Deutschland. Dagegen verbesserte man die eisernen Winderhitzer, indem man Apparate mit hängenden Röhren, besonders aber die Gjersschen oder Clevelandwinderhitzer einführte. Dadurch steigerte man die Windtemperatur auf 400 bis 450 Grad.
Ein glänzendes Beispiel für die Fortschritte der deutschen Hoch- ofenindustrie bietet die Ilseder Hütte 1) bei Peine unter der umsichtigen Leitung von Hermann Spamer, wie nachfolgende Tafel beweist 2).
[Tabelle]
Durch die Erwerbung von Elsass-Lothringen waren vier Gruppen von Eisenhütten Deutschland zugefallen: 1. bei Forbach die de Wen- delsche Hütte zu Stiering, 2. bei Metz die Werke von Karcher, von Westermann und von Dupont & Dreyfuss, 3. im Gebiet von Diedenhofen besonders die grossen Eisenwerke bei Hayingen (Hayange) von de Wendel und 4. bei Hagenau im Elsass die Werke von de Dietrich bei Niederbronn. Von noch grösserer Wichtigkeit war die Erwerbung des ausgedehnten, reichen, aber noch wenig er- schlossenen Minette-Erzgebietes von Lothringen, und einheimische wie westdeutsche Eisenindustrielle beeilten sich, nachdem alsbald nach der Vereinigung das preussische Berggesetz in den Reichslanden ein- geführt worden war, Mutungen einzulegen und Grubenfelder zu er- werben. Da die Erze sehr phosphorhaltig waren, kamen sie noch nicht zur vollen Geltung, immerhin stieg die Erzförderung Lothringens von 1870 bis 1880 von 387463 Tonnen auf 995958 Tonnen.
1) Über die Gründung der Ilseder Hütte ist leider auf Seite 257 eine un- richtige Angabe mitgeteilt worden. Den Plan zur Anlage der Ilseder Hütte hatte Bankier C. Hostmann in Celle, der 1856 die Berg- und Hüttengesellschaft zu Peine gegründet hatte, zuerst gefasst. Das grossartig gedachte Unternehmen kam aber nicht zur Ausführung, vielmehr geriet C. Hostmann 1858 in Konkurs. Sein Schwiegersohn, Rechtsanwalt C. Haarmann, gründete auf beschränkterer aber soliderer Grundlage 1858 die Aktiengesellschaft Ilseder Hütte, die sich seitdem so glänzend entwickelt hat. Im September 1860 blies dieselbe den ersten der zwei von ihr erbauten Hochöfen an. Die Hüttenbahn nach Peine wurde am 2. Mai 1865 eröffnet. Am 10. April 1867 wurde der dritte Hochofen angeblasen. 1868 übernahm H. Spamer die technische Leitung und damit begann die Zeit des Auf- schwunges der Ilseder Hütte.
2) Nach F. W. Lürmann, Stahl und Eisen 1888, S. 367.
Deutschland (mit Luxemburg).
Deutschland. Dagegen verbesserte man die eisernen Winderhitzer, indem man Apparate mit hängenden Röhren, besonders aber die Gjersschen oder Clevelandwinderhitzer einführte. Dadurch steigerte man die Windtemperatur auf 400 bis 450 Grad.
Ein glänzendes Beispiel für die Fortschritte der deutschen Hoch- ofenindustrie bietet die Ilseder Hütte 1) bei Peine unter der umsichtigen Leitung von Hermann Spamer, wie nachfolgende Tafel beweist 2).
[Tabelle]
Durch die Erwerbung von Elsaſs-Lothringen waren vier Gruppen von Eisenhütten Deutschland zugefallen: 1. bei Forbach die de Wen- delsche Hütte zu Stiering, 2. bei Metz die Werke von Karcher, von Westermann und von Dupont & Dreyfuſs, 3. im Gebiet von Diedenhofen besonders die groſsen Eisenwerke bei Hayingen (Hayange) von de Wendel und 4. bei Hagenau im Elsaſs die Werke von de Dietrich bei Niederbronn. Von noch gröſserer Wichtigkeit war die Erwerbung des ausgedehnten, reichen, aber noch wenig er- schlossenen Minette-Erzgebietes von Lothringen, und einheimische wie westdeutsche Eisenindustrielle beeilten sich, nachdem alsbald nach der Vereinigung das preuſsische Berggesetz in den Reichslanden ein- geführt worden war, Mutungen einzulegen und Grubenfelder zu er- werben. Da die Erze sehr phosphorhaltig waren, kamen sie noch nicht zur vollen Geltung, immerhin stieg die Erzförderung Lothringens von 1870 bis 1880 von 387463 Tonnen auf 995958 Tonnen.
