Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.
Preis pro Tonne
Roheisenproduktion
Roheisen Schmiedeeisen
Jahr Tonnen Dollar Dollar
1844     394000 28,25 75,00
1845     486000 29,25 93,75
1846     765000 27,88 91,66
1847     800000 30,25 86,04
1848     800000 26,50 79,33
1849     650000 22,75 67,50
1850     563000 20,80 59,54

Bis 1844 beziehen sich die Preise auf Holzkohlenroheisen und
Frischstabeisen, von 1845 an auf Anthracitroheisen und Walzeisen.

Die Anwendung des Anthracits und der bituminösen Kohle fand
fast gleichzeitig statt.

Einzelne Versuche, Anthracit im Hochofen mit Holzkohle
gemischt zu verwenden, waren schon früher gemacht worden. Nach
W. Firmstone wäre es bereits im Jahre 1806 Olivier Evans
gelungen, Eisen mit Anthracit im Hochofen zu schmelzen 1). Jesse
B. Quinby verwendete 1815 für kurze Zeit 1/2 Anthracit und
1/2 Holzkohle in dem Harfordhochofen in Maryland. Dasselbe Gemisch
verwendete Peter Rittner 1824 und 1828 in einem Holzkohlenofen
in Perry-County, Pennsylvanien. 1826 errichtete die Lehigh Kohlen-
und Schiffahrtsgesellschaft zu Mauch Chunk (Pa.) einen kleinen Ofen,
um Eisenerze mit Anthracit zu schmelzen, ohne Erfolge damit zu er-
zielen. Ein ähnlicher vergeblicher Versuch wurde 1827 zu Kingston
in Massachusetts angestellt. Alle diese Versuche waren mit kaltem
Winde gemacht. Als aber Neilsons Erfindung der Winderhitzung
in Amerika Eingang fand, änderte sich die Sache. Dem Deutschen
Dr. Friedrich W. Geissenhainer 2) gelang es zuerst, 1830 und
1831 in einem kleinen Versuchsofen zu New-York Eisenerze mit
Anthracit bei heissem Winde zu schmelzen. Im September 1831
meldete er seine Erfindung zum Patent an, das ihm am 19. Dezember
1833 erteilt wurde "für eine neue und nützliche Verbesserung in
der Eisen- und Stahldarstellung durch die Anwendung von Anthracit-
kohle". Nach Geissenhainer war eine hohe Windpressung die Haupt-
sache, Winderhitzung vorteilhaft. Er baute einen Hochofen Valley
furnace am Silver Creek in Shuylkill-County, Pa., etwa 10 engl.
Meilen nördlich von Pottsville, worin er mit gutem Erfolge im August

1) Siehe Transact. Americ. Inst. of Min. Engin. Vol. III, p. 152.
2) Geboren 1771 zu Mühlberg im Kurfürstentum Sachsen.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.
Preis pro Tonne
Roheisenproduktion
Roheisen Schmiedeeisen
Jahr Tonnen Dollar Dollar
1844     394000 28,25 75,00
1845     486000 29,25 93,75
1846     765000 27,88 91,66
1847     800000 30,25 86,04
1848     800000 26,50 79,33
1849     650000 22,75 67,50
1850     563000 20,80 59,54

Bis 1844 beziehen sich die Preise auf Holzkohlenroheisen und
Frischstabeisen, von 1845 an auf Anthracitroheisen und Walzeisen.

Die Anwendung des Anthracits und der bituminösen Kohle fand
fast gleichzeitig statt.

