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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Puddeln 1831 bis 1850.
feuerung ohne Rost und ohne künstlichen Wind. Dagegen befand
sich an Stelle der Rostfeuerung ein schachtförmiger Raum A, Fig. 205,
der unten bis zur Höhe von 6 bis 12 Zoll unter der Feuerbrücke mit
Kohlenlösche gefüllt, nach oben aber offen war. Oben, etwa
1 Fuss unter dem Rande, hatte dieser Schacht an den beiden kürzeren
Seiten einen Absatz, so dass der obere Teil um je einen Zoll breiter
war als der untere. Dieser Aufsatz diente zur Auflagerung der Holz-
scheite, welche dadurch einen Rost bildeten, der sich aber oberhalb
der Feuerbrücke befand. Die Verbrennung erfolgte von oben nach
unten. Die halbverbrannten Scheite fielen auf den Löscheboden, wo
sie vollständig verbrannten. Das Aufgeben neuer Scheite geschah
bequem von oben mit der Hand, da der starke Zug der Esse Flamme
und Luft nach unten drückte. Diese Pultfeuerung war natürlich nur
für Holzscheite anwendbar, hierfür bot sie aber vor der gewöhn-
lichen Rostfeuerung entschiedene Vorzüge dar.

[Abbildung] Fig. 205.

Eine andere Neuerung, welche den Bau der Puddelöfen beein-
flusste, waren die Vorglühherde, die man namentlich gern bei
Holzfeuerung und Gasöfen anbrachte und überhaupt da, wo Brenn-
materialersparnis eine wichtige Rolle spielte. Wir haben gesehen,
dass man sich namentlich in Österreich vielfach damit begnügte, den
unteren Raum der Esse selbst als Vorwärmeraum zu benutzen. Besser
war es aber, besondere Vorglühherde zwischen Esse und Puddelofen
anzubringen; dadurch entstanden die Öfen mit doppelten Her-
den
1). Bei diesen diente der Herd an der Feuerbrücke zum Pud-
deln, der an der Esse zum Glühen des Roheisens.

Diese Öfen sind also zu unterscheiden von dem oben erwähnten
doppelten Ofen zu Neuberg, bei dem zwei Puddelherde hinterein-
ander lagen. Schon um 1830 hatte man zu Chatillon bei Paris
Puddelöfen mit zwei Herden; auf dem einen wurde das Roheisen

1) Ein solcher von Boulogne, Departement Haute-Marne, ist von Le Blanc
und Walter, II, Tab. 14, abgebildet.

Das Puddeln 1831 bis 1850.
feuerung ohne Rost und ohne künstlichen Wind. Dagegen befand
sich an Stelle der Rostfeuerung ein schachtförmiger Raum A, Fig. 205,
der unten bis zur Höhe von 6 bis 12 Zoll unter der Feuerbrücke mit
Kohlenlösche gefüllt, nach oben aber offen war. Oben, etwa
1 Fuſs unter dem Rande, hatte dieser Schacht an den beiden kürzeren
Seiten einen Absatz, so daſs der obere Teil um je einen Zoll breiter
war als der untere. Dieser Aufsatz diente zur Auflagerung der Holz-
scheite, welche dadurch einen Rost bildeten, der sich aber oberhalb
der Feuerbrücke befand. Die Verbrennung erfolgte von oben nach
unten. Die halbverbrannten Scheite fielen auf den Löscheboden, wo
sie vollständig verbrannten. Das Aufgeben neuer Scheite geschah
bequem von oben mit der Hand, da der starke Zug der Esse Flamme
und Luft nach unten drückte. Diese Pultfeuerung war natürlich nur
für Holzscheite anwendbar, hierfür bot sie aber vor der gewöhn-
lichen Rostfeuerung entschiedene Vorzüge dar.

[Abbildung] Fig. 205.

Eine andere Neuerung, welche den Bau der Puddelöfen beein-
fluſste, waren die Vorglühherde, die man namentlich gern bei
Holzfeuerung und Gasöfen anbrachte und überhaupt da, wo Brenn-
materialersparnis eine wichtige Rolle spielte. Wir haben gesehen,
daſs man sich namentlich in Österreich vielfach damit begnügte, den
unteren Raum der Esse selbst als Vorwärmeraum zu benutzen. Besser
war es aber, besondere Vorglühherde zwischen Esse und Puddelofen
anzubringen; dadurch entstanden die Öfen mit doppelten Her-
den
1). Bei diesen diente der Herd an der Feuerbrücke zum Pud-
deln, der an der Esse zum Glühen des Roheisens.

Diese Öfen sind also zu unterscheiden von dem oben erwähnten
doppelten Ofen zu Neuberg, bei dem zwei Puddelherde hinterein-
ander lagen. Schon um 1830 hatte man zu Chatillon bei Paris
Puddelöfen mit zwei Herden; auf dem einen wurde das Roheisen

1) Ein solcher von Boulogne, Departement Haute-Marne, ist von Le Blanc
und Walter, II, Tab. 14, abgebildet.
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[576/0592] Das Puddeln 1831 bis 1850. feuerung ohne Rost und ohne künstlichen Wind. Dagegen befand sich an Stelle der Rostfeuerung ein schachtförmiger Raum A, Fig. 205, der unten bis zur Höhe von 6 bis 12 Zoll unter der Feuerbrücke mit Kohlenlösche gefüllt, nach oben aber offen war. Oben, etwa 1 Fuſs unter dem Rande, hatte dieser Schacht an den beiden kürzeren Seiten einen Absatz, so daſs der obere Teil um je einen Zoll breiter war als der untere. Dieser Aufsatz diente zur Auflagerung der Holz- scheite, welche dadurch einen Rost bildeten, der sich aber oberhalb der Feuerbrücke befand. Die Verbrennung erfolgte von oben nach unten. Die halbverbrannten Scheite fielen auf den Löscheboden, wo sie vollständig verbrannten. Das Aufgeben neuer Scheite geschah bequem von oben mit der Hand, da der starke Zug der Esse Flamme und Luft nach unten drückte. Diese Pultfeuerung war natürlich nur für Holzscheite anwendbar, hierfür bot sie aber vor der gewöhn- lichen Rostfeuerung entschiedene Vorzüge dar. [Abbildung Fig. 205.] Eine andere Neuerung, welche den Bau der Puddelöfen beein- fluſste, waren die Vorglühherde, die man namentlich gern bei Holzfeuerung und Gasöfen anbrachte und überhaupt da, wo Brenn- materialersparnis eine wichtige Rolle spielte. Wir haben gesehen, daſs man sich namentlich in Österreich vielfach damit begnügte, den unteren Raum der Esse selbst als Vorwärmeraum zu benutzen. Besser war es aber, besondere Vorglühherde zwischen Esse und Puddelofen anzubringen; dadurch entstanden die Öfen mit doppelten Her- den 1). Bei diesen diente der Herd an der Feuerbrücke zum Pud- deln, der an der Esse zum Glühen des Roheisens. Diese Öfen sind also zu unterscheiden von dem oben erwähnten doppelten Ofen zu Neuberg, bei dem zwei Puddelherde hinterein- ander lagen. Schon um 1830 hatte man zu Chatillon bei Paris Puddelöfen mit zwei Herden; auf dem einen wurde das Roheisen 1) Ein solcher von Boulogne, Departement Haute-Marne, ist von Le Blanc und Walter, II, Tab. 14, abgebildet.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/592>, abgerufen am 18.06.2024.