Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.
und September 1836 Eisen mit Anthracit schmolz. Er wendete dabei eine Windpressung von 3 bis 31/2 Pfund auf den Quadratzoll an und erhitzte den Wind. Ehe er noch die geplanten Verbesserungen an seinem Ofen ausführen konnte, starb er am 27. Mai 1838 zu New-York. Geissenhainer hat grosse Verdienste um die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten. Es verdient hier bemerkt zu werden, dass Georg Crane, Hochofenbesitzer zu Yniscedwin in Süd-Wales, sein bekanntes Patent für die Verwendung der Anthracitkohle von Wales im Hoch- ofen mit heissem Winde erst 3 Jahre nach Geissenhainers Patent nahm. Erst am 7. Februar 1837 hatte Crane diesen Betrieb in England begonnen, allerdings mit solchem Erfolge, dass er alsbald etwa 36 Tonnen Roheisen die Woche erzeugte. Er konnte aber in Amerika kein Patent erhalten und kaufte deshalb 1838 Geissen- hainers Patent von dessen Testamentsvollstreckern für 1000 Dollar, worauf er sich nur einige Nachträge dazu patentieren liess. Cranes Agenten erliessen einen Aufruf wegen der Ausbeutung der Erfindung und 1839/40 bildete sich auf das Betreiben von W. Roberts in Philadelphia, der Cranes Verfahren in England kennen gelernt hatte, die Lehigh- Crane-Eisengesellschaft, die sofort den ersten mit dauerndem Erfolge betriebenen Anthracithochofen im Lehighthal erbaute.
Geissenhainer war nicht der einzige geblieben, der Anthracit im Hochofen zu verwenden versuchte. 1836/37 hatte auch John Pott in dem Mannheim-Hochofen zu Cressona in Shuylkill-County Ver- suche gemacht, anfangs bei kaltem Winde mit einem Gemisch von Holzkohle und Anthracit, dann bei heissem Winde und Anthracit. Der Erfolg war aber gering wegen zu schwacher Windpressung. 1837 baute Jarvis van Buren zu South Easton, Northhampton-County, einen Hochofen, um mit Anthracit zu experimentieren. Im Frühjahr 1838 gelang es ihm auch, 20 Tonnen Roheisen zu schmelzen, doch wurde der Betrieb wegen zu schwachen Windes eingestellt. 1838 wurde zu Mauch Creek von J. Baughman, J. Guiteau und H. High von Reading ein Hochofen gebaut, in dem kurze Zeit hindurch mit 80 Proz. Anthracit und warmem Wind geschmolzen wurde. Der nächste Anthracitofen war der von William Lyman von Boston er- baute Pioneer furnace bei Pottsville. Im Juli 1839 wurde darin der erste Versuch, mit Anthracit zu schmelzen, gemacht, jedoch ohne Erfolg. Am 19. Oktober 1839 wurde der Ofen unter der Leitung von B. Perry von neuem angeblasen und nun wurde ein vollständiger Erfolg erzielt. Man hatte Wind von 600° F., eine Dampfmaschine trieb das Gebläse. Die Wochenproduktion betrug 28 Tonnen und
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.
und September 1836 Eisen mit Anthracit schmolz. Er wendete dabei eine Windpressung von 3 bis 3½ Pfund auf den Quadratzoll an und erhitzte den Wind. Ehe er noch die geplanten Verbesserungen an seinem Ofen ausführen konnte, starb er am 27. Mai 1838 zu New-York. Geiſsenhainer hat groſse Verdienste um die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten. Es verdient hier bemerkt zu werden, daſs Georg Crane, Hochofenbesitzer zu Yniscedwin in Süd-Wales, sein bekanntes Patent für die Verwendung der Anthracitkohle von Wales im Hoch- ofen mit heiſsem Winde erst 3 Jahre nach Geiſsenhainers Patent nahm. Erst am 7. Februar 1837 hatte Crane diesen Betrieb in England begonnen, allerdings mit solchem Erfolge, daſs er alsbald etwa 36 Tonnen Roheisen die Woche erzeugte. Er konnte aber in Amerika kein Patent erhalten und kaufte deshalb 1838 Geiſsen- hainers Patent von dessen Testamentsvollstreckern für 1000 Dollar, worauf er sich nur einige Nachträge dazu patentieren lieſs. Cranes Agenten erlieſsen einen Aufruf wegen der Ausbeutung der Erfindung und 1839/40 bildete sich auf das Betreiben von W. Roberts in Philadelphia, der Cranes Verfahren in England kennen gelernt hatte, die Lehigh- Crane-Eisengesellschaft, die sofort den ersten mit dauerndem Erfolge betriebenen Anthracithochofen im Lehighthal erbaute.