Einzelne Versuche, Anthracit im Hochofen mit Holzkohle
gemischt zu verwenden, waren schon früher gemacht worden. Nach
W. Firmstone wäre es bereits im Jahre 1806 Olivier Evans
gelungen, Eisen mit Anthracit im Hochofen zu schmelzen 1). Jesse
B. Quinby verwendete 1815 für kurze Zeit ½ Anthracit und
½ Holzkohle in dem Harfordhochofen in Maryland. Dasselbe Gemisch
verwendete Peter Rittner 1824 und 1828 in einem Holzkohlenofen
in Perry-County, Pennsylvanien. 1826 errichtete die Lehigh Kohlen-
und Schiffahrtsgesellschaft zu Mauch Chunk (Pa.) einen kleinen Ofen,
um Eisenerze mit Anthracit zu schmelzen, ohne Erfolge damit zu er-
zielen. Ein ähnlicher vergeblicher Versuch wurde 1827 zu Kingston
in Massachusetts angestellt. Alle diese Versuche waren mit kaltem
Winde gemacht. Als aber Neilsons Erfindung der Winderhitzung
in Amerika Eingang fand, änderte sich die Sache. Dem Deutschen
Dr. Friedrich W. Geiſsenhainer 2) gelang es zuerst, 1830 und
1831 in einem kleinen Versuchsofen zu New-York Eisenerze mit
Anthracit bei heiſsem Winde zu schmelzen. Im September 1831
meldete er seine Erfindung zum Patent an, das ihm am 19. Dezember
1833 erteilt wurde „für eine neue und nützliche Verbesserung in
der Eisen- und Stahldarstellung durch die Anwendung von Anthracit-
kohle“. Nach Geiſsenhainer war eine hohe Windpressung die Haupt-
sache, Winderhitzung vorteilhaft. Er baute einen Hochofen Valley
furnace am Silver Creek in Shuylkill-County, Pa., etwa 10 engl.
Meilen nördlich von Pottsville, worin er mit gutem Erfolge im August

