der Industrie der betreffenden Länder war zum allgemeinen Bewusst- sein gekommen. Aber in der nationalen Beschränkung lag eine Ein- seitigkeit, ja eine Vergewaltigung des Wesens der Industrie als Kunst und Wissenschaft, welche ihrer Natur nach international ist und nur in der Loslösung von nationaler Beschränkung ihre volle Kraft ent- falten kann. Diese erhabene Auffassung der Industrie stand aller- dings im Widerspruch mit den überlieferten Anschauungen, aber einmal als Grundsatz erfasst, wurde sie sofort mit Begeisterung ergriffen, weil sie eine Wahrheit war und ein Fortschritt auf dem Gebiete der Erkenntnis.
Dass die erste Weltausstellung in London stattfand, war natürlich. An keinem anderen Platze wäre sie damals möglich gewesen als in der Hauptstadt des britischen Reiches, welches mit seinen Kolonieen die ganze Erde umspannte und durch seinen Welthandel an der industriellen Thätigkeit aller Länder beteiligt war. Heutzutage darf jede grosse Stadt eines Industrielandes, wenn sie die Sicherheit für die Durchführung des Unternehmens gewährleistet, zu einer inter- nationalen Ausstellung einladen, ein erfreuliches Zeichen, in welchem Masse der Gedanke der Solidarität der Völker, des Weltbürgertums der Industrie seitdem Wurzel geschlagen hat.
Anfänglich hatte man in England nur eine grosse Gewerbeaus- stellung für das britische Reich ins Auge gefasst. Der erste Vorschlag für eine solche Ausstellung ohne Staatszuschuss, aber unter der Auf- sicht einer königlichen Kommission, war bereits im Jahre 1848 von Prinz Albert gemacht und der englischen Regierung vorgelegt worden. Eine grosse Unterstützung fand diese Bestrebung durch die Poly- technische Gesellschaft, deren Vorsitzender ebenfalls Prinz Albert war. Die Mitglieder derselben waren aber zunächst nur einer britischen Reichsausstellung zugeneigt. Im Geiste des Prinzen gewann aber die Idee einer allgemeinen Weltausstellung immer mehr Gestalt. 1849 trat er damit zuerst an die Öffentlichkeit, indem er sich zugleich an die Spitze des geplanten Werkes stellte. Das Jahr 1851 wurde als Jahr der Ausstellung bestimmt. In einer Festrede, in welcher Prinz Albert über das grosse Unternehmen sprach, sagte er unter anderem: "Es wird niemand, welcher den Bestrebungen unseres Zeitalters einige Aufmerksamkeit geschenkt hat, auch nur einen Augenblick zweifeln, dass wir in der Zeit eines wunderbaren Überganges leben, welche der Verwirklichung des grossen Zieles, auf das in der That die ganze Weltgeschichte gerichtet ist, -- der Darstellung der Einheit der Menschheit -- rasch zustrebt. Nicht einer Einheit, welche die
Die erste Weltausstellung 1851.
der Industrie der betreffenden Länder war zum allgemeinen Bewuſst- sein gekommen. Aber in der nationalen Beschränkung lag eine Ein- seitigkeit, ja eine Vergewaltigung des Wesens der Industrie als Kunst und Wissenschaft, welche ihrer Natur nach international ist und nur in der Loslösung von nationaler Beschränkung ihre volle Kraft ent- falten kann. Diese erhabene Auffassung der Industrie stand aller- dings im Widerspruch mit den überlieferten Anschauungen, aber einmal als Grundsatz erfaſst, wurde sie sofort mit Begeisterung ergriffen, weil sie eine Wahrheit war und ein Fortschritt auf dem Gebiete der Erkenntnis.
Daſs die erste Weltausstellung in London stattfand, war natürlich. An keinem anderen Platze wäre sie damals möglich gewesen als in der Hauptstadt des britischen Reiches, welches mit seinen Kolonieen die ganze Erde umspannte und durch seinen Welthandel an der industriellen Thätigkeit aller Länder beteiligt war. Heutzutage darf jede groſse Stadt eines Industrielandes, wenn sie die Sicherheit für die Durchführung des Unternehmens gewährleistet, zu einer inter- nationalen Ausstellung einladen, ein erfreuliches Zeichen, in welchem Maſse der Gedanke der Solidarität der Völker, des Weltbürgertums der Industrie seitdem Wurzel geschlagen hat.
