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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
Dresdener Bahn in den Jahren 1837 und 1838 fertiggestellt wurde.
Die erste Teilstrecke Leipzig-Althen war am 24. April 1837 eröffnet
worden. 1838 wurde die erste Eisenbahnstrecke in Preussen er-
öffnet. Es war dies die Berlin-Potsdamer Bahn, welche am 29. Ok-
tober dem Verkehr übergeben wurde. In demselben Jahre wurden am
1. Dezember die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel, und am 20. De-
zember die erste Teilstrecke der Bergisch-Märkischen Bahn, Düssel-
dorf-Erkrath, dem Betrieb übergeben. Am 29. Juni 1839 folgte die
Strecke Magdeburg-Schönebeck der Magdeburg-Leipziger Bahn und am
2. August Köln-Müngersdorf der Rheinischen Bahn. Am 1. September
1839 wurde München-Lochhausen, das erste Stück der baierischen
Staatsbahn, und am 26. September die erste Strecke der nassauischen
Taunusbahn, Frankfurt-Höchst, eröffnet.

Die Bahnlängen der deutschen Eisenbahnen ohne Österreich be-
trugen am Jahresschluss 1835 6 km, 1837 21 km, 1838 139,5 km, 1839
239,6 km, 1840 468,9 km, 1841 683,4 km, 1842 931 km, 1843 1311,3 km,
1844 1751,9 km, 1845 2142,8 km, 1846 3280,9 km, 1847 4306,3 km, 1848
4989,4 km, 1849 5443 km, 1850 6142,8 km.

Österreich kann sich von allen Staaten des Kontinents der
ersten Eisenbahnen rühmen, allerdings nicht mit Dampf-, sondern
mit Pferdebetrieb. Der thätige Ritter Franz von Gerstner war es,
der die Anregung zur Erbauung der Bahn Linz-Budweis im Jahre
1825 gab; hiervon wurde die Strecke Budweis-Kerschbaum (64,5 km)
im September 1828 und die Strecke Kerschbaum-Linz (66,4 km) am
1. August 1832 eröffnet. Sie gehörte der Elisabethbahn-Gesellschaft.
1830 wurde die Pferdebahn Prag-Lana fertiggestellt und die Linie
Linz-Gmunden in den Jahren 1834 bis 1836 erbaut. Die erste Lo-
komotivbahn baute die Kaiser-Ferdinand-Nordbahngesellschaft von
Wien nach Brünn 1836 bis 1839; hiervon wurde die erste Teilstrecke
Floridsdorf-Wagram am 23. November 1837 eröffnet. Mit den genannten
Pferdebahnlinien, die nach und nach in Lokomotivbahnen umge-
wandelt wurden, betrug Ende 1840 die Länge der österreichischen
Eisenbahnen 426,4 km. Von dieser Zeit an ging der Eisenbahnbau
etwas rascher voran, namentlich auf der grossen Linie Wien-Triest.

Ende 1845 betrug die Länge der österreichischen Bahnlinien
1058 km, Ende 1846 1354,4 km, 1847 1632 km, 1848 1674,3 km, 1849
1929,6 km, 1850 2214,2 km. -- Im Vergleich mit Deutschland blieb
Österreich in dieser Zeit beträchtlich zurück.

In Frankreich hatten sich die Verhältnisse in ganz ähnlicher
Weise entwickelt. Auch hier hatte man schon in den 20er Jahren

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Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
Dresdener Bahn in den Jahren 1837 und 1838 fertiggestellt wurde.
Die erste Teilstrecke Leipzig-Althen war am 24. April 1837 eröffnet
worden. 1838 wurde die erste Eisenbahnstrecke in Preuſsen er-
öffnet. Es war dies die Berlin-Potsdamer Bahn, welche am 29. Ok-
tober dem Verkehr übergeben wurde. In demselben Jahre wurden am
1. Dezember die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel, und am 20. De-
zember die erste Teilstrecke der Bergisch-Märkischen Bahn, Düssel-
dorf-Erkrath, dem Betrieb übergeben. Am 29. Juni 1839 folgte die
Strecke Magdeburg-Schönebeck der Magdeburg-Leipziger Bahn und am
2. August Köln-Müngersdorf der Rheinischen Bahn. Am 1. September
1839 wurde München-Lochhausen, das erste Stück der baierischen
Staatsbahn, und am 26. September die erste Strecke der nassauischen
Taunusbahn, Frankfurt-Höchst, eröffnet.

Die Bahnlängen der deutschen Eisenbahnen ohne Österreich be-
trugen am Jahresschluſs 1835 6 km, 1837 21 km, 1838 139,5 km, 1839
239,6 km, 1840 468,9 km, 1841 683,4 km, 1842 931 km, 1843 1311,3 km,
1844 1751,9 km, 1845 2142,8 km, 1846 3280,9 km, 1847 4306,3 km, 1848
4989,4 km, 1849 5443 km, 1850 6142,8 km.

