brauchten sie auch durch die stärkere Abkühlung mehr Brenn- material.
In Deutschland hatte man, anstatt Luft um den Herd cirkulieren zu lassen, versucht, die Ofenwände mit Wasser, welches durch den hohlen Herdkranz cirkulierte, zu kühlen. Die Öfen wurden auf dieselbe Weise wie die Luftöfen konstruiert, nur dass die Luftplatten auf der nach dem Luftstrom zugekehrten Seite eine Röhre angegossen hatten, durch welche ein Wasserstrahl fliessen konnte. Dieses Rohr war engl. Zoll weit. Ausserdem setzte man den Kanal nicht, wie bei den Luft- öfen, aus sechs Platten zusammen, sondern man nahm einen im ganzen gegossenen Kranz als Umgebung des Herdes, weil Dichtigkeit des Wasserkanals ein Haupterfordernis war.
Im Jahre 1836 waren solche Puddelöfen zu Nachrodt und zu Oberhausen im Betrieb. Man machte ihnen den Vorwurf, dass der Kanal leicht zerspringen und das Wasser dann in den Herd dringen könne. Allein das Wasser liess sich leicht abstellen, und funktionierte dann der Ofen immer noch als Luftofen.
Die wichtigste Verbesserung im Arbeitsraume des Puddelofens war die Ersetzung der alten Sandherde durch Schlackenherde, welche Joseph Hall auf dem Eisenwerk von Bloomfield bei Tipton in Staffordshire um 1840 zuerst einführte und die sich rasch sowohl in England als auch auf dem Kontinent ausbreitete und eine vollständige Umwälzung im Puddelbetrieb herbeiführte.
Um durch Zuführung von kalter Luft unter den Rost den Zug zu verstärken, führte man unter den Feuerungen der Puddel- und Schweissöfen einen geräumigen Kanal durch, der mit der äusseren Luft kommunizierte.
Dass man den Schweissöfen für verschiedene Eisensorten ver- schiedene entsprechende Formen und Grössen gab, bedarf hier nur der Erwähnung. Hinsichtlich des Ausschweissens der Draht- und Blechflammen haben wir dies schon früher kennen gelernt.
In einigen Gegenden Belgiens, hauptsächlich in der Provinz Lüttich, und in Frankreich wendete man zum Wärmen des Eisens, besonders der Bleche, eigentümliche, als fours dormants bekannte Öfen an. Sie hatten grosse Ähnlichkeit mit Backöfen, nur dass die Herdsohle durch einen Rost ersetzt war, der sehr gross und mit einem niedrigen Gewölbe bedeckt war. Die ausserhalb des Ofens über der Arbeitsthür liegende Esse gestattete das Ausströmen der Flammen und des Rauches, ohne einen Zug zu veranlassen. Sie hatten nur eine Thür, welche zu gleicher Zeit zum Feuern oder Schüren,
Das Puddeln 1831 bis 1850.
brauchten sie auch durch die stärkere Abkühlung mehr Brenn- material.
In Deutschland hatte man, anstatt Luft um den Herd cirkulieren zu lassen, versucht, die Ofenwände mit Wasser, welches durch den hohlen Herdkranz cirkulierte, zu kühlen. Die Öfen wurden auf dieselbe Weise wie die Luftöfen konstruiert, nur daſs die Luftplatten auf der nach dem Luftstrom zugekehrten Seite eine Röhre angegossen hatten, durch welche ein Wasserstrahl flieſsen konnte. Dieses Rohr war engl. Zoll weit. Auſserdem setzte man den Kanal nicht, wie bei den Luft- öfen, aus sechs Platten zusammen, sondern man nahm einen im ganzen gegossenen Kranz als Umgebung des Herdes, weil Dichtigkeit des Wasserkanals ein Haupterfordernis war.
Im Jahre 1836 waren solche Puddelöfen zu Nachrodt und zu Oberhausen im Betrieb. Man machte ihnen den Vorwurf, daſs der Kanal leicht zerspringen und das Wasser dann in den Herd dringen könne. Allein das Wasser lieſs sich leicht abstellen, und funktionierte dann der Ofen immer noch als Luftofen.
