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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.

Durch Dreyses Zündnadelgewehr kamen auch die gezogenen
Gewehrläufe zur Einführung bei der Armee.

1849 wurde das erste von Friedrich Krupp gelieferte Guss-
stahlgeschütz
von der preussischen Armeeverwaltung probiert und
bewährte sich glänzend.

Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.

Die Stahlfabrikation machte in dieser Periode einen wichtigen
Fortschritt durch die Erfindung des Stahlpuddelns. Dieses Ereig-
nis fällt in die letzteren Jahre derselben. Sonst sind kaum Neue-
rungen auf diesem Gebiete anzuführen. Anfangs der 30er Jahre
machte Macintosh zu Glasgow Versuche, die Cementation des Stab-
eisens mit Kohlenwasserstoffgas (Leuchtgas) zu bewerkstelligen, worüber
Dufrenoy 1834 einen Bericht veröffentlicht hat 1).

Macintosh benutzte dazu Röhren von feuerfestem Thon. Jedes
Rohr wurde mit 100 bis 150 engl. Pfd. Stabeisen chargiert. Das Gas
wurde durch Destillation von Steinkohlen erzeugt. Die Röhren lagen
in einem Feuer und wurden zur Rotglut erhitzt. Die angewendeten
Stäbe waren 2 Zoll breit und 6 Linien dick. Die Operation dauerte
18 bis 20 Stunden. Die Cementation gelang vollständig. Man musste
vorsichtig sein, damit keine Unterkohlung eintrat. Das Produkt zeigte
kleine Blasen. Macintosh war der Ansicht, dass dieser Prozess wohl
mit dem üblichen Brennstahlverfahren konkurrieren könne.

Die Litteratur über den Stahl in diesem Zeitabschnitt ist eine
ziemlich reichhaltige. Wir erwähnen davon die Abhandlung eines
Praktikers Damemme in Paris 2), welche sich hauptsächlich mit der
Behandlung des Stahles befasst.

Über das Stahlfrischen im Siegerlande hat der Oberhütteninspek-
tor Stengel in Lohe 3) und über das Stahlfrischen in Steiermark und
Kärnten P. Tunner 4) sehr gute Arbeiten geliefert.

Zwei sehr wichtige und lesenswerte Abhandlungen über die eng-
lische Stahlfabrikation hat Le Play in den Annales des mines ver-
öffentlicht. Die eine handelt über die Cement- und Gussstahlfabri-

1) Siehe Annales des mines, 3. Serie, V, 171.
2) Damemme, Essai pratique sur l'emploi ou la maniere de travailler
l'acier 1835. Deutsch bearbeitet von Karmarsch, Quedlinburg und Leipzig 1839.
3) Stengel, über das bei Koks erblasene Rohstahleisen und den daraus her-
gestellten Rohstahl in Karsten und von Dechens Archiv, Bd. 18, S. 260. Über
den Rohstahlfrischprozess auf der Lohhütte in Siegen, S. 200.
4) P. Tunner, Der wohlunterrichtete Hammermeister, 1846.
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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.

Durch Dreyses Zündnadelgewehr kamen auch die gezogenen
Gewehrläufe zur Einführung bei der Armee.

1849 wurde das erste von Friedrich Krupp gelieferte Guſs-
stahlgeschütz
von der preuſsischen Armeeverwaltung probiert und
bewährte sich glänzend.

Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.

Die Stahlfabrikation machte in dieser Periode einen wichtigen
Fortschritt durch die Erfindung des Stahlpuddelns. Dieses Ereig-
nis fällt in die letzteren Jahre derselben. Sonst sind kaum Neue-
rungen auf diesem Gebiete anzuführen. Anfangs der 30er Jahre
machte Macintosh zu Glasgow Versuche, die Cementation des Stab-
eisens mit Kohlenwasserstoffgas (Leuchtgas) zu bewerkstelligen, worüber
Dufrénoy 1834 einen Bericht veröffentlicht hat 1).

Macintosh benutzte dazu Röhren von feuerfestem Thon. Jedes
Rohr wurde mit 100 bis 150 engl. Pfd. Stabeisen chargiert. Das Gas
wurde durch Destillation von Steinkohlen erzeugt. Die Röhren lagen
in einem Feuer und wurden zur Rotglut erhitzt. Die angewendeten
Stäbe waren 2 Zoll breit und 6 Linien dick. Die Operation dauerte
18 bis 20 Stunden. Die Cementation gelang vollständig. Man muſste
vorsichtig sein, damit keine Unterkohlung eintrat. Das Produkt zeigte
kleine Blasen. Macintosh war der Ansicht, daſs dieser Prozeſs wohl
mit dem üblichen Brennstahlverfahren konkurrieren könne.

