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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.
stark waren, je 1400 kg wogen und ca. 30 Umgänge in der Minute
machten, hatten sieben Einschnitte. Die korrespondierenden Ein-
schnitte der zwei symmetrischen Walzen, Fig. 227, bildeten viereckige,
offene Kaliber, deren Diagonalen senkrecht standen. Die Seiten dieser
Vierkantkaliber waren nicht gerade Linien, sondern Kreisbogen. Der
Konstruktion der Kaliber lagen Kreise zu Grunde, nach deren Durch-
messer man die Grösse der Furchung und die Abnahme derselben an-
gab. Die damals bei den Luppenstreckwalzen gebräuchlichen Masse
der sieben aufeinander folgenden Kaliber waren nach Karsten die
folgenden: 190, 157, 131, 111, 99, 86 und 75 mm Durchmesser. In
der Regel wählte man bei den Luppenwalzen ein Abnahmeverhältnis
von 10 zu 14; nahm man es 10 zu
16, so liess man das Eisen zweimal
durch dasselbe Kaliber gehen, indem
man es beim zweiten Durchwalzen um
90° drehte. Die Grundform bildete
ein verschobenes Viereck, dessen senk-
rechte Diagonale grösser war. Die
Konstruktion geschah nach Fig. 228
in der folgenden Weise. Von dem
Mittelpunkt a aus zieht man mit der
halben Länge des oben angegebenen
Durchmessers für das betreffende Ka-
liber einen Kreis, wodurch man auf
der horizontalen Diagonale die beiden
Schnittpunkte b c erhält. Diese Länge
wird in vier gleiche Teile geteilt,
beziehungsweise der Radius in d und
e halbiert. Man beschreibt nun mit
[Abbildung] Fig. 227.
[Abbildung] Fig. 228.
3/4 des Durchmessers, oder mit den Längen b e = c d von d und
e aus die Bogen g und h, welche in f die senkrechte Diagonale
schneiden. Man teilt dann a f in vier gleiche Teile, schneidet von
b und c aus mit 1/4 a f die Bogenstücke b n, c m ab, verlängert von
b und c aus die horizontale Diagonale um die Hälfte dieser Länge,
also um 1/8 a f, wodurch man die Punkte o und p erhält, diese ver-
bindet man mit m und n durch Kreisbogen von dem halben Kaliber-
durchmesser (a b, a c). So erhält man das gewünschte Spitzbogen-
kaliber (ogives). Die verdrückte Gestalt derselben trug zum Quetschen
und Reinigen, sowie zur Beschleunigung der Walzarbeit wesentlich
bei. Die Vorwalzen wurden nicht abgedreht, sondern roh gelassen,

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Die Formgebung 1831 bis 1850.
stark waren, je 1400 kg wogen und ca. 30 Umgänge in der Minute
machten, hatten sieben Einschnitte. Die korrespondierenden Ein-
schnitte der zwei symmetrischen Walzen, Fig. 227, bildeten viereckige,
offene Kaliber, deren Diagonalen senkrecht standen. Die Seiten dieser
Vierkantkaliber waren nicht gerade Linien, sondern Kreisbogen. Der
Konstruktion der Kaliber lagen Kreise zu Grunde, nach deren Durch-
messer man die Gröſse der Furchung und die Abnahme derselben an-
gab. Die damals bei den Luppenstreckwalzen gebräuchlichen Maſse
der sieben aufeinander folgenden Kaliber waren nach Karsten die
folgenden: 190, 157, 131, 111, 99, 86 und 75 mm Durchmesser. In
der Regel wählte man bei den Luppenwalzen ein Abnahmeverhältnis
von 10 zu 14; nahm man es 10 zu
16, so lieſs man das Eisen zweimal
durch dasselbe Kaliber gehen, indem
man es beim zweiten Durchwalzen um
90° drehte. Die Grundform bildete
ein verschobenes Viereck, dessen senk-
rechte Diagonale gröſser war. Die
Konstruktion geschah nach Fig. 228
in der folgenden Weise. Von dem
Mittelpunkt a aus zieht man mit der
halben Länge des oben angegebenen
Durchmessers für das betreffende Ka-
liber einen Kreis, wodurch man auf
der horizontalen Diagonale die beiden
Schnittpunkte b c erhält. Diese Länge
wird in vier gleiche Teile geteilt,
beziehungsweise der Radius in d und
e halbiert. Man beschreibt nun mit
[Abbildung] Fig. 227.
