Siemens, der die Regeneratoren alsbald in der Eisenindustrie ver- wendete und sie an Schmelz-, Raffinier- und Puddelöfen anbrachte, be- nutzte sie zwar nicht dafür, wohl aber, wie oben erwähnt, Cowper.
Sein Apparat bestand anfänglich aus zwei horizontalen oder verti- kalen Regeneratoren, welche durch eine Steinkohlenfeuerung oder auch durch Gichtgase abwechselnd erhitzt wurden. In der sehr umfang- reichen Patentbeschreibung sind vielerlei Bedingungen berücksichtigt und vielerlei Vorschläge gemacht. Die Ausführung gestaltete sich aber doch nicht so leicht und einfach, und erst 1860 gelang es Cowper, betriebsfähige Winderhitzungsapparate mit Regeneratoren für Hochöfen zu konstruieren. Ausser Cowper versuchten Krafft und J. Lowthian Bell (Patent vom 24. Januar 1860) dieses Princip zur Erhitzung des Gebläsewindes anzuwenden. Die Erfolge aller dieser Apparate ent- sprachen aber damals noch nicht den Erwartungen.
Für die Windberechnung hatten v. Hauer 1858 und Neu- schild 1859 Tabellen veröffentlicht und J. Weisbach in seiner Ingenieur- und Maschinenmechanik (Bd. III, S. 425) 1860 eine verein- fachte Formel aufgestellt.
Die Gichtaufzüge waren entweder schiefe Ebenen nach älterer englischer Art mit doppelten Kettenzügen, in welchen die einzelnen Wagen oder Gestelle, auf denen mehrere Wagen zugleich hochgezogen werden konnten, eingehängt wurden, oder vertikale Aufzüge mit Seil- scheiben und Förderschalen der Gestelle, die in vier starken Drähten, die durch Schrauben gespannt waren, geführt wurden. Die Dampf- maschine stand meist auf der Gicht des Hochofens. Für Gichtaufzüge ohne Dampfbetrieb waren die Aufzüge mit selbstentleerenden Wasser- kasten beliebt.
Einen neuen pneumatischen Gichtaufzug errichtete B. Gibbon anfangs der 50er Jahre auf der Shut-End-House-Hütte bei Dudley 1).
Direktor Langen auf der Friedrich-Wilhelmshütte bei Siegburg änderte den Wasseralfinger Windapparat dahin ab, dass er statt der runden Röhren breite flache Röhren nahm, und den Wind nicht durch einen Strang, sondern gewöhnlich durch sechs Rohrstränge oder Schlangen gleichzeitig führte (Fig. 274 u. 275). In Hasslinghausen verbesserte man die Röhren dadurch, dass man sie durch zwei Stege in drei Abteilungen teilte und verstärkte.
Diese Apparate bewährten sich sehr gut und fanden grosse Ver-
1) Über Gichtaufzüge schrieb damals Weisbach in seiner Ingenieur- und Maschinenmechanik 1853, Bd. 3, S. 453 und 458; Delveaux de Fenffe in Revue universelle, Lüttich 1857.
Gebläse und Winderhitzer 1851 bis 1860.
Siemens, der die Regeneratoren alsbald in der Eisenindustrie ver- wendete und sie an Schmelz-, Raffinier- und Puddelöfen anbrachte, be- nutzte sie zwar nicht dafür, wohl aber, wie oben erwähnt, Cowper.
Sein Apparat bestand anfänglich aus zwei horizontalen oder verti- kalen Regeneratoren, welche durch eine Steinkohlenfeuerung oder auch durch Gichtgase abwechselnd erhitzt wurden. In der sehr umfang- reichen Patentbeschreibung sind vielerlei Bedingungen berücksichtigt und vielerlei Vorschläge gemacht. Die Ausführung gestaltete sich aber doch nicht so leicht und einfach, und erst 1860 gelang es Cowper, betriebsfähige Winderhitzungsapparate mit Regeneratoren für Hochöfen zu konstruieren. Auſser Cowper versuchten Krafft und J. Lowthian Bell (Patent vom 24. Januar 1860) dieses Princip zur Erhitzung des Gebläsewindes anzuwenden. Die Erfolge aller dieser Apparate ent- sprachen aber damals noch nicht den Erwartungen.
Für die Windberechnung hatten v. Hauer 1858 und Neu- schild 1859 Tabellen veröffentlicht und J. Weisbach in seiner Ingenieur- und Maschinenmechanik (Bd. III, S. 425) 1860 eine verein- fachte Formel aufgestellt.