Die Litteratur über den Stahl in diesem Zeitabschnitt ist eine
ziemlich reichhaltige. Wir erwähnen davon die Abhandlung eines
Praktikers Damemme in Paris 2), welche sich hauptsächlich mit der
Behandlung des Stahles befaſst.

Über das Stahlfrischen im Siegerlande hat der Oberhütteninspek-
tor Stengel in Lohe 3) und über das Stahlfrischen in Steiermark und
Kärnten P. Tunner 4) sehr gute Arbeiten geliefert.

Zwei sehr wichtige und lesenswerte Abhandlungen über die eng-
lische Stahlfabrikation hat Le Play in den Annales des mines ver-
öffentlicht. Die eine handelt über die Cement- und Guſsstahlfabri-

1) Siehe Annales des mines, 3. Série, V, 171.
2) Damemme, Essai pratique sur l’emploi où la manière de travailler
l’acier 1835. Deutsch bearbeitet von Karmarsch, Quedlinburg und Leipzig 1839.
3) Stengel, über das bei Koks erblasene Rohstahleisen und den daraus her-
gestellten Rohstahl in Karsten und von Dechens Archiv, Bd. 18, S. 260. Über
den Rohstahlfrischprozeſs auf der Lohhütte in Siegen, S. 200.
4) P. Tunner, Der wohlunterrichtete Hammermeister, 1846.
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[643/0659] Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850. Durch Dreyses Zündnadelgewehr kamen auch die gezogenen Gewehrläufe zur Einführung bei der Armee. 1849 wurde das erste von Friedrich Krupp gelieferte Guſs- stahlgeschütz von der preuſsischen Armeeverwaltung probiert und bewährte sich glänzend. Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850. Die Stahlfabrikation machte in dieser Periode einen wichtigen Fortschritt durch die Erfindung des Stahlpuddelns. Dieses Ereig- nis fällt in die letzteren Jahre derselben. Sonst sind kaum Neue- rungen auf diesem Gebiete anzuführen. Anfangs der 30er Jahre machte Macintosh zu Glasgow Versuche, die Cementation des Stab- eisens mit Kohlenwasserstoffgas (Leuchtgas) zu bewerkstelligen, worüber Dufrénoy 1834 einen Bericht veröffentlicht hat 1). Macintosh benutzte dazu Röhren von feuerfestem Thon. Jedes Rohr wurde mit 100 bis 150 engl. Pfd. Stabeisen chargiert. Das Gas wurde durch Destillation von Steinkohlen erzeugt. Die Röhren lagen in einem Feuer und wurden zur Rotglut erhitzt. Die angewendeten Stäbe waren 2 Zoll breit und 6 Linien dick. Die Operation dauerte 18 bis 20 Stunden. Die Cementation gelang vollständig. Man muſste vorsichtig sein, damit keine Unterkohlung eintrat. Das Produkt zeigte kleine Blasen. Macintosh war der Ansicht, daſs dieser Prozeſs wohl mit dem üblichen Brennstahlverfahren konkurrieren könne. Die Litteratur über den Stahl in diesem Zeitabschnitt ist eine ziemlich reichhaltige. Wir erwähnen davon die Abhandlung eines Praktikers Damemme in Paris 2), welche sich hauptsächlich mit der Behandlung des Stahles befaſst. Über das Stahlfrischen im Siegerlande hat der Oberhütteninspek- tor Stengel in Lohe 3) und über das Stahlfrischen in Steiermark und Kärnten P. Tunner 4) sehr gute Arbeiten geliefert. Zwei sehr wichtige und lesenswerte Abhandlungen über die eng- lische Stahlfabrikation hat Le Play in den Annales des mines ver- öffentlicht. Die eine handelt über die Cement- und Guſsstahlfabri- 1) Siehe Annales des mines, 3. Série, V, 171. 2) Damemme, Essai pratique sur l’emploi où la manière de travailler l’acier 1835. Deutsch bearbeitet von Karmarsch, Quedlinburg und Leipzig 1839. 3) Stengel, über das bei Koks erblasene Rohstahleisen und den daraus her- gestellten Rohstahl in Karsten und von Dechens Archiv, Bd. 18, S. 260. Über den Rohstahlfrischprozeſs auf der Lohhütte in Siegen, S. 200. 4) P. Tunner, Der wohlunterrichtete Hammermeister, 1846. 41*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/659>, abgerufen am 22.11.2024.