Geiſsenhainer war nicht der einzige geblieben, der Anthracit im Hochofen zu verwenden versuchte. 1836/37 hatte auch John Pott in dem Mannheim-Hochofen zu Cressona in Shuylkill-County Ver- suche gemacht, anfangs bei kaltem Winde mit einem Gemisch von Holzkohle und Anthracit, dann bei heiſsem Winde und Anthracit. Der Erfolg war aber gering wegen zu schwacher Windpressung. 1837 baute Jarvis van Buren zu South Easton, Northhampton-County, einen Hochofen, um mit Anthracit zu experimentieren. Im Frühjahr 1838 gelang es ihm auch, 20 Tonnen Roheisen zu schmelzen, doch wurde der Betrieb wegen zu schwachen Windes eingestellt. 1838 wurde zu Mauch Creek von J. Baughman, J. Guiteau und H. High von Reading ein Hochofen gebaut, in dem kurze Zeit hindurch mit 80 Proz. Anthracit und warmem Wind geschmolzen wurde. Der nächste Anthracitofen war der von William Lyman von Boston er- baute Pioneer furnace bei Pottsville. Im Juli 1839 wurde darin der erste Versuch, mit Anthracit zu schmelzen, gemacht, jedoch ohne Erfolg. Am 19. Oktober 1839 wurde der Ofen unter der Leitung von B. Perry von neuem angeblasen und nun wurde ein vollständiger Erfolg erzielt. Man hatte Wind von 600° F., eine Dampfmaschine trieb das Gebläse. Die Wochenproduktion betrug 28 Tonnen und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0777"n="761"/><fwplace="top"type="header">Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.</fw><lb/>
und September 1836 Eisen mit Anthracit schmolz. Er wendete dabei<lb/>
eine Windpressung von 3 bis 3½ Pfund auf den Quadratzoll an und<lb/>
erhitzte den Wind. Ehe er noch die geplanten Verbesserungen an<lb/>
seinem Ofen ausführen konnte, starb er am 27. Mai 1838 zu New-York.<lb/><hirendition="#g">Geiſsenhainer</hi> hat groſse Verdienste um die Eisenindustrie der<lb/>
Vereinigten Staaten. Es verdient hier bemerkt zu werden, daſs <hirendition="#g">Georg<lb/>
Crane</hi>, Hochofenbesitzer zu Yniscedwin in Süd-Wales, sein bekanntes<lb/>
Patent für die Verwendung der Anthracitkohle von Wales im Hoch-<lb/>
ofen mit heiſsem Winde erst 3 Jahre nach <hirendition="#g">Geiſsenhainers</hi> Patent<lb/>
nahm. Erst am 7. Februar 1837 hatte <hirendition="#g">Crane</hi> diesen Betrieb in<lb/>
England begonnen, allerdings mit solchem Erfolge, daſs er alsbald<lb/>
etwa 36 Tonnen Roheisen die Woche erzeugte. Er konnte aber in<lb/>
Amerika kein Patent erhalten und kaufte deshalb 1838 <hirendition="#g">Geiſsen-<lb/>
hainers</hi> Patent von dessen Testamentsvollstreckern für 1000 Dollar,<lb/>
worauf er sich nur einige Nachträge dazu patentieren lieſs. <hirendition="#g">Cranes</hi><lb/>
Agenten erlieſsen einen Aufruf wegen der Ausbeutung der Erfindung und<lb/>
1839/40 bildete sich auf das Betreiben von W. <hirendition="#g">Roberts</hi> in Philadelphia,<lb/>
der <hirendition="#g">Cranes</hi> Verfahren in England kennen gelernt hatte, die Lehigh-<lb/>
Crane-Eisengesellschaft, die sofort den ersten mit dauerndem Erfolge<lb/>
betriebenen Anthracithochofen im Lehighthal erbaute.</p><lb/><p><hirendition="#g">Geiſsenhainer</hi> war nicht der einzige geblieben, der Anthracit<lb/>
im Hochofen zu verwenden versuchte. 1836/37 hatte auch <hirendition="#g">John Pott</hi><lb/>
in dem Mannheim-Hochofen zu Cressona in Shuylkill-County Ver-<lb/>
suche gemacht, anfangs bei kaltem Winde mit einem Gemisch von<lb/>
Holzkohle und Anthracit, dann bei heiſsem Winde und Anthracit. Der<lb/>
Erfolg war aber gering wegen zu schwacher Windpressung. 1837 baute<lb/><hirendition="#g">Jarvis van Buren</hi> zu South Easton, Northhampton-County, einen<lb/>
Hochofen, um mit Anthracit zu experimentieren. Im Frühjahr 1838<lb/>
gelang es ihm auch, 20 Tonnen Roheisen zu schmelzen, doch wurde<lb/>
der Betrieb wegen zu schwachen Windes eingestellt. 1838 wurde<lb/>
zu Mauch Creek von J. <hirendition="#g">Baughman, J. Guiteau</hi> und H. <hirendition="#g">High</hi><lb/>
von Reading ein Hochofen gebaut, in dem kurze Zeit hindurch mit<lb/>
80 Proz. Anthracit und warmem Wind geschmolzen wurde. Der<lb/>
nächste Anthracitofen war der von <hirendition="#g">William Lyman</hi> von Boston er-<lb/>
baute Pioneer furnace bei Pottsville. Im Juli 1839 wurde darin der<lb/>
erste Versuch, mit Anthracit zu schmelzen, gemacht, jedoch ohne<lb/>
Erfolg. Am 19. Oktober 1839 wurde der Ofen unter der Leitung<lb/>
von B. <hirendition="#g">Perry</hi> von neuem angeblasen und nun wurde ein vollständiger<lb/>
Erfolg erzielt. Man hatte Wind von 600° F., eine Dampfmaschine<lb/>
trieb das Gebläse. Die Wochenproduktion betrug 28 Tonnen und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[761/0777]
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.
