und schloss daraus, dass alle Holzarten eine gleiche Menge Kohlen enthalten. Hiervon wichen die Angaben anderer Forscher, welche die erhaltenen Kohlenmengen mit grünem oder lufttrockenem Holze verglichen, natürlich sehr ab. Das specifische Gewicht der Kohlen sollte sich ganz nach dem specifischen Gewicht des Holzes richten, aus welchem die Kohle entstanden war, und sollten das gedörrte Holz und die Kohle fast einerlei specifisches Gewicht haben.
Guyton de Morveau hatte die Entzündungstemperatur frisch gebrannter Holzkohle bei 150° R. gefunden. Hassenfratz fand sie bei 180° C., während Holzkohlen, welche drei Monate gelagert hatten, sich erst bei 300 und 332° entzündeten. Verschiedene Kohlen ver- halten sich verschieden und wächst die Entzündungstemperatur mit dem specifischen Gewicht, doch richtet sich die Entzündbarkeit einer Kohle ganz nach dem Brennmaterial, aus dem es hergestellt ist (Karsten).
In der Praxis bestimmte man das Ausbringen an Kohlen nicht nach Gewicht, sondern nach Volumen und hielt einen Ertrag von 50 Raumteilen Kohlen aus 100 Raumteilen Holz für sehr günstig. Über die forstwirtschaftlichen Grundsätze in Bezug auf Auswahl, Schlagen, Aufsetzen des Holzes verweisen wir auf Karstens Eisen- hüttenkunde.
Die Verkohlung fand fast ausschliesslich in Meilern statt. In den Theer- und Pechöfen geschah sie allerdings in geschlossenen Gefässen durch äussere Hitze, hierbei war aber auch die Kohlen- gewinnung Nebensache. Die manigfachen Versuche, Holz in Öfen zu verkohlen, hatten nach Karsten keine ökonomischen Vorteile gebracht. Nur wo man zugleich Holzessig gewinnen wollte, wendete man die Ofenverkohlung an.
Die Gruben verkohlung (Bd. II, S. 98) fand nur noch in Spanien statt. Die Verkohlung in Haufen, die man da anwendete, wo man ganze Holzstämme verkohlte, hatte man ebenfalls in den meisten Ländern als unökonomisch abgeschafft.
Bei der Meilerverkohlung waren bemerkenswerte Neuerungen nicht vorgekommen. Wo man immer dieselbe Meilerstätte wieder
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
Eichenholz 43,00 Gewichtsteile Kohle
Ulmenholz 43,27 „ „
Ahornholz 42,23 „ „
Tannenholz 44,18 „ „
Lindenholz 43,59 „ „
Pappelholz 43,57 „ „
und schloſs daraus, daſs alle Holzarten eine gleiche Menge Kohlen enthalten. Hiervon wichen die Angaben anderer Forscher, welche die erhaltenen Kohlenmengen mit grünem oder lufttrockenem Holze verglichen, natürlich sehr ab. Das specifische Gewicht der Kohlen sollte sich ganz nach dem specifischen Gewicht des Holzes richten, aus welchem die Kohle entstanden war, und sollten das gedörrte Holz und die Kohle fast einerlei specifisches Gewicht haben.
Guyton de Morveau hatte die Entzündungstemperatur frisch gebrannter Holzkohle bei 150° R. gefunden. Hassenfratz fand sie bei 180° C., während Holzkohlen, welche drei Monate gelagert hatten, sich erst bei 300 und 332° entzündeten. Verschiedene Kohlen ver- halten sich verschieden und wächst die Entzündungstemperatur mit dem specifischen Gewicht, doch richtet sich die Entzündbarkeit einer Kohle ganz nach dem Brennmaterial, aus dem es hergestellt ist (Karsten).
In der Praxis bestimmte man das Ausbringen an Kohlen nicht nach Gewicht, sondern nach Volumen und hielt einen Ertrag von 50 Raumteilen Kohlen aus 100 Raumteilen Holz für sehr günstig. Über die forstwirtschaftlichen Grundsätze in Bezug auf Auswahl, Schlagen, Aufsetzen des Holzes verweisen wir auf Karstens Eisen- hüttenkunde.
