v. Dickmann zu Lölling in Kärnten. Hier wurde auf 1 W.-Ctr. Roh- eisen nur 9,3 Kubikfuss Fichtenkohle = 65 Pfund verbraucht. In Schweden betrug der kleinste Holzkohlenverbrauch zu Langshyttan 10 1/3 Kubikfuss, der grösste zu Finspong 18 Kubikfuss für 100 Pfund Gusseisen. -- Einen Unterschied machte auch die Art des Roheisens. In dieser Beziehung stellte Kirschweger 1859 folgende Mittelwerte für den Kohlenverbrauch (Holzkohle oder Koks) fest: für kohlenstoff- armes, weisses Roheisen 0,33 Proz. der Beschickung, für halbiertes 0,36 Proz. und für graues Roheisen 0,39 Proz.
Nächst der Art des Brennmaterials war die Natur der Erze massgebend für die Gestalt und den Betrieb der Hochöfen.
Neue und reiche Erzlager wurden in dieser Periode eröffnet, welche die Grundlage neuer bedeutender Hochofenbetriebe wurden. Die wichtigsten waren die bereits erwähnten ausgedehnten Erzlager im Clevelanddistrikt in Nord-England, auf welche sich die grossartige Eisenindustrie von Middlesborough aufbaute. In Westfalen gab die Entdeckung der Kohleneisensteine (black band) im Ruhrgebiete durch Bergassessor Schneider in Kassel (1850 bis 1852) Veranlassung zur Gründung grosser Hochofenhütten, wie die zu Hörde, Hasslinghausen, Aplerbeck und Henrichshütte bei Hattingen. Letztere verschmolz ausserdem ein ebenfalls neu entdecktes sehr merkwürdiges Erz, einen reinen krystallinischen Eisenspat, der lagerartig in der Kohlen- formation auftrat. In Nord-Amerika erzeugte man aus Franklinit vorzügliches Roheisen.
Wie günstig eine gute Aufbereitung der Erze den Hochofenbetrieb beeinflusste, dafür bot die Schreckendorfer Hütte in der Grafschaft Glatz, welche Magneteisenstein mit Brauneisenstein verschmolz, ein Beispiel 1).
Zum Rösten der Erze erfand Westman in Schweden einen Gas- röstofen. Die ersten dieser Öfen wurden 1851 zu Söderfors bei Dane- mora erbaut.
Truran hob mit Recht die grosse Wichtigkeit eines vorsichtigen, gründlichen Anwärmens der Hochöfen hervor. Ebenso wendete man dem Aufgichten grössere Aufmerksamkeit zu, was allerdings um so notwendiger wurde, je weiter man die Gichten machte. Zu dem Zwecke konstruierte man Erzgichtenwagen mit beweglichem, konischem Boden (Fig. 286, a. f. S.), welche die Erze ringförmig am Schachtrande aufgaben. Solche Wagen beschrieb Hüttenmeister Brand
1) Siehe Preuss. Zeitschr., Bd. I, S. 189.
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Die Hochöfen 1851 bis 1860.
v. Dickmann zu Lölling in Kärnten. Hier wurde auf 1 W.-Ctr. Roh- eisen nur 9,3 Kubikfuſs Fichtenkohle = 65 Pfund verbraucht. In Schweden betrug der kleinste Holzkohlenverbrauch zu Langshyttan 10⅓ Kubikfuſs, der gröſste zu Finspong 18 Kubikfuſs für 100 Pfund Guſseisen. — Einen Unterschied machte auch die Art des Roheisens. In dieser Beziehung stellte Kirschweger 1859 folgende Mittelwerte für den Kohlenverbrauch (Holzkohle oder Koks) fest: für kohlenstoff- armes, weiſses Roheisen 0,33 Proz. der Beschickung, für halbiertes 0,36 Proz. und für graues Roheisen 0,39 Proz.
Nächst der Art des Brennmaterials war die Natur der Erze maſsgebend für die Gestalt und den Betrieb der Hochöfen.
Neue und reiche Erzlager wurden in dieser Periode eröffnet, welche die Grundlage neuer bedeutender Hochofenbetriebe wurden. Die wichtigsten waren die bereits erwähnten ausgedehnten Erzlager im Clevelanddistrikt in Nord-England, auf welche sich die groſsartige Eisenindustrie von Middlesborough aufbaute. In Westfalen gab die Entdeckung der Kohleneisensteine (black band) im Ruhrgebiete durch Bergassessor Schneider in Kassel (1850 bis 1852) Veranlassung zur Gründung groſser Hochofenhütten, wie die zu Hörde, Haſslinghausen, Aplerbeck und Henrichshütte bei Hattingen. Letztere verschmolz auſserdem ein ebenfalls neu entdecktes sehr merkwürdiges Erz, einen reinen krystallinischen Eisenspat, der lagerartig in der Kohlen- formation auftrat. In Nord-Amerika erzeugte man aus Franklinit vorzügliches Roheisen.
