemerroheisen
in Hochöfen zu erzeugen; zu ersteren gehörten Georg-Marien-Hütte
bei Osnabrück, Königin-Marien-Hütte bei Zwickau und die bayerische
Maxhütte, zu letzteren Hörde, Dortmunder Union, Gutehoffnungshütte,
Phönix und Johannishütte bei Duisburg.
Das Bessemerroheisen, welches Hörde 1871 zum eigenen Gebrauch
darstellte, war arm an Graphit und reich an Silicium und Mangan
und verblies sich in der Birne rasch und heiſs. Anfang der siebziger
Jahre entstanden verschiedene neue Stahlwerke, so Stahlwerk Hösch
bei Dortmund 1871/72, Hagener Guſsstahlwerke 1872, die aus der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 995. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1011>, abgerufen am 23.11.2024.
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