Die Verkohlung fand fast ausschlieſslich in Meilern statt. In den Theer- und Pechöfen geschah sie allerdings in geschlossenen Gefäſsen durch äuſsere Hitze, hierbei war aber auch die Kohlen- gewinnung Nebensache. Die manigfachen Versuche, Holz in Öfen zu verkohlen, hatten nach Karsten keine ökonomischen Vorteile gebracht. Nur wo man zugleich Holzessig gewinnen wollte, wendete man die Ofenverkohlung an.
Die Gruben verkohlung (Bd. II, S. 98) fand nur noch in Spanien statt. Die Verkohlung in Haufen, die man da anwendete, wo man ganze Holzstämme verkohlte, hatte man ebenfalls in den meisten Ländern als unökonomisch abgeschafft.
Bei der Meilerverkohlung waren bemerkenswerte Neuerungen nicht vorgekommen. Wo man immer dieselbe Meilerstätte wieder
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[54/0070]
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
Eichenholz 43,00 Gewichtsteile Kohle
Ulmenholz 43,27 „ „
Ahornholz 42,23 „ „
Tannenholz 44,18 „ „
Lindenholz 43,59 „ „
Pappelholz 43,57 „ „
und schloſs daraus, daſs alle Holzarten eine gleiche Menge Kohlen
enthalten. Hiervon wichen die Angaben anderer Forscher, welche
die erhaltenen Kohlenmengen mit grünem oder lufttrockenem Holze
verglichen, natürlich sehr ab. Das specifische Gewicht der Kohlen
sollte sich ganz nach dem specifischen Gewicht des Holzes richten,
aus welchem die Kohle entstanden war, und sollten das gedörrte Holz
und die Kohle fast einerlei specifisches Gewicht haben.
Guyton de Morveau hatte die Entzündungstemperatur frisch
gebrannter Holzkohle bei 150° R. gefunden. Hassenfratz fand sie
bei 180° C., während Holzkohlen, welche drei Monate gelagert hatten,
sich erst bei 300 und 332° entzündeten. Verschiedene Kohlen ver-
halten sich verschieden und wächst die Entzündungstemperatur mit dem
specifischen Gewicht, doch richtet sich die Entzündbarkeit einer Kohle
ganz nach dem Brennmaterial, aus dem es hergestellt ist (Karsten).
In der Praxis bestimmte man das Ausbringen an Kohlen nicht
nach Gewicht, sondern nach Volumen und hielt einen Ertrag von
50 Raumteilen Kohlen aus 100 Raumteilen Holz für sehr günstig.
Über die forstwirtschaftlichen Grundsätze in Bezug auf Auswahl,
Schlagen, Aufsetzen des Holzes verweisen wir auf Karstens Eisen-
hüttenkunde.
Die Verkohlung fand fast ausschlieſslich in Meilern statt.
In den Theer- und Pechöfen geschah sie allerdings in geschlossenen
Gefäſsen durch äuſsere Hitze, hierbei war aber auch die Kohlen-
gewinnung Nebensache. Die manigfachen Versuche, Holz in Öfen
zu verkohlen, hatten nach Karsten keine ökonomischen Vorteile
gebracht. Nur wo man zugleich Holzessig gewinnen wollte, wendete
man die Ofenverkohlung an.
Die Gruben verkohlung (Bd. II, S. 98) fand nur noch in Spanien
statt. Die Verkohlung in Haufen, die man da anwendete, wo man
ganze Holzstämme verkohlte, hatte man ebenfalls in den meisten
Ländern als unökonomisch abgeschafft.
Bei der Meilerverkohlung waren bemerkenswerte Neuerungen
nicht vorgekommen. Wo man immer dieselbe Meilerstätte wieder
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/70>, abgerufen am 18.12.2024.
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