der Öfen nur soweit vorteilhaft sei, als sie dem Windquantum, also dem Gebläse, entsprechend war, während umgekehrt eine einseitige Ver- stärkung des Gebläses die Wände eines zu kleinen Ofens rasch zerstörte.
Wir haben schon wiederholt Gelegenheit gehabt, darauf hinzu- weisen, wie mannigfaltig und abweichend die Hochöfen in ihrer inneren Form sich entwickelt hatten. Die Mannigfaltigkeit der Form, die sich hauptsächlich aus der verschiedenen Natur der Erze herleitete, war im Anfang des Jahrhunderts nicht geringer, sondern durch das Hinzutreten der Kokshochöfen eher noch grösser geworden. Aber indem man die Formen der Öfen studierte, ihre Dimensionen und das Verhältnis ihrer Teile miteinander vergleich, kam man von selbst dazu, für bestimmte Bedingungen bestimmte Typen zu suchen, welche mittlere Durchschnitte bewährter Formen bildeten, und man vermied es bei der Aufführung neuer Öfen, in Einseitigkeiten zu verfallen. Bezüglich der Grösse und Höhe der Öfen lässt sich dies zwar kaum sagen, denn hierin liess man sich nur von der Grösse der erstrebten Produktion leiten, die von vorhandenen Bedingungen abhängig war. Infolgedessen sehen wir die Höhe der sogenannten Hochöfen zu Anfang des Jahrhunderts zwischen 16 und 70 Fuss (5 bis 22 m) schwanken. Aber auch hier kam man auf gewisse Durchschnitts- werte, Mittelgrössen. Die Holzkohlenöfen baute man nicht so hoch als die Kokshochöfen. Erstere schwankten zwischen 5 und 13,18 m. 5 m war die Höhe eines kleinen Flossofens in Neuberg in Steiermark, während 13,18 m die Höhe des grossen sibirischen Hochofens zu Newiansk war. Als mittlere Höhe eines Holzkohlenhochofens galt in Deutschland und Frankreich 30 Fuss (9,39 m), und daran hielt man sich mehr oder weniger bei Neubauten. Die älteren Koksöfen in England, sowie die zu Creusot und Gleiwitz hatten nur 37 und 38 Fuss, dagegen hatten die neueren englischen Öfen Höhen von 40 bis 70 Fuss. 42 Fuss galt für die mittlere Höhe eines Koksofens auch auf dem Kontinente, und unter 40 Fuss baute man damals nicht leicht einen neuen Ofen. Diese Masse entsprachen am besten den damaligen Verhältnissen.
Produktion und Kohlenverbrauch hingen aber durchaus nicht allein von der Grösse des Ofens und des Gebläses, sondern sehr wesentlich auch von der Natur der Erze ab. Es nutzte nichts, dieselben Appa- rate, welche sich an einem Platze bewährt hatten, an einem anderen in Anwendung zu bringen, wenn die Natur des Erzes dies nicht gestattete. Gewiss war es belehrend, möglichst viele Hochöfen nach ihren Massen und nach ihren Produktionen zu vergleichen; wenn man
Hochöfen 1801 bis 1815.
der Öfen nur soweit vorteilhaft sei, als sie dem Windquantum, also dem Gebläse, entsprechend war, während umgekehrt eine einseitige Ver- stärkung des Gebläses die Wände eines zu kleinen Ofens rasch zerstörte.
Wir haben schon wiederholt Gelegenheit gehabt, darauf hinzu- weisen, wie mannigfaltig und abweichend die Hochöfen in ihrer inneren Form sich entwickelt hatten. Die Mannigfaltigkeit der Form, die sich hauptsächlich aus der verschiedenen Natur der Erze herleitete, war im Anfang des Jahrhunderts nicht geringer, sondern durch das Hinzutreten der Kokshochöfen eher noch gröſser geworden. Aber indem man die Formen der Öfen studierte, ihre Dimensionen und das Verhältnis ihrer Teile miteinander vergleich, kam man von selbst dazu, für bestimmte Bedingungen bestimmte Typen zu suchen, welche mittlere Durchschnitte bewährter Formen bildeten, und man vermied es bei der Aufführung neuer Öfen, in Einseitigkeiten zu verfallen. Bezüglich der Gröſse und Höhe der Öfen läſst sich dies zwar kaum sagen, denn hierin lieſs man sich nur von der Gröſse der erstrebten Produktion leiten, die von vorhandenen Bedingungen abhängig war. Infolgedessen sehen wir die Höhe der sogenannten Hochöfen zu Anfang des Jahrhunderts zwischen 16 und 70 Fuſs (5 bis 22 m) schwanken. Aber auch hier kam man auf gewisse Durchschnitts- werte, Mittelgröſsen. Die Holzkohlenöfen baute man nicht so hoch als die Kokshochöfen. Erstere schwankten zwischen 5 und 13,18 m. 5 m war die Höhe eines kleinen Floſsofens in Neuberg in Steiermark, während 13,18 m die Höhe des groſsen sibirischen Hochofens zu Newiansk war. Als mittlere Höhe eines Holzkohlenhochofens galt in Deutschland und Frankreich 30 Fuſs (9,39 m), und daran hielt man sich mehr oder weniger bei Neubauten. Die älteren Koksöfen in England, sowie die zu Creusot und Gleiwitz hatten nur 37 und 38 Fuſs, dagegen hatten die neueren englischen Öfen Höhen von 40 bis 70 Fuſs. 42 Fuſs galt für die mittlere Höhe eines Koksofens auch auf dem Kontinente, und unter 40 Fuſs baute man damals nicht leicht einen neuen Ofen. Diese Maſse entsprachen am besten den damaligen Verhältnissen.
