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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.

Auch bei den Blechwalzwerken, der ältesten Art der Walz-
werke, waren im Laufe der Zeit und besonders seit 1830 mancherlei
Verbesserungen eingeführt worden. Veranlassung dazu hatten die
stärkeren Betriebskräfte seit der Verwendung der Dampfmaschinen,
die grössere Erzeugung und die Herstellung grösserer und stärkerer
Bleche für Dampfkessel gegeben. Die alten, kleinen Walzwerke, auf
denen "Dünneisen" für die Weissblechfabrikation und Schwarzblech
in beschränkten Dimensionen gewalzt wurden, waren Schleppwalzen
mit Pilarengerüsten oder mit Ständern mit beweglichem Sattel. Die
Oberwalze ruhte auf der Unterwalze und wurde nur durch die Reibung
gedreht "geschleppt". Die Unterwalze, die durch eine Kupplungs-

[Abbildung] Fig. 235.
welle unmittelbar mit der Wasserradwelle verbunden war, lag mit
ihren Zapfen in offenen Lagern ohne Deckel, die Oberwalze hatte
kein Unterlager, sondern nur ein Oberlager, welches durch die Druck-
schraube in seiner Lage gehalten wurde. Durch die Druckschraube
wurde die Stellung der Oberwalze, d. h. die Höhe, bis zu der dieselbe
beim Walzen sich nach oben heben konnte, bestimmt.

Diese alte Konstruktion hatte vielerlei Mängel, die besonders bei
stärkerem Betriebe fühlbar wurden. Man verbesserte sie durch bessere
Lagerung der Walzen und stärkere Ständer. Für letztere nahm man
geschlossene Ständer, wie bei den Stabeisenwalzwerken, die man aber
stärker machte, entsprechend der grösseren Kraft, der sie zu wider-
stehen hatten. Ausserdem wurden die Ständer durch starke eiserne
Anker oder Bolzen miteinander verbunden. Entsprechend führte man

Die Formgebung 1831 bis 1850.

Auch bei den Blechwalzwerken, der ältesten Art der Walz-
werke, waren im Laufe der Zeit und besonders seit 1830 mancherlei
Verbesserungen eingeführt worden. Veranlassung dazu hatten die
stärkeren Betriebskräfte seit der Verwendung der Dampfmaschinen,
die gröſsere Erzeugung und die Herstellung gröſserer und stärkerer
Bleche für Dampfkessel gegeben. Die alten, kleinen Walzwerke, auf
denen „Dünneisen“ für die Weiſsblechfabrikation und Schwarzblech
in beschränkten Dimensionen gewalzt wurden, waren Schleppwalzen
mit Pilarengerüsten oder mit Ständern mit beweglichem Sattel. Die
Oberwalze ruhte auf der Unterwalze und wurde nur durch die Reibung
gedreht „geschleppt“. Die Unterwalze, die durch eine Kupplungs-

[Abbildung] Fig. 235.
welle unmittelbar mit der Wasserradwelle verbunden war, lag mit
ihren Zapfen in offenen Lagern ohne Deckel, die Oberwalze hatte
kein Unterlager, sondern nur ein Oberlager, welches durch die Druck-
schraube in seiner Lage gehalten wurde. Durch die Druckschraube
wurde die Stellung der Oberwalze, d. h. die Höhe, bis zu der dieselbe
beim Walzen sich nach oben heben konnte, bestimmt.

Diese alte Konstruktion hatte vielerlei Mängel, die besonders bei
stärkerem Betriebe fühlbar wurden. Man verbesserte sie durch bessere
Lagerung der Walzen und stärkere Ständer. Für letztere nahm man
geschlossene Ständer, wie bei den Stabeisenwalzwerken, die man aber
stärker machte, entsprechend der gröſseren Kraft, der sie zu wider-
stehen hatten. Auſserdem wurden die Ständer durch starke eiserne
Anker oder Bolzen miteinander verbunden. Entsprechend führte man

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[618/0634] Die Formgebung 1831 bis 1850. Auch bei den Blechwalzwerken, der ältesten Art der Walz- werke, waren im Laufe der Zeit und besonders seit 1830 mancherlei Verbesserungen eingeführt worden. Veranlassung dazu hatten die stärkeren Betriebskräfte seit der Verwendung der Dampfmaschinen, die gröſsere Erzeugung und die Herstellung gröſserer und stärkerer Bleche für Dampfkessel gegeben. Die alten, kleinen Walzwerke, auf denen „Dünneisen“ für die Weiſsblechfabrikation und Schwarzblech in beschränkten Dimensionen gewalzt wurden, waren Schleppwalzen mit Pilarengerüsten oder mit Ständern mit beweglichem Sattel. Die Oberwalze ruhte auf der Unterwalze und wurde nur durch die Reibung gedreht „geschleppt“. Die Unterwalze, die durch eine Kupplungs- [Abbildung Fig. 235.] welle unmittelbar mit der Wasserradwelle verbunden war, lag mit ihren Zapfen in offenen Lagern ohne Deckel, die Oberwalze hatte kein Unterlager, sondern nur ein Oberlager, welches durch die Druck- schraube in seiner Lage gehalten wurde. Durch die Druckschraube wurde die Stellung der Oberwalze, d. h. die Höhe, bis zu der dieselbe beim Walzen sich nach oben heben konnte, bestimmt. Diese alte Konstruktion hatte vielerlei Mängel, die besonders bei stärkerem Betriebe fühlbar wurden. Man verbesserte sie durch bessere Lagerung der Walzen und stärkere Ständer. Für letztere nahm man geschlossene Ständer, wie bei den Stabeisenwalzwerken, die man aber stärker machte, entsprechend der gröſseren Kraft, der sie zu wider- stehen hatten. Auſserdem wurden die Ständer durch starke eiserne Anker oder Bolzen miteinander verbunden. Entsprechend führte man

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/634>, abgerufen am 22.11.2024.