kopfschienen der Hütte von Decazeville; a a sind die zweimal ge- schweissten Decken, b b sind einmal geschweisste und c c sind Roh- schienen. Diese Pakete waren 0,974 m lang und wogen 165 kg. Fig. 246 a zeigt den Durchschnitt eines Paketes für Doppelkopfschienen von Creusot in Frankreich. Dieses Paket wog 210 kg, war 1,21 m lang, und die daraus gewalzte Schiene hatte eine Länge von 4,8 m und wog 178 kg. Fig. 246 c ist ein Paket, in dem alte oder Ausschussschienen mit verarbeitet werden.
Zu Couillet wurden für die belgische Regierung Schienen mit har- tem Kopf gewalzt. Die obere Decke der Pakete hierfür war aus kör- nigem Eisen. Die Anwendung des körnigen oder krystallinischen Eisens zu diesem Zweck war also schon lange vor dem oben erwähnten englischen Patent Thorneycrofts in Belgien bekannt und eingeführt.
Das Ausschweissen dieser Pakete erforderte besondere Vorsicht, weil das körnige Eisen viel früher Schweisshitze annahm, als das sehnige. Ebenso war aber auch beim Auswalzen besondere Vorsicht nötig, weil das harte Eisen schneller erkaltete. Unter keinen Umständen durfte das harte Eisen mürbe sein. Selbst das aus Koks- roheisen gepuddelte körnige Eisen war brauchbar.
[Abbildung]
Fig. 246 b.
[Abbildung]
Fig. 246 c.
Man bediente sich aber in Couillet nur des aus Feineisen gepuddelten körnigen Stabeisens. Selbstverständlich durfte beim Schweissen der Pakete kein Teil derselben überhitzt werden, weil solche Pakete zwi- schen den Walzen aufrissen.
Die Kalibrierung der Schienenwalzen war ebenso wichtig wie schwierig. Die älteren, leichteren Schienenwalzen hatten nur 0,35 m Durchmesser und 1 m Körperlänge. Für schwere Schienen machte man die Walzen 0,40 bis 0,50 m dick und 1,20 bis 1,40 m lang. Die Kalibrierung selbst war wesentlich Erfahrungssache. Charakte- ristisch ist folgende Mitteilung von Valerius. Wenn auf dem Eisen- werk zu Monceau-sur-Sambre Walzen für ein bis dahin in der Hütte noch nicht angefertigtes Faconeisen konstruiert werden sollten, so wurden die für die verschiedenen Kaliber vorzunehmenden Abnahme- verhältnisse von einer aus allen Hüttenmeistern, dem Walzendreher und dem Direktor des Werkes bestehenden Kommission untersucht und festgestellt. Ebenso war es zu Seraing der Walzmeister, der Drehmeister, der den Puddel- und Schweissbetrieb leitende Hütten- meister, welche ihre Meinungen zu diesem Zweck vereinigten.
Beck, Geschichte des Eisens. 40
Die Formgebung 1831 bis 1850.
kopfschienen der Hütte von Decazeville; a a sind die zweimal ge- schweiſsten Decken, b b sind einmal geschweiſste und c c sind Roh- schienen. Diese Pakete waren 0,974 m lang und wogen 165 kg. Fig. 246 a zeigt den Durchschnitt eines Paketes für Doppelkopfschienen von Creusot in Frankreich. Dieses Paket wog 210 kg, war 1,21 m lang, und die daraus gewalzte Schiene hatte eine Länge von 4,8 m und wog 178 kg. Fig. 246 c ist ein Paket, in dem alte oder Ausschuſsschienen mit verarbeitet werden.
Zu Couillet wurden für die belgische Regierung Schienen mit har- tem Kopf gewalzt. Die obere Decke der Pakete hierfür war aus kör- nigem Eisen. Die Anwendung des körnigen oder krystallinischen Eisens zu diesem Zweck war also schon lange vor dem oben erwähnten englischen Patent Thorneycrofts in Belgien bekannt und eingeführt.
Das Ausschweiſsen dieser Pakete erforderte besondere Vorsicht, weil das körnige Eisen viel früher Schweiſshitze annahm, als das sehnige. Ebenso war aber auch beim Auswalzen besondere Vorsicht nötig, weil das harte Eisen schneller erkaltete. Unter keinen Umständen durfte das harte Eisen mürbe sein. Selbst das aus Koks- roheisen gepuddelte körnige Eisen war brauchbar.
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Fig. 246 b.
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Fig. 246 c.
