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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Hochöfen 1851 bis 1860.
ein grosses Eisenwerk gegründet wurde, welches nicht nur die aus-
reichenden Hütten- und Walzwerksanlagen, sondern auch über
den genügenden Waldbesitz für die regelmässige Produktion von
100000 Meter-Centnern im Jahre verfügte. Die technischen Ver-
besserungen sollten sich ebensowohl auf die Forstkultur, die Vor-
bereitung des Holzes durch Trocknen, Darren und Verkohlen als auf
Hochofenkonstruktion, Feuerungsanlagen, Gasbetrieb u. s. w. erstrecken,
wobei der grösste Nutzen aus der Grossartigkeit und dem ein-
trächtigen Zusammenwirken von Forst- und Hüttenbetrieb erwartet
wurde. Auf dieser Grundlage stellte Le Play einen vollständigen
Betriebsplan auf mit Rentabilitätsberechnungen, die sehr günstig aus-
sahen.

Auf ganz ähnlichen Voraussetzungen beruhten die Reform-
vorschläge und Berechnungen des Bergrats Schübler für Württem-
berg aus derselben Zeit. -- Da die Grundlage beider eine hypothetische
und mit den wirklichen Verhältnissen nicht übereinstimmende war,
so hatten diese Vorschläge nur den Wert, dass sie auf die Mängel
der herrschenden Zustände hinwiesen. Weder in Frankreich noch in
Württemberg war die Staatsregierung geneigt, der Forstverwaltung
so grossen Zwang und solche grosse Kosten zu Gunsten der Eisen-
industrie aufzuerlegen, als hierbei vorausgesetzt war.

Dr. A. Gurlt 1) wollte ebenfalls den Holzkohlenländern durch
Einführung des Gasbetriebes helfen. Er schlug vor, die Erze in
Schachtöfen mit Gasfeuerung zu reduzieren und zu kohlen und das
so erhaltene Produkt in Flammöfen zu Roheisen, Stahl oder Stab-
eisen zu verarbeiten. Praktischen Erfolg hatten auch diese Vorschläge
nicht, ebensowenig, wie die von Ferd. Laass und Hetzendorf 2),
welche die Hochöfen mit Gas statt mit festem Brennmaterial be-
treiben wollten.

Dagegen führte man an verschiedenen Orten gemischte Betriebe,
wobei man einen Teil der Holzkohlen durch Holz, Torf oder Koks er-
setzte, mit ökonomischem Erfolge durch; einen solchen mit Holzkohle
und gedarrtem Holz bis zu 80 Proz. hatte man zu Rübeland im
Harze 1851 und 1852 versucht. Hierbei wurde unter gesteigertem
Gichtenwechsel und erhöhter Produktion, bei einer sehr weiten Gicht
gutes graues Giessereiroheisen erblasen. Auch Tunner 3) empfahl
unter Umständen die teilweise Verwendung von trockenem Holz in

1) Dr. A. Gurlt, Die Roheisenerzeugung mit Gas. Freiberg 1857.
2) Siehe Österr. Zeitschr. 1858, S. 245.
3) Leobener Jahrbuch, Bd. IV, S. 210.
Beck, Geschichte des Eisens. 53

Die Hochöfen 1851 bis 1860.
ein groſses Eisenwerk gegründet wurde, welches nicht nur die aus-
reichenden Hütten- und Walzwerksanlagen, sondern auch über
den genügenden Waldbesitz für die regelmäſsige Produktion von
100000 Meter-Centnern im Jahre verfügte. Die technischen Ver-
besserungen sollten sich ebensowohl auf die Forstkultur, die Vor-
bereitung des Holzes durch Trocknen, Darren und Verkohlen als auf
Hochofenkonstruktion, Feuerungsanlagen, Gasbetrieb u. s. w. erstrecken,
wobei der gröſste Nutzen aus der Groſsartigkeit und dem ein-
trächtigen Zusammenwirken von Forst- und Hüttenbetrieb erwartet
wurde. Auf dieser Grundlage stellte Le Play einen vollständigen
Betriebsplan auf mit Rentabilitätsberechnungen, die sehr günstig aus-
sahen.

Auf ganz ähnlichen Voraussetzungen beruhten die Reform-
vorschläge und Berechnungen des Bergrats Schübler für Württem-
berg aus derselben Zeit. — Da die Grundlage beider eine hypothetische
und mit den wirklichen Verhältnissen nicht übereinstimmende war,
so hatten diese Vorschläge nur den Wert, daſs sie auf die Mängel
der herrschenden Zustände hinwiesen. Weder in Frankreich noch in
Württemberg war die Staatsregierung geneigt, der Forstverwaltung
so groſsen Zwang und solche groſse Kosten zu Gunsten der Eisen-
industrie aufzuerlegen, als hierbei vorausgesetzt war.