Wie günstig eine gute Aufbereitung der Erze den Hochofenbetrieb beeinfluſste, dafür bot die Schreckendorfer Hütte in der Grafschaft Glatz, welche Magneteisenstein mit Brauneisenstein verschmolz, ein Beispiel 1).
Zum Rösten der Erze erfand Westman in Schweden einen Gas- röstofen. Die ersten dieser Öfen wurden 1851 zu Söderfors bei Dane- mora erbaut.
Truran hob mit Recht die groſse Wichtigkeit eines vorsichtigen, gründlichen Anwärmens der Hochöfen hervor. Ebenso wendete man dem Aufgichten gröſsere Aufmerksamkeit zu, was allerdings um so notwendiger wurde, je weiter man die Gichten machte. Zu dem Zwecke konstruierte man Erzgichtenwagen mit beweglichem, konischem Boden (Fig. 286, a. f. S.), welche die Erze ringförmig am Schachtrande aufgaben. Solche Wagen beschrieb Hüttenmeister Brand
1) Siehe Preuſs. Zeitschr., Bd. I, S. 189.
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Die Hochöfen 1851 bis 1860.
v. Dickmann zu Lölling in Kärnten. Hier wurde auf 1 W.-Ctr. Roh-
eisen nur 9,3 Kubikfuſs Fichtenkohle = 65 Pfund verbraucht. In
Schweden betrug der kleinste Holzkohlenverbrauch zu Langshyttan
10⅓ Kubikfuſs, der gröſste zu Finspong 18 Kubikfuſs für 100 Pfund
Guſseisen. — Einen Unterschied machte auch die Art des Roheisens.
In dieser Beziehung stellte Kirschweger 1859 folgende Mittelwerte
für den Kohlenverbrauch (Holzkohle oder Koks) fest: für kohlenstoff-
armes, weiſses Roheisen 0,33 Proz. der Beschickung, für halbiertes
0,36 Proz. und für graues Roheisen 0,39 Proz.
Nächst der Art des Brennmaterials war die Natur der Erze
maſsgebend für die Gestalt und den Betrieb der Hochöfen.
Neue und reiche Erzlager wurden in dieser Periode eröffnet,
welche die Grundlage neuer bedeutender Hochofenbetriebe wurden.
Die wichtigsten waren die bereits erwähnten ausgedehnten Erzlager
im Clevelanddistrikt in Nord-England, auf welche sich die groſsartige
Eisenindustrie von Middlesborough aufbaute. In Westfalen gab die
Entdeckung der Kohleneisensteine (black band) im Ruhrgebiete durch
Bergassessor Schneider in Kassel (1850 bis 1852) Veranlassung zur
Gründung groſser Hochofenhütten, wie die zu Hörde, Haſslinghausen,
Aplerbeck und Henrichshütte bei Hattingen. Letztere verschmolz
auſserdem ein ebenfalls neu entdecktes sehr merkwürdiges Erz, einen
reinen krystallinischen Eisenspat, der lagerartig in der Kohlen-
formation auftrat. In Nord-Amerika erzeugte man aus Franklinit
vorzügliches Roheisen.
Wie günstig eine gute Aufbereitung der Erze den Hochofenbetrieb
beeinfluſste, dafür bot die Schreckendorfer Hütte in der Grafschaft
Glatz, welche Magneteisenstein mit Brauneisenstein verschmolz, ein
Beispiel 1).
Zum Rösten der Erze erfand Westman in Schweden einen Gas-
röstofen. Die ersten dieser Öfen wurden 1851 zu Söderfors bei Dane-
mora erbaut.
Truran hob mit Recht die groſse Wichtigkeit eines vorsichtigen,
gründlichen Anwärmens der Hochöfen hervor. Ebenso wendete
man dem Aufgichten gröſsere Aufmerksamkeit zu, was allerdings
um so notwendiger wurde, je weiter man die Gichten machte. Zu
dem Zwecke konstruierte man Erzgichtenwagen mit beweglichem,
konischem Boden (Fig. 286, a. f. S.), welche die Erze ringförmig am
Schachtrande aufgaben. Solche Wagen beschrieb Hüttenmeister Brand
1) Siehe Preuſs. Zeitschr., Bd. I, S. 189.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/851>, abgerufen am 23.11.2024.
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