Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Formgebung 1831 bis 1850.
als auch von Schmiedeeisen, und nahm 1836 ein Patent hierfür
(Nr. 7209).

James Hardy erfand 1838 zuerst Schienen mit Stahlköpfen.
Seine Art der Paketierung, auf welche wir später noch zurückkommen
werden, war zwar für den Zweck etwas umständlich, aber es war doch

[Abbildung] Fig. 245.
schon das ähnliche Princip, wel-
ches später allgemein angewen-
det wurde. Die Lauffläche der
fertigen Schiene sollte aus Stahl
bestehen (Patent Nr. 7666).

Sydney Jessop wollte 1842 denselben Zweck dadurch erreichen,
dass er den Kopf der ausgewalzten schmiedeeisernen Schiene einer
nachträglichen Cementation unterwarf (Patent Nr. 9298).

Charles Sanderson schlug 1845 ein Verfahren vor, Gussstahl
und Schmiedeeisen zusammenzuschweissen und aus diesem Material
Schienen zu walzen.

Wichtiger war das Patent von G. B. Thorneycroft vom 27. Mai
1847, den Kopf der Schienen aus krystallinischem Eisen (Feinkorn),
den übrigen Teil der Schiene aus sehnigem Eisen zu walzen. Roh-
oder Feineisen sollen dafür in der vollkommensten Weise mit oder
ohne Hinzufügung von Schrotteisen zu einer Luppe gepuddelt werden,
gross genug, um die Deckschienen für eine ganze Eisenbahnschiene
zu bilden. Bei Doppelkopfschienen brauchte man je oben und unten
eine solche Schiene.

Diese Vorschläge führen uns bereits ein in die Art und Weise,
wie die Schienen zusammengesetzt und welches Material dafür ge-
nommen wurde. Anfangs setzte man die Pakete einfach aus Eisen
derselben Sorte zusammen, wobei man nur, um eine saubere Oberfläche

[Abbildung] Fig. 246 a.
zu erhalten, aussen gegärbtes Eisen, innen
aber Rohschienen (mill-bars) nahm. Ge-
wöhnlich begnügte man sich sogar damit, nur
oben und unten eine Fuss- und Deckplatte
von doppelt geschweisstem Eisen zu nehmen,
Fig. 246 a. So bestanden beispielsweise die
Pakete der Hamburger und badischen Eisen-
bahnschienen, welche anfangs der 40er
Jahre in Belgien gewalzt wurden, nach Valerius, aus drei Rohschienen
von 6 engl. Zoll Breite und vier von 3 Zoll Breite und nur zwei Deck-
schienen von gegärbtem Eisen von 6 Zoll Breite; alle waren 1 Zoll dick.

Fig. 246 b zeigt die Zusammensetzung eines Paketes zu Doppel-

Die Formgebung 1831 bis 1850.
als auch von Schmiedeeisen, und nahm 1836 ein Patent hierfür
(Nr. 7209).

James Hardy erfand 1838 zuerst Schienen mit Stahlköpfen.
Seine Art der Paketierung, auf welche wir später noch zurückkommen
werden, war zwar für den Zweck etwas umständlich, aber es war doch

[Abbildung] Fig. 245.
schon das ähnliche Princip, wel-
ches später allgemein angewen-
det wurde. Die Lauffläche der
fertigen Schiene sollte aus Stahl
bestehen (Patent Nr. 7666).

Sydney Jessop wollte 1842 denselben Zweck dadurch erreichen,
daſs er den Kopf der ausgewalzten schmiedeeisernen Schiene einer
nachträglichen Cementation unterwarf (Patent Nr. 9298).

Charles Sanderson schlug 1845 ein Verfahren vor, Guſsstahl
und Schmiedeeisen zusammenzuschweiſsen und aus diesem Material
Schienen zu walzen.

