stellten, deutlicher vorausgesehen und dann schwerlich den Mut für das Unternehmen gehabt hätte.
Nach Abhaltung seines Vortrages zu Cheltenham nahm Bessemer im Laufe des Jahres 1856 noch vier weitere Patente 1), die aber zum Teil von dem Grundgedanken abweichen. Das erste, vom 19. August 1856, bezieht sich auf eine Kombination seines pneumatischen Prozesses mit dem Puddelprozess. Er bedient sich dazu eines gewölbten Ofens mit zwei Abteilungen; in der einen wird das Roheisen durch Durch- pressen von Luft entkohlt, wobei ein Zusatz von Eisenoxyd oder Garschlacke von der vorhergehenden Operation empfohlen wird. Das entkohlte Eisen wird dann in die andere Abteilung abgestochen und hier umgerührt, bis es anfängt fest zu werden, worauf es in Luppen geteilt wird. Diese Arbeit kann auch durch Maschinenkraft ausgeführt werden, wenn man die zweite Abteilung beweglich macht, als Drehofen.
Das folgende Patent, vom 25. August 1856, bezieht sich haupt- sächlich auf einen Gasschmelzofen für Kohleneisensteine und ist für die Geschichte der Erfindung des Bessemerprozesses ohne Bedeutung.
Am 4. November 1856 liess sich Bessemer ein Patent erteilen für die Fabrikation von Eisenbahnschienen aus sehnigem Puddeleisen und Flusseisen oder Flussstahl und zwar in der Weise, dass die Puddel- stäbe in die Form eingelegt werden und das entkohlte flüssige Metall dann darüber gegossen wird. Die so gebildeten Pakete werden dann zu Schienen gewalzt. Doch könne man auch das Bessemermetall erst zu Stäben auswalzen und diese mit Puddelrohschienen paketieren.
Von grösserer Wichtigkeit ist das Patent vom 10. November 1856. Es bezweckt eine besondere Reinigung des Roheisens durch heftiges Umschütteln mit flüssiger Schlacke oder anderen Reinigungs- mitteln. Das Umschütteln geschieht in einem mit feuerfesten Steinen ausgekleideten cylindrischen Kessel durch eine rasche Schaukel- bewegung, welche dadurch bewirkt wird, dass das Gefäss mit der Kolbenstange eines Dampfcylinders verbunden ist. Dieser Schüttel- prozess (agitating process) kann in sich abgeschlossen sein und liefert dann gereinigtes Gusseisen oder er ist die Vorbereitungsarbeit zu dem Entkohlungsprozess (decarbonizing process), dem eigentlichen
1) Eine ausführliche Zusammenstellung aller Patente, welche sich auf die Erfindung und die Entwickelung des Bessemerprozesses bezieht, findet man in einer fortlaufenden Reihe von Aufsätzen von W. Martien Williams "History of modern inventions in the manufacture of iron" in der englischen Fachzeitschrift "Iron" von 1880 und 1881. 1886 brachte H. Bessemer selbst in der Herbst- versammlung des Eisen- und Stahlinstituts eine Abhandlung über einige ältere Formen des Bessemerverfahrens zur Verlesung (siehe Stahl u. Eisen, 1886, S. 789).
Henry Bessemer und seine Erfindung.
stellten, deutlicher vorausgesehen und dann schwerlich den Mut für das Unternehmen gehabt hätte.
Nach Abhaltung seines Vortrages zu Cheltenham nahm Bessemer im Laufe des Jahres 1856 noch vier weitere Patente 1), die aber zum Teil von dem Grundgedanken abweichen. Das erste, vom 19. August 1856, bezieht sich auf eine Kombination seines pneumatischen Prozesses mit dem Puddelprozeſs. Er bedient sich dazu eines gewölbten Ofens mit zwei Abteilungen; in der einen wird das Roheisen durch Durch- pressen von Luft entkohlt, wobei ein Zusatz von Eisenoxyd oder Garschlacke von der vorhergehenden Operation empfohlen wird. Das entkohlte Eisen wird dann in die andere Abteilung abgestochen und hier umgerührt, bis es anfängt fest zu werden, worauf es in Luppen geteilt wird. Diese Arbeit kann auch durch Maschinenkraft ausgeführt werden, wenn man die zweite Abteilung beweglich macht, als Drehofen.
Das folgende Patent, vom 25. August 1856, bezieht sich haupt- sächlich auf einen Gasschmelzofen für Kohleneisensteine und ist für die Geschichte der Erfindung des Bessemerprozesses ohne Bedeutung.
Am 4. November 1856 lieſs sich Bessemer ein Patent erteilen für die Fabrikation von Eisenbahnschienen aus sehnigem Puddeleisen und Fluſseisen oder Fluſsstahl und zwar in der Weise, daſs die Puddel- stäbe in die Form eingelegt werden und das entkohlte flüssige Metall dann darüber gegossen wird. Die so gebildeten Pakete werden dann zu Schienen gewalzt. Doch könne man auch das Bessemermetall erst zu Stäben auswalzen und diese mit Puddelrohschienen paketieren.