Die Gichtaufzüge waren entweder schiefe Ebenen nach älterer englischer Art mit doppelten Kettenzügen, in welchen die einzelnen Wagen oder Gestelle, auf denen mehrere Wagen zugleich hochgezogen werden konnten, eingehängt wurden, oder vertikale Aufzüge mit Seil- scheiben und Förderschalen der Gestelle, die in vier starken Drähten, die durch Schrauben gespannt waren, geführt wurden. Die Dampf- maschine stand meist auf der Gicht des Hochofens. Für Gichtaufzüge ohne Dampfbetrieb waren die Aufzüge mit selbstentleerenden Wasser- kasten beliebt.
Einen neuen pneumatischen Gichtaufzug errichtete B. Gibbon anfangs der 50er Jahre auf der Shut-End-House-Hütte bei Dudley 1).
Direktor Langen auf der Friedrich-Wilhelmshütte bei Siegburg änderte den Wasseralfinger Windapparat dahin ab, daſs er statt der runden Röhren breite flache Röhren nahm, und den Wind nicht durch einen Strang, sondern gewöhnlich durch sechs Rohrstränge oder Schlangen gleichzeitig führte (Fig. 274 u. 275). In Haſslinghausen verbesserte man die Röhren dadurch, daſs man sie durch zwei Stege in drei Abteilungen teilte und verstärkte.
Diese Apparate bewährten sich sehr gut und fanden groſse Ver-
1) Über Gichtaufzüge schrieb damals Weisbach in seiner Ingenieur- und Maschinenmechanik 1853, Bd. 3, S. 453 und 458; Delveaux de Fenffe in Revue universelle, Lüttich 1857.
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Gebläse und Winderhitzer 1851 bis 1860.
Siemens, der die Regeneratoren alsbald in der Eisenindustrie ver-
wendete und sie an Schmelz-, Raffinier- und Puddelöfen anbrachte, be-
nutzte sie zwar nicht dafür, wohl aber, wie oben erwähnt, Cowper.
Sein Apparat bestand anfänglich aus zwei horizontalen oder verti-
kalen Regeneratoren, welche durch eine Steinkohlenfeuerung oder auch
durch Gichtgase abwechselnd erhitzt wurden. In der sehr umfang-
reichen Patentbeschreibung sind vielerlei Bedingungen berücksichtigt
und vielerlei Vorschläge gemacht. Die Ausführung gestaltete sich aber
doch nicht so leicht und einfach, und erst 1860 gelang es Cowper,
betriebsfähige Winderhitzungsapparate mit Regeneratoren für Hochöfen
zu konstruieren. Auſser Cowper versuchten Krafft und J. Lowthian
Bell (Patent vom 24. Januar 1860) dieses Princip zur Erhitzung des
Gebläsewindes anzuwenden. Die Erfolge aller dieser Apparate ent-
sprachen aber damals noch nicht den Erwartungen.
Für die Windberechnung hatten v. Hauer 1858 und Neu-
schild 1859 Tabellen veröffentlicht und J. Weisbach in seiner
Ingenieur- und Maschinenmechanik (Bd. III, S. 425) 1860 eine verein-
fachte Formel aufgestellt.
Die Gichtaufzüge waren entweder schiefe Ebenen nach älterer
englischer Art mit doppelten Kettenzügen, in welchen die einzelnen
Wagen oder Gestelle, auf denen mehrere Wagen zugleich hochgezogen
werden konnten, eingehängt wurden, oder vertikale Aufzüge mit Seil-
scheiben und Förderschalen der Gestelle, die in vier starken Drähten,
die durch Schrauben gespannt waren, geführt wurden. Die Dampf-
maschine stand meist auf der Gicht des Hochofens. Für Gichtaufzüge
ohne Dampfbetrieb waren die Aufzüge mit selbstentleerenden Wasser-
kasten beliebt.
Einen neuen pneumatischen Gichtaufzug errichtete B. Gibbon
anfangs der 50er Jahre auf der Shut-End-House-Hütte bei Dudley 1).
Direktor Langen auf der Friedrich-Wilhelmshütte bei Siegburg
änderte den Wasseralfinger Windapparat dahin ab, daſs er statt der
runden Röhren breite flache Röhren nahm, und den Wind nicht durch
einen Strang, sondern gewöhnlich durch sechs Rohrstränge oder
Schlangen gleichzeitig führte (Fig. 274 u. 275). In Haſslinghausen
verbesserte man die Röhren dadurch, daſs man sie durch zwei Stege
in drei Abteilungen teilte und verstärkte.
Diese Apparate bewährten sich sehr gut und fanden groſse Ver-
1) Über Gichtaufzüge schrieb damals Weisbach in seiner Ingenieur- und
Maschinenmechanik 1853, Bd. 3, S. 453 und 458; Delveaux de Fenffe in Revue
universelle, Lüttich 1857.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/836>, abgerufen am 23.11.2024.
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