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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Maschinenfabrikation 1831 bis 1850.
Cornick 1849 eine Maschine. Die von Broman 1851 eingeführte
soll aus Amerika stammen.

In der Nadelfabrikation wurden zahlreiche neue Maschinen
eingeführt, von denen wir von Stecknadelmaschinen die englischen
von Slocum (1835) und Coats (1840) und die französischen von
Renaud in Paris (1844) nennen. Pastor in Aachen führte in den
30er Jahren viele Verbesserungen bei der Nähnadelfabrikation ein.

Seit 1830 datiert auch der Aufschwung der Stahlschreibfedern,
woran James Perry hervorragendes Verdienst hat.

Die Fortschritte der Feuerwaffen übten ebenfalls ihren Einfluss
auf die Eisenindustrie, von der sie zum Teil ausgegangen waren, aus.
Man fing an, bei den Handfeuerwaffen den Hinterladern grössere
Beachtung zu schenken. 1831 und 1832 konstruierten Robert und
Lefaucheux in Paris ihre Hinterlader, welche grosses Aufsehen er-
regten. Die wichtigste Erfindung war aber die des Zündnadel-
gewehres
von Nikolaus Dreyse in Sömmerda, welche eine Revo-
lution in der Feuerbewaffnung herbeiführte. Schon 1828 hatte der
geniale Schlosser Dreyse sein Gewehr als Vorderlader konstruiert,
welches er dann 1835 als Hinterlader ausführte. Preussen erwarb
dasselbe und begann es allmählich in seiner Armee einzuführen.
1849 bestand es in Baden seine erste Feuerprobe im Ernstkampfe.
Ebenso fällt die Erfindung des Revolvers von Samuel Colt in
Hartford in Connecticut im Jahre 1835 in diese Periode.

Bei der Herstellung der besseren Flintenläufe zu Birmingham
in England war man wenigstens teilweise zur Anwendung des Stahls
übergegangen. Früher hatte man die besseren Läufe aus alten Huf-
nägeln verfertigt. Ende der 20er Jahre führte Adam in Wednes-
bury die sogen. Damascenerläufe ein, welche aus abwechselnden Lagen
von Stahl- und Eisenstäben, welche erst zusammengedreht waren,
geschweisst wurden. Dann verband man Stahl mit Hufeisennägeln
im Verhältnis von 1 zu 2. Hierauf folgte die Herstellung der Läufe
nur aus altem Stahl, wozu meist alte Kutschenfedern ausgesucht
wurden. Greener nahm den reinen Gussstahl Nr. 3, schnitt die
flachen Stäbe davon in Stücke, die er wiederholt in Gebläseöfen zu-
sammenschweisste und auswalzte. Diese Läufe übertrafen alle frühe-
ren an Festigkeit und Zähigkeit.

Krupp schmiedete die ersten Gewehrläufe aus reinem Gussstahl
in Deutschland. Die ersten Versuche, Büchsenläufe aus Gussstahlstangen
zu bohren, gehen bis 1845 zurück 1).


1) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 655.

Maschinenfabrikation 1831 bis 1850.
Cornick 1849 eine Maschine. Die von Broman 1851 eingeführte
soll aus Amerika stammen.

In der Nadelfabrikation wurden zahlreiche neue Maschinen
eingeführt, von denen wir von Stecknadelmaschinen die englischen
von Slocum (1835) und Coats (1840) und die französischen von
Renaud in Paris (1844) nennen. Pastor in Aachen führte in den
30er Jahren viele Verbesserungen bei der Nähnadelfabrikation ein.

Seit 1830 datiert auch der Aufschwung der Stahlschreibfedern,
woran James Perry hervorragendes Verdienst hat.

Die Fortschritte der Feuerwaffen übten ebenfalls ihren Einfluſs
auf die Eisenindustrie, von der sie zum Teil ausgegangen waren, aus.
Man fing an, bei den Handfeuerwaffen den Hinterladern gröſsere
Beachtung zu schenken. 1831 und 1832 konstruierten Robert und
Lefaucheux in Paris ihre Hinterlader, welche groſses Aufsehen er-
regten. Die wichtigste Erfindung war aber die des Zündnadel-
gewehres
von Nikolaus Dreyse in Sömmerda, welche eine Revo-
lution in der Feuerbewaffnung herbeiführte. Schon 1828 hatte der
geniale Schlosser Dreyse sein Gewehr als Vorderlader konstruiert,
welches er dann 1835 als Hinterlader ausführte. Preuſsen erwarb
dasselbe und begann es allmählich in seiner Armee einzuführen.
1849 bestand es in Baden seine erste Feuerprobe im Ernstkampfe.
Ebenso fällt die Erfindung des Revolvers von Samuel Colt in
Hartford in Connecticut im Jahre 1835 in diese Periode.

