Die Anwendung der Hochofengase führte zur Erzeugung und Ver- wendung der Generatorgase. Die Hochofengase hatten mancherlei Nachteile. Traten Störungen im Hochofenbetriebe ein, so hatte man entweder kein Gas oder zu wenig. Schon die regelmässigen Arbeiten im Gestell und das Abstechen brachten Unterbrechungen im Betrieb der Gasöfen hervor, die namentlich für den Puddelbetrieb sehr nach- teilig sein konnten. Musste der Hochofen ausser Betrieb gesetzt und neu zugestellt werden, so lagen auch die Gaspuddelöfen kalt. Dieser Umstand hatte schon Faber du Faur veranlasst, besondere Gas- erzeugungsöfen als Reserven zu errichten.
Auf der neu erbauten Mariahütte bei Zwickau setzte man 1843, als der Hochofen ausgeblasen werden musste, das Gaspuddeln mit Generatorgasen fort. Dieses Verfahren bewährte sich so sehr, dass man bald dazu überging, Gaspuddelöfen unabhängig von den Hochöfen zu bauen, welche ihr Gas nur aus besonderen Gaserzeugungsöfen er- hielten. Die Generatorgase, welche eine grössere Heizkraft entwickelten, erwiesen sich als viel wirkungsvoller zum Puddeln und Schweissen, als die Hochofengase, und deshalb dauerte es gar nicht lange, dass sie die Verwendung letzterer zu diesem Zwecke ganz verdrängten. So geschah es selbst zu Wasseralfingen. Dort war nach dem Wiederaufbau des Wilhelmsofens und nach Herstellung eines Luppenwalzwerkes am 19. März 1843 wieder angefangen worden, mit Hochofengasen zu puddeln. Den 23. März 1844 wurden die ersten Versuche mit einem Generator für Holzkohlenklein (später für Torf) unternommen, dessen Gase den Hochofengasen zugeführt wurden, wenn sich letztere infolge von Betriebsstörungen beim Hochofen für den Gasbetrieb als unzureichend erwiesen, nochmals aber auch allein verwendet wurden.
Das Ergebnis an Puddelluppen betrug
im Etatsjahr 1842/43 1363 Ctr. ausschliesslich mit Hochofengasen,
" " 1843/44
5008 " mit Hochofengasen,
266 " mit Generatorgasen erzeugt,
" " 1844/45 wurden keine Hochofengase mehr verwendet,
dagegen wurden vom 1. Juli 1844 bis 1. Januar 1845
noch 1339 Ctr. mit Generatorgasen aus Kleinkohlen
und 333 " " " " Torf
an Puddelluppen erzeugt.
Fig. 197 (a. f. S.) zeigt den mit Hochofengasen betriebenen Puddel- ofen der Ludwigshütte in Hessen-Darmstadt 1).
1) Siehe Annales des mines, 4. Serie, V, Tab. IX, Fig. 4, S. 457.
Das Puddeln 1831 bis 1850.
Die Anwendung der Hochofengase führte zur Erzeugung und Ver- wendung der Generatorgase. Die Hochofengase hatten mancherlei Nachteile. Traten Störungen im Hochofenbetriebe ein, so hatte man entweder kein Gas oder zu wenig. Schon die regelmäſsigen Arbeiten im Gestell und das Abstechen brachten Unterbrechungen im Betrieb der Gasöfen hervor, die namentlich für den Puddelbetrieb sehr nach- teilig sein konnten. Muſste der Hochofen auſser Betrieb gesetzt und neu zugestellt werden, so lagen auch die Gaspuddelöfen kalt. Dieser Umstand hatte schon Faber du Faur veranlaſst, besondere Gas- erzeugungsöfen als Reserven zu errichten.
Auf der neu erbauten Mariahütte bei Zwickau setzte man 1843, als der Hochofen ausgeblasen werden muſste, das Gaspuddeln mit Generatorgasen fort. Dieses Verfahren bewährte sich so sehr, daſs man bald dazu überging, Gaspuddelöfen unabhängig von den Hochöfen zu bauen, welche ihr Gas nur aus besonderen Gaserzeugungsöfen er- hielten. Die Generatorgase, welche eine gröſsere Heizkraft entwickelten, erwiesen sich als viel wirkungsvoller zum Puddeln und Schweiſsen, als die Hochofengase, und deshalb dauerte es gar nicht lange, daſs sie die Verwendung letzterer zu diesem Zwecke ganz verdrängten. So geschah es selbst zu Wasseralfingen. Dort war nach dem Wiederaufbau des Wilhelmsofens und nach Herstellung eines Luppenwalzwerkes am 19. März 1843 wieder angefangen worden, mit Hochofengasen zu puddeln. Den 23. März 1844 wurden die ersten Versuche mit einem Generator für Holzkohlenklein (später für Torf) unternommen, dessen Gase den Hochofengasen zugeführt wurden, wenn sich letztere infolge von Betriebsstörungen beim Hochofen für den Gasbetrieb als unzureichend erwiesen, nochmals aber auch allein verwendet wurden.