[Abbildung] Fig. 228.
¾ des Durchmessers, oder mit den Längen b e = c d von d und
e aus die Bogen g und h, welche in f die senkrechte Diagonale
schneiden. Man teilt dann a f in vier gleiche Teile, schneidet von
b und c aus mit ¼ a f die Bogenstücke b n, c m ab, verlängert von
b und c aus die horizontale Diagonale um die Hälfte dieser Länge,
also um ⅛ a f, wodurch man die Punkte o und p erhält, diese ver-
bindet man mit m und n durch Kreisbogen von dem halben Kaliber-
durchmesser (a b, a c). So erhält man das gewünschte Spitzbogen-
kaliber (ogives). Die verdrückte Gestalt derselben trug zum Quetschen
und Reinigen, sowie zur Beschleunigung der Walzarbeit wesentlich
bei. Die Vorwalzen wurden nicht abgedreht, sondern roh gelassen,

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[611/0627] Die Formgebung 1831 bis 1850. stark waren, je 1400 kg wogen und ca. 30 Umgänge in der Minute machten, hatten sieben Einschnitte. Die korrespondierenden Ein- schnitte der zwei symmetrischen Walzen, Fig. 227, bildeten viereckige, offene Kaliber, deren Diagonalen senkrecht standen. Die Seiten dieser Vierkantkaliber waren nicht gerade Linien, sondern Kreisbogen. Der Konstruktion der Kaliber lagen Kreise zu Grunde, nach deren Durch- messer man die Gröſse der Furchung und die Abnahme derselben an- gab. Die damals bei den Luppenstreckwalzen gebräuchlichen Maſse der sieben aufeinander folgenden Kaliber waren nach Karsten die folgenden: 190, 157, 131, 111, 99, 86 und 75 mm Durchmesser. In der Regel wählte man bei den Luppenwalzen ein Abnahmeverhältnis von 10 zu 14; nahm man es 10 zu 16, so lieſs man das Eisen zweimal durch dasselbe Kaliber gehen, indem man es beim zweiten Durchwalzen um 90° drehte. Die Grundform bildete ein verschobenes Viereck, dessen senk- rechte Diagonale gröſser war. Die Konstruktion geschah nach Fig. 228 in der folgenden Weise. Von dem Mittelpunkt a aus zieht man mit der halben Länge des oben angegebenen Durchmessers für das betreffende Ka- liber einen Kreis, wodurch man auf der horizontalen Diagonale die beiden Schnittpunkte b c erhält. Diese Länge wird in vier gleiche Teile geteilt, beziehungsweise der Radius in d und e halbiert. Man beschreibt nun mit [Abbildung Fig. 227.] [Abbildung Fig. 228.] ¾ des Durchmessers, oder mit den Längen b e = c d von d und e aus die Bogen g und h, welche in f die senkrechte Diagonale schneiden. Man teilt dann a f in vier gleiche Teile, schneidet von b und c aus mit ¼ a f die Bogenstücke b n, c m ab, verlängert von b und c aus die horizontale Diagonale um die Hälfte dieser Länge, also um ⅛ a f, wodurch man die Punkte o und p erhält, diese ver- bindet man mit m und n durch Kreisbogen von dem halben Kaliber- durchmesser (a b, a c). So erhält man das gewünschte Spitzbogen- kaliber (ogives). Die verdrückte Gestalt derselben trug zum Quetschen und Reinigen, sowie zur Beschleunigung der Walzarbeit wesentlich bei. Die Vorwalzen wurden nicht abgedreht, sondern roh gelassen, 39*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/627>, abgerufen am 02.06.2024.