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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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man bei der zweiten Methode in anderer Weise. Statt 50 Proz. wur-
den nur 25 Proz. Garschlacke und Hammerschlag eingesetzt. Das
Einschmelzen begann bei offenem Register, sobald das Eisen aber
anfing, flüssig zu werden, liess man das Register nieder und rührte
um, bis das Eisen von Schlacken bedeckt war. Alsdann öffnete man
das Register und rührte bei steigender Hitze kräftiger. Die Koch-
periode begann und der Prozess wurde in derselben Weise, wie oben
beschrieben, zu Ende geführt. Auf das richtige Einschüren des Brenn-
materials kam natürlich viel an; während des Luppenmachens durfte
nicht geschürt werden.

Man machte auf diese Art in 12 Stunden mit weissem Roheisen
sechs, mit grauem fünf und mit Feineisen acht Chargen; bei dem
zuvor beschriebenen Verfahren mit fortwährend geöffnetem Register
machte man in 24 Stunden eine Charge mehr. Bei dem letztbeschriebe-
nen Verfahren erhielt man aber besseres Eisen. Zu 100 Tln. Roh-
schienen brauchte man 100 Tle. Steinkohle, der Eisenabgang betrug
8 Proz.

Bei dem Schlackenpuddeln wendete man mit Vorliebe den mit
Luft oder Wasser gekühlten Ofen an. Diese Öfen hatten eine be-
sondere Fuchsbrücke, welche verhinderte, dass das flüssige Metall in
die Esse lief.

Das Kochfrischen verbreitete sich rasch von England nach Bel-
gien (Seraing), Frankreich und Deutschland (Königshütte 1843).

Man hat öfter versucht, Brennmaterialersparnis dadurch zu er-
zielen, dass man das Roheisen in flüssiger Form direkt aus dem Hoch-
ofen in die Puddelöfen leitete oder schöpfte. Für dieses Verfahren
nahmen G. und J. Jones, J. Foster und J. Baker 1832 ein
Patent (Nr. 6300). Denselben Zweck verfolgte das Patent von J. J.
Guest vom 31. Januar 1833 (Nr. 6379). Th. W. Baker wollte das
Eisen aus einem Feineisenfeuer flüssig in den Puddelofen leiten (1841,
Nr. 8855). L. Powell und R. Ellis nahmen in demselben Jahre
ein Patent, das Roheisen aus dem Hochofen direkt in den Kochofen
zu leiten, zugleich aber auch zur Beförderung des Puddelprozesses
während der Kochperiode Gebläsewind durch eine Düse nahe der
Arbeitsthür auf das Metallbad zu leiten. Ebenso schlug Thorny-
croft
1843 vor, Wind durch die hohle Feuerbrücke in die Puddel-
und Schweissöfen zu leiten.

Um die Verbesserung des Puddelns hat sich Professor Schafhäutl
besonders bemüht und dasselbe durch mechanische und chemische
Hülfsmittel zu erleichtern gesucht. Es ist eine bekannte Sache, dass die

Das Puddeln 1831 bis 1850.
man bei der zweiten Methode in anderer Weise. Statt 50 Proz. wur-
den nur 25 Proz. Garschlacke und Hammerschlag eingesetzt. Das
Einschmelzen begann bei offenem Register, sobald das Eisen aber
anfing, flüssig zu werden, lieſs man das Register nieder und rührte
um, bis das Eisen von Schlacken bedeckt war. Alsdann öffnete man
das Register und rührte bei steigender Hitze kräftiger. Die Koch-
periode begann und der Prozeſs wurde in derselben Weise, wie oben
beschrieben, zu Ende geführt. Auf das richtige Einschüren des Brenn-
materials kam natürlich viel an; während des Luppenmachens durfte
nicht geschürt werden.

Man machte auf diese Art in 12 Stunden mit weiſsem Roheisen
sechs, mit grauem fünf und mit Feineisen acht Chargen; bei dem
zuvor beschriebenen Verfahren mit fortwährend geöffnetem Register
machte man in 24 Stunden eine Charge mehr. Bei dem letztbeschriebe-
nen Verfahren erhielt man aber besseres Eisen. Zu 100 Tln. Roh-
schienen brauchte man 100 Tle. Steinkohle, der Eisenabgang betrug
8 Proz.

Bei dem Schlackenpuddeln wendete man mit Vorliebe den mit
Luft oder Wasser gekühlten Ofen an. Diese Öfen hatten eine be-
sondere Fuchsbrücke, welche verhinderte, daſs das flüssige Metall in
die Esse lief.

