Über Stahlfabrikation wurden zahlreiche englische Patentbeschrei- bungen in dieser Periode veröffentlicht.
1819 nahm Stephan Bedford ein Patent, verschlacktes Eisen (vitrified iron) und Eisenabfälle mit Eisenerz lagenweise geschichtet in einem Windofen (air furnace) zu Stahl einzuschmelzen.
1824 schlug John Thomson zum Schmelzen von Stahl anstatt der Tiegelöfen einen Flammofen ähnlich einem Puddelofen, in wel- chen Schmelztöpfe eingesetzt wurden, vor.
Charles Macintoshs Patent (Nr. 5173), das oben angeführt wurde, ist vom 14. Mai 1825.
Ein Patent von J. J. Hawkins von 1836 (Nr. 7142) schlägt vor, geröstetes Eisenerz in Kohle einzusetzen und zu glühen, ähnlich wie man das Schmiedeeisen cementiert. Auch hält er die Cementieröfen für besonders dazu geeignet. Er will auf diese Art reduziertes und gekohltes Eisen von verschiedenem Kohlengehalt erzielen, das dann entweder zu Gusseisen oder Gussstahl geschmolzen, oder in Puddelöfen durch Puddeln, Aufbrechen und Luppenmachen in schmiedbaren Stahl (malleable steel) oder Eisen verwandelt werden kann. Das Patent ist von Interesse, weil darin das Stahlpuddeln erwähnt wird.
J. M. Heath nahm 1839 ein Patent (Nr. 8021) auf das Ausschmelzen von reinem Eisenoxyd oder Eisencarbonat mit reinem Brennmaterial ohne alle erdigen Zuschläge. Dieses reine Gusseisen schmilzt er dann in einem Kupolofen mit reinem Kalk, Anthracit oder Holzkohle und setzt eine entsprechende Menge Eisenspäne, reines Eisen- oder Mangan- oxyd oder Chrom zu und lässt den erhaltenen Gussstahl in Ingots laufen. Um weicheren Stahl zu bekommen, glühte er die Blöcke in Cementieröfen mit Eisen- oder Manganoxyd. Um Gussstahl zu er- halten, empfahl er noch einen Zusatz von Mangancarburet. Am 4. August 1845 nahm er ein weiteres Patent für die Fabrikation von Gussstahl. Gusseisen sollte in einem Behälter bei höchster Hitze auf glühendes, reines Eisen geleitet werden, so dass es dieses auflöste. Der Behälter könne ein Feineisenfeuer oder ein Herd sein. Um die Hitze zu steigern, solle man Ströme von Kohlenoxydgas mit Sauerstoff oder erhitzter Luft verbrennen. Von Zeit zu Zeit sollten Proben genommen und dann der Stahl, wenn er gut ist, in Formen gegossen werden. Es ist dies annähernd dasselbe Verfahren, welches später als Siemens- Martinprozess zu grosser Bedeutung gelangte.
Die Erfindungen von Josiah Marshall Heath, namentlich die Verbesserung der Gussstahlfabrikation durch den Zusatz von Mangan- carburet, waren von grosser praktischer Bedeutung, leider gehörte auch
Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
Über Stahlfabrikation wurden zahlreiche englische Patentbeschrei- bungen in dieser Periode veröffentlicht.
1819 nahm Stephan Bedford ein Patent, verschlacktes Eisen (vitrified iron) und Eisenabfälle mit Eisenerz lagenweise geschichtet in einem Windofen (air furnace) zu Stahl einzuschmelzen.
1824 schlug John Thomson zum Schmelzen von Stahl anstatt der Tiegelöfen einen Flammofen ähnlich einem Puddelofen, in wel- chen Schmelztöpfe eingesetzt wurden, vor.
Charles Macintoshs Patent (Nr. 5173), das oben angeführt wurde, ist vom 14. Mai 1825.
Ein Patent von J. J. Hawkins von 1836 (Nr. 7142) schlägt vor, geröstetes Eisenerz in Kohle einzusetzen und zu glühen, ähnlich wie man das Schmiedeeisen cementiert. Auch hält er die Cementieröfen für besonders dazu geeignet. Er will auf diese Art reduziertes und gekohltes Eisen von verschiedenem Kohlengehalt erzielen, das dann entweder zu Guſseisen oder Guſsstahl geschmolzen, oder in Puddelöfen durch Puddeln, Aufbrechen und Luppenmachen in schmiedbaren Stahl (malleable steel) oder Eisen verwandelt werden kann. Das Patent ist von Interesse, weil darin das Stahlpuddeln erwähnt wird.
