mündet eine Anzahl Formen aus feuerfestem Thon, durch welche der Wind durch das flüssige Roheisen gepresst wird. Durch die Aufgebe- öffnung in der oberen Kammer sollen Schmiedeeisenabfälle aufgegeben werden, welche in der ungeheuren Hitze der ausströmenden Flamme schmelzen und sich mit dem Metall in dem Konverter ("converting vessel") vermischen. Auf diese Weise wird zugleich ein Teil der ent- wickelten Wärme ausgenutzt. Durch Sauerstoff kann man, wenn nötig,
[Abbildung]
Fig. 333.
die Hitze sehr steigern. Flussmittel und Zu- schläge können eingeblasen oder oben durch den Trichter eingetragen werden. Mit einem solchen feststehenden Konverter führte Besse- mer seine Versuche auf seinem Werke zu St. Pancras im Sommer 1856 aus.
Für grosse Eingüsse giebt Bessemer in demselben Patent eine Gussform an, deren Boden aus einem hydraulischen Presskolben besteht. Das Metall wird aus der am Boden befindlichen Öffnung einer Gusspfanne ein- strömen gelassen. Sobald die Metallmasse er- starrt ist, wird der ganze Block mittels des Press- kolbens aus der Form emporgepresst und kann so in voller Glut unter den Hammer oder die Walze gebracht werden. Der Presskolben kann auch dazu dienen, die noch weiche Metallmasse in der Form zusammen- zupressen, wobei sie mit einem starken Deckel oben verschlossen werden muss. Um dichte Güsse zu erhalten, giesst Bessemer unter starkem Gasdruck.
Am 16. August 1856 hielt dann Henry Bessemer seinen be- rühmten Vortrag in Cheltenham. Aus den angeführten Patenten geht deutlich hervor, wieviel Arbeit, Zeit und Geld er bereits für seine Er- findung geopfert hatte. Er durfte wohl überzeugt sein, dass er auf dem rechten Wege war, dass seine Erfindung eine grosse Zukunft haben würde und in dieser siegreichen Gewissheit verkündigte er sie der erstaunten Welt. Aber er war noch nicht am Ziel; sein Verfahren war trotz aller Erfolge noch im Versuchsstadium; er unterschätzte die Schwierigkeiten, welche der Ausführung im Grossen entgegenstanden. Bessemer hat selbst später einmal geäussert, wenn er Eisenhütten- mann von Fach gewesen wäre, hätte er die Erfindung nicht gemacht. Das meinte er deshalb, weil er dann die enormen Schwierigkeiten, welche sich der praktischen Durchführung seiner Erfindung entgegen-
Henry Bessemer und seine Erfindung.
mündet eine Anzahl Formen aus feuerfestem Thon, durch welche der Wind durch das flüssige Roheisen gepreſst wird. Durch die Aufgebe- öffnung in der oberen Kammer sollen Schmiedeeisenabfälle aufgegeben werden, welche in der ungeheuren Hitze der ausströmenden Flamme schmelzen und sich mit dem Metall in dem Konverter („converting vessel“) vermischen. Auf diese Weise wird zugleich ein Teil der ent- wickelten Wärme ausgenutzt. Durch Sauerstoff kann man, wenn nötig,
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Fig. 333.
die Hitze sehr steigern. Fluſsmittel und Zu- schläge können eingeblasen oder oben durch den Trichter eingetragen werden. Mit einem solchen feststehenden Konverter führte Besse- mer seine Versuche auf seinem Werke zu St. Pancras im Sommer 1856 aus.
Für groſse Eingüsse giebt Bessemer in demselben Patent eine Guſsform an, deren Boden aus einem hydraulischen Preſskolben besteht. Das Metall wird aus der am Boden befindlichen Öffnung einer Guſspfanne ein- strömen gelassen. Sobald die Metallmasse er- starrt ist, wird der ganze Block mittels des Preſs- kolbens aus der Form emporgepreſst und kann so in voller Glut unter den Hammer oder die Walze gebracht werden. Der Preſskolben kann auch dazu dienen, die noch weiche Metallmasse in der Form zusammen- zupressen, wobei sie mit einem starken Deckel oben verschlossen werden muſs. Um dichte Güsse zu erhalten, gieſst Bessemer unter starkem Gasdruck.