Wichtiger war das Patent von G. B. Thorneycroft vom 27. Mai
1847, den Kopf der Schienen aus krystallinischem Eisen (Feinkorn),
den übrigen Teil der Schiene aus sehnigem Eisen zu walzen. Roh-
oder Feineisen sollen dafür in der vollkommensten Weise mit oder
ohne Hinzufügung von Schrotteisen zu einer Luppe gepuddelt werden,
groſs genug, um die Deckschienen für eine ganze Eisenbahnschiene
zu bilden. Bei Doppelkopfschienen brauchte man je oben und unten
eine solche Schiene.

Diese Vorschläge führen uns bereits ein in die Art und Weise,
wie die Schienen zusammengesetzt und welches Material dafür ge-
nommen wurde. Anfangs setzte man die Pakete einfach aus Eisen
derselben Sorte zusammen, wobei man nur, um eine saubere Oberfläche

[Abbildung] Fig. 246 a.
zu erhalten, auſsen gegärbtes Eisen, innen
aber Rohschienen (mill-bars) nahm. Ge-
wöhnlich begnügte man sich sogar damit, nur
oben und unten eine Fuſs- und Deckplatte
von doppelt geschweiſstem Eisen zu nehmen,
Fig. 246 a. So bestanden beispielsweise die
Pakete der Hamburger und badischen Eisen-
bahnschienen, welche anfangs der 40er
Jahre in Belgien gewalzt wurden, nach Valerius, aus drei Rohschienen
von 6 engl. Zoll Breite und vier von 3 Zoll Breite und nur zwei Deck-
schienen von gegärbtem Eisen von 6 Zoll Breite; alle waren 1 Zoll dick.