Die wichtigste Verbesserung im Arbeitsraume des Puddelofens war die Ersetzung der alten Sandherde durch Schlackenherde, welche Joseph Hall auf dem Eisenwerk von Bloomfield bei Tipton in Staffordshire um 1840 zuerst einführte und die sich rasch sowohl in England als auch auf dem Kontinent ausbreitete und eine vollständige Umwälzung im Puddelbetrieb herbeiführte.
Um durch Zuführung von kalter Luft unter den Rost den Zug zu verstärken, führte man unter den Feuerungen der Puddel- und Schweiſsöfen einen geräumigen Kanal durch, der mit der äuſseren Luft kommunizierte.
Daſs man den Schweiſsöfen für verschiedene Eisensorten ver- schiedene entsprechende Formen und Gröſsen gab, bedarf hier nur der Erwähnung. Hinsichtlich des Ausschweiſsens der Draht- und Blechflammen haben wir dies schon früher kennen gelernt.
In einigen Gegenden Belgiens, hauptsächlich in der Provinz Lüttich, und in Frankreich wendete man zum Wärmen des Eisens, besonders der Bleche, eigentümliche, als fours dormants bekannte Öfen an. Sie hatten groſse Ähnlichkeit mit Backöfen, nur daſs die Herdsohle durch einen Rost ersetzt war, der sehr groſs und mit einem niedrigen Gewölbe bedeckt war. Die auſserhalb des Ofens über der Arbeitsthür liegende Esse gestattete das Ausströmen der Flammen und des Rauches, ohne einen Zug zu veranlassen. Sie hatten nur eine Thür, welche zu gleicher Zeit zum Feuern oder Schüren,
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Das Puddeln 1831 bis 1850.
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In Deutschland hatte man, anstatt Luft um den Herd cirkulieren
zu lassen, versucht, die Ofenwände mit Wasser, welches durch den
hohlen Herdkranz cirkulierte, zu kühlen. Die Öfen wurden auf dieselbe
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nach dem Luftstrom zugekehrten Seite eine Röhre angegossen hatten,
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Zoll weit. Auſserdem setzte man den Kanal nicht, wie bei den Luft-
öfen, aus sechs Platten zusammen, sondern man nahm einen im ganzen
gegossenen Kranz als Umgebung des Herdes, weil Dichtigkeit des
Wasserkanals ein Haupterfordernis war.
Im Jahre 1836 waren solche Puddelöfen zu Nachrodt und zu
Oberhausen im Betrieb. Man machte ihnen den Vorwurf, daſs der
Kanal leicht zerspringen und das Wasser dann in den Herd dringen
könne. Allein das Wasser lieſs sich leicht abstellen, und funktionierte
dann der Ofen immer noch als Luftofen.
Die wichtigste Verbesserung im Arbeitsraume des Puddelofens war
die Ersetzung der alten Sandherde durch Schlackenherde, welche
Joseph Hall auf dem Eisenwerk von Bloomfield bei Tipton in
Staffordshire um 1840 zuerst einführte und die sich rasch sowohl in
England als auch auf dem Kontinent ausbreitete und eine vollständige
Umwälzung im Puddelbetrieb herbeiführte.
Um durch Zuführung von kalter Luft unter den Rost den Zug
zu verstärken, führte man unter den Feuerungen der Puddel- und
Schweiſsöfen einen geräumigen Kanal durch, der mit der äuſseren
Luft kommunizierte.
Daſs man den Schweiſsöfen für verschiedene Eisensorten ver-
schiedene entsprechende Formen und Gröſsen gab, bedarf hier nur
der Erwähnung. Hinsichtlich des Ausschweiſsens der Draht- und
Blechflammen haben wir dies schon früher kennen gelernt.
In einigen Gegenden Belgiens, hauptsächlich in der Provinz
Lüttich, und in Frankreich wendete man zum Wärmen des Eisens,
besonders der Bleche, eigentümliche, als fours dormants bekannte
Öfen an. Sie hatten groſse Ähnlichkeit mit Backöfen, nur daſs die
Herdsohle durch einen Rost ersetzt war, der sehr groſs und mit
einem niedrigen Gewölbe bedeckt war. Die auſserhalb des Ofens
über der Arbeitsthür liegende Esse gestattete das Ausströmen der
Flammen und des Rauches, ohne einen Zug zu veranlassen. Sie hatten
nur eine Thür, welche zu gleicher Zeit zum Feuern oder Schüren,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/597>, abgerufen am 22.11.2024.
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