Am 16. August 1856 hielt dann Henry Bessemer seinen be- rühmten Vortrag in Cheltenham. Aus den angeführten Patenten geht deutlich hervor, wieviel Arbeit, Zeit und Geld er bereits für seine Er- findung geopfert hatte. Er durfte wohl überzeugt sein, daſs er auf dem rechten Wege war, daſs seine Erfindung eine groſse Zukunft haben würde und in dieser siegreichen Gewiſsheit verkündigte er sie der erstaunten Welt. Aber er war noch nicht am Ziel; sein Verfahren war trotz aller Erfolge noch im Versuchsstadium; er unterschätzte die Schwierigkeiten, welche der Ausführung im Groſsen entgegenstanden. Bessemer hat selbst später einmal geäuſsert, wenn er Eisenhütten- mann von Fach gewesen wäre, hätte er die Erfindung nicht gemacht. Das meinte er deshalb, weil er dann die enormen Schwierigkeiten, welche sich der praktischen Durchführung seiner Erfindung entgegen-
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Henry Bessemer und seine Erfindung.
mündet eine Anzahl Formen aus feuerfestem Thon, durch welche der
Wind durch das flüssige Roheisen gepreſst wird. Durch die Aufgebe-
öffnung in der oberen Kammer sollen Schmiedeeisenabfälle aufgegeben
werden, welche in der ungeheuren Hitze der ausströmenden Flamme
schmelzen und sich mit dem Metall in dem Konverter („converting
vessel“) vermischen. Auf diese Weise wird zugleich ein Teil der ent-
wickelten Wärme ausgenutzt. Durch Sauerstoff kann man, wenn nötig,
[Abbildung Fig. 333.]
die Hitze sehr steigern. Fluſsmittel und Zu-
schläge können eingeblasen oder oben durch
den Trichter eingetragen werden. Mit einem
solchen feststehenden Konverter führte Besse-
mer seine Versuche auf seinem Werke zu St.
Pancras im Sommer 1856 aus.
Für groſse Eingüsse giebt Bessemer in
demselben Patent eine Guſsform an, deren
Boden aus einem hydraulischen Preſskolben
besteht. Das Metall wird aus der am Boden
befindlichen Öffnung einer Guſspfanne ein-
strömen gelassen. Sobald die Metallmasse er-
starrt ist, wird der ganze Block mittels des Preſs-
kolbens aus der Form emporgepreſst und kann
so in voller Glut unter den Hammer oder die
Walze gebracht werden. Der Preſskolben kann
auch dazu dienen, die noch weiche Metallmasse in der Form zusammen-
zupressen, wobei sie mit einem starken Deckel oben verschlossen
werden muſs. Um dichte Güsse zu erhalten, gieſst Bessemer unter
starkem Gasdruck.
Am 16. August 1856 hielt dann Henry Bessemer seinen be-
rühmten Vortrag in Cheltenham. Aus den angeführten Patenten geht
deutlich hervor, wieviel Arbeit, Zeit und Geld er bereits für seine Er-
findung geopfert hatte. Er durfte wohl überzeugt sein, daſs er auf
dem rechten Wege war, daſs seine Erfindung eine groſse Zukunft
haben würde und in dieser siegreichen Gewiſsheit verkündigte er sie
der erstaunten Welt. Aber er war noch nicht am Ziel; sein Verfahren
war trotz aller Erfolge noch im Versuchsstadium; er unterschätzte die
Schwierigkeiten, welche der Ausführung im Groſsen entgegenstanden.
Bessemer hat selbst später einmal geäuſsert, wenn er Eisenhütten-
mann von Fach gewesen wäre, hätte er die Erfindung nicht gemacht.
Das meinte er deshalb, weil er dann die enormen Schwierigkeiten,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 922. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/938>, abgerufen am 23.11.2024.
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