und September 1836 Eisen mit Anthracit schmolz. Er wendete dabei
eine Windpressung von 3 bis 3½ Pfund auf den Quadratzoll an und
erhitzte den Wind. Ehe er noch die geplanten Verbesserungen an
seinem Ofen ausführen konnte, starb er am 27. Mai 1838 zu New-York.
Geiſsenhainer hat groſse Verdienste um die Eisenindustrie der
Vereinigten Staaten. Es verdient hier bemerkt zu werden, daſs Georg
Crane, Hochofenbesitzer zu Yniscedwin in Süd-Wales, sein bekanntes
Patent für die Verwendung der Anthracitkohle von Wales im Hoch-
ofen mit heiſsem Winde erst 3 Jahre nach Geiſsenhainers Patent
nahm. Erst am 7. Februar 1837 hatte Crane diesen Betrieb in
England begonnen, allerdings mit solchem Erfolge, daſs er alsbald
etwa 36 Tonnen Roheisen die Woche erzeugte. Er konnte aber in
Amerika kein Patent erhalten und kaufte deshalb 1838 Geiſsen-
hainers Patent von dessen Testamentsvollstreckern für 1000 Dollar,
worauf er sich nur einige Nachträge dazu patentieren lieſs. Cranes
Agenten erlieſsen einen Aufruf wegen der Ausbeutung der Erfindung und
1839/40 bildete sich auf das Betreiben von W. Roberts in Philadelphia,
der Cranes Verfahren in England kennen gelernt hatte, die Lehigh-
Crane-Eisengesellschaft, die sofort den ersten mit dauerndem Erfolge
betriebenen Anthracithochofen im Lehighthal erbaute.
Geiſsenhainer war nicht der einzige geblieben, der Anthracit
im Hochofen zu verwenden versuchte. 1836/37 hatte auch John Pott
in dem Mannheim-Hochofen zu Cressona in Shuylkill-County Ver-
suche gemacht, anfangs bei kaltem Winde mit einem Gemisch von
Holzkohle und Anthracit, dann bei heiſsem Winde und Anthracit. Der
Erfolg war aber gering wegen zu schwacher Windpressung. 1837 baute
Jarvis van Buren zu South Easton, Northhampton-County, einen
Hochofen, um mit Anthracit zu experimentieren. Im Frühjahr 1838
gelang es ihm auch, 20 Tonnen Roheisen zu schmelzen, doch wurde
der Betrieb wegen zu schwachen Windes eingestellt. 1838 wurde
zu Mauch Creek von J. Baughman, J. Guiteau und H. High
von Reading ein Hochofen gebaut, in dem kurze Zeit hindurch mit
80 Proz. Anthracit und warmem Wind geschmolzen wurde. Der
nächste Anthracitofen war der von William Lyman von Boston er-
baute Pioneer furnace bei Pottsville. Im Juli 1839 wurde darin der
erste Versuch, mit Anthracit zu schmelzen, gemacht, jedoch ohne
Erfolg. Am 19. Oktober 1839 wurde der Ofen unter der Leitung
von B. Perry von neuem angeblasen und nun wurde ein vollständiger
Erfolg erzielt. Man hatte Wind von 600° F., eine Dampfmaschine
trieb das Gebläse. Die Wochenproduktion betrug 28 Tonnen und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/777>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.