Fig. 246 b zeigt die Zusammensetzung eines Paketes zu Doppel-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0640" n="624"/><fw place="top" type="header">Die Formgebung 1831 bis 1850.</fw><lb/>
als auch von Schmiedeeisen, und nahm 1836 ein Patent hierfür<lb/>
(Nr. 7209).</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">James Hardy</hi> erfand 1838 zuerst Schienen mit Stahlköpfen.<lb/>
Seine Art der Paketierung, auf welche wir später noch zurückkommen<lb/>
werden, war zwar für den Zweck etwas umständlich, aber es war doch<lb/><figure><head>Fig. 245.</head></figure><lb/>
schon das ähnliche Princip, wel-<lb/>
ches später allgemein angewen-<lb/>
det wurde. Die Lauffläche der<lb/>
fertigen Schiene sollte aus Stahl<lb/>
bestehen (Patent Nr. 7666).</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Sydney Jessop</hi> wollte 1842 denselben Zweck dadurch erreichen,<lb/>
da&#x017F;s er den Kopf der ausgewalzten schmiedeeisernen Schiene einer<lb/>
nachträglichen Cementation unterwarf (Patent Nr. 9298).</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Charles Sanderson</hi> schlug 1845 ein Verfahren vor, Gu&#x017F;sstahl<lb/>
und Schmiedeeisen zusammenzuschwei&#x017F;sen und aus diesem Material<lb/>
Schienen zu walzen.</p><lb/>
              <p>Wichtiger war das Patent von G. B. <hi rendition="#g">Thorneycroft</hi> vom 27. Mai<lb/>
1847, den Kopf der Schienen aus krystallinischem Eisen (Feinkorn),<lb/>
den übrigen Teil der Schiene aus sehnigem Eisen zu walzen. Roh-<lb/>
oder Feineisen sollen dafür in der vollkommensten Weise mit oder<lb/>
ohne Hinzufügung von Schrotteisen zu einer Luppe gepuddelt werden,<lb/>
gro&#x017F;s genug, um die Deckschienen für eine ganze Eisenbahnschiene<lb/>
zu bilden. Bei Doppelkopfschienen brauchte man je oben und unten<lb/>
eine solche Schiene.</p><lb/>
              <p>Diese Vorschläge führen uns bereits ein in die Art und Weise,<lb/>
wie die Schienen zusammengesetzt und welches Material dafür ge-<lb/>
nommen wurde. Anfangs setzte man die <hi rendition="#g">Pakete</hi> einfach aus Eisen<lb/>
derselben Sorte zusammen, wobei man nur, um eine saubere Oberfläche<lb/><figure><head>Fig. 246 a.</head></figure><lb/>
zu erhalten, au&#x017F;sen gegärbtes Eisen, innen<lb/>
aber Rohschienen (mill-bars) nahm. Ge-<lb/>
wöhnlich begnügte man sich sogar damit, nur<lb/>
oben und unten eine Fu&#x017F;s- und Deckplatte<lb/>
von doppelt geschwei&#x017F;stem Eisen zu nehmen,<lb/>
Fig. 246 a. So bestanden beispielsweise die<lb/>
Pakete der Hamburger und badischen Eisen-<lb/>
bahnschienen, welche anfangs der 40er<lb/>
Jahre in Belgien gewalzt wurden, nach <hi rendition="#g">Valerius</hi>, aus drei Rohschienen<lb/>
von 6 engl. Zoll Breite und vier von 3 Zoll Breite und nur zwei Deck-<lb/>
schienen von gegärbtem Eisen von 6 Zoll Breite; alle waren 1 Zoll dick.</p><lb/>
              <p>Fig. 246 b zeigt die Zusammensetzung eines Paketes zu Doppel-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[624/0640] Die Formgebung 1831 bis 1850. als auch von Schmiedeeisen, und nahm 1836 ein Patent hierfür (Nr. 7209). James Hardy erfand 1838 zuerst Schienen mit Stahlköpfen. Seine Art der Paketierung, auf welche wir später noch zurückkommen werden, war zwar für den Zweck etwas umständlich, aber es war doch [Abbildung Fig. 245.] schon das ähnliche Princip, wel- ches später allgemein angewen- det wurde. Die Lauffläche der fertigen Schiene sollte aus Stahl bestehen (Patent Nr. 7666). Sydney Jessop wollte 1842 denselben Zweck dadurch erreichen, daſs er den Kopf der ausgewalzten schmiedeeisernen Schiene einer nachträglichen Cementation unterwarf (Patent Nr. 9298). Charles Sanderson schlug 1845 ein Verfahren vor, Guſsstahl und Schmiedeeisen zusammenzuschweiſsen und aus diesem Material Schienen zu walzen. Wichtiger war das Patent von G. B. Thorneycroft vom 27. Mai 1847, den Kopf der Schienen aus krystallinischem Eisen (Feinkorn), den übrigen Teil der Schiene aus sehnigem Eisen zu walzen. Roh- oder Feineisen sollen dafür in der vollkommensten Weise mit oder ohne Hinzufügung von Schrotteisen zu einer Luppe gepuddelt werden, groſs genug, um die Deckschienen für eine ganze Eisenbahnschiene zu bilden. Bei Doppelkopfschienen brauchte man je oben und unten eine solche Schiene. Diese Vorschläge führen uns bereits ein in die Art und Weise, wie die Schienen zusammengesetzt und welches Material dafür ge- nommen wurde. Anfangs setzte man die Pakete einfach aus Eisen derselben Sorte zusammen, wobei man nur, um eine saubere Oberfläche [Abbildung Fig. 246 a.] zu erhalten, auſsen gegärbtes Eisen, innen aber Rohschienen (mill-bars) nahm. Ge- wöhnlich begnügte man sich sogar damit, nur oben und unten eine Fuſs- und Deckplatte von doppelt geschweiſstem Eisen zu nehmen, Fig. 246 a. So bestanden beispielsweise die Pakete der Hamburger und badischen Eisen- bahnschienen, welche anfangs der 40er Jahre in Belgien gewalzt wurden, nach Valerius, aus drei Rohschienen von 6 engl. Zoll Breite und vier von 3 Zoll Breite und nur zwei Deck- schienen von gegärbtem Eisen von 6 Zoll Breite; alle waren 1 Zoll dick. Fig. 246 b zeigt die Zusammensetzung eines Paketes zu Doppel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/640
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/640>, abgerufen am 10.06.2024.