Man bediente sich aber in Couillet nur des aus Feineisen gepuddelten körnigen Stabeisens. Selbstverständlich durfte beim Schweiſsen der Pakete kein Teil derselben überhitzt werden, weil solche Pakete zwi- schen den Walzen aufrissen.
Die Kalibrierung der Schienenwalzen war ebenso wichtig wie schwierig. Die älteren, leichteren Schienenwalzen hatten nur 0,35 m Durchmesser und 1 m Körperlänge. Für schwere Schienen machte man die Walzen 0,40 bis 0,50 m dick und 1,20 bis 1,40 m lang. Die Kalibrierung selbst war wesentlich Erfahrungssache. Charakte- ristisch ist folgende Mitteilung von Valerius. Wenn auf dem Eisen- werk zu Monceau-sur-Sambre Walzen für ein bis dahin in der Hütte noch nicht angefertigtes Façoneisen konstruiert werden sollten, so wurden die für die verschiedenen Kaliber vorzunehmenden Abnahme- verhältnisse von einer aus allen Hüttenmeistern, dem Walzendreher und dem Direktor des Werkes bestehenden Kommission untersucht und festgestellt. Ebenso war es zu Seraing der Walzmeister, der Drehmeister, der den Puddel- und Schweiſsbetrieb leitende Hütten- meister, welche ihre Meinungen zu diesem Zweck vereinigten.
Beck, Geschichte des Eisens. 40
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Die Formgebung 1831 bis 1850.
kopfschienen der Hütte von Decazeville; a a sind die zweimal ge-
schweiſsten Decken, b b sind einmal geschweiſste und c c sind Roh-
schienen. Diese Pakete waren 0,974 m lang und wogen 165 kg. Fig. 246 a
zeigt den Durchschnitt eines Paketes für Doppelkopfschienen von Creusot
in Frankreich. Dieses Paket wog 210 kg, war 1,21 m lang, und die daraus
gewalzte Schiene hatte eine Länge von 4,8 m und wog 178 kg. Fig. 246 c
ist ein Paket, in dem alte oder Ausschuſsschienen mit verarbeitet werden.
Zu Couillet wurden für die belgische Regierung Schienen mit har-
tem Kopf gewalzt. Die obere Decke der Pakete hierfür war aus kör-
nigem Eisen. Die Anwendung des körnigen oder
krystallinischen Eisens zu diesem Zweck war also
schon lange vor dem oben erwähnten englischen
Patent Thorneycrofts in Belgien bekannt und
eingeführt.
Das Ausschweiſsen dieser Pakete erforderte
besondere Vorsicht, weil das körnige Eisen viel
früher Schweiſshitze annahm, als das sehnige.
Ebenso war aber auch beim Auswalzen besondere
Vorsicht nötig, weil das harte Eisen schneller
erkaltete. Unter keinen Umständen durfte das
harte Eisen mürbe sein. Selbst das aus Koks-
roheisen gepuddelte körnige Eisen war brauchbar.
[Abbildung Fig. 246 b.]
[Abbildung Fig. 246 c.]
Man bediente sich aber in Couillet nur des aus Feineisen gepuddelten
körnigen Stabeisens. Selbstverständlich durfte beim Schweiſsen der
Pakete kein Teil derselben überhitzt werden, weil solche Pakete zwi-
schen den Walzen aufrissen.
Die Kalibrierung der Schienenwalzen war ebenso wichtig
wie schwierig. Die älteren, leichteren Schienenwalzen hatten nur 0,35 m
Durchmesser und 1 m Körperlänge. Für schwere Schienen machte
man die Walzen 0,40 bis 0,50 m dick und 1,20 bis 1,40 m lang.
Die Kalibrierung selbst war wesentlich Erfahrungssache. Charakte-
ristisch ist folgende Mitteilung von Valerius. Wenn auf dem Eisen-
werk zu Monceau-sur-Sambre Walzen für ein bis dahin in der Hütte
noch nicht angefertigtes Façoneisen konstruiert werden sollten, so
wurden die für die verschiedenen Kaliber vorzunehmenden Abnahme-
verhältnisse von einer aus allen Hüttenmeistern, dem Walzendreher
und dem Direktor des Werkes bestehenden Kommission untersucht
und festgestellt. Ebenso war es zu Seraing der Walzmeister, der
Drehmeister, der den Puddel- und Schweiſsbetrieb leitende Hütten-
meister, welche ihre Meinungen zu diesem Zweck vereinigten.
Beck, Geschichte des Eisens. 40
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/641>, abgerufen am 22.11.2024.
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