J. M. Heath nahm 1839 ein Patent (Nr. 8021) auf das Ausschmelzen von reinem Eisenoxyd oder Eisencarbonat mit reinem Brennmaterial ohne alle erdigen Zuschläge. Dieses reine Guſseisen schmilzt er dann in einem Kupolofen mit reinem Kalk, Anthracit oder Holzkohle und setzt eine entsprechende Menge Eisenspäne, reines Eisen- oder Mangan- oxyd oder Chrom zu und läſst den erhaltenen Guſsstahl in Ingots laufen. Um weicheren Stahl zu bekommen, glühte er die Blöcke in Cementieröfen mit Eisen- oder Manganoxyd. Um Guſsstahl zu er- halten, empfahl er noch einen Zusatz von Mangancarburet. Am 4. August 1845 nahm er ein weiteres Patent für die Fabrikation von Guſsstahl. Guſseisen sollte in einem Behälter bei höchster Hitze auf glühendes, reines Eisen geleitet werden, so daſs es dieses auflöste. Der Behälter könne ein Feineisenfeuer oder ein Herd sein. Um die Hitze zu steigern, solle man Ströme von Kohlenoxydgas mit Sauerstoff oder erhitzter Luft verbrennen. Von Zeit zu Zeit sollten Proben genommen und dann der Stahl, wenn er gut ist, in Formen gegossen werden. Es ist dies annähernd dasſelbe Verfahren, welches später als Siemens- Martinprozeſs zu groſser Bedeutung gelangte.
Die Erfindungen von Josiah Marshall Heath, namentlich die Verbesserung der Guſsstahlfabrikation durch den Zusatz von Mangan- carburet, waren von groſser praktischer Bedeutung, leider gehörte auch
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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
Über Stahlfabrikation wurden zahlreiche englische Patentbeschrei-
bungen in dieser Periode veröffentlicht.
1819 nahm Stephan Bedford ein Patent, verschlacktes Eisen
(vitrified iron) und Eisenabfälle mit Eisenerz lagenweise geschichtet
in einem Windofen (air furnace) zu Stahl einzuschmelzen.
1824 schlug John Thomson zum Schmelzen von Stahl anstatt
der Tiegelöfen einen Flammofen ähnlich einem Puddelofen, in wel-
chen Schmelztöpfe eingesetzt wurden, vor.
Charles Macintoshs Patent (Nr. 5173), das oben angeführt
wurde, ist vom 14. Mai 1825.
Ein Patent von J. J. Hawkins von 1836 (Nr. 7142) schlägt vor,
geröstetes Eisenerz in Kohle einzusetzen und zu glühen, ähnlich wie
man das Schmiedeeisen cementiert. Auch hält er die Cementieröfen
für besonders dazu geeignet. Er will auf diese Art reduziertes und
gekohltes Eisen von verschiedenem Kohlengehalt erzielen, das dann
entweder zu Guſseisen oder Guſsstahl geschmolzen, oder in Puddelöfen
durch Puddeln, Aufbrechen und Luppenmachen in schmiedbaren
Stahl (malleable steel) oder Eisen verwandelt werden kann. Das
Patent ist von Interesse, weil darin das Stahlpuddeln erwähnt wird.
J. M. Heath nahm 1839 ein Patent (Nr. 8021) auf das Ausschmelzen
von reinem Eisenoxyd oder Eisencarbonat mit reinem Brennmaterial
ohne alle erdigen Zuschläge. Dieses reine Guſseisen schmilzt er dann
in einem Kupolofen mit reinem Kalk, Anthracit oder Holzkohle und
setzt eine entsprechende Menge Eisenspäne, reines Eisen- oder Mangan-
oxyd oder Chrom zu und läſst den erhaltenen Guſsstahl in Ingots
laufen. Um weicheren Stahl zu bekommen, glühte er die Blöcke in
Cementieröfen mit Eisen- oder Manganoxyd. Um Guſsstahl zu er-
halten, empfahl er noch einen Zusatz von Mangancarburet. Am
4. August 1845 nahm er ein weiteres Patent für die Fabrikation von
Guſsstahl. Guſseisen sollte in einem Behälter bei höchster Hitze auf
glühendes, reines Eisen geleitet werden, so daſs es dieses auflöste. Der
Behälter könne ein Feineisenfeuer oder ein Herd sein. Um die Hitze
zu steigern, solle man Ströme von Kohlenoxydgas mit Sauerstoff oder
erhitzter Luft verbrennen. Von Zeit zu Zeit sollten Proben genommen
und dann der Stahl, wenn er gut ist, in Formen gegossen werden. Es
ist dies annähernd dasſelbe Verfahren, welches später als Siemens-
Martinprozeſs zu groſser Bedeutung gelangte.
Die Erfindungen von Josiah Marshall Heath, namentlich die
Verbesserung der Guſsstahlfabrikation durch den Zusatz von Mangan-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/661>, abgerufen am 22.11.2024.
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