Österreich kann sich von allen Staaten des Kontinents der
ersten Eisenbahnen rühmen, allerdings nicht mit Dampf-, sondern
mit Pferdebetrieb. Der thätige Ritter Franz von Gerstner war es,
der die Anregung zur Erbauung der Bahn Linz-Budweis im Jahre
1825 gab; hiervon wurde die Strecke Budweis-Kerschbaum (64,5 km)
im September 1828 und die Strecke Kerschbaum-Linz (66,4 km) am
1. August 1832 eröffnet. Sie gehörte der Elisabethbahn-Gesellschaft.
1830 wurde die Pferdebahn Prag-Lana fertiggestellt und die Linie
Linz-Gmunden in den Jahren 1834 bis 1836 erbaut. Die erste Lo-
komotivbahn baute die Kaiser-Ferdinand-Nordbahngesellschaft von
Wien nach Brünn 1836 bis 1839; hiervon wurde die erste Teilstrecke
Floridsdorf-Wagram am 23. November 1837 eröffnet. Mit den genannten
Pferdebahnlinien, die nach und nach in Lokomotivbahnen umge-
wandelt wurden, betrug Ende 1840 die Länge der österreichischen
Eisenbahnen 426,4 km. Von dieser Zeit an ging der Eisenbahnbau
etwas rascher voran, namentlich auf der groſsen Linie Wien-Triest.

Ende 1845 betrug die Länge der österreichischen Bahnlinien
1058 km, Ende 1846 1354,4 km, 1847 1632 km, 1848 1674,3 km, 1849
1929,6 km, 1850 2214,2 km. — Im Vergleich mit Deutschland blieb
Österreich in dieser Zeit beträchtlich zurück.

In Frankreich hatten sich die Verhältnisse in ganz ähnlicher
Weise entwickelt. Auch hier hatte man schon in den 20er Jahren

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[547/0563] Die Eisenbahnen 1831 bis 1850. Dresdener Bahn in den Jahren 1837 und 1838 fertiggestellt wurde. Die erste Teilstrecke Leipzig-Althen war am 24. April 1837 eröffnet worden. 1838 wurde die erste Eisenbahnstrecke in Preuſsen er- öffnet. Es war dies die Berlin-Potsdamer Bahn, welche am 29. Ok- tober dem Verkehr übergeben wurde. In demselben Jahre wurden am 1. Dezember die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel, und am 20. De- zember die erste Teilstrecke der Bergisch-Märkischen Bahn, Düssel- dorf-Erkrath, dem Betrieb übergeben. Am 29. Juni 1839 folgte die Strecke Magdeburg-Schönebeck der Magdeburg-Leipziger Bahn und am 2. August Köln-Müngersdorf der Rheinischen Bahn. Am 1. September 1839 wurde München-Lochhausen, das erste Stück der baierischen Staatsbahn, und am 26. September die erste Strecke der nassauischen Taunusbahn, Frankfurt-Höchst, eröffnet. Die Bahnlängen der deutschen Eisenbahnen ohne Österreich be- trugen am Jahresschluſs 1835 6 km, 1837 21 km, 1838 139,5 km, 1839 239,6 km, 1840 468,9 km, 1841 683,4 km, 1842 931 km, 1843 1311,3 km, 1844 1751,9 km, 1845 2142,8 km, 1846 3280,9 km, 1847 4306,3 km, 1848 4989,4 km, 1849 5443 km, 1850 6142,8 km. Österreich kann sich von allen Staaten des Kontinents der ersten Eisenbahnen rühmen, allerdings nicht mit Dampf-, sondern mit Pferdebetrieb. Der thätige Ritter Franz von Gerstner war es, der die Anregung zur Erbauung der Bahn Linz-Budweis im Jahre 1825 gab; hiervon wurde die Strecke Budweis-Kerschbaum (64,5 km) im September 1828 und die Strecke Kerschbaum-Linz (66,4 km) am 1. August 1832 eröffnet. Sie gehörte der Elisabethbahn-Gesellschaft. 1830 wurde die Pferdebahn Prag-Lana fertiggestellt und die Linie Linz-Gmunden in den Jahren 1834 bis 1836 erbaut. Die erste Lo- komotivbahn baute die Kaiser-Ferdinand-Nordbahngesellschaft von Wien nach Brünn 1836 bis 1839; hiervon wurde die erste Teilstrecke Floridsdorf-Wagram am 23. November 1837 eröffnet. Mit den genannten Pferdebahnlinien, die nach und nach in Lokomotivbahnen umge- wandelt wurden, betrug Ende 1840 die Länge der österreichischen Eisenbahnen 426,4 km. Von dieser Zeit an ging der Eisenbahnbau etwas rascher voran, namentlich auf der groſsen Linie Wien-Triest. Ende 1845 betrug die Länge der österreichischen Bahnlinien 1058 km, Ende 1846 1354,4 km, 1847 1632 km, 1848 1674,3 km, 1849 1929,6 km, 1850 2214,2 km. — Im Vergleich mit Deutschland blieb Österreich in dieser Zeit beträchtlich zurück. In Frankreich hatten sich die Verhältnisse in ganz ähnlicher Weise entwickelt. Auch hier hatte man schon in den 20er Jahren 35*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/563>, abgerufen am 26.06.2024.