1) Über die Gründung der Ilseder Hütte ist leider auf Seite 257 eine un- richtige Angabe mitgeteilt worden. Den Plan zur Anlage der Ilseder Hütte hatte Bankier C. Hostmann in Celle, der 1856 die Berg- und Hüttengesellschaft zu Peine gegründet hatte, zuerst gefaſst. Das groſsartig gedachte Unternehmen kam aber nicht zur Ausführung, vielmehr geriet C. Hostmann 1858 in Konkurs. Sein Schwiegersohn, Rechtsanwalt C. Haarmann, gründete auf beschränkterer aber soliderer Grundlage 1858 die Aktiengesellschaft Ilseder Hütte, die sich seitdem so glänzend entwickelt hat. Im September 1860 blies dieselbe den ersten der zwei von ihr erbauten Hochöfen an. Die Hüttenbahn nach Peine wurde am 2. Mai 1865 eröffnet. Am 10. April 1867 wurde der dritte Hochofen angeblasen. 1868 übernahm H. Spamer die technische Leitung und damit begann die Zeit des Auf- schwunges der Ilseder Hütte.
2) Nach F. W. Lürmann, Stahl und Eisen 1888, S. 367.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1002"n="986"/><fwplace="top"type="header">Deutschland (mit Luxemburg).</fw><lb/>
Deutschland. Dagegen verbesserte man die eisernen Winderhitzer,<lb/>
indem man Apparate mit hängenden Röhren, besonders aber die<lb/><hirendition="#g">Gjerss</hi>chen oder Clevelandwinderhitzer einführte. Dadurch steigerte<lb/>
man die Windtemperatur auf 400 bis 450 Grad.</p><lb/><p>Ein glänzendes Beispiel für die Fortschritte der deutschen Hoch-<lb/>
ofenindustrie bietet die Ilseder Hütte <noteplace="foot"n="1)">Über die Gründung der Ilseder Hütte ist leider auf Seite 257 eine un-<lb/>
richtige Angabe mitgeteilt worden. Den Plan zur Anlage der Ilseder Hütte hatte<lb/>
Bankier C. <hirendition="#g">Hostmann</hi> in Celle, der 1856 die Berg- und Hüttengesellschaft zu<lb/>
Peine gegründet hatte, zuerst gefaſst. Das groſsartig gedachte Unternehmen kam<lb/>
aber nicht zur Ausführung, vielmehr geriet C. <hirendition="#g">Hostmann</hi> 1858 in Konkurs. Sein<lb/>
Schwiegersohn, Rechtsanwalt C. <hirendition="#g">Haarmann</hi>, gründete auf beschränkterer aber<lb/>
soliderer Grundlage 1858 die Aktiengesellschaft Ilseder Hütte, die sich seitdem so<lb/>
glänzend entwickelt hat. Im September 1860 blies dieselbe den ersten der zwei<lb/>
von ihr erbauten Hochöfen an. Die Hüttenbahn nach Peine wurde am 2. Mai<lb/>
1865 eröffnet. Am 10. April 1867 wurde der dritte Hochofen angeblasen. 1868<lb/>
übernahm H. <hirendition="#g">Spamer</hi> die technische Leitung und damit begann die Zeit des Auf-<lb/>
schwunges der Ilseder Hütte.</note> bei Peine unter der umsichtigen<lb/>
Leitung von <hirendition="#g">Hermann Spamer</hi>, wie nachfolgende Tafel beweist <noteplace="foot"n="2)">Nach F. W. <hirendition="#g">Lürmann</hi>, Stahl und Eisen 1888, S. 367.</note>.</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Durch die Erwerbung von Elsaſs-Lothringen waren vier Gruppen<lb/>
von Eisenhütten Deutschland zugefallen: 1. bei Forbach die <hirendition="#g">de Wen-<lb/>
dels</hi>che Hütte zu Stiering, 2. bei Metz die Werke von <hirendition="#g">Karcher</hi>, von<lb/><hirendition="#g">Westermann</hi> und von <hirendition="#g">Dupont & Dreyfuſs</hi>, 3. im Gebiet von<lb/>
Diedenhofen besonders die groſsen Eisenwerke bei Hayingen (Hayange)<lb/>