Das Kochfrischen verbreitete sich rasch von England nach Bel-
gien (Seraing), Frankreich und Deutschland (Königshütte 1843).

Man hat öfter versucht, Brennmaterialersparnis dadurch zu er-
zielen, daſs man das Roheisen in flüssiger Form direkt aus dem Hoch-
ofen in die Puddelöfen leitete oder schöpfte. Für dieses Verfahren
nahmen G. und J. Jones, J. Foster und J. Baker 1832 ein
Patent (Nr. 6300). Denselben Zweck verfolgte das Patent von J. J.
Guest vom 31. Januar 1833 (Nr. 6379). Th. W. Baker wollte das
Eisen aus einem Feineisenfeuer flüssig in den Puddelofen leiten (1841,
Nr. 8855). L. Powell und R. Ellis nahmen in demselben Jahre
ein Patent, das Roheisen aus dem Hochofen direkt in den Kochofen
zu leiten, zugleich aber auch zur Beförderung des Puddelprozesses
während der Kochperiode Gebläsewind durch eine Düse nahe der
Arbeitsthür auf das Metallbad zu leiten. Ebenso schlug Thorny-
croft
1843 vor, Wind durch die hohle Feuerbrücke in die Puddel-
und Schweiſsöfen zu leiten.

Um die Verbesserung des Puddelns hat sich Professor Schafhäutl
besonders bemüht und dasselbe durch mechanische und chemische
Hülfsmittel zu erleichtern gesucht. Es ist eine bekannte Sache, daſs die

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[584/0600] Das Puddeln 1831 bis 1850. man bei der zweiten Methode in anderer Weise. Statt 50 Proz. wur- den nur 25 Proz. Garschlacke und Hammerschlag eingesetzt. Das Einschmelzen begann bei offenem Register, sobald das Eisen aber anfing, flüssig zu werden, lieſs man das Register nieder und rührte um, bis das Eisen von Schlacken bedeckt war. Alsdann öffnete man das Register und rührte bei steigender Hitze kräftiger. Die Koch- periode begann und der Prozeſs wurde in derselben Weise, wie oben beschrieben, zu Ende geführt. Auf das richtige Einschüren des Brenn- materials kam natürlich viel an; während des Luppenmachens durfte nicht geschürt werden. Man machte auf diese Art in 12 Stunden mit weiſsem Roheisen sechs, mit grauem fünf und mit Feineisen acht Chargen; bei dem zuvor beschriebenen Verfahren mit fortwährend geöffnetem Register machte man in 24 Stunden eine Charge mehr. Bei dem letztbeschriebe- nen Verfahren erhielt man aber besseres Eisen. Zu 100 Tln. Roh- schienen brauchte man 100 Tle. Steinkohle, der Eisenabgang betrug 8 Proz. Bei dem Schlackenpuddeln wendete man mit Vorliebe den mit Luft oder Wasser gekühlten Ofen an. Diese Öfen hatten eine be- sondere Fuchsbrücke, welche verhinderte, daſs das flüssige Metall in die Esse lief. Das Kochfrischen verbreitete sich rasch von England nach Bel- gien (Seraing), Frankreich und Deutschland (Königshütte 1843). Man hat öfter versucht, Brennmaterialersparnis dadurch zu er- zielen, daſs man das Roheisen in flüssiger Form direkt aus dem Hoch- ofen in die Puddelöfen leitete oder schöpfte. Für dieses Verfahren nahmen G. und J. Jones, J. Foster und J. Baker 1832 ein Patent (Nr. 6300). Denselben Zweck verfolgte das Patent von J. J. Guest vom 31. Januar 1833 (Nr. 6379). Th. W. Baker wollte das Eisen aus einem Feineisenfeuer flüssig in den Puddelofen leiten (1841, Nr. 8855). L. Powell und R. Ellis nahmen in demselben Jahre ein Patent, das Roheisen aus dem Hochofen direkt in den Kochofen zu leiten, zugleich aber auch zur Beförderung des Puddelprozesses während der Kochperiode Gebläsewind durch eine Düse nahe der Arbeitsthür auf das Metallbad zu leiten. Ebenso schlug Thorny- croft 1843 vor, Wind durch die hohle Feuerbrücke in die Puddel- und Schweiſsöfen zu leiten. Um die Verbesserung des Puddelns hat sich Professor Schafhäutl besonders bemüht und dasselbe durch mechanische und chemische Hülfsmittel zu erleichtern gesucht. Es ist eine bekannte Sache, daſs die

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/600>, abgerufen am 18.06.2024.