Produktion und Kohlenverbrauch hingen aber durchaus nicht allein von der Gröſse des Ofens und des Gebläses, sondern sehr wesentlich auch von der Natur der Erze ab. Es nutzte nichts, dieselben Appa- rate, welche sich an einem Platze bewährt hatten, an einem anderen in Anwendung zu bringen, wenn die Natur des Erzes dies nicht gestattete. Gewiſs war es belehrend, möglichst viele Hochöfen nach ihren Maſsen und nach ihren Produktionen zu vergleichen; wenn man
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Hochöfen 1801 bis 1815.
der Öfen nur soweit vorteilhaft sei, als sie dem Windquantum, also dem
Gebläse, entsprechend war, während umgekehrt eine einseitige Ver-
stärkung des Gebläses die Wände eines zu kleinen Ofens rasch zerstörte.
Wir haben schon wiederholt Gelegenheit gehabt, darauf hinzu-
weisen, wie mannigfaltig und abweichend die Hochöfen in ihrer
inneren Form sich entwickelt hatten. Die Mannigfaltigkeit der Form,
die sich hauptsächlich aus der verschiedenen Natur der Erze herleitete,
war im Anfang des Jahrhunderts nicht geringer, sondern durch das
Hinzutreten der Kokshochöfen eher noch gröſser geworden. Aber
indem man die Formen der Öfen studierte, ihre Dimensionen und
das Verhältnis ihrer Teile miteinander vergleich, kam man von selbst
dazu, für bestimmte Bedingungen bestimmte Typen zu suchen, welche
mittlere Durchschnitte bewährter Formen bildeten, und man vermied
es bei der Aufführung neuer Öfen, in Einseitigkeiten zu verfallen.
Bezüglich der Gröſse und Höhe der Öfen läſst sich dies zwar kaum
sagen, denn hierin lieſs man sich nur von der Gröſse der erstrebten
Produktion leiten, die von vorhandenen Bedingungen abhängig war.
Infolgedessen sehen wir die Höhe der sogenannten Hochöfen zu
Anfang des Jahrhunderts zwischen 16 und 70 Fuſs (5 bis 22 m)
schwanken. Aber auch hier kam man auf gewisse Durchschnitts-
werte, Mittelgröſsen. Die Holzkohlenöfen baute man nicht so hoch
als die Kokshochöfen. Erstere schwankten zwischen 5 und 13,18 m.
5 m war die Höhe eines kleinen Floſsofens in Neuberg in Steiermark,
während 13,18 m die Höhe des groſsen sibirischen Hochofens zu
Newiansk war. Als mittlere Höhe eines Holzkohlenhochofens galt in
Deutschland und Frankreich 30 Fuſs (9,39 m), und daran hielt man
sich mehr oder weniger bei Neubauten. Die älteren Koksöfen in
England, sowie die zu Creusot und Gleiwitz hatten nur 37 und
38 Fuſs, dagegen hatten die neueren englischen Öfen Höhen von
40 bis 70 Fuſs. 42 Fuſs galt für die mittlere Höhe eines Koksofens
auch auf dem Kontinente, und unter 40 Fuſs baute man damals
nicht leicht einen neuen Ofen. Diese Maſse entsprachen am besten
den damaligen Verhältnissen.
Produktion und Kohlenverbrauch hingen aber durchaus nicht allein
von der Gröſse des Ofens und des Gebläses, sondern sehr wesentlich
auch von der Natur der Erze ab. Es nutzte nichts, dieselben Appa-
rate, welche sich an einem Platze bewährt hatten, an einem anderen
in Anwendung zu bringen, wenn die Natur des Erzes dies nicht
gestattete. Gewiſs war es belehrend, möglichst viele Hochöfen nach
ihren Maſsen und nach ihren Produktionen zu vergleichen; wenn man
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/94>, abgerufen am 29.11.2024.
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