von <hirendition="#g">de Wendel</hi> und 4. bei Hagenau im Elsaſs die Werke von<lb/><hirendition="#g">de Dietrich</hi> bei Niederbronn. Von noch gröſserer Wichtigkeit war<lb/>
die Erwerbung des ausgedehnten, reichen, aber noch wenig er-<lb/>
schlossenen Minette-Erzgebietes von Lothringen, und einheimische<lb/>
wie westdeutsche Eisenindustrielle beeilten sich, nachdem alsbald nach<lb/>
der Vereinigung das preuſsische Berggesetz in den Reichslanden ein-<lb/>
geführt worden war, Mutungen einzulegen und Grubenfelder zu er-<lb/>
werben. Da die Erze sehr phosphorhaltig waren, kamen sie noch<lb/>
nicht zur vollen Geltung, immerhin stieg die Erzförderung Lothringens<lb/>
von 1870 bis 1880 von 387463 Tonnen auf 995958 Tonnen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[986/1002]
Deutschland (mit Luxemburg).
Deutschland. Dagegen verbesserte man die eisernen Winderhitzer,
indem man Apparate mit hängenden Röhren, besonders aber die
Gjersschen oder Clevelandwinderhitzer einführte. Dadurch steigerte
man die Windtemperatur auf 400 bis 450 Grad.
Ein glänzendes Beispiel für die Fortschritte der deutschen Hoch-
ofenindustrie bietet die Ilseder Hütte 1) bei Peine unter der umsichtigen
Leitung von Hermann Spamer, wie nachfolgende Tafel beweist 2).
Durch die Erwerbung von Elsaſs-Lothringen waren vier Gruppen
von Eisenhütten Deutschland zugefallen: 1. bei Forbach die de Wen-
delsche Hütte zu Stiering, 2. bei Metz die Werke von Karcher, von
Westermann und von Dupont & Dreyfuſs, 3. im Gebiet von
Diedenhofen besonders die groſsen Eisenwerke bei Hayingen (Hayange)
von de Wendel und 4. bei Hagenau im Elsaſs die Werke von
de Dietrich bei Niederbronn. Von noch gröſserer Wichtigkeit war
die Erwerbung des ausgedehnten, reichen, aber noch wenig er-
schlossenen Minette-Erzgebietes von Lothringen, und einheimische
wie westdeutsche Eisenindustrielle beeilten sich, nachdem alsbald nach
der Vereinigung das preuſsische Berggesetz in den Reichslanden ein-
geführt worden war, Mutungen einzulegen und Grubenfelder zu er-
werben. Da die Erze sehr phosphorhaltig waren, kamen sie noch
nicht zur vollen Geltung, immerhin stieg die Erzförderung Lothringens
von 1870 bis 1880 von 387463 Tonnen auf 995958 Tonnen.
1) Über die Gründung der Ilseder Hütte ist leider auf Seite 257 eine un-
richtige Angabe mitgeteilt worden. Den Plan zur Anlage der Ilseder Hütte hatte
Bankier C. Hostmann in Celle, der 1856 die Berg- und Hüttengesellschaft zu
Peine gegründet hatte, zuerst gefaſst. Das groſsartig gedachte Unternehmen kam
aber nicht zur Ausführung, vielmehr geriet C. Hostmann 1858 in Konkurs. Sein
Schwiegersohn, Rechtsanwalt C. Haarmann, gründete auf beschränkterer aber
soliderer Grundlage 1858 die Aktiengesellschaft Ilseder Hütte, die sich seitdem so
glänzend entwickelt hat. Im September 1860 blies dieselbe den ersten der zwei
von ihr erbauten Hochöfen an. Die Hüttenbahn nach Peine wurde am 2. Mai
1865 eröffnet. Am 10. April 1867 wurde der dritte Hochofen angeblasen. 1868
übernahm H. Spamer die technische Leitung und damit begann die Zeit des Auf-
schwunges der Ilseder Hütte.
2) Nach F. W. Lürmann, Stahl und Eisen 1888, S. 367.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1002>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.