Anfänglich hatte man in England nur eine groſse Gewerbeaus- stellung für das britische Reich ins Auge gefaſst. Der erste Vorschlag für eine solche Ausstellung ohne Staatszuschuſs, aber unter der Auf- sicht einer königlichen Kommission, war bereits im Jahre 1848 von Prinz Albert gemacht und der englischen Regierung vorgelegt worden. Eine groſse Unterstützung fand diese Bestrebung durch die Poly- technische Gesellschaft, deren Vorsitzender ebenfalls Prinz Albert war. Die Mitglieder derselben waren aber zunächst nur einer britischen Reichsausstellung zugeneigt. Im Geiste des Prinzen gewann aber die Idee einer allgemeinen Weltausstellung immer mehr Gestalt. 1849 trat er damit zuerst an die Öffentlichkeit, indem er sich zugleich an die Spitze des geplanten Werkes stellte. Das Jahr 1851 wurde als Jahr der Ausstellung bestimmt. In einer Festrede, in welcher Prinz Albert über das groſse Unternehmen sprach, sagte er unter anderem: „Es wird niemand, welcher den Bestrebungen unseres Zeitalters einige Aufmerksamkeit geschenkt hat, auch nur einen Augenblick zweifeln, daſs wir in der Zeit eines wunderbaren Überganges leben, welche der Verwirklichung des groſsen Zieles, auf das in der That die ganze Weltgeschichte gerichtet ist, — der Darstellung der Einheit der Menschheit — rasch zustrebt. Nicht einer Einheit, welche die
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Die erste Weltausstellung 1851.
der Industrie der betreffenden Länder war zum allgemeinen Bewuſst-
sein gekommen. Aber in der nationalen Beschränkung lag eine Ein-
seitigkeit, ja eine Vergewaltigung des Wesens der Industrie als Kunst
und Wissenschaft, welche ihrer Natur nach international ist und nur
in der Loslösung von nationaler Beschränkung ihre volle Kraft ent-
falten kann. Diese erhabene Auffassung der Industrie stand aller-
dings im Widerspruch mit den überlieferten Anschauungen, aber
einmal als Grundsatz erfaſst, wurde sie sofort mit Begeisterung
ergriffen, weil sie eine Wahrheit war und ein Fortschritt auf dem
Gebiete der Erkenntnis.
Daſs die erste Weltausstellung in London stattfand, war natürlich.
An keinem anderen Platze wäre sie damals möglich gewesen als in
der Hauptstadt des britischen Reiches, welches mit seinen Kolonieen
die ganze Erde umspannte und durch seinen Welthandel an der
industriellen Thätigkeit aller Länder beteiligt war. Heutzutage darf
jede groſse Stadt eines Industrielandes, wenn sie die Sicherheit für
die Durchführung des Unternehmens gewährleistet, zu einer inter-
nationalen Ausstellung einladen, ein erfreuliches Zeichen, in welchem
Maſse der Gedanke der Solidarität der Völker, des Weltbürgertums
der Industrie seitdem Wurzel geschlagen hat.
Anfänglich hatte man in England nur eine groſse Gewerbeaus-
stellung für das britische Reich ins Auge gefaſst. Der erste Vorschlag
für eine solche Ausstellung ohne Staatszuschuſs, aber unter der Auf-
sicht einer königlichen Kommission, war bereits im Jahre 1848 von
Prinz Albert gemacht und der englischen Regierung vorgelegt worden.
Eine groſse Unterstützung fand diese Bestrebung durch die Poly-
technische Gesellschaft, deren Vorsitzender ebenfalls Prinz Albert war.
Die Mitglieder derselben waren aber zunächst nur einer britischen
Reichsausstellung zugeneigt. Im Geiste des Prinzen gewann aber die
Idee einer allgemeinen Weltausstellung immer mehr Gestalt. 1849 trat
er damit zuerst an die Öffentlichkeit, indem er sich zugleich an die
Spitze des geplanten Werkes stellte. Das Jahr 1851 wurde als Jahr
der Ausstellung bestimmt. In einer Festrede, in welcher Prinz Albert
über das groſse Unternehmen sprach, sagte er unter anderem: „Es
wird niemand, welcher den Bestrebungen unseres Zeitalters einige
Aufmerksamkeit geschenkt hat, auch nur einen Augenblick zweifeln,
daſs wir in der Zeit eines wunderbaren Überganges leben, welche der
Verwirklichung des groſsen Zieles, auf das in der That die ganze
Weltgeschichte gerichtet ist, — der Darstellung der Einheit der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/791>, abgerufen am 23.11.2024.
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