Das Ergebnis an Puddelluppen betrug
im Etatsjahr 1842/43 1363 Ctr. ausschlieſslich mit Hochofengasen,
„ „ 1843/44
5008 „ mit Hochofengasen,
266 „ mit Generatorgasen erzeugt,
„ „ 1844/45 wurden keine Hochofengase mehr verwendet,
dagegen wurden vom 1. Juli 1844 bis 1. Januar 1845
noch 1339 Ctr. mit Generatorgasen aus Kleinkohlen
und 333 „ „ „ „ Torf
an Puddelluppen erzeugt.
Fig. 197 (a. f. S.) zeigt den mit Hochofengasen betriebenen Puddel- ofen der Ludwigshütte in Hessen-Darmstadt 1).
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Das Puddeln 1831 bis 1850.
Die Anwendung der Hochofengase führte zur Erzeugung und Ver-
wendung der Generatorgase. Die Hochofengase hatten mancherlei
Nachteile. Traten Störungen im Hochofenbetriebe ein, so hatte man
entweder kein Gas oder zu wenig. Schon die regelmäſsigen Arbeiten
im Gestell und das Abstechen brachten Unterbrechungen im Betrieb
der Gasöfen hervor, die namentlich für den Puddelbetrieb sehr nach-
teilig sein konnten. Muſste der Hochofen auſser Betrieb gesetzt und
neu zugestellt werden, so lagen auch die Gaspuddelöfen kalt. Dieser
Umstand hatte schon Faber du Faur veranlaſst, besondere Gas-
erzeugungsöfen als Reserven zu errichten.
Auf der neu erbauten Mariahütte bei Zwickau setzte man 1843,
als der Hochofen ausgeblasen werden muſste, das Gaspuddeln mit
Generatorgasen fort. Dieses Verfahren bewährte sich so sehr, daſs
man bald dazu überging, Gaspuddelöfen unabhängig von den Hochöfen
zu bauen, welche ihr Gas nur aus besonderen Gaserzeugungsöfen er-
hielten. Die Generatorgase, welche eine gröſsere Heizkraft entwickelten,
erwiesen sich als viel wirkungsvoller zum Puddeln und Schweiſsen, als
die Hochofengase, und deshalb dauerte es gar nicht lange, daſs sie die
Verwendung letzterer zu diesem Zwecke ganz verdrängten. So geschah
es selbst zu Wasseralfingen. Dort war nach dem Wiederaufbau
des Wilhelmsofens und nach Herstellung eines Luppenwalzwerkes am
19. März 1843 wieder angefangen worden, mit Hochofengasen zu puddeln.
Den 23. März 1844 wurden die ersten Versuche mit einem Generator
für Holzkohlenklein (später für Torf) unternommen, dessen Gase
den Hochofengasen zugeführt wurden, wenn sich letztere infolge von
Betriebsstörungen beim Hochofen für den Gasbetrieb als unzureichend
erwiesen, nochmals aber auch allein verwendet wurden.
Das Ergebnis an Puddelluppen betrug
im Etatsjahr 1842/43 1363 Ctr. ausschlieſslich mit Hochofengasen,
„ „ 1843/44 5008 „ mit Hochofengasen,
266 „ mit Generatorgasen erzeugt,
„ „ 1844/45 wurden keine Hochofengase mehr verwendet,
dagegen wurden vom 1. Juli 1844 bis 1. Januar 1845
noch 1339 Ctr. mit Generatorgasen aus Kleinkohlen
und 333 „ „ „ „ Torf
an Puddelluppen erzeugt.
Fig. 197 (a. f. S.) zeigt den mit Hochofengasen betriebenen Puddel-
ofen der Ludwigshütte in Hessen-Darmstadt 1).
1) Siehe Annales des mines, 4. Serie, V, Tab. IX, Fig. 4, S. 457.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/585>, abgerufen am 22.11.2024.
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