Bei der Herstellung der besseren Flintenläufe zu Birmingham
in England war man wenigstens teilweise zur Anwendung des Stahls
übergegangen. Früher hatte man die besseren Läufe aus alten Huf-
nägeln verfertigt. Ende der 20er Jahre führte Adam in Wednes-
bury die sogen. Damascenerläufe ein, welche aus abwechselnden Lagen
von Stahl- und Eisenstäben, welche erst zusammengedreht waren,
geschweiſst wurden. Dann verband man Stahl mit Hufeisennägeln
im Verhältnis von 1 zu 2. Hierauf folgte die Herstellung der Läufe
nur aus altem Stahl, wozu meist alte Kutschenfedern ausgesucht
wurden. Greener nahm den reinen Guſsstahl Nr. 3, schnitt die
flachen Stäbe davon in Stücke, die er wiederholt in Gebläseöfen zu-
sammenschweiſste und auswalzte. Diese Läufe übertrafen alle frühe-
ren an Festigkeit und Zähigkeit.

Krupp schmiedete die ersten Gewehrläufe aus reinem Guſsstahl
in Deutschland. Die ersten Versuche, Büchsenläufe aus Guſsstahlstangen
zu bohren, gehen bis 1845 zurück 1).


1) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 655.
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[642/0658] Maschinenfabrikation 1831 bis 1850. Cornick 1849 eine Maschine. Die von Broman 1851 eingeführte soll aus Amerika stammen. In der Nadelfabrikation wurden zahlreiche neue Maschinen eingeführt, von denen wir von Stecknadelmaschinen die englischen von Slocum (1835) und Coats (1840) und die französischen von Renaud in Paris (1844) nennen. Pastor in Aachen führte in den 30er Jahren viele Verbesserungen bei der Nähnadelfabrikation ein. Seit 1830 datiert auch der Aufschwung der Stahlschreibfedern, woran James Perry hervorragendes Verdienst hat. Die Fortschritte der Feuerwaffen übten ebenfalls ihren Einfluſs auf die Eisenindustrie, von der sie zum Teil ausgegangen waren, aus. Man fing an, bei den Handfeuerwaffen den Hinterladern gröſsere Beachtung zu schenken. 1831 und 1832 konstruierten Robert und Lefaucheux in Paris ihre Hinterlader, welche groſses Aufsehen er- regten. Die wichtigste Erfindung war aber die des Zündnadel- gewehres von Nikolaus Dreyse in Sömmerda, welche eine Revo- lution in der Feuerbewaffnung herbeiführte. Schon 1828 hatte der geniale Schlosser Dreyse sein Gewehr als Vorderlader konstruiert, welches er dann 1835 als Hinterlader ausführte. Preuſsen erwarb dasselbe und begann es allmählich in seiner Armee einzuführen. 1849 bestand es in Baden seine erste Feuerprobe im Ernstkampfe. Ebenso fällt die Erfindung des Revolvers von Samuel Colt in Hartford in Connecticut im Jahre 1835 in diese Periode. Bei der Herstellung der besseren Flintenläufe zu Birmingham in England war man wenigstens teilweise zur Anwendung des Stahls übergegangen. Früher hatte man die besseren Läufe aus alten Huf- nägeln verfertigt. Ende der 20er Jahre führte Adam in Wednes- bury die sogen. Damascenerläufe ein, welche aus abwechselnden Lagen von Stahl- und Eisenstäben, welche erst zusammengedreht waren, geschweiſst wurden. Dann verband man Stahl mit Hufeisennägeln im Verhältnis von 1 zu 2. Hierauf folgte die Herstellung der Läufe nur aus altem Stahl, wozu meist alte Kutschenfedern ausgesucht wurden. Greener nahm den reinen Guſsstahl Nr. 3, schnitt die flachen Stäbe davon in Stücke, die er wiederholt in Gebläseöfen zu- sammenschweiſste und auswalzte. Diese Läufe übertrafen alle frühe- ren an Festigkeit und Zähigkeit. Krupp schmiedete die ersten Gewehrläufe aus reinem Guſsstahl in Deutschland. Die ersten Versuche, Büchsenläufe aus Guſsstahlstangen zu bohren, gehen bis 1845 zurück 1). 1) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 655.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/658>, abgerufen am 22.11.2024.