1) Siehe Transact. Americ. Inst. of Min. Engin. Vol. III, p. 152.
2) Geboren 1771 zu Mühlberg im Kurfürstentum Sachsen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0776" n="760"/>
            <fw place="top" type="header">Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.</fw><lb/>
            <list>
              <item> <hi rendition="#et">Preis pro Tonne</hi> </item><lb/>
              <item> <hi rendition="#et">Roheisenproduktion</hi> </item><lb/>
              <item> <hi rendition="#et">Roheisen Schmiedeeisen</hi> </item><lb/>
              <item>Jahr Tonnen Dollar Dollar</item><lb/>
              <item>1844 <space dim="horizontal"/> 394000 28,25 75,00</item><lb/>
              <item>1845 <space dim="horizontal"/> 486000 29,25 93,75</item><lb/>
              <item>1846 <space dim="horizontal"/> 765000 27,88 91,66</item><lb/>
              <item>1847 <space dim="horizontal"/> 800000 30,25 86,04</item><lb/>
              <item>1848 <space dim="horizontal"/> 800000 26,50 79,33</item><lb/>
              <item>1849 <space dim="horizontal"/> 650000 22,75 67,50</item><lb/>
              <item>1850 <space dim="horizontal"/> 563000 20,80 59,54</item>
            </list><lb/>
            <p>Bis 1844 beziehen sich die Preise auf Holzkohlenroheisen und<lb/>
Frischstabeisen, von 1845 an auf Anthracitroheisen und Walzeisen.</p><lb/>
            <p>Die Anwendung des Anthracits und der bituminösen Kohle fand<lb/>
fast gleichzeitig statt.</p><lb/>
            <p>Einzelne Versuche, <hi rendition="#g">Anthracit</hi> im Hochofen mit Holzkohle<lb/>
gemischt zu verwenden, waren schon früher gemacht worden. Nach<lb/>
W. <hi rendition="#g">Firmstone</hi> wäre es bereits im Jahre 1806 <hi rendition="#g">Olivier Evans</hi><lb/>
gelungen, Eisen mit Anthracit im Hochofen zu schmelzen <note place="foot" n="1)">Siehe Transact. Americ. Inst. of Min. Engin. Vol. III, p. 152.</note>. <hi rendition="#g">Jesse</hi><lb/>
B. <hi rendition="#g">Quinby</hi> verwendete 1815 für kurze Zeit ½ Anthracit und<lb/>
½ Holzkohle in dem Harfordhochofen in Maryland. Dasselbe Gemisch<lb/>
verwendete <hi rendition="#g">Peter Rittner</hi> 1824 und 1828 in einem Holzkohlenofen<lb/>
in Perry-County, Pennsylvanien. 1826 errichtete die Lehigh Kohlen-<lb/>
und Schiffahrtsgesellschaft zu Mauch Chunk (Pa.) einen kleinen Ofen,<lb/>
um Eisenerze mit Anthracit zu schmelzen, ohne Erfolge damit zu er-<lb/>
zielen. Ein ähnlicher vergeblicher Versuch wurde 1827 zu Kingston<lb/>
in Massachusetts angestellt. Alle diese Versuche waren mit kaltem<lb/>
Winde gemacht. Als aber <hi rendition="#g">Neilsons</hi> Erfindung der Winderhitzung<lb/>
in Amerika Eingang fand, änderte sich die Sache. Dem Deutschen<lb/>
Dr. <hi rendition="#g">Friedrich W. Gei&#x017F;senhainer</hi> <note place="foot" n="2)">Geboren 1771 zu Mühlberg im Kurfürstentum Sachsen.</note> gelang es zuerst, 1830 und<lb/>
1831 in einem kleinen Versuchsofen zu New-York Eisenerze mit<lb/>
Anthracit bei hei&#x017F;sem Winde zu schmelzen. Im September 1831<lb/>
meldete er seine Erfindung zum Patent an, das ihm am 19. Dezember<lb/>
1833 erteilt wurde &#x201E;für eine neue und nützliche Verbesserung in<lb/>
der Eisen- und Stahldarstellung durch die Anwendung von Anthracit-<lb/>
kohle&#x201C;. Nach <hi rendition="#g">Gei&#x017F;senhainer</hi> war eine hohe Windpressung die Haupt-<lb/>
sache, Winderhitzung vorteilhaft. Er baute einen Hochofen Valley<lb/>
furnace am Silver Creek in Shuylkill-County, Pa., etwa 10 engl.<lb/>
Meilen nördlich von Pottsville, worin er mit gutem Erfolge im August<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[760/0776] Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850. Preis pro Tonne Roheisenproduktion Roheisen Schmiedeeisen Jahr Tonnen Dollar Dollar 1844 394000 28,25 75,00 1845 486000 29,25 93,75 1846 765000 27,88 91,66 1847 800000 30,25 86,04 1848 800000 26,50 79,33 1849 650000 22,75 67,50 1850 563000 20,80 59,54 Bis 1844 beziehen sich die Preise auf Holzkohlenroheisen und Frischstabeisen, von 1845 an auf Anthracitroheisen und Walzeisen. Die Anwendung des Anthracits und der bituminösen Kohle fand fast gleichzeitig statt. Einzelne Versuche, Anthracit im Hochofen mit Holzkohle gemischt zu verwenden, waren schon früher gemacht worden. Nach W. Firmstone wäre es bereits im Jahre 1806 Olivier Evans gelungen, Eisen mit Anthracit im Hochofen zu schmelzen 1). Jesse B. Quinby verwendete 1815 für kurze Zeit ½ Anthracit und ½ Holzkohle in dem Harfordhochofen in Maryland. Dasselbe Gemisch verwendete Peter Rittner 1824 und 1828 in einem Holzkohlenofen in Perry-County, Pennsylvanien. 1826 errichtete die Lehigh Kohlen- und Schiffahrtsgesellschaft zu Mauch Chunk (Pa.) einen kleinen Ofen, um Eisenerze mit Anthracit zu schmelzen, ohne Erfolge damit zu er- zielen. Ein ähnlicher vergeblicher Versuch wurde 1827 zu Kingston in Massachusetts angestellt. Alle diese Versuche waren mit kaltem Winde gemacht. Als aber Neilsons Erfindung der Winderhitzung in Amerika Eingang fand, änderte sich die Sache. Dem Deutschen Dr. Friedrich W. Geiſsenhainer 2) gelang es zuerst, 1830 und 1831 in einem kleinen Versuchsofen zu New-York Eisenerze mit Anthracit bei heiſsem Winde zu schmelzen. Im September 1831 meldete er seine Erfindung zum Patent an, das ihm am 19. Dezember 1833 erteilt wurde „für eine neue und nützliche Verbesserung in der Eisen- und Stahldarstellung durch die Anwendung von Anthracit- kohle“. Nach Geiſsenhainer war eine hohe Windpressung die Haupt- sache, Winderhitzung vorteilhaft. Er baute einen Hochofen Valley furnace am Silver Creek in Shuylkill-County, Pa., etwa 10 engl. Meilen nördlich von Pottsville, worin er mit gutem Erfolge im August 1) Siehe Transact. Americ. Inst. of Min. Engin. Vol. III, p. 152. 2) Geboren 1771 zu Mühlberg im Kurfürstentum Sachsen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/776
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/776>, abgerufen am 23.11.2024.