Dr. A. Gurlt 1) wollte ebenfalls den Holzkohlenländern durch
Einführung des Gasbetriebes helfen. Er schlug vor, die Erze in
Schachtöfen mit Gasfeuerung zu reduzieren und zu kohlen und das
so erhaltene Produkt in Flammöfen zu Roheisen, Stahl oder Stab-
eisen zu verarbeiten. Praktischen Erfolg hatten auch diese Vorschläge
nicht, ebensowenig, wie die von Ferd. Laaſs und Hetzendorf 2),
welche die Hochöfen mit Gas statt mit festem Brennmaterial be-
treiben wollten.

Dagegen führte man an verschiedenen Orten gemischte Betriebe,
wobei man einen Teil der Holzkohlen durch Holz, Torf oder Koks er-
setzte, mit ökonomischem Erfolge durch; einen solchen mit Holzkohle
und gedarrtem Holz bis zu 80 Proz. hatte man zu Rübeland im
Harze 1851 und 1852 versucht. Hierbei wurde unter gesteigertem
Gichtenwechsel und erhöhter Produktion, bei einer sehr weiten Gicht
gutes graues Gieſsereiroheisen erblasen. Auch Tunner 3) empfahl
unter Umständen die teilweise Verwendung von trockenem Holz in

1) Dr. A. Gurlt, Die Roheisenerzeugung mit Gas. Freiberg 1857.
2) Siehe Österr. Zeitschr. 1858, S. 245.
3) Leobener Jahrbuch, Bd. IV, S. 210.
Beck, Geschichte des Eisens. 53
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[833/0849] Die Hochöfen 1851 bis 1860. ein groſses Eisenwerk gegründet wurde, welches nicht nur die aus- reichenden Hütten- und Walzwerksanlagen, sondern auch über den genügenden Waldbesitz für die regelmäſsige Produktion von 100000 Meter-Centnern im Jahre verfügte. Die technischen Ver- besserungen sollten sich ebensowohl auf die Forstkultur, die Vor- bereitung des Holzes durch Trocknen, Darren und Verkohlen als auf Hochofenkonstruktion, Feuerungsanlagen, Gasbetrieb u. s. w. erstrecken, wobei der gröſste Nutzen aus der Groſsartigkeit und dem ein- trächtigen Zusammenwirken von Forst- und Hüttenbetrieb erwartet wurde. Auf dieser Grundlage stellte Le Play einen vollständigen Betriebsplan auf mit Rentabilitätsberechnungen, die sehr günstig aus- sahen. Auf ganz ähnlichen Voraussetzungen beruhten die Reform- vorschläge und Berechnungen des Bergrats Schübler für Württem- berg aus derselben Zeit. — Da die Grundlage beider eine hypothetische und mit den wirklichen Verhältnissen nicht übereinstimmende war, so hatten diese Vorschläge nur den Wert, daſs sie auf die Mängel der herrschenden Zustände hinwiesen. Weder in Frankreich noch in Württemberg war die Staatsregierung geneigt, der Forstverwaltung so groſsen Zwang und solche groſse Kosten zu Gunsten der Eisen- industrie aufzuerlegen, als hierbei vorausgesetzt war. Dr. A. Gurlt 1) wollte ebenfalls den Holzkohlenländern durch Einführung des Gasbetriebes helfen. Er schlug vor, die Erze in Schachtöfen mit Gasfeuerung zu reduzieren und zu kohlen und das so erhaltene Produkt in Flammöfen zu Roheisen, Stahl oder Stab- eisen zu verarbeiten. Praktischen Erfolg hatten auch diese Vorschläge nicht, ebensowenig, wie die von Ferd. Laaſs und Hetzendorf 2), welche die Hochöfen mit Gas statt mit festem Brennmaterial be- treiben wollten. Dagegen führte man an verschiedenen Orten gemischte Betriebe, wobei man einen Teil der Holzkohlen durch Holz, Torf oder Koks er- setzte, mit ökonomischem Erfolge durch; einen solchen mit Holzkohle und gedarrtem Holz bis zu 80 Proz. hatte man zu Rübeland im Harze 1851 und 1852 versucht. Hierbei wurde unter gesteigertem Gichtenwechsel und erhöhter Produktion, bei einer sehr weiten Gicht gutes graues Gieſsereiroheisen erblasen. Auch Tunner 3) empfahl unter Umständen die teilweise Verwendung von trockenem Holz in 1) Dr. A. Gurlt, Die Roheisenerzeugung mit Gas. Freiberg 1857. 2) Siehe Österr. Zeitschr. 1858, S. 245. 3) Leobener Jahrbuch, Bd. IV, S. 210. Beck, Geschichte des Eisens. 53

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/849>, abgerufen am 23.11.2024.