Von gröſserer Wichtigkeit ist das Patent vom 10. November 1856. Es bezweckt eine besondere Reinigung des Roheisens durch heftiges Umschütteln mit flüssiger Schlacke oder anderen Reinigungs- mitteln. Das Umschütteln geschieht in einem mit feuerfesten Steinen ausgekleideten cylindrischen Kessel durch eine rasche Schaukel- bewegung, welche dadurch bewirkt wird, daſs das Gefäſs mit der Kolbenstange eines Dampfcylinders verbunden ist. Dieser Schüttel- prozeſs (agitating process) kann in sich abgeschlossen sein und liefert dann gereinigtes Guſseisen oder er ist die Vorbereitungsarbeit zu dem Entkohlungsprozeſs (decarbonizing process), dem eigentlichen
1) Eine ausführliche Zusammenstellung aller Patente, welche sich auf die Erfindung und die Entwickelung des Bessemerprozesses bezieht, findet man in einer fortlaufenden Reihe von Aufsätzen von W. Martien Williams „History of modern inventions in the manufacture of iron“ in der englischen Fachzeitschrift „Iron“ von 1880 und 1881. 1886 brachte H. Bessemer selbst in der Herbst- versammlung des Eisen- und Stahlinstituts eine Abhandlung über einige ältere Formen des Bessemerverfahrens zur Verlesung (siehe Stahl u. Eisen, 1886, S. 789).
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Nach Abhaltung seines Vortrages zu Cheltenham nahm Bessemer
im Laufe des Jahres 1856 noch vier weitere Patente 1), die aber zum
Teil von dem Grundgedanken abweichen. Das erste, vom 19. August
1856, bezieht sich auf eine Kombination seines pneumatischen Prozesses
mit dem Puddelprozeſs. Er bedient sich dazu eines gewölbten Ofens
mit zwei Abteilungen; in der einen wird das Roheisen durch Durch-
pressen von Luft entkohlt, wobei ein Zusatz von Eisenoxyd oder
Garschlacke von der vorhergehenden Operation empfohlen wird. Das
entkohlte Eisen wird dann in die andere Abteilung abgestochen und
hier umgerührt, bis es anfängt fest zu werden, worauf es in Luppen
geteilt wird. Diese Arbeit kann auch durch Maschinenkraft ausgeführt
werden, wenn man die zweite Abteilung beweglich macht, als Drehofen.
Das folgende Patent, vom 25. August 1856, bezieht sich haupt-
sächlich auf einen Gasschmelzofen für Kohleneisensteine und ist für
die Geschichte der Erfindung des Bessemerprozesses ohne Bedeutung.
Am 4. November 1856 lieſs sich Bessemer ein Patent erteilen
für die Fabrikation von Eisenbahnschienen aus sehnigem Puddeleisen
und Fluſseisen oder Fluſsstahl und zwar in der Weise, daſs die Puddel-
stäbe in die Form eingelegt werden und das entkohlte flüssige Metall
dann darüber gegossen wird. Die so gebildeten Pakete werden dann
zu Schienen gewalzt. Doch könne man auch das Bessemermetall
erst zu Stäben auswalzen und diese mit Puddelrohschienen paketieren.
Von gröſserer Wichtigkeit ist das Patent vom 10. November
1856. Es bezweckt eine besondere Reinigung des Roheisens durch
heftiges Umschütteln mit flüssiger Schlacke oder anderen Reinigungs-
mitteln. Das Umschütteln geschieht in einem mit feuerfesten Steinen
ausgekleideten cylindrischen Kessel durch eine rasche Schaukel-
bewegung, welche dadurch bewirkt wird, daſs das Gefäſs mit der
Kolbenstange eines Dampfcylinders verbunden ist. Dieser Schüttel-
prozeſs (agitating process) kann in sich abgeschlossen sein und liefert
dann gereinigtes Guſseisen oder er ist die Vorbereitungsarbeit zu
dem Entkohlungsprozeſs (decarbonizing process), dem eigentlichen
1) Eine ausführliche Zusammenstellung aller Patente, welche sich auf die
Erfindung und die Entwickelung des Bessemerprozesses bezieht, findet man in einer
fortlaufenden Reihe von Aufsätzen von W. Martien Williams „History of
modern inventions in the manufacture of iron“ in der englischen Fachzeitschrift
„Iron“ von 1880 und 1881. 1886 brachte H. Bessemer selbst in der Herbst-
versammlung des Eisen- und Stahlinstituts eine Abhandlung über einige ältere
Formen des Bessemerverfahrens zur Verlesung (siehe Stahl u. Eisen, 1886, S. 789).
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/939>, abgerufen am 04.11.2024.
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